Selbongen, Sensburg, Ostpreußen

Mormon Deutsch Christel BohmIch heiße Christel Böhm; ich bin eine geborene Czepluch, am 20. Dezember 1935 in Zollerndorf, Kreis Johannisburg, Ostpreußen. Mein Vater heißt Fritz Czepluch, er ist in Siegmunden geboren, er war Maurer von Beruf, meine Mutter Ida, geborene Hartwich, ist in Großjauern geboren am 25. November 1903.

Wir waren nur zwei Geschwister. Meine Schwester, Traute Balzer, geborene Czepluch, die wohnt in Krefeld, und ist sechs Jahre älter als ich. Meine Eltern haben 1939 ihr Haus gebaut in Zollerndorf. Mein Vater wurde 1939 in den Krieg eingezogen. 1943 ist er gefallen und vermisst. Wir wissen nicht, wo er begraben ist. Sein letzter Feldpostbrief war von Rumänien, da war er stationiert. In seinem letzten Brief an meine Mutter hat er geschrieben, er würde vom Krieg nicht zurückkommen Trotzdem, hat meine Mutter gewartet und gewartet.

Als meine Mutter achtzehn Jahre war, 1924, wurde von einem Elder Dellenbach getauft. Sie war aus ihrer Familie die Erste. Dann wurde die Großmutter Auguste getauft, dann ihre Schwester und zwei Brüder wurden getauft. Die ersten Versammlungen waren im Elternhaus meiner Mutter. Da kamen die Missionare. Die Missionare waren damals drei Jahre auf Mission. Die haben bei den Bauern auf dem Dorf gearbeitet und da bekamen sie das Essen und auch das Bett. Die hatten große Erfolge. Da wurden ganze Familien bekehrt und getauft. Darunter war die Familie Stank, die heute fast ganz Hamburg bevölkert. Da waren zehn Kinder in der Familie Stank, die wurden alle bekehrt und kamen zur Kirche. Einmal waren die Versammlungen beim Hartwich und einmal bei den Stanks. Ich ging nach Selbongen in die Gemeinde.

Meine Mutter hat meinen Vater geheiratet, der war kein Mitglied. Meine Mutter ist aber immer zur Kirche gefahren. Von Zollerndorf nach Selbongen waren fünf Kilometer. Wir sind mit Fahrrädern gefahren. Meine Mutter hatte sehr viele Berufungen gehabt. Sie hat viele Ansprachen gegeben. Meinen Vater konnte sie nicht bekehren, so wie ich meinen Mann leider nicht bekehren kann. Durch den Krieg und die Flucht bin ich erst 1948 mit zwölf Jahren getauft worden. Das war eine große Taufe. Wir waren sechzehn Personen, die in Selbongen getauft wurden. Ich bin am 12. Mai getauft worden, das Wasser im See war noch kalt. Da wurde am Ufer ein Feuer gemacht, wo wir uns gewärmt haben. Von einem Bruder Kruska bin ich getauft worden und von einem Bruder Fischer erhielt ich die Gabe des Heiligen Geistes.

Dieser Bruder Kruska, der hatte in Selbongen ein großes Grundstück gehabt. Der Kirche hat er den Platz für das Gemeindehaus geschenkt. Es war ein kleines Gemeindehaus. Es steht jetzt immer noch. Wir haben uns da sehr wohl gefühlt. Ich bin da zur PV gegangen. Ich bin dann als Bienenkorb- Mädchen gewesen, habe im Chor gesungen, dann habe ich geheiratet, dann kamen meine Kinder. Aber dann haben wir nicht mehr in Zollerndorf gewohnt, sondern in Nikolaiken. Weil wir von den Polen enteignet worden sind, mussten wir von unserm Haus weg und auf Güter arbeiten gehen. Von Nikolaiken hatten wir nicht weit zur Gemeinde. Das war eine armselige Zeit. Wir haben keine Schuhe gehabt. Wir hatten nur selbst gemachte Holzsandalen. Wir mussten die immer in die Hand nehmen und barfuß laufen und kurz vor dem Gemeindehaus haben wir sie wieder angezogen. Später hatten wir ein Fahrrad, mit meiner Schwester haben wir uns das geteilt. Sie ist ein Stück vorgefahren, dann hat sie es an den Baum gestellt, dass ich es sehen konnte. Dann ist sie gelaufen und ich bekam das Fahrrad, dann bin ich gefahren.

