Wien, Österreich
„Ich stamme von guten Eltern“ und heiße Wilhelm Gottfried Hirschmann und bin am 1. April 1930 in Wien geboren als Sohn von Konrad Josef Hirschmann und Aloisia Huber. Sie war die Tochter des Landwirtes Johann Huber aus Rottenbach, Oberösterreich, der im Jahre 1900 getauft wurde. Ein Schulfreund, der nach den USA ausgewandert und als Missionar nach München zurückgekommen war, hatte ihm das Evangelium gebracht.
Konrad Hirschmann, der Vater meines Vaters, war als Huf- und Wagenschmied aus Lauf an der Pegnitz nahe Nürnberg um 1885 nach Österreich eingewandert. Er und seine Frau aus der Umgebung Wiens ließen an der Mollardgasse 63 zwischen 1900 und 1907 ein Doppelhaus mit einer Schmiedewerkstätte errichten.
1909 betraten Elder Rees und sein Mitarbeiter diese Werkstatt und brachten den beiden Söhnen die Evangeliumsbotschaft. Sie ließen sich taufen, befolgten den Rat der Missionare und wanderten nicht – wie zuerst geplant – nach den USA aus. Sie machten beide den ersten Weltkrieg als Soldaten mit und heirateten nach Kriegsende jeder eine der Töchter von Johann Huber in Rottenbach. Der jüngste am Leben gebliebene Sohn aus der Ehe des älteren Konrad Josef bin ich.
Mir ist von allem Wissen meiner Väter etwas beigebracht worden. Auf dem Hofe meines Großvaters in Rottenbach habe ich in den jeweiligen Schulferien meine ersten Lektionen über Unabhängigkeit gelernt: Wie man einen Garten pflegt, Obst, Gemüse, Heu und Getreide erntet, Tiere versorgt und vieles mit eigenen Händen macht, wozu man in der Stadt Handwerker holt. An Regentagen und an manchen Abenden wurden auch am großen Tisch in der „Stube“ Gesellschaftsspiele mit einem großen Kreis von Mitspielern gespielt, aber auch Brettspiele wie Mühle, Dame, Halma und „Fuchs und Henne“. Ich fühlte mich richtig „zu Hause“.
Um Johann Huber und seine Familie war in den letzten vier Jahrzehnten eine kleine Kirchen-Gemeinde entstanden. In der Zeit, da ich ihn kannte, war er Gemeindepräsident. Sonntag früh gingen wir beide 4 Kilometer zu Fuß zum „Gemeindelokal“ in Haag am Hausruck. Diesen Weg durch taufrische Wiesen und Felder liebte ich sehr. Am Heimweg trafen wir öfter Bekannte vom Großvater und dann wurde lange über das Wetter, die Zustände auf der Welt und das Evangelium gesprochen. Großvater war weit und breit als Prediger des wiederhergestellten Evangeliums bekannt. Mich interessierten die Gespräche nur mäßig: Ich freute mich schon auf das gute Sonntags-Essen. Großmutter blieb fast immer am Sonntag zu Hause auf dem Bauernhof, um die Schweine, Hühner, Pferde und Kühe zu versorgen und stellte immer ein schmackhaftes Essen her.
An manchen Sonntagnachmittagen kamen auch die Heimlehrer. Das waren meistens die Schwiegersöhne von Opa, aus dem nahen Haag am Hausruck. Das war sehr feierlich. In Haag am Hausruck hatte einer der Schwiegersöhne von Opa einen ehemaligen Kuhstall zu einem Versammlungsraum umgebaut und später baute er auf seinen Namen sogar ein eigenes Haus für die Kirche. Denn die Kirche war damals keine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft und konnte daher keinen Baugrund erwerben oder ein Gebäude errichten. Ich liebte die Sonntagschule in diesen einfachen Räumen.
