Beckum, Münster, Westfalen
Mein Name ist Elisabeth Utermöhlen. Am 20.Juni 1927 wurde ich als 2. Tochter des Bäcker, Konditor und Koch Heinrich Aloys Rüschenbeck und seiner Ehefrau Maria Elisabeth geborene Pape in Beckum, Münster Westfalen geboren. Die Großeltern waren Mühlenbesitzer Hermann Heinrich Rüschenbeck und Margaretha Kulke Die Großeltern mütterlicherseits sind Maler- und Anstreichermeister Franz Carl Pape und Franziska Brummel.
Meine Schwester Agnes war am 16 Oktober1923 geboren, mein Bruder Karl kam am 1. Juli 1929 zur Welt. Vater war glücklich über den ersten Sohn. Am 17. August 1931 vergrößerte sich die Kinderschar um meine Schwester Margret, dann am 1. November 1933 um meinen Bruder Alfons und am 11. März 1939 um meinen Bruder Hans. So waren wir drei Jungen und drei Mädchen und hatten eine unbeschwerte Kinderzeit. Unsere Eltern waren streng römisch-katholisch und so wurden wir auch erzogen. Vater hatte sich 1924 selbständig gemacht und war wenig zu Hause.
1933 wurde ich in die Volksschule eingeschult und 1941 entlassen. Da ich vier jüngere Geschwister hatte durfte ich das Pflichtjahr oder Landjahr von April 1941 bis April 1942 zu Hause ableisten. Mutter war bei der Geburt unseres jüngsten Bruders bereits 45 Jahre alt und behielt gelähmte Oberschenkel zurück. Sie konnte nicht lange stehen und die anhaltenden Schmerzen beeinträchtigten sie sehr bei der täglichen Hausarbeit. Wenn sie das Baby nährte war sie nicht imstande aufzustehen, man musste ihr erst das Kind abnehmen.
Kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges war ich mit Vater zu einem Verwandtenbesuch in Ahlen zu Gast. Es wurde über die politische Lage diskutiert. Ein Satz blieb mir im Gedächtnis: „Am Himmel Europas gibt es viele schwarze Gewitterwolken!“ — Als Zwölfjährige konnte ich nicht viel damit anfangen. Aber kurz nach Ausbruch des Krieges wurde mir die Bedeutung klar. Am 1.September 1939 war Mobilmachung und Vater erzählte ganz aufgeregt, wer aus unserem Bekanntenkreis zu den Soldaten eingezogen wurde. Es war Krieg und wir bekamen Bezugsscheine für Lebensmittel und Bekleidung. Mutter hatte alle Babykleidung verschenkt und so musste für jedes neue Stück ein Bezugsschein besorgt werden.
Unser Vater war kein Parteigenosse und stand dem Regime kritisch gegenüber. Besonders die Geschehnisse der Kristallnacht, die ausgebrannte Synagoge, die zerstörten Schaufensterscheiben, auch dass die schwangere Frau eines guten Bekannten nicht im Städtischen Krankenhaus aufgenommen worden war, ärgerte ihn sehr. Er war sehr betrübt und erzählte es seinen Skatbrüdern. Nachts ging er mit einem Korb voll Lebensmittel zu bekannten jüdischen Familien, dabei wurde er gesehen und das wurde dem Parteiapparat bekannt gemacht. Unter einer Wolldecke hörte er die Sendungen von BBC London, was streng verboten war. Zu allem Unglück erzählte er, was er Neues erfahren hatte, seinen Freunden. Unser Nachbar, ein Polizeibeamter, hatte unter unserem Wohnzimmerfenster gelauscht und stellte Vater zur Rede. Wenige Wochen später erzählte er ihm im Vertrauen, dass er auf der Liste für das KZ stehen würde und das Beste wäre, er würde aus Beckum verschwinden: „Ich will Dich warnen, du hast eine Frau und 6 Kinder.“ Mutter hatte ihn immer wieder vergeblich gebeten, vorsichtig zu sein. Vater verschwand in Richtung Süddeutschland. Wir hörten eine Weile gar nichts von ihm.
