Oberhausen, Rheinland

Mormon Deutsch Gottfried Rolf FischerMein Name ist Gottfried Rolf Fischer. Ich wurde am 12. Oktober 1936 in Oberhausen Rheinland, Dellwiger Str.11, als sechstes Kind –als fünfter Sohn des Metzgers: Joseph Fischer geboren 5 Januar 1898 in Koblenz am Rhein, und seiner Ehefrau Helene Auguste Guddat geboren 29 August 1898 in Kaukehmen, Ostpreußen. Meine Mutter war vor dieser Ehe schon einmal verheiratet mit einem Johann Johannes Petersen. Dieser war verschollen. Zwischenzeitlich lernte meine Mutter meinen Vater kennen und aus dieser Verbindung wurde dann ein Mädchen geboren am 26. Dezember 1920. Da die Ehe mit dem Herrn Petersen noch nicht geschieden war, bekam das Mädchen den Namen Hildegard Petersen. Der Zeuger war aber Joseph Fischer. Meine Mutter bekam dann später die Nachricht, dass der Herr Petersen am 3. April 1920 in Oberhausen gestorben war. Da die erste Ehe noch nicht annulliert war, aber zwischendurch schon meine Brüder Ernst Hermann geboren am 21 Dezember 1921 in Oberhausen/Rheinland und Erwin Erich geboren am 24 Juli 1923 in Labben, Niederung, Ostpreußen konnten sie den Namen Fischer tragen. Nach der Annullierung der ersten Ehe heiratete mein Vater meine Mutter am 3. Januar 1926 in Oberhausen/Rheinland. Danach wurde dann mein Bruder Walter Rudolf am 9.Juli 1926 in Oberhausen/Rheinland geboren und er starb nach 2½ Jahren durch eine Geschwulst im Bauch am 11. Dezember 1928 in Oberhausen. Am 27. Februar 1931 wurde mein Bruder Horst Joseph in Oberhausen geboren. Dann kam ich wie oben angegeben zur Welt. Meine Mutter sagte mir später, dass die Hebamme so begeistert von mir war und zu ihr sprach „Er sieht so friedlich aus wie ein kleiner Gott, wollen sie ihn nicht Gottfried nennen?“ — So gewünscht, so getan. Als Erinnerung an den verstorbenen Rolf bekam ich seinen Namen als Zweitnamen. Da ich aber ursprünglich ein Mädchen sein sollte, bekam ich den Spitznamen Friedel. Überall war ich nun als Friedel bekannt. Gottfried stand nur auf dem Papier. Ich bekam auch eine kleine Schürze, sodass ich zuhause wie ein Mädchen behandelt wurde.

Meine Kindheit verbrachte ich auf der Dellwiger Str. 11 in Oberhausen. 1941 fuhren wir, in Ferien, meine Mutter, mein Bruder Horst und ich, sechs Wochen nach Tilsit in Ostpreußen, wo meine Großmutter Ida Guddat wohnte. Ernst und Erwin waren schon in den zweiten Weltkrieg eingezogen worden. Es war eine schöne Zeit in Ostpreußen. Wir waren auch in Kaukehmen, wie ich noch in Erinnerung habe bin ich zum Russstrom angeln gegangen, wo ich Plötze gefangen habe. Horst und ich, wir hatten uns Stöcke geschnitzt, vorne ziemlich spitz, mit denen wir immer warfen. Bei einem Wurf hatte Horst ein Huhn getroffen, das sofort tot war. Was sollten wir nun tun? Horst hatte die Idee das Huhn in das Moor zu drücken. Am nächsten Tag fragte uns Gerda, meine spätere Schwägerin die unseren Ernst 1945 heiratete, ob wir ein bestimmtes Huhn gesehen hätten? Natürlich hatten wir es gesehen, aber wir schwiegen. Da das Moor arbeitet, war das Huhn einige Tage später wieder an der Oberfläche und Gerda hatte es gesehen. Es war uns sehr peinlich und wir mussten eingestehen, was wir gemacht hatten. Sie war nicht böse, sagte nur: „Wenn ihr das Huhn gebracht hättet, dann hätten wir noch eine schöne Hühnersuppe machen können.“

