Nikolaiken, Sensburg, Ostpreußen
Ich, Erich Paul Konietz, bin am 16. Juni 1930 in Nikolaiken (Mikolajki) Kreis Sensburg (Mragowo), eine kleine Stadt in Masuren Ostpreußen geboren. Mein Vater heißt Paul Konietz, der ein Sohn von August Konietz ist. Den Zweiten Weltkrieg von 1939-1945 hat er mitgemacht. 1945 ist er in russischer Gefangenschaft gestorben, nachdem er den ganzen Krieg als Soldat mitgemacht hat.
Mein Großvater Konietz war ein Kuhhirte gewesen. Mir hat es immer sehr viel Spaß gemacht bei ihm auf dem Felde zu sein. Zu der Zeit lebte er mit der Oma in Wosnitzen zwischen Nikolaiken und Erlenau. Vor dem Kriege haben wir mit meinem Vater und auch Erna oft die Großeltern in Wosnitzen besucht. Sie hatte auch einen Enkel in Pflege er hieß Wolfgang mit ihm haben wir auch viel gespielt. Im Krieg ist er dann gefallen. Meine Mutter heißt Marie Stank. Ihr Vater heißt Gustav Stank, er hat den Ersten Weltkrieg mitgemacht als Soldat und war am linken Oberarm verwundet, sodass er den linken Arm nicht bewegen konnte. Er war ein großer stattlicher Mann, der einen starken Charakter besaß. Er wurde dann auf der Flucht in der Nähe bei Seeburg Ostpreußen von einem Russen erschossen. Die Oma hieß Berta Damerau sie war ein uneheliches Kind.
Von Nikolaiken, wo ich und auch meine Schwester Erna am 5.Juli 1931 geboren wurde, zogen meine Eltern nach einem kleinen Dorf an einem großen See, das Alt-Schaden (Stare Sady) heißt. Meine zweite Schwester Erika ist am 28.Februar 1935 in dem Dorf geboren. Im Jahre 1935 sind dann meine Eltern nach Selbongen (Zelwagi) gezogen in ein kleines rotes Haus dicht an der Hauptstraße, die von Nikolaiken nach Sensburg führte. Gegenüber einem großen See Janulez, wo wir immer gebadet haben. In diesem Haus wurde dann meine dritte Schwester Inge am 12.November 1939 geboren. Im April 1936 fing ich an die Volksschule in Selbongen zu besuchen, die ich dann im April 1944 beendet habe.
In unserem Dorf gab es eine Kirche der Mormonen. Ihr voller Name ist, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Meine Schwester Erna und ich gingen einige Male zur Sonntagsschule auch spielten wir in einigen Weihnachtsstücken mit. Dann hörten wir wieder auf zu der Kirche zu gehen.
Die Machtübernahme Hitlers in Deutschland geschah am 30. Januar 1933. Für die Arbeiter wurde die Zeit etwas besser, es gab mehr Arbeit auch besseren Lohn. Aber etwas anderes bedrückte die Menschen. Hitler rüstete zum Krieg. Mein Vater musste zweimal auf sechs Wochen zum Wehrdienst. Ich kann mich noch erinnern, als mein Vater im August 1939 zum Militär musste, die ganze Familie begleitete ihn zum Bahnhof in Selbongen, es war ein trauriger Zeitpunkt für meine Mutter und auch für uns Kinder.
Am 1.September 1939 brach der Krieg aus, den man Zweiten Weltkrieg nannte, er begann zwischen Polen und Deutschland. Der Schlag von Hitler gegen Polen war so mächtig das Polen in drei Wochen eingenommen war. Von der einen Seite kamen die Deutschen nach Polen bis Warschau, von der anderen Seite kamen die Russen, so war Polen in drei Wochen besiegt. Für uns Jungens war das ein großes Ereignis. Mein Vater hat auch an diesem Feldzug teilgenommen, als er in Urlaub gekommen ist, erzählte er sehr viel vom Krieg. Die schönste Zeit für mich war immer, wenn mein Vater und Opa Stank abends zusammen kamen, und dann erzählte Vater von den Erlebnissen aus dem Krieg.
Im zwölften Lebensjahr musste ich dann dem Deutschen Jugendbund beitreten (Jungvolk).Für mich war das ein Erlebnis. Wir hatten eine schöne Uniform. Im Sommer trugen wir ein Gelbbraunes Hemd um den Hals ein schwarzes Tuch, das vorne durch einen Lederknoten zusammengehalten wurde. Der Knoten sah aus wie ein geflochtener Korb. Hinten kam das Dreieck des Tuches hinter dem Kragen zum Vorschein. Das Tuch hatte die Form eines Dreieckes. Auf dem linken Oberarm hatten wir ein schwarzes Dreieck mit der Aufschrift Ostpreußen, etwas tiefer ein Ovales Abzeichen mit dem Blitz. Wenn einer der Jungens ein Gruppenführer war, so hatte er von Mitte des Hemdes bis zur Hemdtasche eine rotweiße Kordel, die an beiden Enden mit Knoten zusammengehalten wurde. Wenn einer der Jungens ein Zugführer war, so hatte er vom Tascheknopf der Bluse oder des Hemdes bis zum Linken Achselstück oder Schulterklappe eine Grüne geflochtene Kordel. Auf den Schulterklappen war die Nummer des Bannes aufgesteckt. Ein Bann umfasste alle Jungen eines ganzen Kreises. Eine Gruppe bestand aus 10-12 Jungs. Ein Zug bestand aus 3-4 Gruppen. Ich war auch ein Zugführer. Um die Hüften hatten wir einen 4-5 Zentimeter breiten Riemen, den wir Koppel nannten.
