Dortmund, Nordrhein-Westfalen

mormon deutsch paul todebuschMein Name ist Paul Todebusch. Ich bin am 20. Dezember 1928 als zweiter Sohn der Eheleute Friedrich Julius Franz Todebusch und Anna Amalie Elisabeth, geborene Kreimeyer in Dortmund und in die Kirche hineingeboren. Getauft bin ich am 3. Oktober 1937 von Edmund Willkom und konfirmiert von Alvie S. Larsen. Am 3. Juni 1956 bin ich Ältester geworden und Hoher Priester am 3. Oktober 1993. Gesiegelt sind meine Frau und ich am 15. April 1960 im Schweizer Tempel. In meiner Kindheit besuchte ich natürlich alle Versammlungen, wie Primarverein und Sonntagschule. Später ging ich auch in die GFV [Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung]

Vielleicht ist es auch interessant etwas über meine Bruder, der sieben Jahre älter war, zu sagen. Er ist am 12 September 1921 in Dortmund geboren, und am 14 Dezember 1930 getauft. Er war Diakon. Als der Krieg 1939 ausbrach, meldete er sich als 20jähriger freiwillig zur Deutschen Wehrmacht. Er machte den Frankreich und Russland Feldzug mit. Nach dem Krieg, als er aus russischer Gefangenschaft nach Hause kam, besuchte er noch alle kirchlichen Versammlungen. Dann verlor er die Interessen. Er starb am 6 Januar 2008 als 86 Jährige in Dortmund.

Ich war mit 15 Jahren bei der Deutschen Wehrmacht eingezogen worden. Vorher war ich kurze Zeit im Reichsarbeitsdient eingezogen. Dann ging es sofort zur Wehrtüchtigung nach Belgien, auch nur für kurze Zeit, und dann zur Wehrmacht. Es war die letzte Station. Hier wurde ich schnell ausgebildet bei den Panzerpionieren und Panzerfaust und Panzerschreck [eine mehrmals verwendbare Panzerabwehrwaffe der Kaliber 88 mm und 100 mm]. Meine Kompanie, in der ich eingeteilt war, schimpfte sich Panzer-Zerstörungs-Kompanie 536. Wir sollten die feindlichen Panzer abschießen.

Unsere Einheit lag in der Eifel und von da aus sollten wir zum Einsatz kommen. Aber es klappte nicht, weil der Amerikaner schneller war. Dann haben wir uns unterwegs aufgelöst. Also, wie ich schon sagte, lagen wir hier im Westen in der Eifel. Da bekamen wir den Befehl, wir sollen uns alle zurückziehen. Und da habe ich notgedrungen, also da muss ich gestehen, habe ich unseren Vorgesetzten belogen, weil ich unbedingt nach Hause wollte. Nein, ich brauchte bei der Wehrmacht nie einen Schuss abgeben. I habe hinterher erfahren, dass die ganze Einheit, wo ich dabei war, aufgerieben wurde und auch in Gefangenschaft geriet. Und so, ich habe gebetet, also ich möchte dieses überstehen und es hat ja auch geklappt. Aber unterwegs, wie ich in der Nähe von Schwerte war, da wurde ich beschossen von den Fliegern, also Jagdbomber. Aber nicht getroffen, weil uns eingebläut wurde, wenn die von dieser Seite kommen, also so wie ich jetzt sitze, dann spring auf die andere Seite, dann wieder zurück. Also, dann bin ich eben weggelaufen.