Als wir wieder in Oberhausen waren begannen heftige Bombenangriffe. Wir wohnten gleich am Hüttenwerk Oberhausen und an der Eisenbahnstrecke die von Süddeutschland nach Norddeutschland führte. Etwa hundert Meter von unserem Haus entfernt war ein Berg, der aus Schlackenmaterial bestand, dass man aus der Kohlenzeche herausgefördert hatte. Auf diesem Berg hatte das Militär eine Vierlingflack aufgebaut, mit der sie die angreifenden feindliche Flugzeuge unter Beschuss nahmen. Wir konnten auch einige Abschüsse sehen. Ich habe ein Flugzeug gesehen, das sich in die Erde gebohrt hatte, in dem in der Pilotenkanzel noch zwei Tote Piloten saßen. Ich wurde 1942 eingeschult, konnte aber nur ein Jahr durchgehend die Schule besuchen. Danach hielten wir uns fast nur noch im Schutzbunker auf, der als Stollen in einen Schlackenberg getrieben war. Dieser war aus den Schlacken der Eisenverhüttung entstanden, darum war es in diesem Bunker auch so angenehm warm, dass keine zusätzliche Heizung benötigt wurde. Die Bombenangriffe wurden immer stärker.

Bei unserem Haus floss ein kleiner Wassergraben, der bei Hochwasser ungefähr 1,50 Meter tief war. Ich spielte mit einem Stock am Wasser, als ich plötzlich abrutschte und ins Wasser fiel. Mit einer Hand konnte ich mich an einem Grasbüschel festhalten. Da ich nicht schwimmen konnte, weiß ich heute noch nicht, wie ich da herausgekommen bin, die Hand Gottes war wohl mit im Spiel, mein Leben war noch nicht am Ende. Meine Eltern waren nicht zuhause, und so hatte ich mich unter meinem Bett, so nass wie ich war, versteckt. Als meine Mutter nachhause kam, sah sie die Wasserspur, verfolgte sie und fand mich halberfroren unter meinem Bett. Schnell ausziehen, trockene Sachen anziehen und aufwärmen. Sie war froh, nachdem ich ihr alles erzählt hatte, dass ich noch am Leben war.

Ich hatte eine wunderbare Kinderzeit bei meinen Eltern. Weihnachten 1943 hatte meine Mutter die Bescherung gemacht, sie hatte sich als Weihnachtsmann verkleidet, und war dann wieder in normaler Kleidung erschienen. Wir freuten uns über unsere Geschenke. Ich bekam immer dasselbe, ein Pferdestall mit einem Pferdewagen und zwei geschnitzte Pferde. Im November waren diese Sachen immer verschwunden. Mein Vater hat sie dann bis Weihnachten überholt, neu gestrichen und Weihnachten waren sie als Geschenk wieder da. Plötzlich war ein Gepolter an der Haustür und meine Mutter sagte, jetzt kommt noch ein Weihnachtsmann zu uns. Sie öffnete die Tür und da stand mein Bruder Ernst in voller Marschausrüstung in Militärzeug, vor der Brust hielt er den Karabiner und auf dem Rücken der große Rucksack. Er trug eine Brille, mit der wir ihn noch nie gesehen hatten. Meine Mutter hatte ihn nicht erkannt, erst als er sie ansprach erkannte sie ihn. Er war aus Russland auf Heimaturlaub gekommen. Dass war das schönste Weihnachten, dass ich erlebte.

Mein Vater hatte mich in handwerklichen Arbeiten gut unterwiesen. Ich wollte auch alles wissen, was mir später im Leben zugutekam. Wir hatten einen kleinen Gemüsegarten, wodurch ich auch die Gartenarbeit kennen gelernt habe.

1944 wurde unser Haus durch Bomben getroffen und total zerstört. Da die Soldaten vom Schlackenberg abgezogen waren, nahmen wir unsere wenigen Habseligkeiten und zogen in die Flackbaracken. Mein Vater hatte für Silvester 1944/45 einen Braten gekauft und schon in einem großen Bratentopf, der aus Gusseisen war, gefüllt, damit er am nächsten Tag gebraten werden konnte. In dieser Nacht trafen zwei Brandbomben unsere Baracke und alles ging in Flammen auf. Die Nachbarn hatten uns im Bunker, in dem wir uns manchmal tagelang aufhielten, darauf aufmerksam gemacht, dass unsre Baracke in Flammen aufgegangen sei. Alle unsere letzten Habseligkeiten waren verbrannt. Als wir am nächsten Tag die Asche durchwühlten fanden wir den Brater. Das Fleisch war gar und wir konnten ihn noch essen. Die Nachbarn im Schutzbunker halfen uns, und jeder gab uns, was er entbehren konnte .Wir nahmen uns eine leerstehende Baracke und brachten die Kleinigkeiten dort unter.