Im April 1944 fing ich zur Lehre an als Maschinenschlosser, in der Maschinenbaufabrik „Karl Balzer“ in Sensburg. Ich wohnte dann bei der Tante Friede Skrobucha in Sensburg (Mragowo). Im Juli fuhren wir dann die ganze Hitlerjugend, an die Front um Schützengräber für die Wehrmacht zu graben. Ich war damals 14 Jahre, weil ich aber in einer Führeranwärterschaft gewesen bin, musste ich auch mit. Wir waren auf einem Zeltlager in Nikolaiken, da bekamen wir den Befehl das Lager sofort abzubrechen. Es war an einem Sonntagmorgen, wir fuhren dann nach Sensburg zurück. Dort standen schon LKW bereit. Wir mussten antreten dann wurde uns der Befehl vorgelesen, und rauf ging es auf die Autos und los in Richtung der polnischen Grenze. Als wir von Sensburg fuhren, so schlossen sich in den Dörfern weitere Autos an beladen mit H.J. Jungen. Wir fuhren auch durch Selbongen meine Mutter stand draußen an der Straße und auch viele Nachbarn, sie konnte mir nur noch mit der Hand zuwinken. Am Abend waren wir dann in Grajewo das war damals polnisches Gebiet. Als wir morgens aufwachten, lagen wir in einer Baracke, die zu einem Lager gehörte. Dort habe ich zum ersten Mal gesehen, wie Menschen um Brot betteln können.
Einen ganzen Winter blieb die russische Front bei Warschau stehen. Aber am 30. Januar 1945 waren schon die Russen in Selbongen. Meine Familie ist aus Selbongen geflohen aber wir sind nicht weit gekommen. Zur Weihnachtszeit 1944 war mein Vater noch auf Urlaub zu Hause, dann fuhr er fort und wir haben ihn nicht mehr gesehen. Am 25.Januar 1945 ist die deutsche Artillerie bei uns hintern Gehöft aufgefahren, zwischen der Zugstrecke und der Straße gegenüber dem Friedhof. Die haben die ganze Nacht geschossen, da konnten wir nicht schlafen. Am nächsten Tag um 11,00 Uhr haben sich vier Flugzeuge über Selbongen ein Feuergefecht geliefert, für uns Jungens war es ein Vergnügen zuzuschauen. Wir hatten schon alles gepackt. Die Werkstatt wurde evakuiert. Es ging schon kein Zug mehr nach Sensburg. Den nächsten Tag am 29.Januar 1945 sind wir dann mit den letzten Soldaten geflüchtet. Am 30.Januar war der Russe in Selbongen. Das Bahnhofsgebäude wurde abgebrannt und einige andere Häuser im Dorf.
Wir taten uns mit einer Bauernfamilie zusammen, wo mein Großvater einige Jahre gearbeitet hat. Es waren zwei Schwestern, eine davon war gebrechlich, ihr Bruder war beim Militär. Ihr Name war Wittek. Der Wagen wurde voll beladen, dazu kamen folgende Personen, meine Mutter und meine Schwester Erna, Erika, Inge und ich; Inge war zurzeit fünf Jahre alt. Mein Großvater und meine Großmutter waren auch mit. Dazu die zwei Schwestern. Dann in Sensburg haben wir noch meine Tante Frieda mitgenommen, sie war eine Witwe und hatte drei Jungs, Bruno, Wolfgang und Siegfried im Alter von 5-9 Jahren. Die kleinen Kinder und die Alten durften fahren, wir mussten aber immer zu Fuß laufen. Es war am Abend, als wir unser Dorf verlassen haben und auf Feldwegen mit den Soldaten die ganze Nacht hindurchgezogen, über Baranowen Nadafken, am frühen Morgen sind wir in Sensburg angekommen. Als wir Tante Frieda mit Kindern in Sensburg aufgenommen haben, ging es gleich weiter. Niemals mehr als notwendig mit der Hauptstraße. Die Nächte und Tage waren sehr kalt, ich fror vor Kälte trotzdem ich immer gelaufen bin. Ein junger Soldat gab mir einen Soldatenmantel, der passte mir gut. Es war ein unabsehbares Ende von Fahrzeugen auf der Straße. Der Treck sah aus, wie ein langer Wurm der sich durch das Land zog. Als wir bei Rastenburg vorbeikamen da sahen wir wie die Kirche brannte. Der Treck ging nur langsam voran, sodass wir öfters gezwungen waren zu warten. Auf dieser Wegstrecke konnte man vieles sehen: umgekippte Wagen, erschossene Pferde und Menschen, aber es ging weiter immer unerbittlich weiter.
Die Angst vor den Russen hat viele Menschen blind gemacht. Eines Tages es war ein sonnenklarer Tag, plötzlich ging ein Schrei durch den ganzen Treck, die Menschen liefen in die Straßengräben, Pferde und Menschen fielen um und waren tot, es war ein russischer Luftangriff auf den Treck. Meine Familie blieb aber glücklicherweise verschont. Als wir dann abends ein Nachtlager in einem Haus abseits der Straße fanden, sagte meine Mutter zu mir, Gott hat uns beschützt bestimmt deswegen, weil wir die Bibel mitgenommen haben. Es war mir damals nicht ganz klar, was Mutter damit gemeint hat, eins wusste ich aber ganz genau wir wurden beschützt. Am nächsten Tag ging es weiter. Es war ungefähr drei Marlen vor Seeburg, zur Rechten Seite 100 bis 200 Meter von der Straße entfernt lag ein großer Bauernhof. Da es schon dunkel wurde, fuhren wir auf den Hof. Es waren schon viele Flüchtlinge da, aber für uns war auch noch Platz. Am nächsten Morgen wurde ich von meiner Mutter geweckt. Es war ganz ruhig auf dem Hof, auch kein deutscher Soldat war mehr da. Meine Oma Stank kam gerade von der Straße mit den Worten, „die Russen sind da, meine Uhr haben sie mir schon genommen“. Ich hatte eine mächtige Angst. Wir haben schon von den vielen Grausamkeiten der Russen gehört. Wir alle waren sehr gespannt was wird wohl werden. Plötzlich waren die Russen auf dem Hof, gleich fielen sie über die Wagen her, schleppten alles raus was sie gebrauchen konnten der Rest wurde auf die Erde geschmissen.