Auf dem Mackenberg waren Flakstellungen aufgebaut, Beckum hat mehrere Zementfabriken. Die Flugzeuge der Royal Air Force flogen Richtung Berlin. Das hieß für die Zivilbevölkerung von 11-5 Uhr früh Alarm. Wir wohnten in einem Fachwerkhaus von 1799 und hatten keinen sicheren Keller. So gingen wir nachts mit unserem kleinen Bruder auf dem Arm zwei Häuser weiter in den Keller des Zollamtes. Hier versuchten die Kinder auf Holzpritschen im Waschkeller zu schlafen. Die Erwachsenen saßen auf Stühlen und unterhielten sich. Am nächsten Tag war man übermüdet und nervös und konnte sich schlecht konzentrieren.
Vater kam eines Nachts zurück und erzählte von seinem Plan sich in Wiesbaden selbständig zu machen. Da er geschäftlich viel auf Reisen war, hatten meine Eltern beschlossen, dass ich mitgehen sollte, z.B. einen Laden anzumieten etc. Er hatte ein kleines möbliertes Zimmer gefunden, dass unser vorläufiges Zuhause war. Wiesbaden war Fliegerhauptquartier. Bei aller Anstrengung und unzähligen Gängen zum Wohnungsamt war keine Wohnung zu bekommen. Mutter und die übrigen Geschwister blieben in der Heimat. Erst 1946 erhielten wir eine Wohnung zugeteilt in einem halb zerstörten Haus am Stadtrand. Zwei Zimmer, später drei Zimmer zur Straße waren bewohnbar, das vierte Zimmer mit angrenzendem Badezimmer hatte nur drei Wände und die Küche und Toilette lagen als Schutt im Keller. Die ganze Rückwand des Hauses fehlte, im Treppenhaus konnte man den Himmel sehen. Es war bitter kalt. Wir hängten Teppiche über den Eingang der Küche und Toilette. Wir mussten uns verpflichten am Wiederaufbau mit zu helfen und das bedeutete die Verpflegung der Bauarbeiter zu übernehmen. Einen Handwagen hatte ich für einen von Vaters Anzügen getauscht. Damit fuhren wir, meine Schwester Agnes und ich, Holz zu sammeln und Bäume zu sägen in den Taunus ca. 10 km. Zu Hause wurden dann ofenfertige Stücke gemacht. Meistens dauerte es lange, weil erst das gefrorene Wasser im Heizmaterial auftaute und schlecht brennen wollte.
Schwester Agnes war aus Westfalen gekommen, sie fand ein möbliertes Zimmer am anderen Ende von Wiesbaden. Nach 14 Tagen wurde sie dienstverpflichtet in die Schreibstube der Hindenburg Kaserne. Mit dem Fahrrad und Anhänger fuhren wir bis nach Schwetzingen, wo Vater einen Bekannten hatte, der eine kleine Landwirtschaft betrieb. Dort konnten wir Gemüse und Kartoffel kaufen. Leider erfror auch ein Teil davon in unserer Wohnung.
Die Angriffe auf die umliegenden Städte von Wiesbaden, Frankfurt und Mainz wurden stärker, wir saßen nicht nur nachts, auch am Tage im Luftschutzkeller, der fast immer überfüllt war. Wir wohnten in einem Geschäftshaus an der Haltestelle von zwei Straßenbahnen nach Mainz und Biebrich. Eines nachts, Vater und ich waren ausnahmsweise nicht im Keller, war ein heller Feuerschein zu sehen und kurz darauf eine heftige Explosion. Ein Hotel auf der anderen Straßenseite war bombardiert worden. Die Leute erzählten sich, es wäre eine verirrte V 2 gewesen.