Da unser Schutzbunker gleich an einem Hüttenwerk lag, waren wir unter ständigem Beschuss der Angreifer. Ein vorbeifahrender Urlauberzug wurde von den Bomben voll getroffen und ging in Flammen auf. Ich konnte sehen wie der Lockführer bei lebendigem Leibe verbrannte. Sein Schreien werde ich nie vergessen. Viele Schwerverletzte Soldaten brachte man in den Schutzbunker, die hier durch das Rote Kreuz behandelt wurden. Bei einem Soldaten war die ganze Schädeldecke abgetrennt, sodass das Gehirn sichtbar frei lag. Er ist kurz nachdem er fragte, ob er bald zuhause sei, gestorben.

Bei einem Voralarm verließ ich schon die Baracke, in der wir eine Notunterkunft gefunden hatten, und wollte zum Schutzbunker. Ich war nur ein kurzes Stück gegangen, da wurde ich von einem Tiefflieger angegriffen, der mich beschoss. Er nahm wohl an, dass ich ein Soldat wäre. Ich war nicht getroffen und rannte so schnell ich konnte. Den Berg rollte ich runter und dann rannte ich auf der Strasse weiter. Das Flugzeug hatte gewendet und nahm mich weiter unter Beschuss. Die Splitter der aufschlagenden Geschosse beschädigten aber nur meine Haut. Ich kam im Schutzbunker an und brach sofort durch Überanstrengung zusammen. Drei Tage lag ich im Koma. Die deutschen Ärzte hatten keine Medikamente mehr. Im hinteren Teil des Schutzbunkers befanden sich Gefangene, die von einem italienischen Arzt betreut wurden. Dorthin brachte man mich und er behandelte mich mit Herzmittel. Hier lag ich dann einige Wochen, bis die Amerikaner 1945 einmarschierten und das Land besetzten. Dann wurde ich in das evangelische Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose: Herzfehler, doppelseitige Lungenentzündung und Krätze an beiden Händen. Ich lag mehrere Monate im Krankenhaus.

1947 ging es wieder in die Schule mit der ich nur schlecht zurechtkam. Altersmäßig war ich richtig eingeschult, aber mir fehlten drei Schuljahre. Ich musste alles nachholen. So manche Träne habe ich vergossen, weil ich nicht immer mitkam. Da mein Herz immer noch nicht in Ordnung war, kam ich 1948 sechs Wochen zur Kur auf die Insel Norderney. Da ich bei meiner Mutter das Stopfen der Strümpfe gelernt hatte, durfte ich für die Anderen, die mit zur Kur waren, die Strümpfe stopfen und dadurch abends länger aufbleiben, Radio hören und sonstige Dinge miterleben. Von dem Herzfehler und der Lungenentzündung ist nichts zurückgeblieben.

Gleich nach Ende des Krieges bekamen wir eine Zweizimmerwohnung in der Essener Str. 232 in Oberhausen, wieder gleich am Hüttenwerk. Mein Vater hatte eine Zeitlang in der Grubenzeche vor Steinkohle als Hauer gearbeitet. Beim Hüttenwerk suchten sie Maurer für die Wiederherstellung der Häuser. Er meldete sich und wurde auch angenommen. Wir Kinder holten uns aus den zerbombten Häusern, die noch guten Ziegelsteine, säuberten sie mit einem kleinen Beil vom Putzmörtel und verkauften sie zu hunderten und tausenden an die Bauunternehmer. So verdienten wir uns etwas Geld nebenbei. Ich nutzte die Möglichkeiten in den zerbombten Häusern herumzuklettern.

Wir wohnten in der 3. Etage und so benutzte ich oft das Treppengeländer als Rutschbahn. Im Herbst 1949 blieb ich bei einer Rutschtour mit dem Fuß in den Sprossen hängen und stürzte dabei hinunter. Als ich wieder wach wurde, lag ich im Krankenhaus mit verletztem Kinn und einer Gehirnerschütterung, zwei Wochen Krankenhausaufenthalt. Das war aber noch nicht genug. Bei einer Klettertour 1950 in unserem Schuppen, fiel ich vom Dachboden auf den Steinboden. Als ich wach wurde lag ich im Krankenhaus mit einem Schlüsselbeinbruch in der linken Schulter, drei Wochen Krankenhausaufenthalt.

