Schönlanke, Westpreußen
Mein Name ist Hyrum Egon Hardel, ich bin geboren am 28. Februar 1924 in Schönlanke [heute Trzcianka]. Mein Vater ist Otto Hardel und meine Mutter Jenny née Rjasanzewa. Mit acht Jahren wurde ich am 5. Juni 1932 in der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ in Schönlanke in einem See getauft. 1935 sind wir dann nach Schneidemühl umgezogen. Dort habe ich meine Schulzeit verbracht bis zum Schluss. Ich wäre gerne noch länger zur Schule gegangen, um mir mehr Wissen anzueignen, aber nur meine Schwester hatte die Gelegenheit als Fremdsprache in der Mittelschule noch Französisch zu lernen.
In Schönlanke waren wir immer zur Gemeinde gegangen. Es ergab ein eigenartiges Bild in der Mitte des Ortes. Am Sonntagmorgen kamen von allen Seiten die Menschen mit ihren Aktentaschen zu einem Punkt des Marktplatzes und von dort aus gingen sie dann in eine bestimmte Straße zum Gemeindehaus und jeder der das beobachtete wusste genau, wo der hinging, nämlich zur Kirche der Mormonen.
Hans (Johannes) Kindt war Distriktpräsident und ebenfalls unser Gemeindepräsident. Er spielte auch oft aus vollem Herzen auf dem Harmonium, das war dann immer an der vollen Ausnutzung der Tastatur und der Lautstärke zu hören. Ich war so quasi sein Gehilfe in jenen Tagen. Als wir uns hier in Hamburg wieder trafen, war die Freude groß und er wusste noch vieles von mir aus der damaligen Zeit zu berichten, was ich selber gar nicht mehr erinnerte. Dass ich zum Beispiel einmal nicht zur Kirche gehen durfte – ich weiß nicht mehr warum – doch da habe ich abends schon das Sonntagszeug einfach in unseren Schuppen gehängt, um morgens beim Aufstehen nicht das ganze Haus zu wecken und bin trotzdem zur Kirche gegangen. Das waren ungefähr gute zwei Kilometer zu Fuß, denn 15 Pfennige für den Bus waren nicht immer vorrätig. Wir waren eben mit sieben Kindern eine kinderreiche Familie.
Wie fast alle Jungen zu der Zeit wollte auch ich einmal „Lokomotivführer“ werden, doch das ging leider nicht und dann war es mir darum zu tun mich zum Autoschlosser ausbilden zu lassen. Da hatte ich allerdings noch etwas mit zu warten. Zuerst musste ich beim Bauern, mein „Landjahr“ ableisten und habe da ein halbes Jahr unter primitiven Umständen schwer arbeiten müssen. 1938 war das dann aber vorüber, worauf ich eine vier jährige Lehrzeit als Automechaniker begann. Den Gesellenbrief habe ich heute noch. (2008)
Während der vier Jahre, die ich in der Autowerkstatt war, wurden viele der Gesellen zur Wehrmacht eingezogen. Die meisten von ihnen gingen zur Fliegerei und kamen dann mit einem kleinen Säbel an der Seite wieder. Da dachte ich, dass würde ich auch gerne haben und so wollte ich denn Flieger werden.
Meine Lehrzeit war vom 1. Sept. 1938 bis 31. August 1942. Nach der Lehrzeit – ich war gerade 18 geworden – wurde ich aufgefordert in die National-Sozialistischen-Partei einzutreten. Das wollte ich aber nicht. Daraufhin hatte man mir dann gedroht. Um dem aber zu entgehen, meldete ich mich freiwillig beim Wehrkommando zur Luftwaffe um Flieger zu werden. Ich träumte davon die Offizierslaufbahn einzuschlagen, aber meine Einberufung war schon unterwegs und ich kam im Oktober 1942 zu den Panzergrenadieren nach Stettin. Mit der Partei ist das dann auch wirklich nichts mehr geworden.
Ich habe immer alles sehr ernst genommen. Jeder Mensch hat stets irgendwo einen Vorgesetzten, nach dem er sich zu richten hat und wenn der Unteroffizier gesagt hatte, die Wand ist schwarz, dann habe ich gesagt: „Jawohl, die Wand ist schwarz!“ obwohl sie weiß war. Da haben mir die andern gesagt: „Du bist ja verrückt!“ Darauf erwiderte ich nur: „Ja – ihr müsst deshalb auch Toiletten schrubben und ich kann in die Stube (Zimmer) gehen zum Lesen – weil ich so geantwortet habe.“
Als die Rekrutenzeit zu Ende war, da wurden etwa zehn Mann gesucht, die Offiziere werden konnten. Da kam dann so ein kleiner pfiffiger Leutnant mit Ritterkreuz. Der ging durch die Reihen und wir mussten sagen, woher wir kommen, was wir beruflich machten und welche Schulbildung wir hatten und jedem gab er die Hand.