Viele schöne Dinge haben wir erlebt in Selbongen. Weihnachten gab es immer schöne Weihnachtsfeiern. Wir haben viele Tanzabende gemacht. In Ostpreußen sind viele Seen und Wälder. Im Sommer haben wir am See eine Tanzdiele gehabt. Das war eine schöne Zeit, eine arme Zeit aber schön. Wir hatten nicht so Vieles, was man heute hat, aber das war schön. Wir haben polnisch sprechen müssen. Die Gemeinde war nach dem Krieg, nach dem Zusammenbruch geschlossen, durch die Russen zuerst und dann die Polen. Aber die Polen, die haben uns erlaubt, die Versammlungen in der Gemeinde abzuhalten, aber alles in polnischer Sprache. Wir mussten die Lieder übersetzen. Das war schwierig. Wir haben in den ersten Jahren immer Spitzel von der Partei bei uns gehabt. Aber dann haben sie festgestellt, dass da wirklich nur geistige Dinge behandelt wurden, und dass die Geschwister alle, liebe, gute Menschen waren. Darm haben diesen Spitzel nicht mehr geschickt.

Apostel Benson kam nach Ostpreußen. Er hat uns Hilfe über die Schweiz in die Wege geleitet. Von da bekamen wir große Hilfen. Wir bekamen Kleider, Weizengrütze in Säckchen, Öl für Segen, Pfirsiche und so weiter. Sie glauben gar nicht, wie viele dann zur Kirche kamen. Das waren die Büchsenmormonen. Unser Gemeindehaus war brechend voll. Aber viele davon sind auch geblieben und viele sind auch weg geblieben, die kamen dann nicht mehr.

Als die Russen kamen 1945, war es ein strenger, kalter Winter, da sind wir geflüchtet. Der Bürgermeister von unserem Dorf, kam ganz kurz und sagte zu meiner Mutter, die haben sich alle geduzt: „Ida, in zwei Stunden, musst du von deinem Haus mit deinen Kindern raus. Es kommt ein Bauer mit einem Planwagen, mit einem Leiterwagen mit Heu und Stroh, pack die Kinder, nimm das Wichtigste, in zwei Stunden müsst Ihr zum Bahnhof! Meine Mutter hat ganz schnell reagiert. Wir wussten, dass die Russen nicht weit von uns waren, wir hörten schon immer die Panzer. Meine Mutter hat aus unserem Haus schnell das Führerbild, den Adolf Hitler, der musste ja damals in jedem Haus hängen, weggenommen. Mein Vater war in so einer Partei, SPD oder NSDAP mit Hakenkreuz oder so was. Meine Mutter sagte: „Wenn die Russen kommen und das vorfinden, dann brennen sie unser Haus ab“! Und sie hat recht gehabt. Sie hat das Bild in den Backofen rein und angesteckt und die Uniform auch. Das ist wohl die Ursache dafür, dass unser Haus stehen blieb.

Dann kamen wir auf den Bahnhof. Da waren so viele Menschen, ach das war ein schrecklicher Anblick. So viele kleine Kinder und alte Leute und ach, ein totales Chaos. Nachts sind wir in einen Güterwagen hineingepackt worden, der war unendlich lang, früher sind da Tiere verladen worden. Da haben sie uns verladen. Da war nur Stroh und Heu und statt Fenster waren nur so kleine Luftklappen. Es war schrecklich. Dann konnten wir mit diesem Zug nur nachts fahren, wegen der Bombenangriffe. Die Sowjets, die kamen im Tiefflug, die haben ja alles bombardiert, was sich bewegt hat. Wir sollten nach dem Westen kommen mit dem Zug. Aber wir haben das gar nicht mehr geschafft. Dann kamen wir in eine Stadt Korschen [heute Korsze] – da war die richtige Front. Da haben die Deutschen gekämpft. Das war ein schrecklicher Anblick. Wir sind in ein Haus gekommen. Wir waren ganz viele Flüchtlinge, da waren Kinder, wir konnten sie nicht mehr zählen. Wir saßen dann in diesem Haus und dann ging ein Wechsel vor sich. Einmal waren die Russen auf dem Hof, dann wieder die Deutschen. So viele Tote lagen da, Soldaten. Die Russen, die waren immer mit ihren Gewehren und immer mit einem Bajonett. Diese Pelzmützen mit dem Sowjetstern hatten sie und sie hatten alle die Haare abgeschoren, die sahen aus wie Indianer, kahl geschoren. Wir hatten schreckliche Angst, weil man uns schon als Kinder in der Schule erzählt hat, wie schlimm die Russen sind. Wir hatten Angst und das war auch berechtigt.

