Berlin

Mormon Deutsch Uwe HoffmanIch bin Uwe Hoffmann, geboren am 9. Januar 1939 in Berlin, heute wohnhaft in 22419 Hamburg. Meine Mutter, Hertha Schneider, geboren am 8 Mai 1909 in Berlin und dort auch aufgewachsen. Da mein Vater aus dem Krieg nicht wieder gekommen war, hatte ich ein besonderes Verhältnis zu ihrem Vater – meinem Großvater. – der mir viele Dinge beigebracht hat. Für meine Mutter war es besonders nach dem Krieg nicht leicht, uns beide mit dem Nötigsten zu versorgen. Sie ist am 4. Dezember 1998 hier in Hamburg verstorben, mit dem festen Glauben an eine Auferstehung.

Mein Vater, Heinz Hoffmann, ist am 4 April 1910 in Stettin (Pommern, Preußen) geboren und aufgewachsen. Sein Medizinstudium hatte er in Berlin abgeschlossen, wo er auch meine Mutter kennenlernte. Am 22. Juli 1938 haben sie dann in Berlin geheiratet. An meinen Vater kann ich mich kaum erinnern, da ich noch zu klein war, als wir ihn im Krieg verloren. Ich kann mich nur schwach entsinnen, dass er einmal auf Urlaub kam, um mir die Brandwunden zu versorgen, als ich mich stark verbrüht hatte. Das war so schmerzhaft, dass ich es heute noch erinnere.

Aufgewachsen in Berlin habe ich dort trotz der Nachkriegszeit eine schöne Kinder- und Jugendzeit erlebt. In all den Jahren hat mich der himmlische Vater geführt und sehr beschützt. Schon damals waren wir sehr gesegnet, da unser Haus und unsere ganze Habe in all den Bombennächten keinen Schaden nahmen. Allerdings hat meine Mutter von den Gegenständen dann vieles gegen Brot eingetauscht, damit wir etwas zu essen hatten. Eines Tages kam sie nach Hause und fragte mich, ob ich an dem Brot gewesen sei und ich stritt es ab, obwohl ich eine Scheibe davon abgeschnitten hatte. Am Ende des Brotes hatte sie eine Kerbe geschnitten und die war nun nicht mehr da, so wusste sie, dass ich dabei gewesen war. Ein großer Ärger wegen einer Scheibe Brot, die in der heutigen Zeit nicht viel Wert hat.

Auch wenn jene Zeit mit all den Entbehrungen nicht immer leicht war, so bin ich doch dankbar dafür, denn ich weiß selbst heute noch eine Scheibe Brot sehr zu schätzen. Auch schätze ich jene Zeit, da es kein Fernsehen gab und wir Kinder uns noch selbst beschäftigen konnten. Wir hatten immer etwas zu tun, da wir noch Eigeninitiative hatten.

Meine Großeltern väterlicherseits, waren von Stettin geflüchtet und hatten in Ratzeburg eine neue Heimat gefunden. Meine Großmutter hatte dort extra für uns einen kleinen Garten angelegt, um uns mit Kartoffeln und anderem Gemüse unterstützen zu können.

Meine schönsten Weihnachten erlebte ich in jener Zeit, in der keine Geschenke gekauft werden konnten, da es nichts zu kaufen gab. Wenn ich dann zu meinem Großvater wollte, durfte ich nicht in die Küche, aber es roch nach frischer Farbe. So wusste ich, dass da Geschenke für mich gebastelt wurden. Und es waren die besten Geschenke, die ich je bekommen habe. Eines dieser Geschenke habe ich noch heute (Oktober 2008), eine Werkzeugkiste aus Holz mit Werkzeug von meinem Großvater. Meine Mutter hatte zu Weihnachten Marzipan-Kartoffeln hergestellt, für jeden nur wenige, aber sie schmeckten köstlich.

