Hamburg

Mormon Deutsch Siegfried Arnold KlunkerMein Name ist Siegfried Arno Klunker. Ich wurde am 10 Juni 1928 in Hamburg Altona in Deutschland geboren. Ich war der erste von drei Brüdern, Paul und Helmut. Ich hatte gute Eltern, nur waren wir die meiste Zeit allein, weil mein Vater ein Schiffsoffizier bei der Handelsmarine war, und fast immer auf Reisen war. Er kam mit dem Schiff in die ganze Welt herum. So musste unsere Mutter uns drei allein erziehen. Sie war eine gute Mutter und hat uns gut erzogen. Und außerdem lebte meine Großmutter, die Mutter meiner Mutter, immer mit uns zusammen. Ich persönlich hatte immer ein sehr gutes Verhältnis mit meiner Oma und habe mich auch viel mit ihr unterhalten können. Vielleicht darf ich hier den Namen meiner Großmutter nennen, falls jemand sie kennen sollte. Ihr Name war Doris Gerber aus Zwickau in Sachsen.

Ich wurde in der Kirche geboren und es ist interessant wie es dazu kam. Meine Mutter wurde einmal, als sie 16 Jahre alt war, von ihrer Freundin zu einer Sontagschule eingeladen. Es gefiel es ihr so gut, dass sie ihrer Mutter sagte, „Mutti da musste du auch mal mitkommen, denn sie haben so schöne Lieder“. Oma ging also mit und war begeistert von dem Besuch. Meine Großmutter und meine Mutter ließen sich dann im Jahre 1920 taufen und waren von da an immer gute aktive Mitglieder bis zu ihren Tod. Für uns waren wir immer gute aktive Mitglieder. Für uns Kinder war es auch immer ein besonderes Ereignis, wenn unser Vater mal mit uns daheim war, und mit uns die Zeit verbrachte. Denn das war meistens nur eine oder zwei Wochen. Und dann war mein Vater für viele Monate auf der See. Für meine Mutter war es nicht leicht allein zu sein. Mit acht Jahren kam ich dann in die Schule in Altona in Hamburg.

Ich wurde 1936 mit acht Jahren getauft. Ich wurde einen Monat bevor meinen achten Geburtstag getauft. Ich weiß nicht, warum das geschehen ist, erst im Jahre 1989 bekam ein Bischoff einen Brief von der Kirche in dem es sagte, dass meine Taufe nicht gültig ist, weil ich einen Monat zu früh getauft wurde. Mein Pfahlpräsident hat gleich einen Brief an die erste Präsidentschaft der Kirche geschrieben, die damals unter Präsident Ezra Taft Benson stand. Dieser bestätigte dann, dass meine Taufe gültig war. Und ich habe heute noch das Schreiben von der ersten Präsidentschaft.

Wir waren immer Mitglieder der Gemeinde Altona, die auch die Gemeinde der Liebe genannt wurde. Es hat mir immer in der Gemeinde gefallen, besonders in der Sonntagsschule mit den schönen Liedern.

Wir lebten unter einem Regierungssystem unter Hitler. Dort gab es das Jung Volk, die DJ, und die Hitler Jugend, die HJ. Ich war begeistert in der Hitlerjugend zu sein, denn wir sind unter diesem System aufgewachsen. Ja, ich war stolz, die Uniform zu tragen. Natürlich sangen wir mit Begeisterung die flotten Lieder mit. Wir waren noch jung und verstanden nicht richtig die eigentliche Idee dieses Systems unter Hitler und ich war stolz auf ihn.

In der Gemeinde empfand ich keinen bemerkenswerten Druck durch die Partei, die NSDAP. Wir konnten unsere Versammlungen durchführen, und die Zionslieder wurden eben nicht gesungen, weil man das nicht gerne hörte. Aber das mochte von Stadt zu Stadt oder von Ort zu Ort verschieden gewesen sein.

