Schneidemühl, Pommern

Mormon Deutsch Gunter KalliesMein Name ist Günter Kallies, geboren wurde ich am 12. May 1929 in Schneidemühl. Der Name meines Vaters ist Robert Kallies, der Name meiner Mutter ist Gertrud Kallies, geborene Rux.

Ich bin erst in späteren Jahren zur Kirche gekommen. Ich habe den Beruf des Glasers erlernt, und Bruder Birth war mein Lehrlingswart. Zum Arbeiten waren wir während des Krieges in vielen großen Städten Deutschlands, die durch Bomben zerstört worden waren. Wir waren immer eine Truppe von 15 bis 20 Lehrlingen und 3 bis 4 Meistern. Bruder Birth, unser Lehrlingswart, war auch der Einsatzleiter. Er organisierte alles und erteilte auch die jeweiligen Aufträge an die Truppe. Das Spannendste war immer, dass die anderen am Sonntag ein wenig spöttisch äußerten: Jetzt geht er wieder in die Kirche.

Mich hat es eigentlich weniger interessiert, ob jemand in die Kirche geht oder nicht. Das ist doch eine persönliche Angelegenheit. Ich bin zwar auch religiös erzogen worden, aber Interesse an Kirchen hatte ich nicht. Zum Ende des Krieges, 1945, arbeiteten wir in den Leunawerken in Merseburg, und der Meister sagte zu uns: „Der Krieg ist zu Ende. Und damit ist für uns auch der Lehrgang und die Arbeit beendet. Ihr könnt jetzt hingehen, wo ihr wollt“. Danach kam ich durch Zufall nach Cottbus. Mein Vater war bei der Reichsbahn. Er musste sich in Cottbus anmelden und kommt dabei am Geschäft von Bruder Birth vorbei. Er ging in das Geschäft und stellte sich vor als: Der Herr Kallies aus Schneidemühl und fragte, ob sein Sohn Günther Kallies wieder dort arbeiten könne? Und es hat geklappt. Ich habe daraufhin in Guben gekündigt, wo ich erst vierzehn Tage gearbeitet hatte und bin dann nach Cottbus übergesiedelt.

Als ich dort anfing zu arbeiten, stellte ich fest, dass zwei Drittel der Firmenbelegschaft Mitglieder der Kirche waren. Etwa 1948 kam ein Bruder Georg Dräger von Mission und fand auch eine Anstellung in der Firma. Daraufhin äußerten sich die Nichtmitglieder der Kirche im Betrieb: „Noch einer von denen, die in die Kirche gehen“. Das war ihnen zwar nicht recht, aber die Zusammenarbeit zwischen Nichtmitgliedern und Mitgliedern der Kirche war trotzdem gut. Es ergab sich, dass ich sehr häufig mit Bruder Dräger zusammenarbeitete. Er kam aus Landsberg, ganz aus der Nähe meines Heimatortes. Und wie es sich so ergibt, kamen wir ins Gespräch über die Kirche, wie auch schon früher mit Bruder Kurt Schulz. Aber zu dem Zeitpunkt hatte ich noch kein Interesse. Eigentlich fing es mit Bruder Dräger an, er gab mir nicht ein Buch Mormon, sondern ein Neues Testament und hatte den Satz hineingeschrieben: „Ein ganzer Christ, dies sei mein Streben, oh nur nichts Halbes lieber Herr, dass doch in meinem ganzen Leben, nichts Halbes mehr zu finden wär“.

Danach erhielt ich das Buch Mormon, Bruder Dräger hatte dort hineingeschrieben: „Lies dieses Buch, es wird dir ein Helfer in allen Lebenssituationen sein“, dein Freund (Georg Dräger). Das war im Februar 1949, und am 4. Juni 1949 bin ich getauft worden. So schnell ging das. Der Geist hatte mich angerührt, und ich habe erkannt. In der Gemeinde in Cottbus war eine starke Jugendgruppe, und dort habe ich auch meine Frau kennen gelernt und geheiratet. Sie ist zwar ein paar Jahre älter ist als ich, aber das hat unserer Ehe in keiner Weise geschadet. Wir sind jetzt 56 Jahre verheiratet. Zu Beginn meiner Mitgliedschaft habe ich mich bei allen anfallenden Arbeiten in der Gemeinde mit eingebracht. Dann wurde ich zum Lehrer ordiniert und habe danach alle weiteren Ordinierungen bis zum Melchisedekischen Priestertum erhalten. Mir wurden die verschiedensten Berufungen übertragen: Sonntagsschulleiter, 2. Ratgeber in der Ältestenkollegiums Präsidentschaft und Sekretär in der Distriktspräsidentschaft.