Meine Mutter war eine sehr religiöse Frau. Sie hat uns gelehrt: „Mit Gott fang an mit Gott hör auf, dass ist der beste Lebenslauf!“ Zum Essen wurde immer gebetet. Auch abends wenn wir zu Bett gingen wurde gebetet. Es waren immer Standardgebete, wie beim Essen: „Komm Herr Jesus, sei unser Gast und segne was du uns bescheret hast.“ Und abends: „Müde bin ich geh zur Ruh, schließe beide Äuglein zu. Wache über meine Betteleien, denn ich bin noch klein, soll niemand drin wohnen, als Jesus allein.“ Auch das Vaterunser wurde bei bestimmten Anlässen gebetet. Mein Vater war von der Kirche enttäuscht. Er war katholisch und als er meine Mutter heiratete – sie war evangelisch –wurde er von seiner Sippe ausgestoßen. Er trat aus der katholischen Kirche aus und blieb konfessionslos, ließ aber die Kinder durch meine Mutter evangelisch erziehen.

Ungefähr 1947 besuchten uns zwei Männer, ein Elder Scheel und ein Elder Grob, von der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ um uns eine Botschaft zu bringen. Sie fanden bei uns Einlass und besuchten uns jede Woche in unserer Zweizimmerwohnung. Auch mein Vater war begeistert und nahm am Unterricht teil. Die Nachbarn erfuhren davon und wollten auch mehr wissen. Sonntags trafen wir uns in einer Schule. In der Woche wurden bei uns Hausversammlungen abgehalten. Mein Vater räumte das eine Zimmer aus, es wurden Holzkisten aufgestellt und diese dann mit Holzbrettern belegt, damit Bänke entstanden. Diese wurden dann mit Wolldecken überzogen und so waren bis zu 30 Personen bei den Versammlungen anwesend – alles Nachbarn.

Als geeignete Räume gefunden wurden, fanden alle Versammlungen des Sonntags und in der Woche dort statt. Es war soweit, am 3. Oktober 1948 wurden meine Mutter, mein Bruder Horst und Ernst mit seiner Frau Gerda und ich im Hallenbad Oberhausen, nach der Sonntagsschule, getauft .Mich taufte der Älteste Anton Pyta, der auch unser Gemeindepräsident war. Bruder Pyta hatte für mich ein Gedicht geschrieben:

Zu dieser Zeit fanden noch am Sonntagvormittag von 10,00 bis 11,30 Uhr die Sonntagsschule und am Sonntagnachmittag von 17,00 bis 18,30 Uhr die Abendmahlversammlung statt. Die GFV (Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung) fand am Mittwochabend, von 19,00 bis 20,30 Uhr statt. Meine Oma, Ida Guddat, war in Ostpreußen geflüchtet und kam mit 86 Jahren zu uns nach Oberhausen. Sie lernte das Evangelium kennen, bekam ein Zeugnis und ließ sich am 12. Dezember 1948 taufen. Wir hatten gemeinsam eine schöne Zeit, sie war sehr streng aber gerecht. 1951 ist sie gestorben. Mein Opa Hermann Guddat war schon bei einem Besuch in Oberhausen am 13.März 1928 verstorben.

Meine Mutter hatte viele geistige Erlebnisse. Eines Morgens stand sie auf und sagte, die Nachbarin ist heute Nacht gestorben. Wir fragten, woher sie das wisse, sie antwortete: „Sie war heute Nacht an meinem Bett und hat sich verabschiedet.“ — Nicht lange nach dem sie uns das mitteilte kam der Nachbar und teilte uns ebenfalls mit, dass seine Frau letzte Nacht verstorben sei. Ein weiteres Erlebnis hatte sie, als sie des Nachts träumte, dass sie mit mir in einem Zug fuhr, der plötzlich an einem großen Kornfeld hielt. Weißgekleidete Männer öffneten die Tür. Ein junger Mann reichte meiner Mutter die Hand und sagte, Mutter komm bitte heraus. Sie sagte: „Mutter? Wieso, ich kenne Sie nicht!“ Er gab zur Antwort: „Ich bin dein Sohn Walter.“ „Wieso? Walter ist als kleines Kind verstorben.“ Ja“ sagte er „Aber hier sind wir alle groß.“ — Es war wunderbar dort. Meine Mutter sah meinen Vater und meine anderen Geschwister außerhalb des Kornfeldes sitzen. Sie rief, Joseph komm mit den anderen hierher. Aber er gab zur Antwort, wir können nicht. Nach einiger Zeit mussten wir wieder weiter fahren. Meine Mutter bat den Walter doch bleiben zu dürfen, aber er sagte: „Eure Zeit ist noch nicht gekommen!“ — Diesen Traum hatte meine Mutter einige Jahre später wieder. Sie fragte dann den Walter, ob sie jetzt hier bleiben dürfe, „Nein“ — sagte er — „noch nicht“ — aber wenn du das nächste Mal kommst, dann darfst du hier bleiben.