In Rottenbach, vor allem aber in Wien habe ich mich sehr viel mit Büchern beschäftigt. Das Buch Mormon habe ich mit circa 10 Jahren das erste Mal gelesen. Mit etwa 13 oder 14 begann ich mit meinem „persönlichen Seminarstudium“: In einer Abendmahlsversammlung in Haag am Hausruck ermutigte uns ein Münchener Familienvater, dessen Familie einige Jahre in Haag wohnte, jeden Tag wenigstens fünf Minuten in den Heiligen Schriften zu lesen. Ich nahm das ernst: In circa vier Jahren war ich mit den Standardwerken durch. Mein Zeugnis und meine Kenntnisse sind dadurch sehr gewachsen. Das tägliche Schriftenlesen habe ich beibehalten.
Es gab in der Kriegszeit von 1939 bis 1945 zwar keine besonderen kirchlichen Aktivitäten für Burschen meines Alters. Aber ein Cousin von mir, der in Wien eine Höhere Technische Lehranstalt besuchte, lud mich immer wieder ein, mit ihm ins Burgtheater auf Stehplatz zu gehen. Die Stücke waren gut und gut gespielt und wir hatten viele ernsthafte Gespräche. Und der Sohn unseres Gemeindepräsidenten in Wien hielt mit mir fallweise richtige Klassen für junge Männer ab, ohne besonders dazu berufen zu sein. Er brachte mir auch das Schachspiel bei. Meine Tante Marie (Karl Friedrich Hirschmann – ihr Ehemann – war 1941 an einem Gehirn-Tumor gestorben) lud immer wieder junge Leute der Kirche und ihre Freunde zu Geselligkeiten mit ihren eigenen Kindern ein. Da war ich oft als zu junger, aber begeisterter Zaungast mit dabei. So hatte ich auch eine Art von kirchlicher Jugendorganisation.
„Der Herr hat mir alle meine Tage viel Gunst erwiesen“ Gegen Jahresende 1944 war eines der beiden vom Wiener Großvater gebauten Häuser von einer Bombe getroffen worden. Etwa im Februar 1945 gab es wieder einen Bombenangriff. Meine Mutter und ich liefen gerade in den Luftschutzkeller, als die Bombe im Haus auf der anderen Seite des Innenhofes einschlug. Die Kellerabgangstür fiel mir über die Stiege nach und eine Menge feiner Schutt. Aber ich selbst bekam nicht einmal einen Kratzer ab.
Mein Vater hatte im ersten Weltkrieg Menschen in einer deutschen Ortsgemeinde in Galizien in Polen, Hannunin; das Evangelium predigen dürfen. Es wurde ihm sogar offiziell von seinen Offizieren erlaubt. Mit Hilfe dieser Menschen konnte er einmal seine Kompanie vor dem nahen Hungertod retten. Einige Jahre darauf wurden einige von den Hannuninern getauft und wanderten nach Kanada oder den USA aus. Mein Vater erfüllte auch eine Mission in Deutschland in den 20er Jahren. Von diesen beiden Missionen erzählte er seiner Familie immer wieder. Daher war es für mich selbstverständlich, dass ich meinen Schul- und Straßenkameraden von der Kirche erzählte und sie dazu einlud. Einmal zu Ostern mit großem Erfolg: Wer die meisten Freunde zur Sonntagschule brachte, bekam einen lebendigen Hasen. Diesen Preis errang einer meiner Freunde, der mindestens weitere fünf Freunde einlud. . Es gab aber keinen bleibenden Erfolg außer einem: Meine Freunde fragten mich einmal, ob ich wisse, woher die Kinder kämen. Ich sagte: „Ja, sie wachsen im Bauch der Mutter heran!“ Da lachten sie, aber waren nicht zu bewegen, mir zu sagen, was sie mehr wussten. So blieb mir die Aufklärung von dieser Seite erspart.