Da ging die Räuberei erstmal los. Alle Schmucksachen, Uhren, Ringe, Halsketten, Armbänder, Ohrringe, wurden uns genommen. Viele Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt, viele Männer erschossen auch Frauen waren darunter. Kinder suchten ihre Mütter, Mütter suchten ihre Kinder, in vielen Fällen haben sie sich in diesem Leben nicht gefunden. Das war schrecklich. Eine Frau, die gerade draußen war, wollte die Russen daran hindern ihren Wagen zu plündern, sie wurde später gefunden vergewaltigt und erschossen. So ging es vielen Frauen. Die Russen kamen und gingen, ohne unserer Familie einen erheblichen Schaden zuzufügen. Aber Wagen und Pferde haben sie uns genommen.
Es war gerade kurz nach Mittag da kam ein betrunkener Russe in unser Zimmer, in der Hand eine Pistole, er schoss einige Male in die Zimmerdecke und rief Uhr, Uhr. Uhren waren damals eine Mangelware bei den Russen. Mein Großvater Stank saß auf einem Stuhl, ich und meine Schwester Erna standen jeder zu einer Seite von ihm, ich gab ihm [dem Russen] meine Uhr Erna auch ihre, er wollte noch mehr. Mein Großvater war im Begriff aufzustehen, um ihm die Westentasche zu zeigen, wo einst seine Uhr gesteckt hat, die die Russen ihm schon abgenommen haben. In dem Moment schoss der Russe. Die Kugel traf meinen Großvater genau in den Mund und kam in Genick raus, es blieb nur ein kleines Loch übrig. Er fiel uns vor die Füße und röchelte einige Sekunden bis er starb. Es entstand ein großes Geschrei im Zimmer. Der Russe schoss noch zweimal in die Decke und ging zur Tür hinaus. Wir dachten jetzt hat unsere letzte Stunde geschlagen. Es war ein weinen und jammern. Nach ein paar Stunden kam ein russischer Offizier in das Zimmer. Er sagte uns; dass wir den Opa vergraben sollen. Die Erde war so hart gefroren, dass wir nicht in der Lage waren eine Gruft zu graben, auch hatten wir keinen Sarg, so wickelten wir ihn in eine Decke und gruben ein tiefes Loch in den hart gefrorenen Schnee, der da über ein Meter hoch dalag, dann legten wir ihn hinein unter Angst und Schrecken begruben wir ihn dann.
So standen wir nun alleine da, meine Mutter mit vier Kindern, wo ich 14 Jahre war und die jüngste Schwester 6 Jahre. Dann Tante Frieda mit drei Kindern im Alter von 5-9 Jahre. Meine Oma, die Witwe wurde, die zwei Schwestern Wittek. Ich war damals der Älteste von Männern in unserer Gruppe. Unsere Wagen wurden ausgeraubt und die Pferde wurden uns genommen, mit einmal hatten wir nicht mehr, nur dass was wir auf den Knochen hatten. Wir mussten den Hof verlassen und nach Hause gehen. Ich guckte mich auf dem Hof um und mit Hilfe meiner Mutter und meiner Tante, denn sie waren tapfere Frauen, gelang es mir ein Pferd zu fangen das die Russen gelassen hatten, dann besorgten wir uns noch einen Schlitten, wir spannten es vor den Schlitten, ladeten das nötige unserer Habe darauf setzten die Oma und die kleinen Kinder darauf und los ging es nach Hause. Das Pferd war schon sehr alt, sodass wir uns nur langsam nach Hause bewegen konnten.
Es war im Februar des Jahres 1945; es war ein kalter Winter. Auf der Straße waren schon einige andere Wagen, die nach Hause zogen. Auf einem Wagen vor uns saß eine alte Frau, die Russen hielten den Wagen an mit der Absicht zu plündern, die Frau wollte es wahrscheinlich nicht zulassen, ein Russe zog seinen Revolver fasste die Frau an die Hand schoss ihr eine Kugel in den Kopf und sie fiel vom Wagen herunter. Dann ging das Plündern erst richtig los. Die Straße und der Straßengraben lagen voll von Sachen. Wir hatten damit der Angst zu tun. Aber Gottlob sie haben uns nicht angehalten, so kamen wir langsam vorwärts. Als wir durch Sensburg gezogen sind, lagen da noch viele tote Soldaten und Zivilisten an den Straßen. Nächsten Tag wurden wir auch von den Russen angehalten. Einer stand schussbereit vor unserem kleinen Schlitten, der andere sprang auf das Gepäck und mit einem Bajonett stach er alles durch bis zum Boden, Papiere Bettfedern die flogen nur so im Wind. Meiner Mutter wollten sie den Trauring nehmen er ging aber schwer vom Finger da griff einer der Russen zu einem Messer, um ihr den Finger abzuschneiden, aber mit der Hilfe meiner Tante gelang es meiner Mutter den Ring abzustreifen, den der Russe dann an sich nahm. So wurde sie ihren Trauring los.
