Innsbruck, Tirol, Österreich

mormon deutsch engelbert schauperlMein Name ist Engelbert Schauperl Jr., geboren am 9.Februar 1932 in Innsbruck /Tirol, Österreich. Meine Eltern waren Engelbert Schauperl Senior und Maria Schauperl, geborene Schabus. In Innsbruck lernten sich meine Eltern kennen und heirateten auch dort. Vater war gelernter Schuhmacher und er betrieb eine eigene Schuhmacherwerkstatt mit Geschäft. Ich bin der Erstgeborene, mein Bruder Artur ist ebenfalls in Innsbruck geboren.

1934 kehrte mein Vater mit seiner Familie aus familiären Gründen zurück in sein Elternhaus nach Gersdorf bei Spielfeld, im Süden der Steiermark. Noch im selben Jahr suchte er eine andere Wohnung und fand diese in einem kleinen Dorf – Hausmannstätten – circa 12 Kilometer südöstlich von Graz. Hier lebten wir bis zum Ableben unserer Eltern im Jahre 1990. Vater gründete hier wieder ein Schuhmachergeschäft und arbeitete fleißig.

Hier besuchte ich vier Jahre die Grundschule, danach in Graz vier Jahre Hauptschule. Es war Kriegszeit und es ist öfter vorgekommen, dass als wir die Schule betraten es Fliegeralarm gab. Dies bedeutete die ganze Schul-Klasse musste den Luftschutzkeller aufsuchen. Einige Zeit später gab es Entwarnung und wir konnten wieder die Schule verlassen. Es gab keinen Unterricht für circa sechs Wochen gingen wir zu Fuß in die Schule 12 Kilometer. Einmal, so erinnere ich mich, es war gegen Kriegs-Ende 1945, waren wir wieder zu Fuß nach Hause unterwegs. Plötzlich gab es Fliegeralarm. Der Grund? Circa fünf Kilometer außerhalb Graz, auf unserem Heimweg, hatte man die Hermann Göring-Werke errichtet. Es war ein Rüstungsbetrieb und daher das Ziel der Bombenangriffe!

Wir waren zu Fuß unterwegs nach Hause, öffentliche Verkehrsmittel gab es keine mehr, als ein Bombenangriff auf besagte Werke niederging. Wir schützen uns dadurch, dass wir uns in den Straßengraben legten und warteten, bis der Angriff vorüber war. Uns ist nichts passiert, allerdings machte sich unsere Mutter große Sorgen.

Als 1939 der 2.Weltkrieg begann, wurde Vater zum Militär – Infanterie – eingezogen, wo Jugoslawien zum Einsatz kam. Vater erkrankte am Rückgrat und wurde daher vom Militärdienst befreit. Er nahm seine Arbeit in seiner Werkstätte wieder auf. 1942 wurde er abermals einberufen, dieses Mal nach Salzburg in eine Kaserne, wo viele verschiedene Berufsgruppen für Rüstung und Nachschub arbeiten mussten. Im sogenannten Heeresbekleidungsamt, so wurde die Kaserne genannt, war auch Zivilbevölkerung dienstverpflichtet. Vater berichtete mir, dass die Kollegen untereinander über verschiedene Themen diskutierten, z.B. über Krieg, Militär, über den Beruf usw. eines Tages war auch das Thema Religion an der Reihe. Mein Vater verkündete lauthals: Die wahre Kirche Gottes gibt es nicht auf dieser Erde! Dazu muss ich ergänzend sagen, Vater war ein Suchender! Er hatte als junger Mann in einer Kirche ein besonderes geistiges Erlebnis, das dazu führte, dass er ab sofort die römisch-katholische Kirche nicht mehr besuchte! Von da an bezeichnete er sich als gottgläubig, das heißt, er glaubt an Gott, aber nicht an eine Kirche oder Organisation. In dieser Arbeitsgruppe arbeitete auch eine Frau, sie war ein Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, sie antwortete sofort, das stimmt nicht: Die wahre Kirche Gottes gibt es sehr wohl auf dieser Erde, sie wurde wiederhergestellt! Daraufhin erhielt Vater von dieser Frau — Ida Leitner – ein Buch Mormon. Er las es bis zu einem Drittel und hat daraufhin ein Zeugnis empfangen! Dies war der Weg, den er so viele Jahre gesucht hatte! Er hatte den Wunsch sich dieser Kirche anzuschließen. Am 16. Aug. 1942 wurde er in Salzburg, als deutscher Soldat im grauen Waffenrock, von Ältester Alois Ciep aus Wien getauft!

Seine Familie die in Hausmannstätten bei Graz lebte wusste nichts davon. In der Folgezeit besuchte Vater regelmäßig die Sonntagschule der Gemeinde Salzburg. Hier war es auch, dass er einen anderen Soldaten kennenlernte, ebenfalls ein Mitglied der Kirche, es war dies Bruder Herbert Schreiter aus Chemnitz. Dieser Bruder wurde nach Graz in eine Kaserne versetzt, bekam von unserem Vater die Adresse seiner Familie in Hausmannstätten.