Von der Einheit bin ich weggekommen 1945, kurz vor dem Ende. Ja, und dann kam ich auch noch in Gefangenschaft, also ich war wohl schon zu Hause, aber ich hatte einen Vormund gehabt. Er war sehr für Gerechtigkeit. Jetzt schickte er mich zum Stadthaus hin, ich sollte mich da melden, alle die Soldat gewesen sind sollen sich melden. Na gut, ich bin auch hingegangen. Da sagte man mir dann: „was wollen sie denn hier?“ Ja, ich sage: „soundso-“. Da sagte der Wachmeister, der die Aufsicht hatte: „mach dass du nach Hause kommst“. Ich kam nach Hause, nun erzählte ich so und so – weil ich auf der Zeche gearbeitet habe, und da musste ich noch mal wieder hin. Und da haben sie mich festgehalten. Dann haben sie mich abtransportiert nach Rheinberg, das ist bei Wese unten im Rheinland. Da habe ich da im Lager gesessen und zwar ohne Schutz, nur auf dem blanken Acker. Da haben wir uns mit Dosen ernährt und Erdhöhlen gemacht, wo wir dann einigermaßen. Und da habe ich meinen Onkel da getroffen. Bin ich bei dem erst untergekommen. Und nachher wurde er entlassen, dann kam ich in ein Waldlager und hatte etwas Schutz durch Bäume und Sträucher und dann hieß es, also wer war im Bergbau oder – suchten sie Leute. Da habe ich mich natürlich auch gemeldet. Dann bin ich entlassen worden, Anfang 1946. (Erst war es amerikanische Gefangenschaft und die haben es dann den Engländern übergeben. Die waren schlimmer als die Amerikaner. Mit den Amerikanern konnte man sprechen, aber mit den Engländern nicht. Wenn sie da nicht flink genug waren, dann kriegten sie mit dem Gewehrkolben aufs Kreuz. So war das.)

Meine Eltern habe ich mit 15 Jahren verloren, durch den Krieg. Mein Vater ist in der Schule umgekommen, die Schule war ein öffentlicher Schutzkeller. Die Bombe ist schräg reingeschlagen. Dann hat er einen Lungenriss bekommen. In Dortmund, im Norden, Schillerstraße, die Schule existiert nicht mehr. Meine Mutter ist dann im September gestorben. Sie war auch schwer herzleidend. Während des Krieges war sie in ihrer Heimat gewesen in, also in Höxter an der Weser, und hat sich da aufgehalten mit mir. Mein Vater war, ehe er starb, nochmals zu Besuch gewesen. Da sagte meine Mutter: „gehe aber in den Keller deiner Schule, wo wir reingegangen sind“, sagte er: ja, mache ich auch“. Und dann hörte ich, dass der zweite Terrorangriff am 24. zum 25. Mai 1943 stattfand, hier auf Dortmund. Und dann war es passiert. Meine Mutter verstarb am 3. September 1943 an den Folgen der Fliegerangriffe.

Dann kam ich zurück, ich war Priestertumsträger geworden. Von Kind auf, also wie es losging, Diakon, Lehrer, Priester, Ältester, jetzt bin ich Hoher Priester.

Ich war Bergmann. Also, verschiedene Berufe: Erst war ich auf der Zeche, wie ich aus der Schule kam 1941, dann wie gesagt, war ich bei der Wehrmacht, dann war ich bei der Deutschen Bundesbahn gewesen, Reichsbahn gewesen, aber da konnte ich nichts verdienen. Und mein Bruder der arbeitete zurzeit auf der Hütten-Union, aber die steht heute nicht mehr. Er sagte: „komm mal her, ich beschaff dir da mal Arbeit“. Und das wurde mir nachher zu schwer. Man sagte auch Idiotenwiese. Da mussten wir Bleche um kanten. An der Richtmaschine wurden die Stäbe durch die Maschine gejagt, dass sie gerade wurden. Dann wurde mir das auch zu schwer, dann arbeitete ich bei der Firma Busche. Die Firma war auf der Kaiserstraße. Das war für mich auch nichts mehr. Ich wurde da, also man sprach da schlecht über mich und da kam dann Bruder Schneider, der war bei der Post als Zusteller. Und hat es erkannt, also man hätte da gesagt, ich würde mich mit Frauen rumtreiben usw. Das war gar nicht wahr. Und er hat das erkannt, hat das auch mitgekriegt, sagte: „du musst hier weg“. Er sagte: „versuch es mal bei er Post, beim Postscheckamt“. Dann habe ich da angerufen und das dauerte ein Jahr, ehe ich da anfangen konnte, das war 1975 im November. Ja und dann bin ich dann da noch geblieben bis 1992, da bin ich in Rente gegangen.