Im Februar 1945 kamen wir nach Hause. Zum größten Teil waren alle Möbel vorhanden. Das Leben in unserem Heim dicht an der Hauptstraße gelegen wurde uns zur Qual. Die durchfahrenden Russen und die polnischen Soldaten und polnische Zivilbanden hielten immer Einkehr, um zu rauben. So entschlossen wir uns auf ein Gut mit Namen Neu Schaden zu ziehen um dort bei den Russen zu arbeiten und zu wohnen. Dort wohnte auch der Onkel Johann, er war der Schwager von Mutti und Tante Frieda, seine Frau war Tante Anna die zweite Schwester von Mutti. Dort hatten wir zum Essen genug sogar im Übermaß. Meine Arbeit bestand darin mit vier Pferden und einem Kastenwagen Rüben zu fahren.
Am 10.April 1945 war ein schwerer Tag für uns, ich meine für alle Deutschen. Die Russen haben eine Treibjagd auf Menschen gemacht. Alle Männer von 14 Jahren bis 60 Jahre wurden gesucht und mitgenommen – auch Frauen, die keine Kinder hatten und junge Mädchen von 15 Jahren. Ich und meine Familie hatten Glück. Ich war wieder beim Rübenfahren. Ich sah eine große Schar Russen über die Felder ziehen, „was kann das sein“, dachte ich bei mir. Jeden Strohschober durchsuchten sie mit zwei bis drei Meter langen Eisenstangen, die sie in die Strohschober schoben. Auch suchten sie in den Wohnhäusern, Ställen, Scheunen, Schuppen, alles wurde durchsucht nach unschuldigen Menschen. Sie wurden dann in große Haufen zusammengetrieben, wie man das Vieh treibt. Bei dieser Menschenjagd war ich auch unterwegs. Ich war sehr religiös veranlagt, von Kind an glaubte ich an Gott, nicht nur, dass er da war, sondern dass er mir auch helfen konnte. Da kamen einige Russen auf mich zu hielten meinen Wagen an, einer fragte mich „wie alt bist du“? ich antwortete „13 Jahre“, wobei ich schon im 15. Lebensjahr war. Auch weiß ich, nicht warum ich eine Lüge gebraucht habe, auch kam es mir ganz plötzlich, ohne zu überlegen, ich war nicht darauf gefasst, dass sie mich nach dem Alter fragen werden. Auf diese Art wurde ich von der Gefangenschaft verschont.
Im Jahre 1946 lernte ich dann die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage kennen. Meine Schwester Erna hatte eine Freundin, die Mitglied der Kirche war, Helga Mordas. So ging meine Schwester mit ihr zur Kirche und war sehr begeistert von der Lehre der Mormonen. Eines Tages sagte sie zu mir „ich und meine Freundin wir gehen in die Mormonen Kirche und ich denke wir werden uns dieser Kirche anschließen“. Diese Worte meiner Schwester machten mich wach. „Was“? fragte ich „du willst dich dieser Sekte anschließen“? Sie beteuerte mir das, dass die wahre Kirche ist. Sie war davon überzeugt, ich antwortete ihr: „Ich werde dir beweisen, dass die Evangelische Kirche die Rechte Kirche ist“. So fing ich an in der Bibel zu lesen, in der Hoffnung, dass ich die Lehre der Mormonen widerlegen könnte. Weil ich von Kind an sehr religiös war und ein gutes Verhältnis zu Gott hatte. Ich habe geglaubt der Gott da ist, auch habe ich gewusst, dass Er lebt. Das Glaubensbekenntnis der Evangelischen Kirche habe ich von 16 Jahren nicht verstanden, aber ich habe gewusst, dass Gott meine Gebete schon in der frühen Jugend erhört hat. So hatte ich das Vertrauen zu Ihm er wird mir die Wahrheit zeigen.
So fing ich an mit dem Lesen des ersten Buches Moses, ich kam aber nicht weit bis ungefähr zum Buch der Könige, da war ich überzeugt, dass die Lehre der Mormonen mit der Bibel übereinstimmt. Auch kannte ich das Neue Testament etwas aus dem Evangelischen Unterricht, was ich oftmals nicht verstehen konnte. Ich empfand eine Liebe zu den Lehren der Heiligen Schrift und den der Mormonen. So kam der erste Sonntag, wo ich in die Kirche ging. Bruder Fischer hatte das Thema, er sprach über die erste Missionsreise des Apostels Paulus, ich meldete mich und beantwortete eine Frage gut. Da war ich aber froh und glücklich. Für den nächsten Sonntag besorgte ich mir den Leitfaden und studierte das Thema. Somit konnte ich mich an dem Thema beteiligen und so ging es von Sonntag zu Sonntag. Wie ich später erfahren habe, hatten die Brüder und Schwestern in der Gemeinde viel Mühe um meine Neugierde zu befriedigen.
Eines Abends lag ich im Bett, von Kind auf hatte ich ein Ohrenleiden so war es auch an dem Tag. Ich hatte große Schmerzen und konnte nicht schlafen, so hatte ich Zeit zum Nachdenken. Weil ich schon viele Bücher der Kirche gelesen hatte, unter anderem, worin die Mitglieder der Kirche belehrt wurden über Krankensegnungen, ich empfand den Wunsch den Herrn zu bitten mir zu helfen. Zu der Zeit war ich mit mir selbst uneinig, ich wusste nicht, welche Kirche die Richtige ist. Die Evangelische Kirche, der ich angehörte, habe ich schon angezweifelt, aber von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die ich untersuchte, hatte ich noch kein Zeugnis. So lag ich da und überlegte hin und her. Mit einem Mal hatte ich ein seltsames Gefühl, als ob etwas was ich schon lange gewusst habe aber vergessen hatte in neuem Glanz in meiner Erinnerung erschien. Ich rief den Herrn an: „O Herr wenn die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage die wirklich wahre Kirche ist, so lasse diese Schmerzen aufhören“. Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen so waren alle Schmerzen weg. Es übermannte mich ein Gefühl, welches man nicht in Worte formen kann. Nicht das Wegbleiben der Schmerzen war so überzeugend, sondern das herrliche Gefühl, das ich hatte. Es schien mir, als ob ich in der Nähe eines himmlischen Wesens sei. Seit diesem Erlebnis war mir klar, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage die einzige wahre Kirche ist. Ja die Klarheit des Zeugnisses, das ich empfing, war unmissverständlich. Ich war bereit alles für die Kirche zu tun, ja sogar der Tod hätte für mich nichts Schreckliches mehr. Seit der Zeit lebte ich als Mormone. So wurde ich am 18.Mai 1947 in einem kleinen See im Walde bei Lisunen getauft.