An ein Ereignis kann ich mich erinnern. Die Russen haben schrecklich getrunken. Die Geschäfte und alles, da war Alkohol vorhanden. Da in diesem Korschen, das war so schlimm, da hat alles gebrannt, die Häuser und Leichen lagen überall, Deutsche, Russen, Frauen, Kinder, die Tiere in den Wagen, die Wagen lagen mit den Rädern nach oben. Ein schrecklicher Anblick war das. An einen Sonntag kann ich mich erinnern. Es waren ja alles nur Frauen und Kinder, die Männer waren ja alle im Krieg. Wir haben eine kleine Sonntagsschule abgehalten. Wir haben gesungen, gebetet. Da kamen zwei Russen und die sagten: „Wir müssen jetzt alle raus auf den Hof und uns alle an die Wand stellen und mit dem Gesicht zur Wand und sie werden uns jetzt alle erschießen, so haben es die Deutschen in Russland gemacht und jetzt machen sie das mit uns auch. Wir haben da geweint, gebetet, gekniet und wir haben uns damit abgefunden. Sie waren betrunken, es waren junge Russen. Sie wollten uns der Reihe nach abschießen. Aber dann kam einer auf einem Pferd geritten, ein Russe, der war von der Kommandantur, das war ein Offizier gewesen und hat die beiden am Kragen genommen und weg. Dann hat er uns einmal beruhigt und dann durften wir wieder in das Haus und es war okay. Zwei Wochen später war auch ein ganz schlimmer Vorfall. Wir waren dreizehn oder fünfzehn Kinder in dem einen Raum. Die Muttis mussten alle raus und wieder waren die Russen betrunken. Die haben uns eingesperrt in dem Zimmer, das waren kleine, große Kinder. Und dann haben die Russen alles mit Benzin begossen, die Möbel, die Gardinen, die Betten und wir saßen in der Ecke, alle zusammengepfercht. „Jetzt werden wir euch verbrennen, so haben es die Deutschen mit unseren Kindern gemacht“. Der Russe war selbst noch ein Kind, vielleicht war er siebzehn, achtzehn Jahre alt. Meine Mutter, die konnte ein bisschen polnisch, masurisch. Sie konnte sich mit den Russen ein bisschen verständigen. Und sie und noch eine Frau sind schnell zur Kommandantur gelaufen und haben ihnen erzählt, dass wir eingesperrt und am Verbrennen sind. Da kamen die Russen mit einem Lkw gefahren. Wir Kinder waren am Ersticken. Die Gardinen brannten und alles brannte, von dem Rauch. Und dann haben wir auch gedacht, das ist zu Ende mit uns. Der Offizier von der Kommandantur hat dann erst einmal die zwei Betrunkenen in den Lkw rein und weg. Uns Kinder haben sie alle auf den Schnee nach draußen gebracht. Von irgendwo haben sie Milch gebracht, dass wir Milch getrunken haben. Wir waren bewusstlos von dem Qualm da drinnen. Wir haben natürlich gebrochen. Aber das war gut. dass wir gebrochen haben. Keiner von den Kindern ist gestorben. Alle haben überlebt.