Die Lebensmittel wurden immer knapper. Für ein Weißbrot stellte man sich früh um 6 Uhr an, gegen 10 Uhr war es gerade ausverkauft und man hatte das Nachsehen. Einmal sollte es zu Ostern pro Kopf ein Ei geben, aber es waren keine Eier zu kaufen. Die Lebensmittelrationen wurden knapper. Vater hatte Tabak besorgt und schickte uns auf die umliegenden Ortschaften mit dem Fahrrad. Ein Bauer beschimpfte mich derart, dass mir die Tränen kamen. Das sah seine Frau und entschuldigte ihn. Sie würden einfach überlaufen und von der Arbeit abgehalten. Sie schnitt mir eine dicke Scheibe über ein rundes Bauernbrot, das war aber auch das ganze Ergebnis des Abends, aber ich war glücklich. Eines Tages lernte ich eine Frau kennen, deren Mann in einer Bäckerei arbeitete. Sie bot mir ein 3 Pfund Mischbrot für 75,00 Reichsmark an und gerne griff ich zu. Später kam ich an Speck, das Pfund. für 120,00 Reichsmark. Die Kartenrationen reichten einfach nicht zum Leben.
Mein fünfjähriger Bruder Hans hatte den Wunsch geäußert uns in Wiesbaden zu besuchen. Vater brachte ihn eines Tages im Sommer 1944 mit. Leider war kein Spielzeug eingepackt worden. Wir gingen Schaufenster anschauen, auf den Spielplatz und in den Kurpark. Er war nicht glücklich. Am nächsten Tag wollten wir zum Einkaufen, Hans konnte es einfach nicht abwarten. Beim Aufbügeln meines Mantels (Futtertaft) war er auf dem Flur. In wenigen Minuten gab es Voralarm, dann Hauptalarm und ich ging in den Keller. Hans war nirgends zu sehen, auch keiner der Hausbewohner sah das Kind. Nach der Entwarnung ging die Suche weiter – überall, wo ich mit ihm gewesen war, lief ich entlang. Was sollte ich Vater sagen, der sich telefonisch angemeldet hatte? An den Füßen trug ich ein Paar „Bezugsschein II Schuhe“, das hieß, Oberteil aus schwarzem Stoff, Sohle aus Holz mit kleinen Lederflecken. Die kleinen Nägel in den Holzsohlen waren zu lang und machten meine Fußsohlen blutig. So humpelte ich nach Stunden des Herumlaufens zur Polizeistation. Dort erzählte man mir, dass Bomben auf den Bahnhofsvorplatz gefallen seien und es gäbe Verletzte. Meine Angst stieg. Meine Schwester Agnes kam nach Dienstschluss und half beim Suchen. Als gegen 22 Uhr alles vergeblich schien, meldeten wir uns noch mal auf dem Polizeirevier. Dort hörten wir, dass im Städtischen Krankenhaus ein unbekanntes Kind sei.
Mein Weg führte mich schnellstens dorthin. Auf der Männerstation fand ich meinen Bruder Hans mit einem dick verbundenen Kopf, eine Blutspur lief über sein Gesicht. Ein großer Bombensplitter war in das Nasenbein und die linke Augenbraue eingedrungen, außerdem war die ganze linke Seite voller kleiner Splitter. Von elf Uhr vormittags bis halb elf nachts war ich auf den Beinen gewesen und total erschöpft. Die Krankenschwester reichte mir ein Handtuch und Seife. Mir wurde erlaubt das Bett neben meinem Bruder zu benutzen, es war noch mit blutigen Laken bedeckt und wurde schnell neu bezogen. Früh um fünf Uhr kam Vater. Die Strecke Mainz Wiesbaden war teils zerstört und so traf er viele Stunden mit Verspätung ein. Schwester Agnes hatte auf der Polizeistation von dem unbekannten Kind gehört und war gleich dort hin gegangen. Hans musste ein paar Wochen im Krankenhaus bleiben. Der Arzt sagte, er habe großes Glück gehabt, dass der Splitter nicht in sein Gehirn gedrungen wäre.
Unsere Mutter hatte im Radio von dem Luftangriff gehört und war voller Sorge. Sie schrieb mir einen Brief, dass sie auf Antwort warte. Sie hatte Hans um Mitternacht „Mama, Mama“ weinen hören. Der Bettnachbar bestätigte es mir. Mutter wohnte 320 km von uns entfernt. Der Luftangriff hatte für Bruder Hans keine für sein späteres Leben dauernden Schäden verursacht. Er erlernte den Beruf Maler- und Anstreicher und machte seine Meisterprüfung. Er heiratete eine Lehrerin und bekam einen Sohn Stephan und eine Tochter Dorothee.