Im März 1945 wurde ich mit vielen gleichaltrigen Jungen zu einem Schilager der Hitler-Jugend eingeladen nach Hohentauern bei Schladming. Damals betrieb ich schon mein „persönliches Seminarstudium“ und nahm auf das Schilager meine Bibel mit. Gegen Ende des Lagers wurde jeder von uns einzeln eingeladen, sich freiwillig zur Gebirgs-Waffen-SS zu melden. Einige meiner Kollegen sagten, sie müssten noch ihre Eltern fragen, andere meldeten sich. Ich erklärte den Offizieren, dass ich mich nicht freiwillig melden würde, weil ich nicht töten möchte, aber wenn mich der Staat einberuft, würde ich folgen: Dann trüge die Regierung die Verantwortung. Auf die Idee, dass ich meine Eltern fragen könnte, kam ich gar nicht. Und ich erzählte den Offizieren von meiner Kirche. Und ich fühlte mich sehr beschützt. Es wurde übrigens niemand mehr von diesem Schilager der 14 und 15 jährigen einberufen.
Die russische Armee hatte im April nach der Einnahme von Wien in unserer Parterre-Wohnung ein kleines Büro errichtet. Sie brachten meiner Mutter und mir (mein Vater, mein Bruder und meine Schwester waren noch im Krieg) immer etwas zu essen mit. Es gab keine Übergriffe. In der Woche nach dem Einmarsch der Russen machte ich mich zu Fuß auf den Weg und besuchte einige Mitglieder in Wien in etwa 6-8 Kilometer Entfernung. Unter anderem überquerte ich den Donaukanal auf der eingestürzten Schwedenbrücke. Die russischen Soldaten beachteten mich überhaupt nicht. Alle Mitgliedsfamilien waren wohlauf. Wieder fühlte ich mich völlig beschützt. In unseren Kirchenräumen, die kaputte Fensterscheiben hatten, fielen nur an einem Sonntag die Versammlungen aus.
Im Mai 1945 bat ich meine Mutter, unsere Verwandten in Oberösterreich besuchen zu dürfen, vielleicht wären meine Geschwister dort. Die Demarkationslinie, die die amerikanische und die russische Besetzungszone trennte, lag dazwischen. Wir beteten und fasteten darüber und mit einem der ersten Züge fuhr ich vom Westbahnhof bis nach Enns, zur Demarkationslinie. Niemand konnte herüber oder hinüber. Da beschloss ich, über die Donau zu schwimmen. Ich packte mein Gewand in meinen Rucksack und ging ins Wasser, das die Enns bei ihrer Einmündung in die Donau von der Schneeschmelze in den Bergen herantransportierte. Nach ganz kurzer Zeit spürte ich wie meine Glieder im eisigen Wasser erstarrten und rief um Hilfe. Ein russisches Schiff stieß vom Ufer ab und holte mich mit einem Rettungsring aus der Donau, gerade noch rechtzeitig. So verdanke ich den Russen durch die Gnade Gottes mein weiteres Leben. Sie nahmen mich bis nach Tulln mit und ließen mich dort laufen. Ich war dem Glauben von mir und meiner Mutter gemäß beschützt worden und das trotz meines Leichtsinns!
Ich habe mich von Jugend an bemüht, dem Herrn und meinen Mitmenschen zu dienen und es mir nicht leicht zu machen. Im Geheimen hoffte ich auch, dass mir deshalb meine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit erhalten bleiben und mir keine Zeit und Kraft raubenden Unglücksfälle zustoßen würden. Bis heute ist mir dieser Wunsch erfüllt worden!
