Eger-Aslau

mormon deutsch jutta sedlatzekMein Name ist Jutta Sedlatzek, geborene Damm. So weit wie ich das aus den Unterlagen weiß, ist mein Vater, Friedrich Albin Damm, 1923 getauft worden. Und 1924 ist meine Mutter, Rosa Damm, geborene Morgenrot, getauft worden durch amerikanische Missionare, die damals gewirkt haben.

Mein Vater hat dann später die Gemeinde aufgebaut und geleitet, lange Zeit auch so elf Jahre, wie mein Mann. Ich habe Unterlagen gefunden, daraus ging hervor, dass er meinen großen Bruder, als er das Priestertum bekommen hat, den Ordinationsschein als Gemeindeleiter unterschrieben hat. Daraus weiß ich, dass er damals Gemeindepräsident war. Er ist in der Zeit der fünfziger Jahre auch hier weg. Wir haben meine Schwester, die in Westdeutschland gelebt hat (ihr Mann ist gestorben und sie hat niemand mehr gehabt) wir haben sie zu uns nach Zwickau geholt, damit wir sie ein bissel unterstützen konnten. Bei ihr habe ich etwas an Urkunden gefunden. Das hat mein Vater mitgenommen und ist nun teilweise verloren gegangen. Die Schwester und ihr Mann waren Mitglieder in der Gemeinde Bielefeld.

Ich habe neun Geschwister. Da sind drei gestorben. Der große Paul, hat in Westdeutschland gelebt, ist gestorben. Mein zweiter Bruder, Hans, war Kriegsfreiwilliger, der ist gleich anfangs als es nach Russland ging dort gefallen. Dann ist Martha Möckel, geborene Damm, ebenfalls verstorben. Zwei Geschwister leben noch in Amerika und zwei in Westdeutschland und ich hier und meine Schwester Naeni, die ist jetzt im Pflegeheim in Zwickau.

Nach der Kriegszeit 1945, da kamen Lebensmittel und die Kleidung aus Utah, die wurden im Gemeindeheim aufbewahrt und dann wurden die Mitglieder bestellt. Je nach Familienmitglieder-Anzahl, wurden die Sachen aufgeteilt. Eine Episode: Wir waren alle Schulkinder, es war in der Zeit, wo die Kinder viel Hunger hatten. Da war ein älteres Ehepaar in der Gemeinde. Dieses Paar hat nur für zwei etwas bekommen. Wir waren zu Hause noch sieben und da hat man mehr erhalten als zwei Personen, das konnte das ältere Ehepaar nicht begreifen, dass wir so viel hatten und sie so wenig. Alles wurde gerecht aufgeteilt in der Gemeinde. Wir waren froh, dass wir es hatten. Es hat sehr geholfen. In der Jugendzeit isst man ja mehr und wir hatten ja nichts. Normalerweis ging es uns genau so wie den Flüchtlingen. Nur dass wir ein Heim, eine Unterkunft hatten. Wir hatten keine Heizung, wir hatten wenig zu essen und wir sind mit meiner Mutter in die Dörfer, wo Landwirtschaft war, betteln gegangen. Die hatten gekochte Kartoffeln für die Tiere, da hatten sie uns was abgegeben, auch Kartoffelschalen hatten sie uns gegeben. ´Wir haben’s gegessen, wir hatten Hunger. Das war eine schlimme Zeit. Die Pakete aus Amerika, die in die Gemeinden kamen, haben sehr geholfen, Da kam Weizenschrot, so in Stoffbeuteln eingenäht, davon haben wir Brot gebacken.

1947 bin ich aus der Schule gekommen, da war das erste Jugendtreffen in Berlin, Freud-Echo da haben sie mich auch mitgenommen. Wir haben auf Stroh geschlafen.

Ich hatte Verkäuferin gelernt in Zwickau und Hunger war ja immer da und mein erstes Gehalt, das waren 60.-Mark im Monat. Da war eine Schwester, sie war Flüchtling, die kam aus Schlesien, Schwester Hirsch, hatte fünf Kinder aber sie hatte Beziehung zum Schwarzmarkt, da habe ich für 60.- Mark Brot gekauft, drei Pfund Brot gekauft. Das habe ich, wie ein Stück Kuchen gegessen. Jetzt kann ich mir das gar nicht mehr vorstellen. Da war nur ein kleines Stückel übrig. Trotz allem haben wir noch an durchziehende Flüchtlinge etwas abgegeben. Es war eine schwere Zeit, aber der Herr hat uns immer geholfen.