Michelstadt, Odenwald
Ich bin Anna Elise Egly und wurde am 4. November 1924 in Michelstadt geboren. Mein Vater hieß Ludwig Hosch und meine Mutter Elise Eckert. Meine liebe Mutter hat durch Missionare das Evangelium angenommen. Dann hat sie meine beiden Brüder und mich im Evangelium erzogen. Wir sind alle noch Mitglieder der Kirche, bis auf einige Enkelkinder.
Ich selbst habe drei Söhne. Einer lebt in Mausbach bei Aachen, der auch Pfahlpräsident war. Er hat sieben Kinder; der andere Sohn war Zahnarzt und ist mit 33 Jahren gestorben; er hatte fünf Kinder, die leider nicht mehr zur Kirche kommen. Der dritte Sohn hat hier in Michelstadt ein Geschäft und er ist sehr aktiv. Er war Zweigpräsident und hat fünf Kinder.
Der ältere Sohn meiner Mutter war Patriarch und der jüngere Sohn war auch sehr aktiv. Er kam durch die Kirche nach Amerika an die Brigham Young Universität. Später ging er nach Osten, nach Pennsylvania und hat sich dort ein Haus gebaut. Er war Professor am York College. Beide Brüder sind leider gestorben. Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zueinander.
Soweit ich mich erinnern kann, sind im Jahr 1928 bis 1931 die Missionare aus Darmstadt und Frankfurt nach Michelstadt gekommen. Sie missionierten und hielten Versammlungen im Saal des Gasthauses ‚Zu den drei Hasen’ ab. Hier war damals noch keine Gemeinde. Es waren nur 4 Familien in Michelstadt, die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage waren. Zwei Schwestern Grünewald, Familie Büchler, Familie Walter und Familie Megner aus Dorf Erbach. Diese Geschwister gehörten zur Gemeinde Darmstadt. Als die Missionare und Bruder Walter Erfolg beim Missionieren hatten, wurden neun Personen von hier in Darmstadt, im großen Hallenbad, getauft und konfirmiert.
Danach kam ein Missionar, Bruder Dietrich, hierher nach Michelstadt. Die sonntäglichen Versammlungen wurden bei Geschwister Walter im Wohnzimmer abgehalten. Als dann am 1, Juli 1931 in Michelstadt eine Gemeinde gegründet wurde, bemühte sich Bruder Walter um einen Versammlungsraum. Wir bekamen bei Stadtrechner Schneider in der Villa Schaufried ein Zimmer, wo wir die Versammlungen abhalten konnten. Dann wurde dieser Raum zu klein und wir bekamen zwei Zimmer in der Zeppelinallee bei der Familie Heilmann. Als auch diese Räume zu klein wurden, bekamen wir eine ganze Wohnung in einem Neubau in der Friedrich- Ebert- Straße. 1941 bis 44 war ich in Darmstadt auf der Schule und war dann als Lehrerin in Michelstadt.
Ich war auch nicht beim Arbeitsdienst, weil ich auf der Schule war
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und viele Flüchtlinge hierher kamen, wurden Wohnungen knapp und wir mussten dieses Lokal aufgeben. Dann bekamen wir am Marktplatz in Michelstadt einen Ladenraum und ein Zimmer zugewiesen, wo wir Versammlungen abhalten konnten. Als dieses Haus verkauft wurde, bekamen wir in der Stadtschule einen Saal zugewiesen; aber dies war auch nicht der richtige Ort und wir mieteten einen großen Ladenraum mit zwei Zimmern, in der Waldstrasse. Dieser Raum war sehr schön, als wir ihn nach getaner Arbeit zurechtgemacht hatten. Von hier kamen wir zum Gemeindeheim am Rotensteiner Platz, das wir bis August 1982 gemietet hatten. Am 3 September 1982 bekamen wir in der Bahnhofstrasse ein sehr schönes frisch renoviertes Haus, mit etlichen Räumen im 1, Stock.
In der frohen Hoffnung, dass auch diese Räume bald zu klein sein werden, und ein eigenes Gemeindeheim der Kirche gebaut werden kann. Der Grundstuck ist schon vorhanden. Der Herr möge seinen Segen dazu geben.
Am Ende des Krieges mussten wir Amerikaner ins Haus nehmen, Soldaten und Offiziere waren da.
Wir haben für sie die Wäsche und Uniformen gewaschen. Der Offizier hat alles getan, damit wir bald wieder ins Haus kommen konnten. Auch mussten wir nicht hungern. Wir hatten genug zu essen. Wir hatten einen großen Garten und ein Feld, das wir gemietet hatten; wir hatten Obst und Kartoffeln gepflanzt.
Nach dem Krieg war Präsident Benson Missionspräsident in Deutschland. Da wir bekamen Care- Pakete, mit Dosen, Kleidung usw. Zu dieser Zeit kamen viele sogenannte „Büchsenmormonen“, Die blieben aber nicht lange.
Mein Glaube hat mir bei den verschiedenen Schicksalsschlägen viel gegeben. Mein Vater, der 1979 gestorben ist, war kein Mitglied. Auch nicht mein Mann, der 1985 gestorben ist. Dann starb mein Sohn mit 33 Jahren, der fünf kleine Kinder hinterlassen hatte. Ich habe immer versucht, meiner Schwiegertochter Brigitte zur Seite zu stehen, indem ich ihre Kinder nach der Schule belehrt und mit ihnen gelernt hatte. 1989 ist meine liebe Mutter gestorben. Das alles waren harte Schicksalsschläge für mich.