Als dann der Krieg ausbrach, und die Luftangriffe auf Deutschland zunahmen, wurde auch Hamburg schwer bombardiert. Wie oft sind wir nachts in den Luftschutzkeller gerannt, um uns gegen die Bomben zu schützen. Manchmal mussten wir zweimal in der Nacht in den Luftschutzkeller.

Zu dieser Zeit wurde ein System eingeführt, welches man die KLV, oder Kinderlandverschickung, nannte. Dieses System bestand darin, dass meist Schulklassen für sechs Monaten zu einem sicheren Ort geschickt wurden, um dort mit Familien zu leben und auch in die Schule zu gehen. Ich kam 1940 mit meinem Bruder Paul zu solch einem Ort im Erzgebirge – Boden bei Mauersberg genannt. Ich kam zu einem Ehepaar ohne Kinder. Der Mann war ein sehr guter Tischlermeister und hatte eine gut gehende Werkstatt. Aus sechs Monate wurden 14 Monaten. Ich fühlte mich wie zu Hause, denn sie behandelten mich wir ihren eigenen Sohn. Als meine Mutter uns dann nach 14 Monate wieder abholte, weinte ich, denn ich wäre gerne geblieben. Aber heute verstehe ich, warum ich wieder zurück musste. Denn ich wäre heute kein Mitglied der Kirche mehr, wenn ich dort geblieben wäre. Im Jahre 1980 habe ich dann von Amerika aus diese beiden Menschen noch einmal besucht, die dann etwas später verstarben. Für beide habe ich die Arbeit im Jordan River Tempel gemacht.

Im Jahre 1943 wurde ich dann noch einmal nach Ungarn verschickt unter dem gleichen Programm. Hier wurden wieder aus sechs Monaten 11 Monate. Auch dort liebte ich zu sein. Es war eine herrliche Gegend dort in Süd Ungarn. Dort lebten alles Volksdeutsche.

Zu dieser Zeit 1943 haben wir durch den großen Bombenangriff auf Hamburg auch unsere Wohnung verloren. Wir lebten dann in Meißen in Sachsen bei meiner Großmutter. Dort erlernte ich das Bauhandwerk und wurde dann zum Militär eingezogen. Bis zum Kriegsende war ich in der Tschechei, war ein Kriegsgefangener und kam dann zur Weihnachten 1945 nach Hause.

Mein Vater, der Oberleutnant bei der Marine war, wurde erst nach dem Krieg 1950 in Hamburg getauft. Er wurde später mit meiner Mutter im Salt Lake Tempel gesiegelt.

1948 lernte ich meine Frau bei einem kirchen Tanzabend in Dresden in Sachsen kennen. Aber erst in 1952 haben wir in Hamburg geheiratet. 1958 sind wir dann im Schweizertempel mit unseren ersten drei Kindern gesiegelt worden. Nach der Auswanderung meiner Eltern 1954 bekamen wir ihre Wohnung und lebten dort bis zu unserer Auswanderung in 1967. Wir bekamen zwei weitere Kinder, und somit hatten wir fünf. Ich hatte nie das Verlangen auszuwandern, weil die Kirche sagte, wir sollten die Gemeinden in Deutschland stärken. Und so blieben wir bis zum Jahre 1967 in Hamburg.

Ich war dort im Hohenrat tätig und hatte die Pfahldruckerei und den Wohlfahrtsplan unter mir. Dann seit 1967 leben wir hier in Utah, in West Jordan und haben eine große Familie. Alle unsere Kinder sind aktiv in der Kirche; alle sind im Tempel gesiegelt. Wir haben jetzt 17 Enkelkinder und neun Urenkelkinder. Seit 1968 sind wir Mitglieder der deutschsprechenden Gemeinde. Von 1992 bis 1993 waren meine Frau und ich in der Berliner Mission für 18 Monate auf Mission. Wir sind dem Herrn dankbar, dass er uns reichlich gesegnet hat, geistig und materiell.