Eines Tages an einem Sonntagnachmittag, klopfte es an unserer Wohnungstür Ein uns n den Jahren 1953 – 1955 wurde ich auf Mission, in die Österreich-Schweiz Mission berufen. Mein erstes Arbeitsgebiet war Wien, wo ich am 1. November 1953 ankam. Zu dieser Zeit gab es für die Stadt Wien nur zwei Missionare, sechs Wochen später waren wir zu viert. Im gesamten österreichischen Bundesgebiet gab es 24 Missionare. John Peter Loscher der Ratgeber zu Präsident Perschon betreute die Missionare in Österreich.

Mein zweites Arbeitsgebiet war Wels in Oberösterreich, mein drittes Gebiet war die Stadt Klagenfurt. Am 15. Februar 1955 eröffneten wir die Missionsarbeit in Klagenfurt. Mein Mitarbeiter war Elder Melvin. L. Kaufmann. Bevor wir die Arbeit begonnen haben, haben die Brüder Elder John Peter Loscher und Elder James R. Christianson die Stadt Klagenfurt und das Land Kärnten für die Missionsarbeit geweiht! Alles war für uns vorbereitet. Die Arbeit konnte beginnen. Hier gab es keine Mitglieder folglich auch keine Gemeinde. Wir mieteten einen kleinen Raum in der Arbeiterkammer in Klagenfurt, wo wir uns regelmäßig versammelten. Alle Besucher waren Freunde bzw. Untersucher des Evangeliums. Mein Mitarbeiter hatte eine Ziehharmonika, sie war uns Hilfe beim Erlernen unserer Lieder. Wir lehrten unsere Untersucher beten und unterrichteten das wiederhergestellte Evangelium. Es ist vorgekommen, dass wir an einem Sonntag nur 1-2 Besucher hatten, im Allgemeinen waren wir 10-17 Teilnehmer.

Meine Mission endete mit 30. November 1955. Bis dahin hatten wir keine einzige Taufe. Jedoch am 25. März 1956 wurden die ersten sieben Personen in Klagenfurt getauft. An dieser Taufe durfte ich teilnehmen. Somit hatte unsere Arbeit Frucht getragen. Diese ersten Mitglieder bildeten das Fundament der Gemeinde Klagenfurt!

Diese Berufung war bisher ein Höhepunkt in meinem Leben. Noch im selben Jahr am 30. Dez. 1955 erhielt ich mein Endowment im Schweizer Tempel. 1959 erfolgte ein weiterer Höhepunkt durch meine Heirat mit Sr. Hedda Kull aus Graz. 1960 übersiedelten wir aus beruflichen Gründen nach Wiener-Neustadt, Nieder Österreich, wo wir zehn Jahre lebten. Aus dieser Ehe wurden uns drei Kinder geboren, Esther, Robert und David. Leider musste ich auch eine sehr schmerzliche und traurige Erfahrung machen. Nach zehn Jahren ist unsere Ehe, trotz vieler Bemühungen, gescheitert! Es war ein trauriger Abschnitt in meinem Leben.

1970 kam ich aus beruflichen Gründen nach Wien, wo ich später meine jetzige Frau Helena Dospil kennenlernte. Wir heirateten am 30. August 1971. Für die nächsten 29 Jahre lebten wir in Wien und gehörten zur Gemeinde Wien 2.

Ich hatte viele Berufungen in der Kirche u.a. Zweigpräsident. 1972-74 der Gemeinde Wien 2. Nach der Pfahlgründung 1980, von 1984 -88, Bischof der Gemeinde Wien 2, danach wurden meine Frau und ich nach St. Pölten, Nieder Österreich berufen, wo ich die Gemeinde St. Pölten leitete. 1992 ging ich in Pension und ab 1993 mit meiner Frau auf Mission. Wir wurden nach Frankfurt in die Abteilung Public Affairs (Öffentlichkeitsarbeit) berufen. In der Folge erfüllten wir auch zwei Vollzeitmissionen im Freiberg Tempel in Deutschland. Eine dritte Tempelmission musste nach acht Monate wegen einem Augenleiden meiner Frau abgebrochen werden. Seit dem Jahr 2000 leben wir in Deutsch-Wagram einer kleinen Stadt circa 25 Kilometer nord- östlich von Wien und gehören jetzt zur Gemeinde Wien 5.

Beruf: Nach Abschluss der Volks- und Hauptschule erlernte ich den Beruf eines Autosattlers (Autotapezierer), und Weiterbildung zum Raumausstatter. Nach meiner Mission war ich in der Möbelbranche im Verkauf tätig. Im Innendienst und als Vertreter im Außendienst. Die letzten zehn Jahre bei einer großen Möbelfirma in Wien, von wo ich 1992 in Pension gegangen bin.