Wahrscheinlich bin ich gut aufgefallen, da wurde ich gefragt, ob ich weiter machen will. Es stellte sich mir die Frage, ob ich meine Zeit hier in der Heimat verlängere und einen Lehrgang als „Reserveoffizier“ mache, oder mit den anderen als Kanonenfutter nach Russland versetzt werde und deshalb sagte ich zu, darum bin ich im Januar 1943 zum ROB geworden. (Reserveoffiziers-Bewerber)
Als Unteroffizier und Fahnenjunker kam ich von Berlin dann wieder zurück nach Stettin bis Juli 1943. Im August 1943 wurde ich dann aber doch nach Russland beordert. Drei Monate zur Frontbewährung mussten abgegolten werden. Bei meinem kurzen Abschiedsurlaub von Zuhause war die ganze Gemeinde am Bahnhof gewesen. Meine Mutter hatte Tränen in den Augen und ich sagte: „Mutter, warum weinst du denn, ich bin doch Weihnachten wieder hier!“ So kam es dann auch, nur auf andere Weise als gedacht.
Im Mittelabschnitt bei Dnjepropetrovsk, Orel, bei Minsk tobte eine Panzerschlacht. Mein Gewehrlauf war bereits zerschossen. Ein Loch war darin und es war nicht mehr zu gebrauchen. Ich hatte einen Schuss im Unterschenkel und wurde mit dem Verwundeten-Transport heraus gefahren. Da schossen sie auch schon auf den LKW, bin aber trotzdem gut durchgekommen. Dann ging es ins Lazarett. Zum ersten Mal hatte ich bei dieser Gelegenheit ein russisches Haus gesehen, ein Holzhaus mit erster Etage. Ich bin unten gelegen, habe mir aber alles genau angesehen. Nicht lange, da ist eine JU 52 auf dem Acker gelandet und sie haben mich abgeholt: “Du kommst raus hier! Du kommst nach Warschau!“ Wir waren eingekesselt und ich sagte: „Passt mal auf, dass der Russe morgen nicht mit euch frühstückt.“
Nachdem meine Wunden in Warschau verheilt waren und ich schon entlassen werden sollte, wurde festgestellt, dass ich Diphtherie und Angina hatte, und wurde gleich für weitere vier Wochen ins Seuchenlazarett nach Granitza in Polen verlegt und von dort aus zur weiteren Heilung ins Heeresgenesungsheim, in den Ausläufern der Hohen Tatra, in Polen.
Es war für mich eine wunderschöne Zeit dort. Alle Soldaten waren da drei oder vier Wochen, ich hatte acht Wochen da, und als der Angriff auf Warschau stattfand, war ich gerade im Heeresgenesungsheim in der Hohen Tatra in Polen und anschließend auf Weihnachtsurlaub in der Heimat.
Januar 1944 kam ich wieder nach Stettin, meine begonnene Offizierslaufbahn weiter zu machen, musste aber erst einen Waffenlehrgang absolvieren. Daraufhin bin ich dann nach Berlin gekommen. Das war schon ganz was Besonderes, wenn man nach dem Lehrgang gleich nach Berlin kam. Von irgendwelchen Machenschaften um den Führerbunker hatte ich noch nichts gehört. Keiner durfte dahin, aber als Teilnehmer der Lehrgänge durften wir sogar an Gerichtsverhandlungen teilnehmen.
Zum Beispiel war einer der Angeklagten ein Weinverkäufer und hatte die Bemerkung gemacht, der Führer sei ein „Dreckspatz“. Seine Frau war auch mit dabei. Beide wurden gleich zum Tode verurteilt. Diese ganze Zeit dort hatte ich viel mitbekommen, was mich veranlasste lieber den Mund zu halten. Ich habe versucht irgendwie damit klarzukommen und mein Humor half mir über vieles hinweg. Es war ein eigenartiges Gefühl für mich. Viele in dem Lehrgang waren Studenten, konnten Englisch oder Französisch, oder auch Klavier spielen. Alle schienen aus einer erhobeneren Gesellschaftsschicht zu kommen. Nur einer war noch da wir beide waren nur die Volksschüler, da waren wir die so genannten „Volksoffiziere“.