Es ist interessant, mein Vater hatte sich nicht taufen lassen, weil er Probleme mit dem Rauchen hatte, und meine anderen Geschwister und Schwägerin sind wieder aus der Kirche ausgetreten weil sie persönliche Schwierigkeiten hatten. Meine beiden Brüder Ernst und Erwin waren schon sehr früh nach Ende des Krieges aus der Kriegsgefangenschaft gekommen. Sie wohnten kurze Zeit mit in der 2 Zweizimmerwohnung. Sie heiraten und gründeten eine eigene Familie.

Aus der 8. Schulklasse wurde ich 1951 entlassen. Nach Abschluss der Schule wollte ich gerne eine Ausbildung als Feinmechaniker oder Uhrmacher beginnen. Aber leider war keine Lehrstelle zu bekommen. Ich bewarb mich beim Hüttenwerk Oberhausen als Hüttenjungmann. Insgesamt wurden 50 Schüler für das Jahr 1951 angenommen. 25 Schüler im Frühjahr und 25 Schüler im Herbst. Da ich einer der jüngsten war, wurde ich erst im Herbst angenommen zur Ausbildung, aber wir 25 Schüler zum Herbst durften für ein halbes Jahr in der Werksgärtnerei arbeiten. Während des halben Jahres durfte ich auf dem Werksbauernhof dazulernen.

Im Herbst begann ich dann die Lehre als Hüttenjungmann. Zwischendurch musste ich 1951 noch 3 Monate ins Krankenhaus wegen Geschwüre am Zwölffingerdarm. Als geheilt konnte ich das Krankenhaus verlassen. Zuerst musste ich ein halbes Jahr in die Lehrwerkstatt. Wo ich allerhand Fertigkeiten lernte wie Feilen, Schweißen, Nieten usw. Nach dieser Zeit ging es ins Werk. Siemensstahlwerk, Thomasstahlwerk, Hochofen, Drahtwalzwerk, Profilwalzwerk und Blechwalzwerk. Mein Vater war von den Reparaturen an den Häusern als Maurer ins Hüttenwerk Oberhausen als Kokillenmaurer ins Siemensstahlwerk übergewechselt. Dadurch konnte ich ihn oft während meiner Ausbildung im Hüttenwerk besuchen. Zwei Jahre dauerte die Ausbildung. In den letzten Monaten musste ich mich entscheiden wo ich in Zukunft bleiben und arbeiten wollte. Ich entschied mich für das Blechwalzwerk. Die Prüfung bestand aus einem praktischen und theoretischen Teil. Bei dem praktischen Teil gab mir ein Prüfer den Auftrag das Walzgerüst zu berechnen und er möchte die Auflösung nachmittags beim theoretischen Unterricht von mir hören. Da ich die Auflösung und den Rechenvorgang nicht wusste, ging ich zu meinem Meister und fragte ihn, wie ich das machen sollte? Er sagte nur: „das ist dein Problem.“ Was nun tun? Ich betete, aber bekam keine Antwort. Der Nachmittag kam, wir saßen mit 25 Schüler im Prüfungsraum und der Prüfer fragte: „Wem habe ich die Aufgabe gegeben das Walzgerüst zu berechnen?“ Ich rutschte tief in meinen Stuhl und wollte nicht aufstehen. Ich betete, und dann bekam ich das Gefühl „Steh auf!“ Ich meldete mich und musste nach vorne an die Tafel kommen. Er stellte nochmals die Prüfungsfrage. Als ich beginnen wollte, hörte ich ganz laut eine Stimme sagen: „Länge mal Breite mal Höhe!“ Dies gab ich dann zur Antwort: „Länge mal Breite mal Höhe! Richtig!“, sagte der Prüfer und ich durfte mich hinsetzen. Mein Mitschüler fragte mich, woher ich das wusste? Ich fragte ihn, wer so laut in den Raum gerufen hätte? Er sagte mir daraufhin: „Hier war alles ganz ruhig.“ Denn keiner wusste die Antwort. Das war für mich ein ganz starkes Zeugnis, wenn wir die Gebote Gottes halten wird der Herr unsere Gebete erhören und uns helfen. Irgendwann während der Ausbildung habe ich bestimmt mal die Formel gehört, aber bei der Prüfung wusste ich sie nicht mehr. Am Schluss des theoretischen Teils wurde uns das Ergebnis der Prüfung mitgeteilt. Es hieß, drei Personen haben mit Auszeichnung bestanden, Werner Buil, Gottfried Fischer und Friedhelm Schink. Ich glaubte nicht richtig gehört zu haben. Ich konnte es kaum glauben, denn ich zählte mich zu den mittleren Schülern und nicht im oberen Bereich. Ich habe mich bei meinem Vater im Himmel für diese Segnungen bedankt. Die Abschlussprüfung fand am 30. September 1953 statt. Bei der Lossprechung in der Stadthalle Oberhausen wurden 348 Schüler losgesprochen die ihre Prüfung bestanden hatten, davon sieben mit Auszeichnung. Ich bekam 100,00 DM und ein Buch „Metall“ zur Belohnung für die Auszeichnung. Ich arbeitete im Blechwalzwerk als Revisor und musste von den Blechen Proben nehmen die in der Versuchsanstalt auf Qualität geprüft wurden.