Bruder Karl wurde mit seinen fünfzehn Jahren im Frühjahr 1945 noch zum Volkssturm eingezogen. Die Jungen erhielten eine kurze Grundausbildung zum Flakhelfer und bekamen Uniformen. Die Versetzung sollte in die Loddenheide bei Münster gehen. Unterwegs kamen sie in einen Luftangriff, der die Lokomotive zerstörte. Die Jungen suchten Schutz unter den Eisenbahnwagen. Auch die Loddenheide war bombardiert worden. Die Flakhelfer sollten als erstes die Bombenlöcher zu schaufeln, damit die M 109 (Messerschmidt Flugzeuge) wieder starten konnten. Bruder Karl wurde Meldefahrer auf einem Zündapp Motorrad mit Beiwagen und fuhr nachts die Strecke Lüdenscheid-Dortmund. Unterwegs besuchte er die Eltern seiner ehemaligen Mitschüler und bat um Lebensmittel. Verpflegung gab es keine. Die Gruppe kam bis zur Porta Westfalica. Inzwischen waren die Engländer und Amerikaner schon im Ruhrgebiet angekommen. Der Major schickte die Jungen nach Hause: „Es geht jetzt um den Endkampf Berlin.“ sagte er. Karl warf unterwegs die Uniform weg. Er brauchte vierzehn Tage zu Fuß bis nach Hause Auf dem Weg hatte ihn ein farbiger Soldat auf einem Sattelschlepper bis an den Stadtrand von Beckum mitgenommen. Karl hatte an der Oberschule in Aufbauform in Warendorf studiert und sprach ein gutes Englisch. Mutter war glücklich ihren Sohn wohlbehalten in die Arme zu schließen.
Das Kriegsende verlebten Agnes und ich in Wiesbaden. Man konnte es kaum glauben, dass der Krieg zu Ende sein würde. Lautsprecherwagen fuhren durch die Hauptstraßen. Lastwagen und Autos mit Soldaten und Gewehren waren zu sehen. Aus einigen Kellerfenstern soll noch geschossen worden sein, erzählten die Leute. Abends gab es Ausgangssperre, auch wurde nicht gewünscht, sich an den Fenstern zu zeigen.
Die Lebensmittel wurden immer knapper. Schwester Agnes und ich bekamen eine Stelle auf einem Hofgut in Wiesbaden-Erbenheim als Haushaltshilfe. So konnten wir uns seit langer Zeit wieder richtig satt essen. Einige Zeit später kamen Vater und Bruder Karl mit dem Fahrrad und Anhänger voll Lebensmittel nach Wiesbaden. Sie hatten uns gesucht und die neue Adresse erfahren. Mutter hatte alles eingepackt, was sie an Essbarem erreichen konnte. Unser Onkel Bernhard, ein Mühlenbesitzer in Beckum, hatte 50 Pfund. Mehl spendiert. Heizmaterial war sehr knapp, wir fuhren wieder in den Taunus zum Bäume sägen. Aus den Trümmern zerbombter Häuser versuchten wir Balken und Bretter zu bergen, es war nicht ungefährlich. Zusätzliche Nahrung wurde weiterhin auf dem Schwarzmarkt gekauft. Erst 1946 normalisierten sich unsere Verhältnisse. Die Familie war wieder zusammen.
Leider starb unser Vater im August 1948 nach einer nicht ausgeheilten Rippenfell- und Lungenentzündung im Alter von nur 55 Jahren. Am 20. Juni 1948 war die Währungsreform und wir bekamen die Deutsche Mark, pro Kopf 40,00 DM. Es war eine schwere Zeit für mich. Das Krankenhaus, wo Vater Privatpatient gewesen war, wollte die Rechnungen bezahlt haben. Unsere Mutter trauerte sehr und war fast nicht ansprechbar. Ich war gerade einundzwanzig Jahre alt und auf meinen Schultern lag die Sorge für Mutter und den 8 ½ Jahre alten jüngsten Bruder. In einer Firma, welche Dichtungsringe herstellte, erhielt ich einen Arbeitsplatz als Fakturistin.
