Saarbrücken, Saarland
Mein Name ist Karl-Heinz Franz, geboren am 21.September 1932 in Saarbrücken. Ich habe noch einen großen Teil des 2. Weltkrieges miterlebt als Junge. Meine Mutter Margarete Franz wurde getauft als sie mit mir schwanger war. So wurde ich in die Kirche geboren, 1932. Gesegnet wurde ich am 9.April 1933. Meine Mutter nahm mich sonntags mit zur Kirche. Unser Versammlungsraum war in der Bahnhofstraße in Saarbrücken über dem Geschäft Schreibwaren Rudolph. Wir Jungs mussten eine Stunde früher dorthin im Winter, Kohlen wurden von den Geschwistern gebracht und wir mussten den Ofen anmachen, damit alle Geschwister einen warmen Raum vorfinden wenn sie zum Gottesdienst kamen. Zu dieser Zeit wohnten wir in Alt-Saarbrücken, in der Hintergasse und danach auf dem Rastpfuhl im Zellerweg.
1942 habe ich sehr bewusst den Krieg mitbekommen. Ich war damals 10 Jahre alt. Mein Vater hat bei der Post als Kraftfahrer gearbeitet, und meine Mutter auf der Post als Briefträgerin. Mein ältester Bruder Kurt war damals schon beim Militär. Er war in Linz/Donau auf der Militärakademie und hat auch dort Matura macht. Das war unter Hitler ein Privileg. Mein Bruder Hermann wurde 1944 mit 16 Jahren eingezogen zum Militär.
Wir beiden Jungens, Hans und ich, waren oft alleine zuhause und mussten uns um uns selbst kümmern und im Haushalt helfen, was die Mutter uns aufgetragen hatte.
Hans mit 12 Jahren und ich mit 10 Jahren. Wir mussten, wenn Fliegeralarm war, ganz schnell in den Bunker in unserer Nähe. Wir sagten das ist „Unser Bunker“.
An einem Tag, der Fliegeralarm kam, hatte ich mehr Angst als sonst. Meine Mutter kam nicht zu unserem Bunker. So bin ich einfach wieder losgelaufen, meine Mutter auf ihrer Strecke als Briefträgerin zu suchen. Ich fand sie, aber sie hat sehr mit mir geschimpft weil ich mich nicht in Sicherheit gebracht hatte. Schnell wollte sie in einen anderen Bunker aber ich habe so geweint und gebettelt, dass sie mit in unseren Bunker kommt. Später hörten wir dann, dass eine Luftmine den Bunker getroffen hat und alle Menschen tot waren. So habe ich durch mein Gefühl uns beiden das Leben gerettet.
Danach hatte ich dann das schlimmste Erlebnis des Krieges. Der Leiter des Jungvolkes, in dessen Gruppe ich war, kam und nahm mich als 10 Jährigen mit, die Leichen meiner Mitschüler und Freunde zu identifizieren. Das war Furchtbar. Ich kann diesen Anblick bis heute nicht vergessen. Aber das Leben ging weiter.
Mein Vater brachte uns mit seinem Postbus 3x in Evakuierung. Einmal nach Kirchheim-Bolanden, dann in die Nähe von Kassel und das letzte Mal nach Elsa bei Coburg. Dort waren wir recht lange. Meine Mutter, mein Bruder Hans und ich.
Meine beiden Brüder waren im Krieg und kamen erst später aus Gefangenschaft aus Russland. Als wir aus Coburg zurückkamen, war unser Haus zerstört und wir mussten alles erst mühselig wieder aufbauen.
Getauft wurde ich als ich 14 Jahre alt war am 24.8.1946 mit meinem besten Freund Bodo Kleber. Da es noch kein Taufbecken gab, gingen wir in ein ausgedientes Schwimmbad im Grumbachtal. Es gab dort noch frisches Wasser im Becken und so zog die ganze Gemeinde dort hin. Getauft wurde ich von Bruder Paul Prison, konfirmiert von Bruder Paul Radeike.
Als ich 15 Jahre alt war ging ich zu den Pfadfindern, Stamm Piraten im Deutschen Pfadfinder Bund.
Dann stand ein großes Ereignis fest. Bruder Emil Kiefer, unser Gemeindepräsident, verkündete sonntags im Versammlungsraum, dass wir uns ein Gemeindehaus bauen dürften, bei dem aber alle Mitglieder mithelfen müssten. Dann wurde gearbeitet. Ich habe Steine geschleppt, Ziegel nach oben getragen und wurde eingesetzt wo es nur ging, um meinen Teil dazu beizutragen, dass wir endlich ein Gemeindehaus hatten. Was waren wir stolz.
