Langenau, Sachsen

mormon deutsch aribert schieboldIch heiße Aribert Schiebold und wurde am 8. September 1932 in Langenau geboren. Mein Vater heißt Willy Schiebold und meine Mutter‚ Dora Schiebold, geborene Heinrich. Wenn ich meine Kindheit betrachte, kann ich sagen, dass meine Mutter von Jesus Christus erzählt hat. Das ist mir als Kind schon zu Herzen gegangen. Ich habe die Tränen zurückgehalten, aber ich wusste, das war wirklich wahr. 1939 bin ich eingeschult worden und da begann auch der Krieg. 1947 bin ich aus der Schule gekommen und da war dann auch der Krieg zu Ende. Während der Schulzeit wurden die Lehrer eingezogen, so dass ich eine ganz geringe Schulbildung hatte, nur zwei Stunden am Tag. Wenn Fliegeralarm war, konnten wir nach Hause gehen.

Mein Vater war beim Volkssturm. Er hatte einen Befehl bekommen, sich in Freiberg zu melden. Unterwegs ist ihm eine Stimme gekommen „kehre um!“. Er ist umgekehrt und die in Freiberg sich gemeldet haben, sind in Gefangenschaft gekommen. Mein Vater hatte eine kurze Zeit Schwierigkeiten mit einem Parteigenossen und man wollte ihn vor das Kriegsgericht bringen. Er wusste das, aber es kam nicht mehr dazu, denn der Krieg war dann zu Ende.

Ich habe von 1947 bis 1950 Werkzeugmacher gelernt und habe den Beruf als Werkzeugmacher und als Gesenk-Graveur ausgeübt. Meine Leidenschaft war Fußballspielen. Ich habe den Zehnten bezahlt und ich habe das Wort der Weisheit gehalten. Da es keinen freien Samstag gab, wurde am Sonntag Fußball gespielt. So habe ich auch am Sonntag Fußball gespielt, und das war das Hindernis, dass ich erst mit neunundzwanzig Jahren zum Ältesten ordiniert worden bin. Ich musste mich entscheiden, Fußball oder Kirche. Wie Sie wissen, man hängt am Sport. Das war das Einzige zur DDR-Zeit und ich habe in der DDR-Liga gespielt. Dafür wurden wir dreimal in der Woche vom Betrieb freigestellt. Wir waren jedes Jahr einmal vierzehn Tage im Trainingslager und ich bin in der ganzen DDR herumgereist. Ab und zu auch nach Westdeutschland, wenn wir dort gespielt haben. Aber ich musste mich entscheiden und ich habe mich für die Kirche entschieden, obwohl sie gebettelt haben, ich solle doch zurückkommen.

Wir gehörten zu einer kleinen Gemeinde mit achtundzwanzig Mitgliedern, so dass wir jeden Sonntag entweder sprechen, oder Thema geben mussten. Obwohl mir das Sprechen sehr schwer fällt. Als der Pfahl gegründet wurde, wurden so und so viele an einem Samstag nach Dresden bestellt. Ich war nicht dabei und darüber war ich froh. Abends, zehn Uhr, klingelt es und es stand Bruder Bellmann vor der Tür und sagte: „Du sollst morgen früh acht Uhr nach Dresden kommen“. In Dresden hat Bruder Ringger mit mir ein Gespräch geführt, ich sollte Bischof der Gemeinde Freiberg werden. Ich habe gesagt: „Das möchte ich nicht, ich habe Probleme mit der Sprache. In Freiberg gibt es so viele intelligente Brüder“. Er sagte: „Das macht nichts, auch Moses hatte eine schwere Zunge“. Das hat er mir als Antwort gegeben. Da habe ich diese Berufung angenommen. Ich muss sagen, wen man die Hände aufgelegt bekommt, erhält man auch die Fähigkeiten, diese Berufung auszuüben. Der eine besser als der andere. Es war die Zeit, in der der Tempel hier gebaut wurde. Ich musste dann, wovon ich keine Ahnung hatte, die ganzen Tempel-Interviews mit den Mitgliedern führen. Ich habe alle halben Stunden ein Ehepaar bestellt, so habe ich dann diese Interviews durchgeführt.

Vorher war ich Kollegiums-Präsident im Distrikt Chemnitz. Ich wurde nach vier Jahren als Bischof entlassen und bin als Hoher Rat berufen worden. Ich habe acht Jahre als Hoher Rat gedient. Als diese acht Jahre vorbei waren, wurde Bruder Kretzschmar Bischof in Freiberg. Er hat mich als Ratgeber in die Bischofschaft berufen. 1992 wurde ich als Tempelarbeiter berufen und am 15. Mai 1995 wurde ich als Siegler von Apostel Oaks in Frankfurt eingesetzt.

Meine Eltern wurden 1928 von Bruder Härtig in Großhartsmannsdorf besucht, sie sind belehrt worden und haben sich taufen lassen. Es hat auch Versammlungen in Langenau gegeben. Öffentliche Versammlungen, in denen vielleicht zweihundert Personen anwesend waren. Sie wurden von den Kommunisten ausgepfiffen, aber sie haben sich nicht beirren lassen, sondern sie sind diesen Weg gegangen. Mein Vater war dann in Großhartmannsdorf Gemeindepräsident.

Das Wohlfahrtsprogram brachte uns 1946 Hilfe. Die Spenden der Kirche haben vielen geholfen. Der Anzug, den ich erhalten habe, hat mir besonders gefallen, denn ich hatte wirklich nichts mehr anzuziehen. Der Krieg ging zu Ende und ich hatte überhaupt keine Hosen mehr. Die Panzersoldaten waren bei uns im Wald und haben vor den Russen alles vergraben. Wir wussten das und haben diese Sachen ausgegraben. Ich habe ein paar Hosen ausgegraben, dass ich wenigstens Hosen anzuziehen hatte. Es waren sehr harte Zeiten. Mein Vater ist von Ort zu Ort bei den Bauern betteln gegangen.

Aber dann ist mein Vater krank geworden und musste fest liegen. Er musste sogar gefüttert werden, drei Jahre lang. Trinken wurde ihm mit einem Trichter eingeflößt. Er bekam einen Brief aus Amerika, er sollte eine Wasserkur machen. Jeden Tag hat er vier Liter Wasser getrunken und sein Körper hat sich entschlackt und er ist wieder auf die Beine gekommen.

Er hat erst stundenweise und dann für die Kirche in der Genealogie gearbeitet. Von Langenau hat er sämtliche Bücher der Kirche abgeschrieben. Er konnte die Bücher mit nach Hause nehmen und er hat sie nicht nur für die Kirche eingetragen, sondern hat sie auch für sich genommen. Diese Daten müssten alle noch in Freiberg sein oder sie sind nach Dresden gekommen, sie sind auch hier im Tempel vorhanden. Was von Langenau damals in den Büchern vorhanden war, ist alles niedergeschrieben worden. Das war seine Arbeit.