Die „ Lehre“ bei Heinrich M. Teply Ein junger Familienvater aus unserer Wiener Gemeinde war im Krieg gefallen, alle anderen Brüder, die bei der deutschen Wehrmacht gedient hatten, kehrten heim. Darunter war auch Heinrich Marion Teply. Er war einer der jungen Leute, die meine Tante Marie immer wieder eingeladen hatte, (s.a. 2. Abschnitt, Letzter Absatz.) damals ein Nicht-Mitglied. Seine Mutter hatte in den 30er Jahren einmal mit ihm eine Muttertagsfeier in unserer Kirchengemeinde besucht. Die hatte ihm sehr gut gefallen. Bei einer Aktion der Wiener Kronenzeitung für Nachwuchstalente hatte Heinrich als circa Zwölfjähriger über diese Muttertagsfeier einen Artikel geschrieben. Ein junger Mann unserer Gemeinde entdeckte diesen Artikel und fand über die Kronenzeitung den Jungen und lud ihn ein. Seit damals arbeitete „der Heinz“ überall in der Gemeinde mit, wo er das als Nichtmitglied durfte, speziell bei den Pfadfindern. Denn seine Mutter erlaubte ihm nicht, sich taufen zu lassen. 1941, als er 21 Jahre alt, also volljährig war, nahm er um seinen Geburtstag rum Urlaub von der Wehrmacht, fuhr nach Haag am Hausruck und ließ sich von meinem Onkel, Franz Rosner, taufen.
Dort erfuhr er, dass die Kirche keinen Grund und kein Haus kaufen konnte, da sie keine staatlich anerkannte Kirche und deshalb keine Rechtspersönlichkeit war. Als Bruder Teply nach seiner Kriegsgefangenschaft heimkehrte, wurde er zum Leiter der GFV (Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung — entsprechend im englischsprachigen Bereich der damaligen MIA) berufen und ich wurde sein Ratgeber und später Pfadfinderleiter. Als Bruder Teply Gemeindepräsident wurde, war ich sein Sekretär und später sein Ratgeber. In dieser Zeit habe ich sehr viel bei ihm gelernt, nicht nur Geistiges: Er verbesserte die Elektro-Installation im „Gemeindelokal“ und ich war sein Helfer. Und da lernte ich auch von ihm, wie man mit einem Besen ordentlich kehrt, so wie er das bei der deutschen Wehrmacht endlos geübt hatte. Als er Distriktspräsident wurde, begann er die Arbeiten, die schließlich mit weiterem Einsatz amerikanischer und österreichischer Brüder zur Anerkennung der Kirche in Österreich im Jahre 1955 führten. Die Kirche konnte endlich Grundstücke kaufen und darauf Gemeindehäuser errichten. Mindestens 12 wurden bisher in Österreich errichtet. Die Kirche hatte nun in Österreich dieselben Rechte wie die großen Kirchen.
Die Vollzeitmission In seiner Funktion als Gemeindepräsident schlug mich Bruder Teply im Jahre 1951 als Missionar vor. Und das wurde eine besondere Mission: Meine Eltern und ich hatten keine Ersparnisse und nur ein Minimaleinkommen. So finanzierten die Mitglieder der Wiener Gemeinde meine Mission. Ich blieb die ganzen zwei Jahre in meiner eigenen Gemeinde als Missionar. Damit konnten die Mitglieder mich auch mit Sachspenden unterstützen: Meine Mitarbeiter und ich waren lange Zeit fast täglich zum Essen eingeladen. Meine Mutter wusch unsere Wäsche. Mein Amt als Gemeindesekretär und später als Gemeinderatgeber durfte ich während meiner Mission behalten, da ich nicht versetzt wurde.
Wegen des Koreakrieges durfte die Kirche keine Missionare aus USA zu uns schicken. Fast zwei Jahre lang gab es in Wien nur zwei Missionare: Mich und meine Mitarbeiter. Zuerst arbeitete ich mit einem Schweizer und dann mit einem Kanadier zusammen. Der Kanadier hieß Herbert Weinheimer und war ein Nachkomme von Bekehrten aus Hannunin, jenem Ort in Galizien in Polen, in dem mein Vater im Ersten Weltkrieg als Soldat das Evangelium verkündet hatte.
