Freiberg Sachsen

Mormon Deutsch Roland HublerIch bin Roland Hübler und wurde am 16. Januar 1930 in Freiberg geboren. Aufgewachsen bin ich in der Akademiestraße 2. Meine schulische Ausbildung absolvierte ich in der damaligen Volksschule. Am 1. April 1944 begann ich meine Lehrzeit und wurde zum Beruf des Schriftsetzers ausgebildet

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war ich neun Jahre alt. Durch die ablehnende Haltung meines Vaters gegenüber dem verbrecherischen Naziregimes wurde ich entsprechend geprägt. Die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend war unumgängliche Pflicht. Durch viele Ausreden versuchte ich mich von den Aktivitäten des Deutschen Jungvolk, so wurde die Organisation der 10 bis 14-jährigen männlichen Jugendlichen genannt, zu drücken. Ab dem 14. Lebensjahr wurde man dann in die Hitlerjugend übernommen. Es gab verschiedene Gruppen der HJ, zum Beispiel die Motor-HJ, die Flieger-HJ, die Marine-HJ, die Nachrichten-HJ, so auch den Musikzug der HJ, für den ich mich entschieden hatte. Dort konnte ich mich weitgehend der vormilitärischen Ausbildung entziehen.

Oktober 1944 wurde Freiberg bombardiert. 172 Menschen fanden dabei den, Tod. Einige Bomben sind ganz in der Nähe des heutigen Tempelplatzes niedergegangen. Mai 1945 endete der 2. Weltkrieg. zwei Wochen vor Kriegsende sollte ich im Auftrag der HJ in einem Nachbarort mit Panzergräben ausheben. Meine Mutter hielt mich aber von dem Auftrag zurück, auch meine Entscheidung war, nicht dorthin zu gehen. Dies war aber nur durch die Wirren der letzten Kriegstage möglich, andernfalls hätte ich mit entsprechenden Konsequenzen rechnen müssen. Von allen Seiten wurde dann die Stadt Freiberg von der Roten Armee belagert. Dank dem damaligen Oberbürgermeister Hartenstein, wurde die Stadt Freiberg kampflos der Sowjet. Armee übergeben.

Wie meine Familie die Kirche kennenlernte. Mein Vater Erhard Karl Hübler, geboren am 14. August 1900 in Freiberg, er wurde am 26. Juli 1939 in Freiberg getauft. Mein Vater war selbstständig und hatte ein Textilwarengeschäft. Er brauchte ein zweites Standbein, wenn das Geschäft nicht so gut lief, sodass das Einkommen für die Familie gesichert war. So hatte er sich entschlossen, als Sargträger (Bestattungsgehilfe) am Friedhof zu arbeiten. Drei seiner Arbeitskollegen waren Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Es waren die Brüder Alfred Fleischer, Wilhelm Henkel und Bruder Blümel. Von einer zu anderen Beerdigung war genügend Zeit, um Gespräche zu führen. So hatten die Brüder die Gelegenheit mit meinem Vater über das Evangelium zu sprechen. Mein Vater entschloss sich, Dank der Missionsarbeit der treuen Brüder im Evangelium, taufen zu lassen. Am 26. Juli 1939 machte er dann den Bund mit dem Herrn durch die Taufe.

Mein Vater hatte es nicht leicht, seine Familie von der Wahrheit der wiederhergestellten Kirche zu überzeugen. Wir die Familienmitglieder gehörten der evangelischen Kirche an. Ich erinnere mich noch auf eine Begebenheit, als der Pfarrer der evangelischen Kirche meine Mutter besuchte und zu ihr sagte: „Frau Hübler Sie bleiben uns doch treu?“ Ich selbst wurde noch 1944 konfirmiert. Eigentlich war ich war ich kein sehr gottesfürchtiger Mensch. Ich konnte nicht glauben, dass es einen lebendigen Gott und seinen Sohn Jesus Christus gibt.

In der Straße, wo meine Familie wohnte, lebte in dem gegenüberliegenden Haus eine Mitglieder Familie namens Otto, die dann in den fünfziger Jahren nach Salt Lake City auswanderte. Der Bruder Walter Otto war in meinem Alter, so blieb es nicht aus, dass er mich in die GFV, die damalige gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung einlud. Großen Gefallen fand ich an den Aktivitäten, die dort stattfanden. Es wurde musiziert, wir hatten eine eigene Kapelle, die zu Tanzabenden in der Gemeinde aufspielte. Mit meinem Akkordeon machte es mix viel Spaß da mit¬zuspielen. Auch Theaterspiel unter den Aktivitäten zu finden. Das war erst einmal der Grund, was mich begeisterte, mit in die Kirche zu gehen. Durch die ständigen Belehrungen in der Kirche wuchs allmählich mein Zeugnis vom Evangelium, so daß ich wissen konnte, daß die Kirche wahr ist und daß es wirklich die einzig wahre Kirche ist, die durch Joseph Smith wiederhergestellt wurde.