1954 bekam ich das Aaronische Priestertum übertragen und wurde zu den Ämtern Diakon und etwas später 1956 zum Lehrer und danach 1957 zum Priester ordiniert. In der Gemeinde wurde ich zum Sonntagschulsekretär berufen und eingesetzt. 1955 machte ich meinen Führerschein. Da mein Vater sehr unter Asthma zu leiden hatte, kaufte er 1955 einen alten DKW Meisterklasse von 1937, mit dem ich ihn mehrmals in der Woche zum Arzt fahren musste.

1956 lernte ich ein hübsches Mädel, Maja Elfriede Hempel, die aus der DDR gekommen war, in der Gemeinde Oberhausen kennen. Im Frühjahr 1958, nach der Distriktkonferenz in Dortmund fragte ich den Missionspräsidenten, was ich tun muss um Ältester im Melchisedekischen Priestertum zu werden? Ich sagte ihm, dass ich die Gebote alle halte, 21 Jahre alt bin und bald heiraten möchte. Daraufhin sprach er mit dem Gemeindepräsidenten, ein Missionar aus Amerika, warum ich nicht zum Ältesten vorgeschlagen wurde? Er gab schlicht zur Antwort: „Habe ich vergessen.“ Daraufhin musste ich am nächsten Sonntag nach Düsseldorf zu einer anderen Distriktkonferenz kommen, wo ich dann zum Ältesten vorgeschlagen wurde und anschließend bekam ich das Melchizedekische Priestertum übertragen und wurde von einem Bruder Messner aus Stuttgart zu einem Ältesten ordiniert. Am 31. Mai 1958 heirateten wir. Kurz danach wurde ich zum Gemeindepräsidenten in der Gemeinde Oberhausen/Rheinland eingesetzt und meine Frau zur FHV-Leiterin.

Wir bekamen eine schöne Wohnung im ersten erbauten Hochhaus in Oberhausen. Da ich noch meine Eltern finanziell unterstützen musste, weil mein Vater frühzeitig in den Ruhestand gehen musste, waren wir oft schlecht bei Kasse. An einem Sonntag sagte ich zu meiner Frau, wir müssen noch den Zehnten zahlen. Sie gab mir ihr restliches Geld, und sagte, das ist alles. Es war die Summe die ich brauchte. Meine Frau fragte, wovon sollen wir in den nächsten Tagen leben? Ich sagte zu ihr, glaubst du daran, dass der Herr uns seinen Segen gibt? Sie bejahte und ich hatte auch ein Zeugnis davon, dass wir die Hilfe bekommen, die der Herr uns versprochen hatte. Am Montagnachmittag klingelte ein Herr an unserer Tür und fragte mich, ob ich der Gottfried Fischer sei, den er schon seit Wochen sucht. Meine Mutter hatte für mich eine kleine Lebensversicherung abgeschlossen, die jetzt zur Auszahlung kam. Am nächsten Tag brachte er das Geld, dass ein Vielfaches von unserem Zehnten war. Da erhielt ich das erste starke Zeugnis vom Zehnten, dass der Herr seine Versprechungen wahr macht.

Mein Vater starb im Januar 1960. Im November 1960 wurde unsere erste Tochter geboren. Danach 1962 unsere Zweite Tochter, und 1963 unser erster Sohn geboren. 1964 wurden meine Frau und ich im Schweizer Tempel aneinander gesiegelt, und unsere drei Kinder an uns gesiegelt. Es war ein wunderbarer Anblick, als die drei Kleinen weiß gekleidet zu uns an den Altar geführt wurden.