Für einige Wochen wurde ein Bruder der Gemeinde Wien zu einer Kurzzeitmission mit mir berufen, bis er nach USA auswanderte. In den darauf folgenden Wochen halfen mir die Brüder der Gemeinde, die Untersucher zu betreuen, bis ein Schweizer Bruder gefunden wurde, der mit mir bis zu meinem Missionsende zusammenarbeitete. Die Elders vor uns hatten sehr genaue Berichte geführt. So betreuten wir die von ihnen gefundenen Untersucher weiter und öffneten nur wenig neue Gebiete. In den zwei Jahren meiner Mission wurden von uns zehn Untersucher von Anfang an belehrt und zur Taufe geführt. Bei sechs führten wir nach den US-Elders die Belehrung und die Betreuung nach der Taufe weiter. Zehn von den sechzehn blieben in der Kirche aktiv bis zu ihrem Tod. Zwei der Brüder wurden unsere Gemeindepräsidenten und einer anschließend Distriktspräsident und sie haben ganz wesentlich zum Wachstum und Fortschritt der Gemeinde beigetragen.
Es hat allerdings kaum ein Missionar vor und nach mir eine so intensive Unterstützung durch die Gemeindemitglieder erfahren wie ich. Auch ist innerhalb dieser Missionszeit meine Achtung vor den Menschen, die es in Wien gab, von Monat zu Monat gestiegen. Mindestens dreimal so viel Menschen, als wir getauft haben, habe ich bewundern gelernt, obwohl sie sich nicht zur Taufe entschließen konnten. Es gab Zeiten, in denen wir um 7.00 früh die erste Diskussion hatten und die letzte – oft die achte bis zehnte Diskussion – um 8.00 abends. Ums Essen brauchten wir uns auch nicht zu sorgen. Wir wurden „gefüttert“. Auf dieser Mission fühlte ich mich buchstäblich vom Herrn geführt und getragen.
Prophezeiungen Etwa 1947 wurde von den ersten Nachkriegs-Missionaren Schwendiman und Kunz die Familie Krakhofer gefunden. Bruder Krakhofer war Kriegsinvalide und hatte nach österreichischem Recht Anspruch auf eine Tabaktrafik. Samuel E. Bringhurst, der Missionspräsident erklärte den leitenden Brüdern, dass unter diesen Umständen Bruder Krakhofer durch Zigarettenverkauf gegen kein Gebot des Herrn verstoße, solange er selbst das Wort der Weisheit halte. Zuerst wurde den Krakhofers eine Trafik am Rande von Wien angeboten mit einer sehr schlechten Ertragslage. Als sie das Bruder Bringhurst berichteten, betete dieser darüber und sagte ihnen dann, dass sie die Trafik nicht übernehmen sollten. Sie würden eine ganz nahe der Kirche finden, mit einer sehr guten Ertragslage und sie würden die besten Zehntenzahler der Gemeinde werden. Das ging buchstäblich in Erfüllung.
Schwendiman musste seine Mission abbrechen, weil er sehr krank wurde. Zu Hause aber wurde er wieder gesund, heiratete mit etwa 75 Jahren eine Schwester in den 20ern und wurde noch Vater. Bernell McIntire und seine Frau, ein junges amerikanisches Ehepaar mit ein oder zwei Kindern, wollten länger in Wien bleiben und Bernell überlegte, ob er sich vom US-Militär in Wien anwerben lassen könnte. Bernell fragte Samuel E. Bringhurst, den Missionspräsidenten, um Rat. Dieser gab ihm nach einigen Tagen die Antwort: Er könne sich ruhig anwerben lassen, es würde in der Zeit seiner Dienstverpflichtung bei der US-Armee kein Krieg und keine Lebensgefahr für Bernell eintreten. Genau das geschah. Die McIntires haben dann unsere Gemeinde sehr unterstützt, speziell in der Jugendarbeit.
Samuel E. Bringhurst taufte Don Vincenzo di Francesca am 18. Januar 1951 in Imerese in Sizilien im Auftrag von Elder Widtsoe. Bruder Francesca war durch ein Buch Mormon bekehrt worden, das er im Februar 1910 ohne Deckblatt und daher ohne Angabe der Herkunft und der Kirche auf einer Mülltonne fand. 41 Jahre hatte er auf seine Taufe gewartet. Auf der Insel Sizilien war dies die erste bekannte Taufe seit der Wiederherstellung. Ich selbst, Wilhelm Hirschmann, saß im Jahre 1956 oder 1957 im Schweizer Tempel im Wartebereich für die Vorverordnungen neben Bruder Francesca.