Einige von den anderen Offiziersanwärtern aber haben von sechs Monaten fünf krank gespielt, sind nachher aber trotzdem Offizier geworden. Für Offiziere passte eben alles. Da musste man neue Breecheshosen (Reithosen) haben, neue Stiefel und andere Dinge. Das hatten sie alles für mich schon besorgt und fertig liegen, zuletzt haben sie mir dann aber doch „Nein“ gesagt „Nicht bestanden.“ – der andere Volksschüler auch nicht. Alle anderen Offiziers-Anwärter mussten zuletzt noch vierzehn Tage nach Potsdam, dann wurden sie Oberfähnrich und Leutnant, ich aber kam wieder zurück nach Stettin. Wenn die Leute aus den Offiziersschulen in den Einsatz kamen, haben sie sehr hohe Verluste gehabt. Ich wäre aus Potsdam wahrscheinlich nicht wieder zurückgekommen. Das sollte wohl alles so sein und es war gut so.
Zurück in Stettin wurde ich als „Ausbilder“ eingesetzt. Richtig angepriesen hat man mich: „Wir haben hier einen großen Mann, der was kann!“ Daraufhin wurde ich dann zum Waffenausbilder, womit mir Verantwortung übergeben wurde und ich ein bisschen, was zu sagen hatte. Ich war damit im Rang eines Feldwebels und mir wurden zwei „Putzer“ (Soldaten als Dienstboten) zur Verfügung gestellt. Einen für die Versorgung der Waffen, sowie meines Zimmers und meiner Kleidung, sowie einen für die Erledigung dienstlicher Aufgaben. Beide haben mir vieles erleichtern können.
Ich war immer darauf bedacht, nicht so streng zu sein. Es gab Ausbilder, die schikanierten ihre Rekruten. Bei unserem Hauptmann in der Kaserne zum Beispiel, der uns ausgebildet hatte, da war so ein Ausbilder, der hatte einen Panzer abgeschossen und war Unteroffizier geworden, da hörte man immer: „Hinlegen, aufstehen, hinlegen, aufstehen!“ Unser Hauptmann war dann rüber gegangen und hat dem ordentlich die Meinung gesagt. Uns hatte er ermahnt: „Ihr sollt so ausbilden, dass die Jungens lebendig wieder nach Hause kommen! Nicht durch Aufstehen und hinlegen. Wenn ihr nachher so weit seid, und ich einen von euch erwische, dann ist aber was los. Wenn jemand etwas falsch gemacht hatte – schlecht geschossen oder irgendwas Ähnliches – dann mussten wir Strafexerzieren. Nachher hieß das „Straffheitsexerzieren“ auf dem Platz vor der Kaserne. Da haben die anderen das Fenster aufgerissen und gehöhnt und gelacht. Habe immer gleich rauf gebrüllt: „Wenn ihr nicht sofort die Fenster zumacht, hole ich euch alle hier mit runter!“ Sofort waren die Fenster wieder zu.
Ende 1944 war der Russe bereits bei Stettin, als ich mit einer Nachschubkompanie nach Lettland abkommandiert wurde zu den später berüchtigten Kessel – Kurlandschlachten. Als ich dort ankam, hatten sie mir gesagt: “Wer jetzt zurück ins Reich will, der muss durch die russische Front. Der kann Waffen und Essen mitnehmen, soviel er will.“ Da sagte ich: „Das will ich riskieren. Da will ich durch.“ Man sagte mir aber, ich müsse bleiben.
Es war 1944 ein eisig kalter Winter bis zu 28 Grad Minus und man hatte uns gebrauchte, dafür aber warme, wattierte Anzüge gegeben. Unserer Einheit wurde ein Einsatz bei Nacht in einem Waldgebiet übertragen. Ich musste nach vorne der Erste sein, sonst wäre keiner gegangen. Mit zwölf Mann kamen wir gerade aus einem Wäldchen heraus, da hat’s geknallt. – Und wie! – Wir wurden sofort beschossen. Trotz der Dunkelheit muss der Russe uns gesehen haben. Neben mir war einer, der hatte beide Oberschenkel aufgerissen. Ich hatte Splitter in die Beine bekommen und ging sofort in die Knie. Die schossen mit Splittergranaten!!! Bei den nächsten Schüssen flogen uns die Splitter dann um die Ohren und gingen mir links in das Handgelenk, Oberarm und den Hals. Der Sanitäter kam: „Hast Du ein Verbandspäckchen?“ – ich sagte: „Ja, habe ich, das Große kannst du haben, aber das Kleine muss ich selber behalten.“ Der Beinverletzte wollte noch aufstehen und gehen, aber das ging nicht mehr.