Und dann war da noch die Zeit von 1948 bis 1949, wo die Russen Berlin abgeriegelt hatten und die lebensnotwendige Versorgung Berlins mit Flugzeugen aufrechterhalten wurde. Die Flugzeuge wurden von den Berlinern „Rosinen-Bomber“ genannt, weil sie uns keine Bomben mehr brachten, sondern Rosinen. Eines dieser Flugzeuge wurde von einem Oberst Halvorsen (damals Leutnant) geflogen, der auch Mormone ist. Er hatte beim Landeanflug kleine Fallschirme mit Schokolade für die Kinder abgeworfen. Die ganze Zeit der Blockade dauerte etwas über ein Jahr. Danach konnte dann langsam wieder alles gekauft werden.

1954 bis 1957 habe ich dann in Berlin eine Lehre als Bauschlosser gemacht. Es muss so im Juni 1962 gewesen sein, als ich von der Arbeit nach Hause kam und mir meine Mutter mitteilte, dass zwei junge Männer von der Kirche an unserer Tür waren, die wieder kommen wollten, wenn ich auch da sei. Ich sagte ihr, dass ich nicht da sein werde, wenn sie kämen. Ich war nämlich gerade aus der evangelischen Kirche ausgetreten, weil ich die Kirchensteuer sparen wollte. Aber nach einer etwas längeren Unterhaltung mit meiner Mutter war ich dann doch bereit, sie mit ihr zusammen zu empfangen. Die beiden Missionare haben uns dann über das Evangelium belehrt. Was meine Mutter daran so besonders begeistert hat, war die Lehre, dass sie ihren Mann wiedersehen würde, der aus dem Krieg nicht wieder zurückgekehrt war. Am 4. August wurden wir dann beide für die Gemeinde Neukölln im Taufbecken der Gemeinde Berlin-Dahlem getauft. Es war die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben treffen konnte.

Zu jener Zeit gab es ein besonderes Programm in der Kirche, neue Gemeindehäuser im deutschsprachigen Raum zu bauen, wie in Berlin, Hamburg, Lübeck, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Freiburg, Flensburg und Graz, um nur einige davon zu nennen. So war ich am vierten August getauft worden und am 15. Oktober bereits auf einer Baumission in Hamburg und danach in Düsseldorf und das alles für zwei Jahre. Es war eine gute Zeit für mich, in der ich viel gelernt habe. Vor allem über das Evangelium, und wie man es im täglichen Leben anwendet, sowie im praktischen Bereich, wodurch ich lernte, wie man ein Haus baut. Mit diesen Kenntnissen habe ich dann 1982 meiner Familie selber ein Haus bauen können. Das alles hat mir mein Selbstvertrauen sehr gestärkt.

Geheiratet habe ich 1971 Marianne Schröder, mit der ich zusammen vier Kinder habe. (Daniel 24. Juli 1972 – Corinna 19. Juli 1974 – Tobias 10. Oktober 1976 – Benjamin 30. April 1980). Leider ist sie 1989 an Krebs gestorben und ich musste sehen, wie ich mit vier Kindern alleine am besten zurechtkomme, aber ich denke, wir haben es ganz gut hin bekommen. Mit dem Wissen, dass sich die ganze Familie wieder sehen wird, war es für jeden von uns nicht ganz so schwer.

Drei unserer Kinder waren bis jetzt auf Mission gewesen. Daniel in Indien, Corinna in der Leipzig-Mission und Tobias in England. Ich weiß, dass wir trotz aller Herausforderungen in unserem Leben, mit unserer Familie sehr gesegnet sind. Zurzeit haben wir acht Enkelkinder, über die wir uns sehr freuen.

Im Mai 1993 habe ich Carmen Claros geheiratet. Wir haben zusammen eine Tochter Vanessa und bemühen uns weiterhin das Evangelium in unserer Familie zu leben.

Dafür, dass mein heutiger Freund Paul, 1962 als Missionar an unserer Tür klingelte, werde ich immer dankbar bleiben. Die beiden Missionare hatten damals an allen Türen geklingelt, nur an unserer hatte keiner geöffnet. Sie hatten aber ein sehr starkes Gefühl, bei uns den Versuch später noch einmal zu wiederholen, was sie dann auch taten. Wir haben als Familie ein starkes Zeugnis von Jesus Christus und Seinem wahren Evangelium.