An dem Sonntag als wir gerade auf dem Weg zur Taufe waren kam der Bürgermeister gelaufen und rief „der Wald brennt, der Wald brennt“. Mein Freund, der ein Mormone, war stand neben mir so wie auch meine Mutter und Schwester und viele andere Mitglieder. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Meine Mutter, die noch kein Mitglied der Kirche war, stellte sich zwischen den Bürgermeister und mich und sagte mit ganz bestimmter Stimme heute geht er nicht, es entfachte ein Wortstreit, der aber nur ganz kurz dauerte, denn mein Freund und ich nutzten die Gelegenheit und schlichen uns fort. Als der Bürgermeister sah, dass wir schon weg waren, gab es keinen Grund mehr mit meiner Mutter zu streiten und lies von ihr ab. Mein Freund und ich liefen dann auf Umwegen zur Taufstelle. Als wir dort angekommen sind, war eine große Menschenmenge versammelt, die Taufe hatte schon begonnen. Ich staunte, von wo die vielen Menschen herkamen, denn fast das ganze Dorf war anwesend. Es wurden noch mehrere junge Leute getauft, darunter auch meine Schwester Erna. Ich habe mich in den Sträuchern am Seerand umgezogen und wurde als Letzter von Bruder Michael Fischer getauft, auch die Spendung des Heiligen Geistes fand am See statt. Somit wurde ich rechtmäßiges Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
Vom Januar 1953 bis November 1954 war ich beim polnischen Militär in Rembertow bei Warschau. In der Zeit habe ich die polnische Sprache gut gelernt, auch lernte ich mich zu beherrschen und Gehorsam zu sein. Mit der Familie Moysich hatten wir einen guten Kontakt auch meiner Mutter. Inzwischen waren die beiden Mädchen die Töchter von Schwester Moysich und Pinak schöne junge Damen geworden. Da sie beide Cousinen waren, und ich ein gutes Verhältnis zu der Familie Moysich hatte, war ich öfter in der Nähe beide. Ich hatte die Absicht um Marlen zu werben.
Es begab sich das mein Cousin Wolfgang Skrobucha im August oder September tödlich verunglückte. Er ist auf einen Strommast geklettert, der scheinbar ohne Strom war, aber über den Mast lief eine Hauptleitung, die unter Strom war, er wusste das nicht als er sie berührte fiel er tot von dem Mast. Zur Beerdigung bekam ich Urlaub. Bei dieser Gelegenheit haben wir uns mit Marlen Moysich ausgesprochen und vertragen. Danach besuchte sie mich einige Male mit Erika in Warschau, wir gingen dann in den Zoo. Auch konnte ich zweimal zu fünf Tagen zu Hause in Urlaub sein, da beschlossen wir, wenn ich vom Dienst entlassen werde, uns zu verloben. So geschah es auch zu Weihnachten im Jahre 1954 verlobten wir uns im Heim der Familie Moysich.
Am zweiten Januar nahm ich wieder die Arbeit im PGR. Baranowen auf PGR heißt in Deutsch, Staatlich Landwirtschaftlicher Betrieb. Diesmal nicht als Traktorist sondern als Monteur in der Werkstatt. Wo ich auch später die Gesellenprüfung abgelegt habe. Der Winter und Sommer 1955 verlief in einer großen Erwartung auf die Hochzeit. Wir hatten besprochen im Oktober 1955 zu heiraten. So wurden alle Vorbereitungen getroffen zu diesen für uns zwei große Tage. Endlich war es so weit. Einen Monat vor uns heiratete ein anderes junges Paar, Anni Butscheck und Günter Skrotzky. Der Hochzeitsgottesdienst fand im Gemeindehaus statt. Unser Gemeindepräsident Adolf Kruska gebrauchte da die Worte wie in anderen Kirchen, „bis dass der Tod euch scheidet“. Dann ging ich zum Gemeindepräsidenten und sprach mit ihm darüber und bat ihn bei unserer Hochzeit die Worte „bis dass der Tod euch scheidet“ ausfallen zu lassen, was er auch berücksichtigt hat.
Am 28. Oktober 1955 heiratete ich das Liebe Mädchen Marlen Moysich. Zum Standesamt in Selbongen fuhren wir mit einer Kutsche, die von zwei Pferden gezogen wurde. Unser Nachbar stellte uns das Gefährt zur Verfügung. Es war ein schöner Tag. In die Kirche gingen wir zu Fuß es waren ja nur 30 Meter. Als Brautleute gingen wir in die Kirche als letzte im ganzen Zug aus der Kirche als Erste in dem Zug. Am 10.September 1956 wurde dann unser erster Sohn geboren im Entbindungsheim in Nikolaiken, so begab es sich, dass ich Marlen nach Nikolaiken nachts mit einem Pferdewagen gefahren habe. Die Schwiegermutter begleitete uns. Am nächsten Tag war er dann geboren. Ich war Stolz, dass das erste Kind ein Sohn war. Marlen hatte den Wunsch, dass er Volkhard heißen soll. Wir hatten Glück, dass das polnische Standesamt den Namen angenommen hat, nur muss der Name nicht mit V geschrieben werden sondern mit F Folkhard.