Da waren zwei junge Leute, etwa sechzehn, die hatten sich freiwillig gemeldet. „Ich bin noch nicht verwundet, was soll ich machen?“ „Mensch leg dich hin und kriech‘ in den Stahlhelm rein.“ Was mit denen nachher passiert ist, weiß ich nicht, es wurde ja weiter geschossen.
Jetzt musste ich zurückgehen. Mit dem Gewehr hab ich mich im Schnee abgestützt. Da hat der Russe angefangen mit der Stalinorgel zu schießen. Von weitem sah das ganz gut aus, wie in der Neujahrsnacht. Ich hatte Glück, da war gerade eine Flussvertiefung, da hab ich mich aufs Eis gelegt. Es müssen etwa 15 bis 20° gewesen sein. Ich sah mich nach meinem Kollegen um, der war weg, da habe ich nur noch Mantelfetzen sehen können.
Als ich ein Gebrumm hörte, fing ich an zu rufen. Es kam ein MTW, (Mannschafts-transportwagen). Wie ein Sarg sah der aus, war aber kein Panzer. Da waren so zwölf bis fünfzehn Mann drin. Der musste mich wohl gesehen haben und hat mich gleich mitgenommen zum Verbandsplatz. Das war wieder ein Heimatschuss! Vier Splitterwunden links vom Bein bis an den Hals. Zwei Wochen lag ich noch in Lettland im Lazarett, dann ging es heimwärts mit der russischen Schmalspurbahn bis zu dem kleinen Hafen Labiau in Ostpreußen.
So viele Soldaten waren da, wo kamen die bloß alle her? Alles voller Soldaten – und nur ein Schiff. Ach du Schreck! Und wir mussten raus hier, der Russe kam. Soldaten kamen an meinen Waggon, in dem ich lag, und schrieben eine Nummer auf einen Zettel. „Was für eine Nummer hast Du? Die geraden Nummern kommen alle raus, die ungeraden müssen hier bleiben.“ Ich las meine Nummer – Schicksal – es dauerte nicht lange. Auf dem Platz, wo das Schiff lag, wurden wir als Verwundete mit Hilfe eines Krans auf das Schiff gehoben.
Dann lag ich an einem Bullauge und stellte so meine Überlegungen an: „Die Russen haben hier in der Ostsee auch U-Boote. Wenn wir getroffen werden – jetzt im Winter – bei 28° Kälte und dann im Wasser? Ob ich durchkomme? weiß ich nicht!“ Trotzdem aber sind wir heil in Danzig angekommen. Da stand ein ganz neuer Lazarett D-Zug mit Doppelbetten voller Soldaten und wir sind nach Reimlingen, bei Nördlingen transportiert worden. (In der Nähe von Nürnberg) von Nördlingen aus waren es dann noch zwei Kilometer bis zum Kloster. Das hatten sie zum Lazarett hergerichtet.
Wir waren zwölf Mann dort auf Zimmer und es gab immer welche, die auffielen. Da haben sie zum Beispiel den Nachttopf umgekippt, nur damit die Nonnen kamen, das wieder aufzuwischen, um sich am Anblick der Nonnen zu ergötzen und mit ihnen zu flirten. Da hat die Oberin aber ganz energisch mit allen gesprochen. Ich lag einfach auf der Matratze – einen Schemel daneben und jedes Mal, wenn ich versuchte, zu gehen, lag ich gleich wieder auf der Nase. Mit dem Bein war das noch nichts. Als wir dann vom Amerikaner überrollt wurden, ist das Lazarett im Kloster aufgelöst worden und wir kamen in amerikanische Gefangenschaft als PW in ein Lager bei Neu-Ulm. Nach der dortigen Entlassung Anfang Juli 1945 ging ich zuerst mit zu einem ebenfalls verwundeten Kameraden bei Reimlingen und half ihm auf seinem Hof. Nach sechs Wochen aber wechselte ich zu einem größeren Hof. Erst im Februar 1947 fuhr ich zu meinen Eltern nach Hamwarde bei Geesthacht – in der Nähe von Hamburg. Etliche bekannte Gesichter aus Schneidemühl und Schönlanke habe ich dort in der Gemeinde der Kirche wieder getroffen, unter anderem auch Hans (Johannes) Kindt.