William F. Perschon, der von Nov.1952 bis zum Juni 1956 Präsident der Schweiz-Österreich-Mission war, erklärte in einer Abendmahlsversammlung in Wien gegen Ende seiner Mission: „Über Europa wird jetzt eine Zeit des Friedens kommen und Europa wird von allen seinen Kriegen ausruhen, damit das Evangelium gepredigt werden kann. Aber über Amerika werden schreckliche Zeiten kommen. Diese werde ich allerdings selbst nicht mehr erleben.“ Diese Worte, die ich selbst, Wilhelm Hirschmann, damals in dieser Abendmahlsversammlung hörte, haben sich in den letzten 55 Jahren erfüllt. (Allerdings liegt die große Ernte speziell in Mitteleuropa, die Präsident Spencer W. Kimball in Dortmund im Jahre 1976 voraussagte „hunderte deutschsprachige Pfähle“ noch in der Zukunft.)
Ebenfalls in diesen Jahren kam Apostel Spencer W. Kimball auf einer Reisetour für die Kirche durch Wien. Geplant war, dass er die Oper besuchen würde. Er aber bestand darauf, dass er stattdessen die Wiener Mitglieder kennen lernen möchte. So wurde rasch eine Mitgliederversammlung mit etwa 30 Anwesenden improvisiert. Unter anderem sagte er zu uns, dem kleinen Häuflein: „Sie werden unter den österreichischen Mitgliedern in Zukunft Kaufleute, Unternehmer, Ärzte, Rechtsanwälte . . . haben.“ Es gab damals keine einzige derartige Person unter allen Mitgliedern der Kirche in Österreich. Heute aber viele.
In der Abendmahlsversammlung am 21. August 1960 in Wien, Seidengasse 30 erklärte Apostel Howard W. Hunter, nachdem er vom großen Wachstum der Kirche gesprochen hatte: „Wir wissen, dass die Zeit kommen wird, wann Sie in Wien Wards und Pfähle haben werden.“ Derzeit haben wir in Wien fünf Wards und einen Pfahl. (Die anderen Pfähle kommen erst.)
Ein erfülltes Leben 1945 -1954: Die Kirchenführer rieten den Mitgliedern, im zerstörten Europa zu bleiben. Dennoch wanderten viele aus nach USA, Kanada, Australien. Meine Eltern und ich blieben. In dieser Zeit hatte ich meine ersten Berufungen in der Kirche, erfüllte in der Heimatgemeinde eine Mission und war anschließend Ratgeber zum Gemeindepräsidenten Robert von Vacano, den ich am Ende meiner Mission getauft hatte, und war später Leiter der Gemeinschaftlichen. Fortbildungsvereinigung für junge Männer.
Im Jahre 1955 erlebten wir den Abschluss des österreichischen Staatsvertrages, den Abzug der Besatzungstruppen, die Anerkennung der Kirche als Religionsgemeinschaft durch den österreichischen. Staat und die Eröffnung des Schweizer Tempels, des ersten in Europa. Ebenfalls 1955 gründete mein Cousin Ing. Walter Hirschmann mit mir eine Elektrogerät-Fabrik, die sehr rasch wuchs und mir sehr viel Erfahrung brachte. Sie war die Quelle meines Einkommens von 1955 bis 1968. Ab 1969 führten sie Freunde von mir weiter. Mein Studium von Mathematik, Physik und Chemie für das Lehramt an Gymnasien wollte ich nebenbei weiter betreiben. Aber der Betrieb, die Kirche und später die Familie und meine eigenen Prioritäten ließen das nicht mehr zu,
1958 heiratete ich Ingeborg Stefanie, geborene Knap unter dem Motto: „Wollen wir beide wirken und leben für andrer Glück?“ Wir brachten beide Kinder mit in die Ehe: Meine Frau ihren sechsjährigen Peter aus der Ehe mit ihrem verstorbenen Mann Kurt Heger, ich den fünfzehnjährigen Roland Wolf, Sohn einer Bekehrten in unserer Gemeinde, aus schwierigen Familienverhältnissen. Er hatte vorher schon bei meinen Eltern und mir gewohnt. Wir hatten in der Folge neben unseren eigenen vier Söhnen zeitweise weitere acht „Kurzzeitkinder“, die jeweils zwischen einigen Wochen bis zu 11 Jahren zu unserer Familie gehörten, und um die sich speziell meine tapfere, gütige Frau mit viel Liebe und Einfühlung kümmerte, und das zum Teil heute noch tut. In unserem alten Bauernhaus, in dem wir ab 1964 wohnten, versammelten sich immer wieder viele Nachbarskinder und eine Menge Katzen um den Kachelofen wegen der Atmosphäre, die meine Frau im Haus schuf.
