Basel, in der Schweiz

Mormon Deutsch Irene Rosemarie Kopp HugMein Name ist, Irene Rosmarie Kopp-Hug. Ich bin geboren am 24. Dezember, also am Heiligen Abend, 1930 in Basel. Meine Eltern sind Heinrich Hug und Rosa Carolina Probst. Wir haben unten am Rhein gewohnt in der Nähe von Pratteln, bzw. dieser Teil gehörte zu Pratteln. Meine Eltern haben etliche Jahre in Brasilien verbracht. Ich wurde aber erst geboren, nachdem sie zurückgekommen sind.

Wir haben in einem großen Haus gewohnt. Meine Mutter benötigte Hilfe im Haushalt. Da hat sich jemand gemeldet, eine Frau Elisabeth Ritter. Eines Tages, soweit ich mich erinnere, hat mein Vater sie gefragt, ob sich irgendetwas verändert hätte in ihrem Leben. Sie sehe einfach anders aus. Und sie sagte: „Ja, wir haben uns den Mormonen angeschlossen.“ Mein Vater hörte das Wort „Mormonen“ und hat dann in Büchern versucht herauszufinden, was das bedeutet. Er hat dann all das Negative gelesen, was meistens geschrieben war.

Aber zum Glück wollte er wissen, wie es wirklich ist. Und so sind die Missionare zu uns gekommen. Wir hatten hier am Ort Missionare. Ein Bruder McFarlane und Bruder Holoch, der ein Schweizer aus Winterthur war. Meine Eltern sind am 5. November 1938 im Rhein getauft worden, weil wir dort wohnten. Es war kalt im Fluss

Ich weiß, dass es im Rhein war; denn ich durfte mit hinunter gehen, aber mein Bruder nicht, weil er noch klein war. Als er endlich eingeschlafen war, gingen wir alle hinunter. Von da an, sind wir regelmäßig zur Kirche gegangen. Es gab dort nur ein paar Leute, die sich versammelt haben, es war noch keine wirkliche Gemeinde. Für ein Gemeindejubiläum haben wir einmal eine Aufstellung gemacht, wie die Gemeinde gewachsen ist, Ich selber bin am 1. Juli 1939 getauft worden, im Rhein. Zu der Zeit war ich die einzige „Junge Dame“. Die Tochter von Schwester Ritter, die vier Jahre älter ist als ich, wurde dann meine Freundin. Sie wohnt jetzt in Salt Lake City. Man kann sagen, dass ich eine glückliche Kindheit hatte. Es war soweit alles gut, bis unsere Mutter sehr früh gestorben ist. Das war schon im August 1947.

Der Krieg in Deutschland machte sich bei uns bemerkbar, weil die Esswaren knapp waren. Es war alles rationiert. Aber wir hatten einen großen Garten, Gelebt haben wir in der Hauptsache von Kartoffeln. Einen Abend gab es geschwellte Kartoffeln, wie wir sagen, und am nächsten Abend hat es dann Bratkartoffeln gegeben, und so weiter. Es gab nicht viel im Krieg, Brot, Milch alles war rationiert. Wir haben Marken bekommen. Für uns als Kinder gab es auch Vorteile; wir konnten auf der Strasse spielen. Vielleicht alle Stunde kam einmal ein Auto vorbei, mit einem Holzvergaser hintendrauf. Wenn es dann Winter war und Eis auf den Straßen, konnten wir dort Schlittschuh laufen. Die Strasse war ein richtiger Spielplatz. Für uns Kinder war das schön. Vom Krieg haben wir eigentlich nur die Knappheit der Lebensmittel mitbekommen.

