Cottbus, Brandenburg

Mormon Deutsch Gisela BerndtMein Name ist Gisela Berndt, eine geborene Voigt. Ich bin am 12. August 1939 in Cottbus, Brandenburg. Meine Eltern waren Elsa Käthe Hoffmann, mein Vater Otto Voigt. Ich bin in die Kirche geboren und aufgewachsen. Ich war bis zu meiner Mission in Cottbus in der Gemeinde und habe alle Tätigkeiten gehabt.

Als der Krieg zu Ende war, da war ich vier Jahre alt und wir waren ausgebombt. Alle Mitglieder hatten sich in der Gemeinde versammelt. Die Möbel wurden herausgeholt aus den Wohnungen und zusammengestellt und wir haben in der Gemeinde gewohnt. Fritz Lehnig, der Gemeindepräsident, war ein bisschen gehbehindert und nicht im Krieg. Das Gemeindehaus war in der Küllstraße in Cottbus. Unten wohnten Lehnigs, der hat auch die Räume zur Verfügung gestellt für Gottesdienste und oben wo die Kapelle war, das war alles mit Betten ausgestattet. Das war dreistöckig. Wir waren als Gemeinde versammelt. Da kamen auch manche aus Wolfsgrün, da waren Flüchtlinge aus Schneidemühl.

Wir hatten zwar nichts zu essen. Ich kann mich erinnern, dass es ganz wenig war. Es gab Kartoffelschalen. Aber es war so eine Gemeinschaft als Kind. Es war überhaupt kein Problem. Wir waren zusammen und hatten unseren Gottesdienst. Da habe ich schon den Heimabend kennengelernt. Jeden Montag war eine Familie dran, den Familienabend zu gestalten. Mein Vater war noch im Krieg. Wir sind zu Distriktskonferenzen gefahren. Wir haben einen herrlichen Kinderchor, einen Jugendchor gehabt in Cottbus. Wir haben einen gemischten Chor gehabt, der jeden Sonntag sang. Wir als Kinder sangen in der Sonntagsschule, jeden Sonntag gab es im Vorprogramm ein Lied. Das war so meine Erziehung bis ich dann in die GFV ging, dann als Bienenkorbmädchen, als Ährenleserin, dann wurde ich mit neunzehn auf Mission berufen.

Auf Mission war ich im Leipziger Distrikt. Das war einmal Leipzig, das war die einzige Stadt, wo wir missionieren konnten. Wir haben in Delitsch gewohnt, das ist bei Leipzig. Wir haben die Dessauer Gemeinde als Missionarinnen betreut. Dann war Köthen, da hat uns Präsident Schiele da hingenommen. Dann konnten wir nur auf Empfehlung die Leute ansprechen. Dann war ich auch in Bautzen, Nordhausen, Magdeburg und zum Schluss ein halbes Jahr im Erzgebirge. Ich war siebenundzwanzig Monate auf Mission. Eingesetzt bin ich am 5. Januar 1959, entlassen wurde ich am 17.März 1961 entlassen worden.

Da hatte Präsident Burkhardt, der für mich zuständig war als Präsident, mich interviewt hatte gesagt: Ja, Schwester Voigt, wenn Sie auf Mission bleiben wollen, dann können Sie aber , wenn Sie entlassen werden wollen, dann habe ich für Sie eine andere Aufgabe, ob ich die Leitung für die jungen Damen für die ganze DDR übernehmen würde. Als ich entlassen wurde, das war kurz vor diesem großen Treffen, das ich letztendlich übernommen habe von meiner Vorgängerin, da hatte ich die Leitung übernommen und meinen Mann kennengelernt. Bei ihm war es Liebe auf den ersten Blick. Bei mir hat es länger gedauert.

Am Tag vor der Mauer sagte mein inspirierter Vater, dass ich sofort nach West Berlin gehen sollte. Ich war nun gerade von Mission gekommen. Als eine Distriktskonferenz in Chemnitz stattfinden sollte, das wäre meine Aufgabe gewesen, da am Sonntag zu sein. Da habe ich zu meinem Vater gesagt, wie er am Sonnabend herunter kam, sagte er: „Beschäftigt Euch nicht so viel mit Kuchen und mit Ente, die da schon im Ofen war; Ihr fahrt nach Berlin!“ Da sagte ich; „Da kann ich nicht hin, ich muss Sonntag nach Karl Marx Stadt (heute Chemnitz). Das ist meine Aufgabe, du kannst mir nicht sagen, dass ich das nicht tun soll!“ „Bitte, ich habe das Gefühl, du solltest heute nach Berlin fahren und Mutti wird dich begleiten.“ Wir waren aufsässig und haben gesagt, nein, das geht morgen auch noch oder übermorgen.