Die Russen haben allerhand Krankheiten hereingeschleppt. Da bekamen viele Typhus. Das war eine schlimme Krankheit Die eine Frau hatte vier kleine Kinder gehabt. Die sind alle an Typhus erkrankt. Zwei davon sind gestorben. Ach, ach, die hatten einen Durchfall mit Blut. Ach, ganz, ganz schlimm. Das Eigenartige, wir hatten an dem Haus eine Tafel angebracht „Typhus“. Da hatten die Russen Angst. Obwohl das die Russen eingeschleppt hatten, aber sie hatten Angst. Als Kind war ich sehr dünn und sehr zart. Aber das Erstaunliche ich und ein Junge, der genauso alt war wie ich, wir hatten keine Krankheiten, kein Typhus, keine Krätze, nichts, was der Pole oder die Russen eingeschleppt haben, Der Junge hieß Heinz Konkowski, der ging auch zur Schule mit mir. Der Heinz und ich, wir beide wir hatten keine Krankheiten. Die Russen hatten Angst, da hineinzugehen[wo das Typhusschild war]. Die Russen haben sich an der Pumpe draußen so gewaschen und wir mussten denen das Wasser so mit dem Topf gießen, damit die sich waschen konnten.

Ich weiß nicht, warum der Herr mich so beschützt hat, dass ich nicht die ganzen Krankheiten bekommen habe. Ich war dünn, aber widerstandsfähig. Ich war mit meiner Mutter und meiner Schwester immer in einem Zimmer. Ich habe im Winter mit meiner Schwester immer in einem Bett geschlafen. Wir hatten ja keine Kohlen. Sie hatte diese Krankheiten und ich nicht. Da sprechen wir so manches Mal, warum ich das alles nicht bekam. Als Kinder haben wir abends verstecken gespielt. Und ein Junge hat mir, ungewollt, mit einer Blechdose auf den Kopf gehauen. Da war eine große Narbe und das Blut lief Da haben sie mich zu den Russen zum Sanitäter hingebracht. Der hat mir die Haar weggeschoren und verarztet, genäht, ich habe die Narbe heute noch. Der eine Russe kam mit der Haarmaschine an und ich habe so dicke Zöpfe gehabt, ganz dunkle und dicke Zöpfe. Weiße Zähne, die waren so ein bisschen vorstehend. Der eine Russe sagte: „Stopp, Stopp, wir können dem Mädchen nicht die schönen Haare abschneiden“. Und der kam mit der Haarmaschine und wollte. „Stopp, nicht die Haare schneiden!“ Da hat er mich auf den Schoß genommen und hat mir ein Foto von seiner Tochter gezeigt. Und er sagte: „Das ist meine Dotschenka“ Und die sah mir ähnlich. Der hat das verhindert, dass ich abrasiert wurde.

Jetzt zu den Läusen. Mein Blut, das war gefundenes Fressen für die Läuse. Meine Mutter wurde von den Russen ins Lager verschleppt. Meine Schwester musste sich immer verstecken, die war schon sechzehn Jahre, die konnte immer nur nachts rauskommen, wegen Vergewaltigungen. Am Tage musste sie sich vor den Russen verstecken. Keiner hat sich um mich gekümmert. Nicht waschen, nicht kämmen. Ich hatte Läuse! Die haben mich bald tot gefressen. Dann musste ich zum Sanitäter gehen und der hat gesehen, dass ich Läuse hatte. Jetzt dachte ich, jetzt rasieren sie mich wirklich kahl. Nein, sie haben mir so ein weißes Pulver auf den ganzen Kopf geschüttelt und das Tuch so fest gebunden, und ich musste damit, drei Tage, drei Nächte herumlaufen. Ich durfte es nicht losbinden. Ich kann Ihnen sagen, ich habe nachts im Bett gesessen, ich konnte nicht schlafen. Ich dachte ich werde verrückt. So hat das gejuckt. Die haben sich retten wollen. Und in dem dicken Haar, das war für die eine gute Behausung. Ja, da habe ich die Erfahrung mit Läusen gemacht. Meine Zöpfe habe ich behalten. Die habe ich erst mit achtzehn Jahren abgeschnitten. Ich hatte wunderschöne Haare gehabt, lange, dicke, die habe ich von meinem Vater geerbt.