So verging ein Monat nach dem anderen. Unsere Gemeinde wurde immer kleiner. Im Oktober 1957 ist unser Gemeindepräsident Adolf Kruska nach Westdeutschland auswanderte. So wurde ich Gemeindepräsident in der Gemeinde Selbongen.
Nun möchte ich einige Jahre zurückgehen, um über die Gemeinde etwas zu berichten. Im Mai 1947 als ich die Kirche angenommen habe wurden die Versammlungen in deutscher Sprache abgehalten, am Ende des Jahres wurden wir vor die Wahl gestellt, entweder wir halten die Versammlungen in polnischer Sprache ab oder die Kirche wird geschlossen. Wir entschieden uns dafür die Kirche zu schließen. So blieb es zwei Jahre bis kurz vor Weihnachten 1949. In den zwei Jahren hielten wir unsere Versammlungen in den Häusern der Mitglieder ab. Da die Gemeinde damals an die 100 Mitglieder zählte, so versammelten wir uns je drei bis vier Familien in einem Heim. Die Heimlehrer hatten da alle Hände voll zu tun, um die Gruppen zu besuchen. Es wurde so eingerichtet dass in jeder Gruppe ein Priestertumsträger war. Sechs Wochen vor Weihnachten bekamen wir vom Kreisamt Bescheid, wir sollen die Kirche öffnen in polnische Sprache. Die Freude war groß. Wir hatten auch bis dahin sehr viel gelernt. Bis Weihnachten brachten wir noch ein schönes Weihnachtsprogramm zusammen, in polnischer Sprache. Alle erfreuten wir uns wieder des gemeinsamen Zusammenseins. Zu dieser Zeit war ich schon Ältester in der Kirche. Zur Eröffnung der Versammlungen brauchten wir wieder Beamte, so wurde ich Sonntagsschulleiter. Die Sonntagsschule war zu der Zeit die Organisation, die alles in der Gemeinde getan hat, es gab damals bei uns keine Kollegien. Da alle Themen in Polnisch sein mussten, hatten die Lehrer eine schwere Aufgabe. Sie mussten sich mindestens drei Wochen auf ein Thema vorbereiten, so hatten wir immer drei Lehrer für eine Klasse. Der Herr segnete uns in dem Unternehmen.
Wir machten jedes Jahr eine Sonntagsschul Gemeinde-Konferenz. Eine Konferenz ist besonders wertvoll, um von ihr zu erzählen. Wir hatten immer viel Besucher bei der Begebenheit. Einmal spielten wir das Stück die Heilung des Behinderten durch Petrus an der Tempeltür. Die ganze Bühne wurde gebraucht um die Tempelwand mit der Eingangstür zu gestalten. Es war sehr viel Arbeit die eine lange Zeit dauerte. Der Erfolg war großartig. Auch war ich viel als Heimlehrer tätig. Wir sind viel zu Fuß gegangen von 2-10 Kilometer in eine Richtung, denn es gab keine Fahrmöglichkeiten. Wenn es Winter war, so sind wir auf Ski gefahren oder im tiefen Schnee zu Fuß gegangen. Es gab Schwestern, die jeden Sonntag zehn Kilometer zu Fuß zur Kirche gegangen sind. Dann wurde die GFV gegründet, es war eine Begeisterung. Mein Freund und ich waren zur Nachtschicht auf dem Felde zum Pflügen mit dem Traktor. Als es Zeit wurde zur GFV zu fahren ließen wir den Traktor auf dem Felde stehen und fuhren mit unseren Fahrrädern, die wir mit aufs Feld genommen haben, zur GFV. Und danach wieder zur Arbeit bis zum frühen Morgen. Auch hatten die Jungen Damen eine Vollständige Bienenkorb Organisation. Diese Arbeiten haben unsere Zeugnisse sehr gestärkt. Schwester Moysich hat viel mit den Jungen Damen gearbeitet.
Als ich 1954 vom Militärdienst nach Hause gekommen bin, hat sich eine Mitgliedsfamilie gemeldet aus Dębnica-Kaszupska aus Pommern bei Stolp. Es war die Familie Porozynski. Ich und mein Freund Helmut Mordas wurden beauftragt die Familie zu besuchen. Zu unserem Erstaunen waren dort viele Mitglieder, denn eine andere Familie hat gerade die Kirche untersucht und sich etwas später der Kirche angeschlossen, es war die Familie Staubach. Wir hatten dort eine angenehme Versammlung. Von der Zeit haben wir die Mitglieder dort öfter besucht und Versammlungen abgehalten. Dann gab es wieder eine Konferenz bei uns in Selbongen. Die Familie Porozynski mit vier Personen und die Familie Staubach mit fünf waren anwesend. Es war ein warmer Sommertag ein Junge von Porozynski sein Name ist Tomek er war zu der Zeit so ungefähr 10-13 Jahren, er wollte gleich baden gehen er sprang auch ins Wasser, als kein Erwachsener dabei war, so ertrank er im See vor unserem Haus. Zu der Zeit waren alle Menschen bei der Arbeit, niemand konnte ihm helfen. Meine Schwester Erna kam nach Baranowen zu mir in die Arbeit gefahren und erzählte uns das, wir sind dann gleich mit Helmut Mordas zu der Stelle gefahren, aber auch durch unsere Bemühen beim Tauchen konnten wir ihn nicht finden. So mussten wir beim Fischer der auch in der Nähe war zwei Boote leihen und ein Zugnetz, mit dem man Fische fängt. Zwischen die zwei Boote haben wir dann das Zugnetz gespannt um jeden Zentimeter unterm Wasser abzutasten. Dann haben wir ihn dicht am Rande im Wasserkraut verwickelt gefunden.