Es war der 14. August 1948, der Geburtstag meines Vaters, da sich meine Schwester entschloß den Heiligen Bund der Taufe mit dem Himmlischen Vater zu schließen. Am 2. Oktober 1948 kam dann auch der Tag, daß meine Mutter und ich den ewigen und immerwährenden Bund mit dem Herrn durch die Taufe schlossen. Die Taufe fand. nicht in einem Taufbecken, wie wir sie heute in den Gemeindehäusern vorfinden statt, sondern in einem Teich im Wald, dem sogenannten Soldatenteich. Es war zu der Zeit schon sehr kalt, als wir in das Wasser zur Taufe stiegen, aber keiner hat gefroren. Als man aus dem Wasser kein hatte man das Gefühl ein beheiztes Zimmer zu betreten. Die Konfirmation wurde auch gleich am Taufort vorgenommen- Dies zu erleben, war ein besonders stark bewegendes Gefühl.

Es war der 21. Juli 1949, der Tag, an dem die Buchdrucker das Johannisfest feiern. Der Gewerkschaftsbund veranstaltete im Tivoli einen Tanzabend. An diesem Abend lernte ich das erste Mal meine Frau Christa kennen. Ihre Kollegin und Freundin, auch ein Mitglied der Kirche, die Schwester Baumgart, verheiratete Lehnig, hatte Christa Clausnitzer zu diesen Abend eingeladen. Die Familie Baumgart, eine sehr starke Familie der damaligen Freiberger Gemeinde, wanderte Anfang der sechziger Jahre nach SLC aus. Bruder Werner Baumgart ein leiblicher Bruder von Marianne Baumgart hatte auch den Beruf des Schriftsetzers erwählt, sodass Werner Baumgart und ich in dem gleichen Betrieb beschäftigt waren. Wir hatten verabredet, gemeinsam den Tanzabend zu besuchen. Durch diesen Umstand lernte ich meine liebe Frau Christa kennen. in geselliger Runde verbrachten wir mm gemeinsam diesen Tanzabend.

Eine von der Freiberger Gemeinde veranstaltete Pionierfeier auf Herders Ruhe, so heißt in Freiberg ein kleiner Hain, wo ein bekannter ehemaliger Berghauptmann seine letzte Ruhe gefunden hat, trug dazu bei, uns etwas näher kennenzulernen. Weitere Begegnungen, nun zu zweit, erlebten wir bei Besuchen von kulturellen Veranstaltungen (Domkonzert, Theaterbesuch) usw. Unsere Zuneigung festigte sich, und es war dann an der Zeit, Zugang in die Familie meiner Frau zu finden. Obwohl anfangs meine spätere Schwiegermutter gegen unsere Verbindung war, da sie der Kirche gegenüber gewisse Ressentiments hatte.

Am 4, Juni 1951 heirateten wir standesamtlich in Freiberg. – An eine Tempelhochzeit in einem Freiberger Tempel zur damaligen Zeit, wäre unvorstellbar gewesen. Am 9: August 1952 hat sich meine liebe Frau Christa Hübler in Freiberg taufen lassen (ebenfalls im Soldatenteich). Unsere Ehe für Zeit und Ewigkeit siegelten wir am 23.Jull 1968 im Schweizer Tempel. wir waren glücklich nach eineinhalb-jähriger Ehe, dass wir vom Wohnungssamt Freiberg eine kleine 2-Zimmerwohnung zugesprochen bekamen, fließendes Wasser war in der Wohnung nicht vorhanden, zum Wasser holen und um die Toilette zu benutzen, mussten wir uns eine halbe Treppe tiefer begeben. So verbrachten wir mit unseren Kindern Heidrun und Petra zweieinhalb Jahre in der uns zugeteilte Wohnung.

Politisch gesehen, sahen wir uns veranlasst, die DDR zu verlassen. Wirtschaftlich war durch meine politische Einstellung gegenüber dem kommunistischen System keine Auskommens Möglichkeit zu erreichen, auch war es uns ein Bedürfnis unsere Kinder dem Kommunistischen Einfluss zu entziehen. 1956 verließen wir die damalige DDR und gründeten ein neues Zu Hause in Darmstadt. Hier wurden uns zwei weitere Kinder geboren, Tochter Gabriele und Sohn Holger.

In der Darmstädter Gemeinde konnten wir uns ebenso wohlfühlen wie in der Gemeinde in Freiberg, viele liebe Geschwister halfen uns mit, hier in Darmstadt ein neues zu Hause zu finden. Inzwischen möchten wir dem Himmlischen Vater für die vielen Segnungen danken, die er uns bei unseren Entscheidungen zuteilwerden ließ. Gesegnet können wir auf unsere große Familie blicken: unsere Kinder Heidrun Egly, Petra Hosch, Gabriele Staub und Holger.

Unsere Enkel-Kinder Sven, Jennifer, Sarah, David, Tim, Alina und Christopher Egly, Nadine, Gene, Dennis, Kristin und Kevin Hosch. Daniel Staub Carolin und Celine Hübler. Unsere Ur- Enkel Niklas und Jona s Egly. Samuel Riebe, Johanna Gosch Roland und Christa Hübler