Von 1962 bis 1973 lebten wir im Gebiet der Kirchengemeinde „Haag am Hausruck“, der Gemeinde meines Großvaters und meiner Verwandten mütterlicherseits, und zwar in einem alten verfallenen von mir nur teilweise renoviertem Bauernhaus, siehe voriger Absatz, in Zeisserding, Geboltskirchen.
Als Pfadfinderführer in der Haager Gemeinde baute ich mit meinen jungen Männern eine riesige Turn-Matratze, die dann regelmäßig benutzt wurde, und wir gestalteten einen bunten Abend unter dem Motto „Vom Umgang mit Menschen“, der bei der Gemeinde gut ankam. Während dieser Zeit erzeugte meine Familie auch 10.000 Schlackenziegel für ein neues Haager Gemeindehaus.
Einmal lud ich die Jugend der Kirche zu einer Tagung in das alte Bauernhaus ein und es kamen auf Grund meiner guten Werbung an die achtzig! Meine sanitäre Vorbereitung war allerdings weniger gut. Aber die Jugend und ihre Betreuer übergingen das locker. Im Eberschwanger Steinbruch im Hausruckwald organisierte ich auch in dieser Zeit ein Pfadfinderlager von Söhnen und Vätern. Dort entstanden einige dauerhafte Freundschaften. Pfadfinder der Wiener Gemeinden luden mich für ihr Lager in Keutschach in Kärnten ein, als Rechtsverantwortlichen. Denn ihre Führer waren noch zu jung. Ich nahm gern an, weil ich die Burschen als ernsthaft und vernünftig kannte. Wir schnitten schlanke Bäume im Wald um, abgedorrte, wie wir meinten und es vereinbart war, um damit einen wirklich großartigen Turm zu bauen, zerlegten ihn vor der Heimfahrt und legten die Stämme fein säuberlich zusammen. Später klagte uns der Bauer: Denn wir hatten zum großen Teil gesunde junge Bäume umgeschnitten! Bei der Verhandlung am Ort des Waldfrevels wurde ich zu einem Schadenersatz verurteilt, den ich auch leistete. Jahre später haben mir Rene Bailleul und Alfred Mika jun., die Organisatoren dieses Lagers, diesen Betrag trotz meines Protestes. voll ersetzt. Aus einem solchen Holz bestehen die jungen Menschen der Kirche!
Ab Herbst 1968 bis zum Frühjahr 1971 unterrichtete ich an zwei Gymnasien Mathematik, Physik und Chemie in der Unterstufe als prov. Vertragslehrer (ich hatte keinen Studienabschluss). Das erste Jahr mit Zittern und Zagen in Ried im Innkreis, weitere eineinhalb Jahre in Amstetten und dort schon mit großer Freude.
Ab Sommer 1971 bis 1973 war ich Seminarbeauftragter der Kirche für Österreich. Ich bewunderte die große Begeisterung und Opferbereitschaft von Jugendlichen und ihren Betreuern beim Aufbau dieses Programms. In diesen Jahren war ich auch Gemeindepräsident in Haag am Hausruck.
