Tilsit, Ostpreußen
Mein Name ist Bruno Stroganoff, geboren 1923. Getauft bin ich in Tilsit im Memelfluß, als ich 13½ Jahre alt war und bin seit dem Mitglied in der Kirche. Die Kirche in Königsberg habe ich ab und zu einmal besucht, aber nicht oft, weil Tilsit doch weiter weg liegt. Meine Mutter Olga Viktoria Stroganoff, war auch Mitglied, sie wurde am selben Tag getauft. Sie hatte in Riga zwei Kinder, die verstorben waren. Mein Vater, Johan Kuzmin Stroganoff, war nach dem 1. Weltkrieg vermisst. Dann habe ich erst mal den Nationalsozialismus kennen gelernt, wenn ich daran denke, viel Negatives. Ich habe die Hitlerjugend und alles Übrige kennen gelernt. Ich war nie für Hitler. Ich war nicht dafür zu haben, dass wir Jugendlager durchführten. Als Jugendlicher habe ich eine Zeit lang bei Bauern gearbeitet bevor ich Drogist gelernt habe und die Handelsschule besuchte.
Mit 17 Jahren ungefähr kam ich zum Militär. Was Hitler tat, war unnötig, ich wollte damit nichts zu tun haben. Dort habe ich mich geäußert, dass ich die Dinge lernen muss die Hitler machte, das wollte ich nicht. Meine Militäreinheit unterstand der SS. Ich bin gestürmt zusammen mit einem Ungar und kam in ein Konzentrationslager. Der Bauer, bei dem wir übernachtet haben, hat uns verraten. In der Strafkompanie in Berlin hat mich meine Mutter einmal besucht. Dann ist sie wieder zurück nach Tilsit. Sie hatte große Angst vor den Russen, dann hörte ich nichts mehr von ihr und ihrem Aufenthalt in Ostpreußen.
In der Strafkompanie habe ich keine Verbindung mit der Kirche gehabt. Auf jeden Fall habe ich nie vergessen wohin ich gehöre als Mitglied der Kirche. Die Kirche ist für mich mein Leben. Während ich bei der Strafkompanie war, erkrankte ich. Am Ende des Krieges habe ich versucht Verbindung mit der Kirche zu bekommen. In der Zeitung war eine Adresse der Kirche. Mitglieder haben mich besucht. Ein Arzt hat mich untersucht und ich bin dann in Heidelberg in der Lungenfachklinik operiert worden. Dann bin ich bei Mitgliedern in Mannheim untergebracht gewesen. Dort habe ich meine erste Frau Betty geheiratet und bin dann später nach Heidelberg umgezogen, wo eine Gemeinde gegründet wurde. Die Amerikanischen Mitglieder versammelten sich im Europäischen Hof, die Deutschen sollten ein eigenes Gemeindehaus haben und so wurde unser Kirchengebäude im Heidelberger Stadtteil Neuenheim in der Schröderstraße gebaut.
Meine Frau brachte zwei Töchter mit in die Ehe und wir bekamen noch zwei Söhne, meine erste Frau verstarb 1978. Ende 1981 heiratete ich meine jetzige Frau Margarete.
Wir entschlossen uns 1992 auf Mission in den Freiberger Tempel zu gehen und ich besprach dies mit unserem damaligen Pfahlpräsidenten Elder Uchtdorf. Aber 14 Tage bevor wir dort hinfuhren rief Missionspräsident Meiser aus Dresden an, er wollte, dass wir das Besucherzentrum beim Tempel leiten und in der Gemeinde mitarbeiten sollten. Dann leiteten wir ein Jahr das Freiberger Besucherzentrum.
Ich kenne Bruno noch aus Tilsit. Wir in der Kirche in Tilsit haben seinen Werdegang bei der SS mit Wehmut verfolgt. Mit seiner Mutter hatten wir engen Kontakt.
Es ist schön, auf dieser Seite an ihn erinnert zu werden.
Hildegard Gerlach, geb. Stanull, ehemals als Kind in der Gemeinde Tilsit, jetzt Gde. Wilhelmsburg