Im Beruf ging es stetig aufwärts, wie es mir der Patriarch in meinem patriarchalischen Segen offenbart hatte: „Du wirst in deinem Beruf Fortschritte machen. Deine Vorgesetzten werden dich erkennen, sie werden dich schätzen, achten und lieben und dich fördern.“ So ist diese Verheißung auch in Erfüllung gegangen. Im Blechwalzwerk gaben mir die verschiedenen Abnehmer der Bleche, ihren Prüfstempel, den ich in die Ecke der Bleche einstempeln musste. Ich hatte mir ein System ausgedacht nämlich die Bleche abgestuft hinzulegen, so dass ich in einem Arbeitsgang die Bleche hintereinander stempeln konnte. Plötzlich klopfte ein Mann auf meine Schulter, der mich fragte, ob ich mit einem Automaten die Bleche stempeln würde? Ich zeigte ihm meinen Stempel und meinen Hammer mit dem ich die Bleche stempelte. Er fragte nach meinem Namen, ich fragte nach seinem Namen und er ging weiter. Nach einiger Zeit kam mein Meister und fragte, was der Mann von mir wollte? Ich gab ihm die Antwort und fragte ihn wer er sei? Er sagte mir, es sei der Werksdirektor. Einige Tage später wurde ich zum Werksdirektor bestellt. Ich fragte mich, was soll ich als Arbeiter beim Werksdirektor? In dem Gespräch teilte er mir mit, dass ich ab sofort ihm unterstehe und für eine bestimmte Art von Blechen zuständig sei. Von der Walzung über die Verarbeitung bis zu den Kunden sollte ich alles verfolgen. Alle Werksingenieure und Meister wurden schriftlich von ihm benachrichtigt mir ihre volle Unterstützung zu geben. Das hat einigen gar nicht gefallen, weil sie in ihrem Kompetenzbereich eingeschränkt wurden. Kurze Zeit später wurde ich als Technischer Angestellter übernommen mit einer großen Gehaltsaufbesserung. 1965 wechselte ich meine Arbeitsstelle von Oberhausen nach Duisburg.

Nach dem fünften Kind teilte uns der Arzt mit, dass meine Frau keine weiteren Kinder mehr bekommen darf, da ihr Leben in Gefahr ist, wenn sie noch weitere Kinder bekommt. Wir hatten uns dann entschlossen, dass meine Frau sich sterilisieren lassen wollte. Wir haben gebetet und gefastet und unsere Entscheidung dem Vater im Himmel vorgetragen. Meine Frau bekam einen Termin im Krankenhaus und sollte am nächsten Tag operiert werden. Als sie auf dem Operationstisch lag, und der Arzt beginnen wollte, stellte er fest, dass sie hohes Fieber hatte, was vorher im Zimmer nicht der Fall war. Die Behandlung wurde abgebrochen und sollte am nächsten Tag wiederholt werden. Am nächsten Tag war alles in Ordnung im Zimmer. Sie kam auf den OP-Tisch und als der Arzt beginnen wollte, wieder hohes Fieber. Die OP wurde abgebrochen. Als ich ins Krankenhaus kam, sagte ich zu meiner Frau, dass dies die Antwort auf unser Gebet ist, wir sollen den Eingriff abbrechen.

Im Juni 1972, bei der Pfahlkonferenz in Dortmund wurde ich von F. Enzio Busche zum Hohenpriester ordiniert, und später als Ratgeber in der Bischofschaft in Duisburg eingesetzt. 1972 ging es mir gesundheitlich nicht gut und so beschloss ich eine Umschulung zum Masseur und medizinischen Bademeister. Im Ruhrgebiet bekam ich keinen Ausbildungsplatz, weil ich anscheinend als Sechsunddreißigjähriger schon zu alt war. Im selben Jahr machten wir Urlaub in Bremerhaven an der Nordseeküste. Hier bekam ich einen eingeklemmten Leistenbruch der sofort operiert werden musste. Auf dem Weg der Besserung bekam ich nachts eine Offenbarung, dass mein Wohnplatz hier oben sei. Ich ließ meine gesamten Unterlagen ins Krankenhaus nach Oldenburg in Oldenburg schicken, wo eine Ausbildungsstätte war. Hier waren 180 Bewerber, von denen 10 angenommen wurden. Durch Fasten und Gebet konnte ich einen Ausbildungsplatz erhalten. Ich hatte Gunst in den Herzen des Prüfungskomitees erlangt. Unser Vertrauen in Gott wurde erfüllt, sodass im Frühjahr 1974 unser vierter Sohn, sechstes Kind, noch in Duisburg geboren wurde. Mitte des Jahres 1974 zogen wir dann nach Bremerhaven, wo ein Bruder aus der Gemeinde uns in Langen ein Haus verschaffte.