Meine Mutter war im Lager Insterburg. Das war ein Sammellager für die Frauen der Deutschen Soldaten. Von da aus ging der Transport nach Russland. Meine Mutter war schon auf einem Lkw mit gefangenen Soldaten mit Frauen und jungen Mädchen zum Transportzug. Unterwegs mussten die mit dem Lkw, die waren lange Stunden unterwegs, da mussten die haltmachen, weil da gerade eine große Herde Kühe getrieben wurde. Die haben sie alle aufgesammelt und das sollte alles nach Russland gehen. Die Soldaten wurden ja bewacht von den Russen immer mit aufgepflanzten Gewehren auf dem Lkw. Aber durch diese Herde musste der Lkw halten. Und die Deutschen Soldaten, da waren auch Offiziere, ausgebildet. Da sind die an einem großen Feld, wo sie Pause gemacht haben, ein Feld mit Mais. Meine Mutter erzählte immer. Die Russen haben ja so aufgepasst, auf die Soldaten besonders, da waren sieben oder acht Russen. Meine Mutter ist dann mit den Soldaten und noch drei Frauen durch das Maisfeld weggelaufen. Und wie die Russen gesehen haben, habe sie natürlich geschossen. Aber meine Mutter und die anderen haben es geschafft. Meine Mutter hatte drei Monate gehungert. Ach, wie sie dann zu uns kam, wo wir da gewohnt haben. Sie war früher so korpulent, wir haben sie gar nicht erkannt. Es hing an ihr alles. Dann hat meine Mutter organisiert. Einen Handwagen mit Eisenrädern und einen Kasten oben drauf, unsere Betten und das Notwendigste. Dann sind wir nachts von Korschen, von der Gegend, wo sie uns da herausgebracht haben, von da nach Hause, nach Zollerndorf Aber in Zollerndorf ging’s nicht mehr, weil in unserem Haus die Polen wohnten. Dann sind wir nach Nikolaiken gekommen. Da hat meine Mutter Arbeit gefunden. Ich habe Arbeit gefunden. Ich war dann inzwischen auch schon älter.

Ich habe in Nikolaiken in einer Firma gearbeitet, da war ich zehn Jahre beschäftigt und da war mein Mann bei der Feuerwehr. Er war Feuerwehrmann und da haben wir uns kennengelernt und da haben wir 1959 geheiratet. Sein Name heißt Reinhold Dieter, geboren ist er am 17. Mai 1937 in Taften, Kreis Sensburg. In Selbongen haben wir kirchlich eine Feier gemacht. Erich Konietz hat die Feier mit uns gemacht. Der Chor hat gesungen. Es war sehr schön. 1960 ist unsere erste Tochter Bärbel geboren. Ein Jahr später, 1961 ist unsere zweite Tochter geboren. Das waren ganz liebe, süße Mädchen. Dann haben wir uns 1962 bemüht um die Umsiedlung – mit vielen, vielen, Schwierigkeiten und Problemen. Immer haben sie uns abgelehnt und abgelehnt.

Irgendwann hat es dann geklappt. Das war auch eine Horror fahrt. Wir sind privat gefahren. 1962 gab es schon keine Transporte. Das war so schlimm. Wir brauchten viel Geld für unsere Pässe. Meine Mutter war mit uns mit. Wir haben alles verkauft, was wir hatten. Pro Person mussten wir 5000. Zloty für einen Reisepass bezahlen. Aber das war so schwierig. Dann sind wir im Zug bald verbrannt. Das war eine schreckliche Fahrt! Der Lokomotivführer und der Heizer waren betrunken. Wir sind fast verbrannt in dem Zug. Wir wollten schon mit den beiden Kindern am Arm aus dem Zug springen. Es war alles voller Rauch und die Funken. Dann sind wir nach Friedland gekommen. Da wurden wir registriert. Dann wurden wir verschickt, wo wir dann wollten. Wir kamen hier nach Rheinhausen. Mein Mann hat gleich Arbeit gefunden, der ist Schlosser und ich habe dann gleich bei Krupp angefangen. Meine Mutter war bei den Kindern und so haben wir uns hochgerappelt.

Wir waren froh, dass wir in Duisburg eine Gemeinde hatten, dass wir nicht weit zur Gemeinde hatten. Dann kamen meine Berufungen. In der PV, in der FHV, in der Juniorsonntagsschule war ich, die ganzen Berufungen. Jetzt bin ich fast dreiundsiebzig und bin immer noch Lehrer in der PV. Der Bischof sagt: „Sie bleiben noch, sie machen auch noch Lehrerschulung mit“. „Ich bin schon ein bisschen alt“. „Nein, nein Sie machen das gut“.