Man hat gemerkt, es war unruhig in der DDR. Viele waren schon ausgewandert, weggegangen und weggezogen. Ich war nicht von meinem Vater gewöhnt, dass er sagt, irgendeine Aufgabe in der Kirche macht man nicht. Das war ich von ihm nicht gewöhnt. Ich war stutzig, war aber auch ein bisschen bockig und sagte: „Nein, ich mache erst die Konferenz, ich gehe Montag, wenn du das willst, fahre ich dann nach Berlin, am Dienstag ist so wie so erst mein Flug.“ „Nein“, sagt er. Dann fuhr er mit seinem Rad zum Bahnhof, hat die Karten gelöst. Wie wir später feststellten, als wir bei Seehagens schon waren, es war der letzte Zug, der aus Cottbus überhaupt noch nach Berlin ging, bevor die Mauer errichtet wurde.

Ich habe immer das Priestertum geschätzt, aber für mich war das das Wesentliche und das Gefühl, wenn ein Bruder dir das sagt, und wenn es der eigene Vater ist. Mein Vater hatte immer ein gutes Gefühl. Oft auch später, wenn auch nicht hier war, wenn ich meinte ein Problem zu haben hat er sich mit mir hingekniet und wir haben gebetet und er hat manchmal dann gesagt: „Gisela, du bist das Problem, nicht ein anderer“. Dann habe ich das auch angenommen. Ich habe darüber nachgedacht.

Wir waren noch nicht verlobt, als wir nach Berlin gekommen sind. Wir kannten einander und wollten eigentlich nur seine Familie kennenlernen. Ich hatte auch meinen Koffer für eine Woche gepackt. Ich habe ja auch wieder gearbeitet. Meine Zeit wäre ja dann auch wieder vorbei gewesen. Wir sind als wir in Berlin angekommen sind zuerst in Hamburg gelandet. Ich musste dann aber in das Ülzen Aufnahmelager zurück. Wir waren ja nicht verlobt und da waren ganz strenge Gesetzte. Eigentlich sollte ich auch nicht nach Hamburg. Ich sollte nach Dortmund oder Düsseldorf. Da hatte meine Schwiegermutter für mich eine Wohnung organisiert, sonst hätte ich nie wohnen dürfen. Ich war vier Wochen in Ülzen. Besonders war für mich und sehr entscheidend

Ich hatte nur eine Taufe während meiner Mission. Das war ein älterer Herr, den wir belehrt hatten, bekehren musste er sich selbst. Er war willig sich taufen zu lassen. Es war zu den Zeiten, David O McKay war Präsident der Kirche und hatte zwei Ratgeber. Ein Ratgeber war Präsident Dyer. Westdeutsche kamen immer zu großen Tagungen, wenn Messe war in Leipzig und da hatten wir Missionskonferenz mit ihm. Und er hatte alle die mit, die im Monat je zwei Taufen hatten und das war auch unsere Aufgabe. Wir hatten nach einem ganz neuen Schema missioniert. Sieben Aufgaben waren es, die sollten wir auswendig lernen. Ich habe damals gesagt nein, Ich bin Deutsche, das mache ich nicht. Da hat meine Mitarbeiterin gesagt: „Schwester Voigt, wenn ein Priestertumsträger sagt, in diesem Fall ein Präsident, wir sollen es auswendig lernen, dann müssen wir das tun!“. Da sagte ich ja, das hat mich Überwindung gekostet, ich habe es auswendig gelernt. Danach hatten wir eine Taufe.

Das werde ich nie vergessen. Ich habe gelernt, Gehorsam ist das erste Gebot im Himmel, wie auf Erden. Das ist mein Zeugnis. Das ist für mich so wichtig, weil ich gemerkt habe, dann später, wie ich in den Tempel gehen konnte, dass, wenn man etwas auswendig kann, man kann sich auf den Geist konzentrieren. Das ist die andere Variante