Wir haben am Rhein, an der deutschen Grenze gewohnt. Natürlich haben wir einige Bombardements mitbekommen. Es fielen auch einige Bomben in der Schweiz. Ich erinnere mich besonders an einen amerikanischen Bomber, der in Birsfelden notlanden musste. Er hat lange gekreist, um sein Benzin aufzubrauchen, bis er dann landen konnte. Die meisten Männer waren im Militär eingezogen. Unser Vater hat in der Säurefabrik gearbeitet. Er hatte dort den Luftschutz, heute sagt man wohl den Zivil-Schutz, unter sich gehabt. So musste er nicht im Militärdienst tätig sein. Dafür musste er jedesmal wenn es in der Nacht Alarm gab, und das gab es sehr oft, schnell in die Fabrik. Dadurch hat auch seine Gesundheit etwas gelitten durch das ewige nächtliche Aufstehen.

Wir haben von Anfang alles getan, um die Gemeinde Pratteln aufzubauen. Wir haben immer hier gelebt. Begonnen hat die Gemeinde eigentlich wegen einer Schwester Lina Müller, die nach Pratteln gezogen ist. Sie hat dann einmal gefragt, ob man hier nicht Versammlungen abhalten könne. Sie konnte ja nicht immer nach Basel fahren. Dann wurden Brüder organisiert, die am Sonntag hierher kamen. Die Versammlungen fanden dann in verschiedenen Restaurants statt, Mieträume. Derjenige, der wohl am meisten getan hat, das war Bruder Max Zimmer. Er ist später nach Salt Lake City ausgewandert. Sein Vater ist vor ein paar Jahren gestorben.

Mein Mann und ich haben am selben Ort gearbeitet. Als ich ihn kennenlernte, war er noch kein Mitglied. Er ist 1958 ein Mitglied geworden. Wir haben dann später geheiratet. Das möchte ich noch erwähnen: meine Haupttätigkeit in der Kirche lag bei der Primarvereinigung. Ich wurde 1958 zuerst als Missions-Primarvereinsleiterin berufen. Später hat sich das auf den Pfahl weiter übertragen. Diese Aufgabe hatte ich etwa dreiundzwanzig Jahre wahrgenommen. Meine ganze Tätigkeit in der PV beträgt etwa dreißig Jahre, da wir hier schon eine Primarvereinigung in der Gemeinde aufgebaut hatten und viele Kinder aus dem Dorf unterrichtet haben.

Mein Mann heißt Robert Fritz Kopp. Unsere Geschichte ist eigentlich die Geschichte der Kirche hier. Wir haben am 14. November 1958 geheiratet. Zu der Zeit als ich jung war es noch nicht üblich, dass alle auf Mission gingen. Bei mir war das so: der Missionspräsident, der uns gekannt hat, das war Samuel A. Bringhurst, er hat mich gefragt, ob ich nicht eine Mission erfüllen möchte. Es gab aber damals fast keine Mädchen als Missionarinnen. Und was auch wichtig war, die Paar die hier waren, durften nicht in Ausland, weil überall noch die russische Besatzung war. Und das russische Militär hat alles kontrolliert, dem wollte man uns nicht aussetzen. Ich bin dann nach Biel berufen worden. Dort habe ich eine Mitarbeiterin bekommen, die Schwester Vesta Ann Ball. Sie ist schon verstorben. Ich war die ganze Zeit in Biel. Das klingt vielleicht Komisch, wenn man weiß, wie heute die Versetzungen verlaufen. Ich habe dann später auch herausgefunden, warum ich so lange in Biel sein musste. Gegen Ende meiner Missionszeit kam jemand in unsere Gemeinde, der von Basel kam und in Biel gearbeitet hat. Er hat gefragt, ob wir ihn belehren würden. Das war Leonard Grässli, der Mann von Schwester Grässli, die ja in der PV einige Jahre den Hauptausschuss geleitet hat (von 1988 bis 1994). Grässlis sind zurzeit in Bern auf Mission für das Institutszentrum.

Ich denke, das war noch ein wichtiger Teil von meinem Leben. Ich habe damals natürlich sehr viel gelernt, besonders im Lesen in den Schriften. Früher hat man nicht dauernd gehört, dass man in den Schriften lesen soll. Man soll das und das tun. Auf Mission hat man es dann gelernt. Es war eine schöne Zeit als ich 1951/1952 auf Mission war. Es waren einundeinhalb Jahre. Seit 1984 unterrichte ich eine Institutsklasse.