Am 8 Dezember 1973 siedelten meine Familie und meine Eltern wieder zurück nach Wien in die Häuser, die mein Großvater hier gebaut hatte. Ich wollte, dass meine Söhne während ihrer Ausbildung möglichst im Elternhaus wohnen konnten, dass mein Vater entsprechend seinem Wunsch in Wien sterben und im Grab seiner Eltern begraben werden konnte. Darüber hinaus wollte ich die beiden Wiener Miethäuser zu „Werkzeugen“ machen, die für alle Beteiligten von Nutzen, ja ein Segen sein sollten: Für die Eigentümer, für die Mieter, für die Anrainer, für den Staat. Alle drei Wünsche gingen in Erfüllung. Nur die Häuser sind noch nicht so gute „Werkzeuge“ wie ich geträumt habe. Aber wir und meine Verwandten arbeiten weiter daran.
In der Wiener 1. Gemeinde half unsere Familie wieder mit, das Gemeindehaus fertig zu stellen, indem wir den Rasen anlegten und sonstige Endfertigung unterstützten. Dann interessierten mich besonders die jungen Männer, von denen ich einige beim Pfadfinderlager im Eberschwanger Steinbruch kennengelernt hatte. Eine Zeitlang war ich wieder Pfadfinderleiter und anschließend mit meiner Frau für die Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung verantwortlich. Als Kollegiumspräsident der Ältesten gelang es mir und meinen Ratgebern einmal „100% Heimlehrbesuche in einem Monat“ durchzuführen, indem wir überall einsprangen, wo Not am Mann war.
Ich war in Amstetten Schülerin von Prof. Hirschmann und habe bei ihm auch einen Mathematik-Kurs in den Ferien in Haag am Hausruck besucht.
Gerne denke ich noch an diese für mich sehr interessante Erfahrung und möchte den Herrn Professor auf diese Weise herzlich grüßen lassen, falls das möglich ist.
Vielen Dank
& lg
Gabriele Feigl
Ich habe schon vor einigen Monaten versucht, über diesen Weg Kontakt zu Prof. Hirschmann aufzunehmen, bzw. ihm eine Nachricht zu schicken.
Ich weiß nicht, ob das funktioniert hat.
Vor nunmehr 40 Jahren unterrichtete mich der Prof. in Mathematik und ich war im Sommer bei einem Nachhilfekurs Gast im Hause Hirschmann.
Es war eine sehr beeindruckende Erfahrung für mich und ich möchte mich auf diesem Wege bedanken, für eine lehrreiche Zeit und für die Menschlichkeit und Fröhlichkeit, die der Professor ausstrahlte.
Meine Hochachtung und ALLES GUTE für Sie, Herr Professor.
Gabriele Feigl
Lieber Willi
Nach Deinem letzten Anruf im Sommer wollte ich jetzt wieder Kontakt mit Dir aufnehmen und
Dir und Deiner lieben Frau Gemahlin Frohe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr wünschen,
aber Deine Telephonnummern in der Mollardgasse gibt es nicht mehr.
Da habe im Internet Deinen Artikel gefunden.Vielleicht können wir auf diese Weise wieder
Kontakt aufnehmen.
Hoffentlich geht es Euch gut. Wohnt Ihr noch in der Mollardgasse ?
Danke für deine Geschichte lieber Willi, hab sie mit großem Interesse gelesen und gestaunt, ist sehr interessant wie Gott wirkt und die Menschen seine Werkzeuge sind!
Alles Gute noch für Dich in Deinen hohen Tagen!
Herzlich
Ingrid Jelinek
Ich würde gerne wieder die Kontakt zu Hr Hirschmann und seine Frau finden.
Liebe Grüße Frau del Toro
Meine Nummer 06764952692
Onkel Willi, es hat mich riesig gefreut durch diesen Lebenslauf, dich besser kennenzulernen.Hoch interessant und wunderbar!
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