Da wir so viele Mitglieder zu Besuch hatten, schliefen wir mit einigen Brüdern auf dem Heuschuppen bei Schwester Moysich. Nachts wurden wir geweckt, wir sollen Schwester Porozynski einen Krankensegen geben. Wir gingen mit Helmut hin und gaben ihr einen Segen, indem ich sagte, dass sie wieder gesund sein würde. Am nächsten Tag wurde ihr Sohn auf dem Friedhof in Selbongen beerdigt. Durch diesen Unfall hatten wir dann Schwierigkeiten mit der Polizei, sie dachten, dass der Unfall bei der Taufe geschehen ist. Ich habe an vielen Krankensegnungen teilgenommen, aber immer konnte man eine Besserung verzeichnen. Schwester Czepluch aus Wahrendorf, hatte Verwandte in Nikolaiken die hatten ein kleines Kind von eineinhalb Jahren. Das Kind hatte einen Ausschlag, der Arzt gab das Kind auf und die Eltern waren verzweifelt. Schwester Czepluch kam zu mir mit der Bitte dieses Kind zu segnen. Die Leute waren keine Mitglieder. Ich segnete das Kind und sagte nach dem Glauben deiner Eltern sollst du gesund werden. Nach einigen Tagen habe ich das Kind wieder gesegnet und es wurde langsam gesund zur Freude ihrer Eltern. Der Glaube eines Menschen kann sehr viel bewirken.
Am 19.April 1959 ist dann unser zweiter Sohn geboren; wir gaben ihm den Namen Wolfgang. Wolfgang war unser Sorgenkind schon im Mutterleib machte er Marlen viel zu schaffen. Sie wurde sehr krank und es drohte eine Fehlgeburt, durch Spritzen wurde das Kind bei ihr gehalten. Sie konnte nicht arbeiten hat viele Wochen im Bett gelegen. Wir hatten dann große Sorgen. Ich bat den Herrn, dass Er uns alle segnen würde, dass das Kind gesund geboren werde. Marlen sagte mir, dass sie auch den Herrn innig im Gebet um den Segen für Ihr Kind gebeten hat. Als der Junge geboren wurde, war er ganz normal und vollkommen gesund. Die Ärzte wunderten sich, wir waren mit Marlen glücklich und unser Zeugnis wurde gestärkt, dass Gott Gebete erhören kann. Am 6.März 1961 wurde unser dritter Sohn geboren, wir gaben ihm den Namen Norbert. Er war ein gesunder Junge.
Im Mai 1964 war es wieder soweit wir sollten wieder ein Baby bekommen. Als die Schmerzen bei Marlen einsetzten, lief ich zur Post um den Krankenwagen zu rufen und bin gleich zur Mutter gegangen die nur 300 Meter weiter wohnte und bat sie zu uns zukommen, es war spät in der Nacht. Dazu zog noch ein Gewitter auf. Als der Krankenwagen nicht kam und die Geburt kurz davor stand lief ich zu unserem Nachbar, der ein Marlen von uns entfernt wohnte, der ein Auto hatte, er erklärte sich bereit zu fahren. Als wir ins Dorf kamen, sahen wir den Krankenwagen, sie suchten schon unser Haus. Wir kamen zur rechten Zeit, es war die höchste Zeit und ein Glück, das eine Hebamme dabei war, so konnte sie gleich das Kind zu Hause entbinden. Es war ein Junge wir gaben ihn den Namen Roland.
Am 7 Mai 1967 wurde uns wieder ein Baby geschenkt, aber diesmal erfüllte sich der Wunsch von Marlen; es war ein Mädchen, das dazu noch mit einem Zahn geboren ist. Wir gaben ihr den Namen Daria. Nach drei Monaten wurde Daria krank, sie wurde von Woche zu Woche immer ruhiger und blasser, Marlen bekam Angst, sie fuhr mit Daria zum Arzt, sie wurde ins Krankenhaus überwiesen. Damit fingen die Sorgen bei Marlen erst richtig an. Marlen ist jeden Tag über 20 Kilometer nach Sensburg Mragowo gefahren um Daria zu besuchen
Die Arbeit in der Gemeinde wurde immer schwerer. Wir hatten Mitglieder, die weit auseinander wohnten, in Schlesien und Pommern. Nach Pommern waren es 400 Kilometer, nach Schlesien 700 Kilometer. Wir haben auch Samstag gearbeitet bis Mittag, so konnten wir mit dem Zug keine Besuche machen. Um eine bessere Verbindung mit uns in Selbongen zu schaffen, machte ich der Mission in der Schweiz einen Vorschlag, mir ein Auto zu besorgen, da ich dadurch die Möglichkeit hätte die Mitglieder öfter zu besuchen. Es dauerte drei Jahre nach meinem ersten Schreiben, bis ich ein Auto erhalten habe. So hatten wir die Möglichkeit die Mitglieder in ganz Polen öfter zu besuchen.
Im Jahre 1962 oder 1963 ist der erste Missionspräsident Bruder Erickson mit seiner Frau aus der Schweiz zu uns nach Polen gekommen. Er ist ganz unverhofft angekommen, wir waren auf dem Felde am Arbeiten, da kommt ein VW Käfer vorgefahren ein Mann steigt aus und fragt nach der Familie Konietz. Ich sagte ihm, wo die Familie Konietz wohnt und auch gleich, dass wir es sind, er stellte sich als Missionspräsident vor. Für uns war das eine große Freude. Er wohnte mit seiner Frau bei uns im Haus und war fünf Tage in Selbongen.