Hamburg war eine schwarze Stadt, vollständig zerbombt, ausgebrannt und ein einziges Trümmerfeld. Frauen standen in den Trümmern und klopften Steine zum Aufbau neuer Häuser. Die wenigen Menschen lebten auf Schutthalden und auf den frei geräumten Straßen in aufgestellten Wellblechhütten, die später als Notunterkünfte noch lange Jahre standen. Hamburg – ja, ganz Deutschland musste erst wieder neu aufgebaut werden.
Ich wollte wieder in meinem Beruf als Autoschlosser arbeiten und fand als solcher eine Anstellung in Hamburg-Heidberg, was zur Zeit des Krieges eine SS-Kaserne war und 1945 zum Lazarett umgestaltet wurde. Erst in noch späteren Jahren ist es dann zum heutigen „Heidberg-Krankenhaus“ gemacht worden. Als ich 1947 nach Hamburg kam, war dort aber die Oberfinanzdirektion zu Hause und ich selber wohnte in Pöselsdorf, in der Magdalenestraße an der Alster. Mein Vater arbeitete bereits seit 1945 in Hamburg als Zollbeamter. Für seinen Vorgesetzten, dem Direktor der Oberfinanzdirektion, war er öfters bereit gewesen Dienstfahrten zu machen und dessen Zufriedenheit drückte sich jetzt darin aus, dass angeregt wurde einen festen Fahrdienst einzurichten und meine Anfrage um Anstellung als Fahrer beim Zollamt wurde daraufhin positiv beantwortet. So arbeitete ich zuerst als Kraftfahrer beim Zoll, bis mir mein Gesellenbrief aus den Ostgebieten zugeschickt wurde und ich als Kfz-Mechaniker anfangen konnte. Erst 1953 wurde ich dann vom Zollamt als vollwertiger Zollbeamter auf Lebenszeit übernommen und arbeitete 24 Jahre dort und zuletzt am Flughafen Hamburg.1987 wurde ich dann als Zoll-Haupt-Sekretär in Pension entlassen.
Dezember 1947 heiratete ich meine liebe Vera (Krause), die als Hamburgerin am 15. März 1922 hier bereits ihre Kindersegnung empfangen hatte. Ich lernte sie in der Gemeinde Altona kennen und lieben, wo sie mit ihrer wunderschönen Stimme im Gemeindechor mitsang. Und sie sang so gerne! Im Juli 1947 verlobten wir uns und am 20. Dez. 1947 heirateten wir. Vom Direktor der Oberfinanzdirektion erhielten wir sogar für unsere Hochzeit als „freundlichen Dank für die geleistete Arbeit“ seinen persönlichen Dienstwagen mit Fahrer für einen Tag zur Verfügung gestellt.
Unsere zwei Kinder heißen Joachim geboren 2. November 1948 in Hamburg-Eppendorf, ist unverheiratet geblieben und ohne Kinder. Hannelore, geboren 11. Dezember 1950 in Hamburg-Wandsbek, führt eine Tempelehe und hat sechs Kinder. Meine Vera verstarb am 27. September 1997 in Hamburg.
In Schönlanke und Schneidemühl bin ich immer zur Gemeinde gegangen. Dann wieder 1947 zur Kirche in die Gemeinde Hamburg-Altona, in der „Kleinen Westerstraße“, die heute nicht mehr existiert. Nach der Teilung der Gemeinde in die „Gemeinde Altona“ und die „Gemeinde Hamburg“, wurde ich am 13. Februar 1966, mit fast 42 Jahren von Bruder Imbeck zum Ältesten ordiniert und am 22. Februar 1976 mit fast 52 Jahren vom Pfahlpräsidenten Dietmar Matern zum Hohenpriester und daraufhin in den Hohen Rat berufen. In den 80ern erhielt ich dann noch einmal vom Pfahlpräsidenten Klaus-Peter Back für drei Jahre das Amt des Bischofs für die Gemeinde Hamburg als Berufung.
Mein Leben war sehr abwechslungsreich und lehrreich. Ich habe viel gesehen, gehört und erlebt während der Offizierslaufbahn, bei den Einsätzen an der Ostfront und später beim Aufbau der deutschen Wirtschaft am Zoll des Hamburger Flughafens. Zusätzlich hatte ich die ehrenvolle Aufgabe im Hohen Rat des Pfahles Hamburg arbeiten zu dürfen und für drei Jahre die Gemeinde Hamburg als Bischof zu führen. Viele meiner Erlebnisse wären berichtenswert, aber mehr noch davon dürfte gar nicht erst geschrieben werden. Hyrum Hardel (84 Jahre) Hamburg im Juli 2008.