1956 bot mir eine Freundin unserer Mutter an, in ihrer Hotel-Pension in Hamburg zu arbeiten. Sie plante mir diese zu überlassen, was sich aber später nicht als Wahrheit herausstellte. Sie verkaufte das Haus an eine Versicherung. Oktober 1956 ging ich zum Hotel Vierjahreszeiten und wurde Zimmermädchen, um mehr Erfahrungen im Hotelgewerbe zu sammeln, wie mir „Tante Trude“ versicherte.
Oktober 1959 bekam ich ein Angebot nach Mittelamerika, San Salvador, El Salvador mit einem Zweijahresvertrag. Dort sollte ich zwei Kindern, acht und drei Jahre alt, die deutsche Sprache vermitteln. Es waren zwei schöne Jahre für mich im schönen warmen Klima. Die Kinder lernten schnell zur Freude der Eltern, man konnte sich fließend mit ihnen unterhalten. Im Mai 1961 fuhren wir auf der „Bremen“ von New York nach Bremerhaven, waren drei Wochen in Hamburg und reisten von dort nach Wiesbaden, München, Florenz und Rimini, wo wir einen Monat Urlaub machten. Auf der Heimreise waren wir vier Wochen in Freudenstadt im Schwarzwald. Erst dort erholte ich mich gut. Mein Vertrag sollte unbedingt verlängert werden, was ich aber ablehnte. In Hamburg bewarb ich mich bei der Deutschen Bundespost, wurde zur Eignungsfeststellung eingeladen und bestand den Test. Die Fernmeldeschule begann im Januar 1962. Nach bestandener Prüfung kam ich in die Inland Telegrammübermittlung. Später nach einer weiteren Prüfung, vor allem in Englisch, in die Auslands-Telegrammübermittlung. Wir arbeiteten in drei Schichten, dazu eine Woche Nachtdienst bis sieben Uhr früh, die nächste Woche bis fünf Uhr früh.
Im Oktober 1963 lernte ich meinen Mann durch eine Arbeitskollegin kennen. Er war Postbeamter am Paketschalter in Bramfeld. Seine Frau war 1961 an Krebs gestorben. Die beiden Söhne waren fünf und elf Jahre alt, die Tochter zwölf Jahre. Meine Arbeit als Fernschreiberin im Telegraphenamt gab ich nach der Heirat am zweiten April 1964 auf und widmete mich dem Haushalt.
Im Juli 1965 kamen zwei Missionare an unsere Wohnungstür. Zuerst verstand ich nicht, was sie wünschten. Dann sagten sie mir, sie brächten mir eine frohe Botschaft. Nachdem ich sie in das Wohnzimmer gebeten hatte nahmen sie Platz. Unsere drei Kinder und ihre Freunde spielten dort. Es wurden Fragen über Gott, Jesus Christus und den Heiligen Geist gestellt. Zu Hause war ich in der römisch-katholischen Religion belehrt worden, daher konnte ich alle Fragen gut beantworten. Die Missionare zeigten uns auf einem Flanellbrett die Arche Noah. Die Kinder und ihre Freunde durften die Tiere paarweise auf die Treppe der Arche setzen. Als mein Mann aus dem Spätdienst kam erzählten sie ihm begeistert davon. Er aber schimpfte mit mir, warum ich während seiner Abwesenheit fremde Männer in die Wohnung lasse. Außerdem wollte er wissen, ob ich einen neuen Termin mit ihnen vereinbart hätte: „Ja, wenn Du auf der Arbeit bist, war meine Antwort.“ Ein neues Gewitter zog auf: „Was willst Du in einer fremden Kirche?“ Die Missionare kamen zu dem vereinbarten Termin, es waren gute Gespräche. Als ich allerdings hörte, dass meine Taufe in der katholischen Kirche nicht gültig sei, war ich sehr geschockt. „Du bist ja ein Heide“, sagte ich mir. Die Nacht war schlaflos. Bei dem folgenden Termin wollte ich Näheres darüber wissen und ich begriff, dass sie Recht hatten. Nach jedem Besuch der Missionare hatte ich schwere Vorwürfe meines Mannes zu überstehen. Ich liebe Frieden im Hause sehr und begann unglücklich zu werden. Deshalb kamen die Missionare einmal umsonst, was ich sehr bedauerte. In dieser Zeit betete ich sehr viel. Für mich stand fest, „ich schließe mich der Kirche an, selbst auf die Gefahr, dass ich mich scheiden lassen müsste.“ Bei der Einstellung meines Mannes hätte ich sonst die Kirche niemals besuchen dürfen. Die Traktate der Missionare legte ich auf die Post seines Rauchtisches. Meine Gebete wurden inniger, ich wollte es wirklich wissen, ob dies die Kirche sei, nach der ich 21 Jahre gesucht hatte.