Im selben Jahr begann ich meine Umschulung in Oldenburg die ich dann 1977 mit „Gut“ abschloss. Im selben Jahr am 7. 7. 1977 wurde unser siebtes Kind, ein Junge, geboren. In der Gemeinde Bremerhaven wurde ich als Gemeindepräsident eingesetzt. Am 22. Januar 1978 weihte Elder Joseph B. Wirthlin, als Gebietsbeauftragter für Europa, das Gemeindehaus in Bremerhaven. 1981 zogen wir nach Oldenburg, wo ich mit meinem ehemaligen Ausbildungsleiter im Oldenburger Krankenhaus, eine Praxis für physikalische Therapie eröffnete. In der Gemeinde wurde ich als 2. Ratgeber entlassen und im März 1981 als Distriktpräsident im Distrikt Bremen eingesetzt.

Im September 1981 wurde der Distrikt Bremen aufgelöst, der Pfahl Hamburg geteilt, sodass der Pfahl Neumünster gegründet wurde. Ich wurde als Distriktpräsident entlassen und als Hoher Rat im Pfahl Hamburg eingesetzt. Im Januar 1982 wurde ich aus dem Hohen Rat entlassen und als Pfahlbeauftragter für das Seminarwesen eingesetzt. 1984 wurde ich im Schweizer Tempel als Tempelarbeiter eingesetzt und bin das bis zum heutigen Tage auch im Frankfurt Tempel.

Am 1. Juli 1985, auf dem Weg zum Schweizer Tempel, machte ich in Friedrichsdorf eine Zwischenstation, weil hier der erste Spatenstich für den ersten Westdeutschen Tempel stattfand. Das Wetter war schlecht und es regnete in Strömen. Es waren als besondere Gäste Präsident Gordon B. Hinckley, Thomas S. Monson, Joseph B. Wirthlin, Klaus E. Hasse und eine Stellvertreterin der Regierung des Hochtauernkreises anwesend. Auch 120 Gäste waren dort. Alle Gäste standen mit aufgespannten Regenschirmen. Als Elder Hasse die Versammlung eröffnete, verzogen sich die Wolken über dem Tempelplatz und die Sonne schien. Ringsherum standen die Wolken wie eine Wand. Als die Politikerin sprach, sagte sie, dass sie das Gefühl habe, wir hätten mit Gott einen Pakt geschlossen, dass ausgerechnet jetzt nur hier die Sonne scheint. Als das Schlussgebet gesprochen war, zog sich die Wolkendecke wieder zusammen und es fing an zu regnen. Für mich war es eine Bestätigung, dass der Herr diesen Tempelplatz angenommen hatte .Es war schon ein großes Erlebnis an diesem Wunder teilgenommen zu haben.

Von unseren sieben Kindern hat eine Tochter ihre Mission in der „Schweiz Zürich Mission“ erfüllt, ein Sohn seine Mission in Alberta, Kanada, ein Sohn seine Mission Leeds England und einer in Salt Lake City, Utah. Die anderen drei Kinder haben es vorgezogen zu heiraten. Mittlerweile haben wir 23 Enkelkinder und einen Urenkel.

In der Kirche habe ich fast alle Ämter, die es in den Gemeinden, im Distrikt oder Pfahl gibt, durchlaufen. Durch die berufliche Laufbahn und den Aufstieg war es mir möglich die Missionen unserer Kinder zu finanzieren. Die Praxis lief einige Zeit nicht gut. Bei der Einsetzung unserer ersten Tochter zu ihrer Mission, bat der Pfahlpräsident den Vater im Himmel die Praxis zu segnen, dass genügend Patienten kommen, um alles zu finanzieren. Von dem Tag an, bis zu meinem Ausscheiden aus der Praxis, hatten wir immer gut zu tun und ich war gesundheitlich gesegnet.

Am 20. Juni 2001 wurde mir vom Apostel Russel M. Ballard in Salt Lake City die Vollmacht übertragen als Siegler für lebende und verstorbene Menschen im Frankfurt Tempel zu amtieren.

Von Frühjahr 1903 bis Herbst 1904 absolvierten wir, für 1 ½ Jahre, eine Servicemission in Wilhelmshaven.

Ich habe ein starkes Zeugnis vom Evangelium Jesu Christi und sein Erlösungswerk. Ich weiß, dass Gott Vater, Jesus Christus und der Heilige leben. Sie führen und leiten uns, wenn wir die Gesetze und Gebote halten.