Im September 1967 kam wieder ein Missionspräsident aus der Schweiz Bruder Maby mit seiner Frau. Mit ihm kam auch der Apostel Hunter mit seiner Frau. Sie blieben bei uns drei Tage, wo wir eine Gemeindekonferenz abgehalten haben. Bei dieser Gelegenheit fragte mich Bruder Maby, ob ich mit meiner Frau nicht in den Tempel fahren würde, ja wir hatten den Wunsch dazu, aber nicht das Geld. Auch mussten wir die Genehmigung von der polnischen Regierung haben, um überhaupt Polen zu verlassen. Wir haben den Antrag gestellt mit dem Argument, dass wir nicht kirchlich getraut seien, in unserer Kirche können wir kirchlich heiraten nur im Tempel, der in der Schweiz ist. Als wir die Genehmigung von der polnischen Regierung hatten, schrieb ich Bruder Maby einen Brief und bat ihn um etwas Geld. Nach vielen Schwierigkeiten und vielen Beten ist es uns gelungen am 4 Juni 1968 in die Schweiz zu fahren, das heißt, wir sind in die Schweiz geflogen von Warschau nach Zürich. In Zürich wurden wir vom Missionspräsidenten und einigen Missionaren empfangen. Der Missionspräsident gab mir einen kleinen Block und sagte ich soll das ausfüllen, ich sagte zu meiner Frau mach du es, du kannst besser schreiben wie ich, er betonte, dass ich es machen soll, so habe ich es auch getan. Danach stellte er uns einige Fragen und hat das auch unterschrieben, danach stellte ich fest, dass es ein Tempelempfehlungsschein war.
Auf dem Heimweg haben wir uns in Warschau mit Maria Krolikowska getroffen, die ein Mitglied der Kirche ist, aber in Warschau wohnt. Da wir auf den Zug bis abends warten mussten, kamen wir in Selbongen am Sonntag um 9,00 Uhr an. Es ging schon im Dorf das Gerede um die werden nicht mehr zurückkommen, wir haben den Besuch um 2-3 Tage verlängert. Die Begrüßung war wundervoll, die Kinder hatten viel zu erzählen und wir waren sehr glücklich als Familie. Sie hatten zu uns aber ein großes Vertrauen, dass wir wiederkommen und sie nicht ihrem Schicksal überlassen. Es war dann eine schöne Zeit mit unseren Kindern, wir waren sehr glücklich.
Im Sommer 1970 hat sich der Missionspräsident Bruder Christensen aus der Schweiz mit Bruder Percy Fetzer, dem Patriarchen für die Oststaaten, angemeldet. Im November 1969 bekamen wir wieder von der Kirche ein neues Auto diesmal eine Warschau. Dann kam der Besuch aus der Schweiz, wir hatten alle Hände voll zu tun. Bei der Gelegenheit, dass der Patriarch bei uns in Selbongen war, bekamen einige Mitglieder den patriarchalischen Segen, unter ihnen war auch Folkhard. Wir haben eine Gemeindekonferenz abgehalten, es war sehr viel Begeisterung. So eine Gemeindekonferenz war immer etwas Bedeutendes für uns, aus allen Teilen Polens sind die Mitglieder gekommen, aus Schlesien, Pommern, Ciechanowo.
Während der Zeit, wo wir in Polen lebten, haben wir immer Bittgesuche an die Regierung gerichtet‚ um uns die Ausreise aus Polen in die Bundesrepublik zu genehmigen, das durfte nur einmal im Jahr sein. Im Jahre 1956 als wir schon verheiratet waren, gaben wir das erste Bittgesuch ab. So vergingen die Jahre. Kinder wurden geboren und wuchsen heran und wir waren immer noch in Polen, trotzdem wir jedes Jahr ein Bittgesuch gestellt haben, Marlen war oftmals verzweifelt. Nach vielen Jahren haben sich die Deutsch- Polnischen Beziehungen verbessert. Wir gaben wieder ein Bittgesuch ab und wir hatten das zehnte Mal Glück gehabt. Ich denke es war Ende Mai 1971, bekamen wir Bescheid, dass unsere Ausreise aus Polen genehmigt war. Wir waren gerade beim Kartoffelpflanzen, als der Postbote, den wir gut kannten, uns den Bescheid gleich nach dem Eintreffen des Zuges brachte, sonst hätten wir ihn einen Tag später bekommen. Die ganze Nacht haben wir nicht geschlafen vor Aufregung und Freude. Meine Mutter und Schwester Inge sind noch in Polen geblieben. Ich habe die ganze Gemeinde aufgelöst mit Zustimmung des Missionspräsidenten Bruder Christensen. Das Gemeindehaus hat der polnische Staat übernommen.
Mein name is Udo Georg Wegner.
Ich habe die Famile Konietz durch Roland Konietz kennen gelernt.
Roland und ich sind in die gleiche Schule gegangen und so haben wie uns auch befreundet.
Nach eineigen Jahren habe ich erfahren das Bruder Konietz der Bischof in der neuen Gemeinde war.
Bruder Konietz war eine sehr gute person. Ich habe die denn Glauben an die Kirche nur durch Bruder Konietz gefunden.
Bruder Konietz hatte seinen starken Geist.
Ich mochte mich dafur Herzlich bedanken.
Z Erichem Konietz pracowałem w warsztacie PGR Baranowo od 1957 do 1961 roku. Erich był bardzo porządnym i uczciwym człowiekiem. Miło go wspominam i jeśli żyje to serdecznie pozdrawiam.
T. Kowalczyk.
Z Erichem Konietz pracowałem w warsztacie PGR Baranowo latach 1957 – 1961. Ja byłem tokarzem.
Erich był bardzo porządnym i uczciwym człowiekiem. Miło go wspominam. Jeśli żyje, to serdecznie pozdrawiam. T. Kowalczyk.