Eines Tages geschah ein Wunder. Mein Mann las die Traktate sorgfältig und meinte, alles was darin steht erscheint mir wahr zu sein. Meine Antwort dazu war: „Ich weiß es schon lange und ich lasse mich taufen!“ Sein erstauntes Gesicht vergesse ich nie mehr. Er bat darum bei den Unterweisungen dabei zu sein und fragte mich, wann die Missionare wiederkommen würden, er wolle seinen Dienst darauf einstellen. Die Missionare freuten sich sehr, sie hatten für uns gefastet. Die 1. gemeinsame Lektion war sehr schön, man konnte den Geist deutlich spüren. Es zeigte sich jetzt bei der Wiederholung, dass ich so vieles nicht richtig verstanden hatte, vor allem als die Rede war von der Totentaufe. Das kostete mich auch eine schlaflose Nacht. Alles war harmonisch und mein Mann machte gute Fortschritte. Erst als das Wort der Weisheit durchgesprochen wurde war er sehr nachdenklich. „Dann muss ich wohl das Rauchen aufgeben, meinte er.“ Was ich nie für möglich gehalten hätte, passierte dann am nächsten Morgen. Die letzte Schachtel Zigaretten, die er noch hatte wanderte in den Müll. Als nächstes wurde über den Zehnten gesprochen. Mein Mann glaubte, wir könnten ihn nicht bezahlen. Wir rechneten aus, was bezahlen wir für Bohnenkaffee, Tee, Zigaretten und Zeitschriften jeden Monat. Dieser Betrag machte genau den Zehnten aus.
Unsere Taufe wurde für den 24. Oktober 1965 vorgeschlagen. Wir beteten gemeinsam und kamen überein, dass wir den Zeitpunkt annehmen wollten. Die Kinder wurden am 10. Oktober 1965 und März 1966
Am 15 Oktober 1992 begannen wir eine Mission im Frankfurt Tempel. Es war eine wunderbare geistige Zeit und das schönste Erlebnis unserer 30jährigen Ehe. Es gab viel zu lernen, die Kameradschaft und Zusammenarbeit war sehr herzlich. Auch unser gemeinsames Schriftenstudium ist unvergesslich. Leider bekam mein Mann im November 1993 einen Herzinfarkt und war drei Wochen im Bad Homburger Krankenhaus. Nach einem Krankensegen nahm die Genesung einen raschen Verlauf. Sobald mein Mann entlassen war übte er jeden Tag und die Kräfte nahmen wieder zu. Wir blieben bis zum Jahresende noch in Friedrichsdorf.
Wieder zu Hause verschlechterte sich der Gesundheitszustand zusehends. Im Oktober 1994 kamen der dritte und vierte, unter der Operation noch ein fünfter Herzinfarkt. Er blieb an der Herz-Lungenmaschine für eine Woche, dann versagten die Nieren. Am achtzehnten Oktober verstarb mein Mann. Er hatte immer noch gehofft eine neue Tempelmission erfüllen zu dürfen, das war aber nicht so in Gottes Plan.
Guten Tag,
heute habe ich versucht im Internet Kontakt zu den Mormonen in meiner Heimat Mainz oder Wiesbaden zu bekommen.
Leider habe ich nichts gefunden, die wenigen Links, die ich finden konnte, führen zu Fehlern.
Mir geht es nicht um Online-Kontakt, sondern ich suche Anschluss an eine Gemeinde.
Haben Sie einen Tip?
Viele Grüsse
Eckhard Lewin
http://www.Lbc-gmbh.com