Ich glaube es war 1952 als Bruder Emil Kiefer uns verkündete, dass wir von unseren Geschwistern aus Amerika sogenannte Care-Pakete bekommen sollten. Bruder Kiefer hat in seinem Fotogeschäft damals alles gelagert und an die Mitglieder verteilt. Da gab es Lebensmittel, Hygiene Artikel und Kleidung aller Art. So hatte ich damals die erste Jeans meines Lebens und die ersten Crêpe Schuhe, eine Lederjacke und warme Pullover. In der Schule musste ich zum Direktor und sagen woher ich meine guten Kleider hatte. Das durfte ich aber nicht sagen, also hat der Lehrer mich geschlagen.
Eine Bescheinigung von Bruder Kiefer half dann, damit der Verdacht des Stehlens von mir genommen wurde.
Nach weiteren Jahren, mit einer schönen Jugendzeit bei den Pfadfindern und in der Kirche, beschloss ich 1958 auf Mission zu gehen und dem Herrn zu dienen. Der Missionspräsident der Westdeutschen Mission, Bruder Burton, ordinierte mich zum Ältesten. Das war am 3.6.1958. Mein Missionsfeld war die Westdeutsche Mission, die damals schon recht groß war. Meine erste Stadt war Hagen in Westfalen. Dort durfte ich die nette Familie Hiemer finden und sie bekehren. Mein Mitarbeiter und ich durften die Beiden dann taufen. Das war ein wundervolles, einprägendes Erlebnis für mich.
Ich diente dann weiterhin in den Städten Stuttgart-Feuerbach, Göppingen (dort auch Gemeindepräsident), Kempten im Allgäu und Friedrichshafen am Bodensee.
Nach meiner Missionszeit wollte ich auch gerne eine Frau finden und eine Familie gründen. Meine Frau Irma Markert fand ich in unserer Gemeinde Saarbrücken und wir haben dann 1961 geheiratet, auf dem Standesamt und im Gemeindehaus Saarbrücken. Gesegnet wurden wir von Bruder Kiefer. 1963 konnten wir dann in den Tempel in Zollikofen/Schweiz fahren und den Bund für alle Ewigkeit schließen. Die Sieglung war am 15.7.1963. Damals war meine Frau im 3. Monat schwanger und so sind unsere beiden Kinder, Michael Markus geb. 5.3.64 und Miriam Anne geb. 29.7.67 im Bund geboren. Beide sind auch in der Gemeinde gesegnet worden.
Ein Jahr später sind wir mit den Schwiegereltern, Wilhelm und Anna Markert in den Tempel um uns siegeln zu lassen.
Wir waren beide, meine Frau und ich, sehr tätig in der Kirche, viele Jahre lang.
Ich will auch nicht verschweigen, dass wir einige Jahre der Kirche fern blieben, aus persönlichen Gründen. Aber Gott hat uns nicht vergessen und so hatten wir in all den Jahren immer wieder Besuche von den Missionaren. Auch Besuche von Verwandten und Besuchslehrerinnen. Diese Tatsache und entscheidende Gespräche, veranlassten uns wieder die Gemeinde zu besuchen. Wir haben uns daheim gefühlt, wurden sehr liebevoll und freundlich wieder aufgenommen. Wir fühlen uns wieder wohl in der Gemeinde und vieles ist verblasst, was damals dazu geführt hat, dass wir fern blieben.
Wir haben eine schöne Familie. Unser ältester Sohn Michael und seine Frau Andrea haben zwei Kinder, Sina ist 17 Jahre alt und Sebastian ist 11 Jahre alt. Beide noch Schüler. Unsere Tochter Miriam und ihr Mann Michael Burk haben einen Sohn Philipp. Er studiert in Wilhelmshaven.
Wir sind sehr stolz auf alle Kinder und Enkel.
Lieber Karl-Heinz, vielen Dank für diesen Beitrag.
Ich muss unbedingt mit dir sprechen, damit ich noch mehr Informationen von dir bekommen kann, wie das mit den Missionaren usw. so war.
Lieber Dirk,
das mache ich sehr gerne. Sag Bescheid wenn Du in SB bist, dann treffen wir uns.
Ich erzähle sehr oft unseren Missionaren und Missionarinnen davon. Da früher alles anders war als heute, sind die meisten sehr erstaunt.
Gruß Karl-Heinz
Lieber Dirk.
Das mache ich gerne, wenn du mal wieder in SB bist. Sag Bescheid, dann treffen wir uns.
Die Missionare sind immer erstaunt, wenn ich davon berichte, weil ja früher alles anders war.
Gruß Karl-Heinz