Bautzen, Oberlausitz, Sachsen

mormon deutsch hans gunther metzigMein Name ist Hans Günther Metzig, ich bin in Bautzen geboren und in Bischofswerda aufgewachsen unter der Führung meiner Mutti. Mein Vater war im Krieg gefallen und kam nicht mehr nach Hause. Er wurde 1939 eingezogen worden und ist 1942 gefallen, vor Stalingrad zwischen Donetz bogen und Stalingrad, von da war der letzte Brief an Mutti.

Als Junge bin ich in der Kirche aufgewachsen, mit 11 Jahren bekam ich eine erste Aufgabe als Gesangsleiter in der Primarvereinigung. Mit 15 Jahren wurde ich Ratgeber zum Sonntagsschulleiter und bekam das Priestertum. Ich bin mit jungen Jahren, mit 15, 16 Jahren nach Dresden gegangen um in einer Lehrwerkstatt zu wohnen und wurde zum Fernmeldemechaniker ausgebildet. Während dieser Zeit bin ich in der Gemeinde Dresden tätig gewesen und so oft da gewesen, wie es geht. Ab und zu bin ich nach Bischofswerda nach Hause gefahren. Ein Jahr vor Ende der Ausbildung bin ich aus Dresden geflohen nach Westdeutschland, abenteuerlich, mit nur 1.60 Mark in der Hosentasche. Ein Kamerad, der mit mir zusammen wohnte, sagte mir: „Die wollen dir eine Schwierigkeit machen, weil Du sonntags in die Kirche gehst und nicht mit zu den Aufbaustunden in die Ruinen gehst und sonntags Ziegel putzt.” Da bin ich geflüchtet von da aus nach Westdeutschland, nach Westberlin in das Flüchtlingslager und von da aus nach Hannover. Zu der Zeit flohen ganz viele junge Männer aus der DDR nach Westberlin, das war 1956.

Ich besuchte einen Verwandten und der gab mit noch Geld, dass ich nach Berlin reisen konnte. Ich bin mit dem Güterzug ein Stück lang gefahren und da sagte mit der Bahnbeamte: „Wenn eine Kontrolle ist, dann schlage ich mit meinem Hammer ganz doll an die Eisen, dann musst du verschwinden, wenn nicht dann gehst du in Berlin Lupenwalde in Berlin runter und suchst da die S-Bahn. Dann bin ich mit der S-Bahn bis Berlin gefahren und die S-Bahn fuhr noch durch die Grenze durch nach Westberlin. Ich hatte große Schuhe an, weil, man hatte mir gesagt, du musst Arbeitszeug haben, denn du musst in Westdeutschland sofort Arbeit suchen, dass du nicht untergehst. Und da machten die Türen auf und die Volkspolizei kontrollierte. Und neben mir, saß eine alte Dame, sehr geputzt, mit Kopftuch und in ganz schönen Kleidern, in Tracht und sie nahm eine Tasche heraus und hatte wunderschöne Mädchenbilder, das wären ihre Töchter. Zu dieser Tracht gehörten mehrere Röcke übereinander, sie hat mit ihren Füßen meine Tasche unter ihre Röcke geschoben und hat diese Bilder herausgesucht und die Polizisten, die guckten nicht auf mich, sondern auf die schönen Mädchenbilder. Dann sind die wieder rausgegangen und ich bin bis Westberlin durchgefahren. Ich hatte dann eine Station nach der Grenze gefragt: „Kann ich denn jetzt schon raus“? Und dann kriegte ich einen Stoß und sagte: „Sei still!” Denn manchmal waren in dem Zug Spitzel und holten die jungen Männer wieder in den Osten raus. Als wir einige Stationen drüben waren, sagte sie: „Jetzt gehst du raus und suchst das Flüchtlingslager in Marienfelde auf.”

Von da aus bin ich nach Hannover. Ich kannte von hier die Familie Sailer, und da habe ich Schwester Freimann kennengelernt, die hieß Wagner früher. Die haben sich redlich um mich bemüht. Ich bin hier in eine Lehrwerkstatt gekommen und konnte meinen Beruf zu Ende lernen in Hannover. Dann bin ich in der Kirche weiter im Priestertum gewachsen und war immer tätig. Jugendtagungen waren der Heiratsmarkt der Mormonen.

In Grümitz war eine Jugendtagung 1960 und da fuhren immer alle Jugendlichen hin. Da war ein großes Zeltlager, vielleicht fünf große Zelte mit Jungs und fünf große Zelte mit Mädchen und ein großes Zelt für Gemeinsamkeiten. Da lernte ich meine Frau kennen. Sie gefiel mir, weil sie so fröhlich war. Sie spielte Tennis und war einfach fröhlich. Da habe ich mich um sie bemüht. Daraus ist dann unsere Freundschaft geworden und nach fünf Tagen habe ich sie gefragt, ob sie mich heiraten würde. Sie hat gesagt: „Ja.”

Ich wollte auf Mission gehen. Der alte Bruder Fetzer, Percy Fetzer, war unser Missionspräsident und hatte das Gespräch für meine Mission bei ihm angemeldet in Hamburg. Und ganz plötzlich, es war im Keller, guckt er so hoch und sagt: „Der Heilige Geist sagt mir, du sollst jetzt nicht auf Mission gehen, du sollst eine andere Mission erfüllen, nimm deine Frau und geh in den Tempel!” Jetzt passierte etwas. Ich war dann Soldat und habe vielen Menschen das Evangelium erzählen können. Einer ist später mein Gemeindepräsident in Osnabrück gewesen. Neun Menschen habe ich das Evangelium bringen können und taufen können.

1961 sind wir zusammen in den Tempel in Zollikofen gegangen und haben geheiratet. Ich habe auch meine Mutti an meinen Vater siegeln lassen. Unser erste Sohn ist gestorben, der ist schon oben im Himmel, drei, die noch leben und dann haben wir einen Pflegesohn bekommen. Der stand vor der Tür, ich war Bischof und hatte ihm gesagt: „Wenn deine Familie auseinandergeht, wenn deine Eltern sich scheiden lassen, damit die Kinder nicht wieder ins Heim müssen“ (denn die Eltern waren schon einmal geschieden, aber es gab immer viel Streit, da war ich kein Bischof mehr), sagte der Junge: „Ich möchte mit dir zuerst sprechen. Ich möchte gerne zu Euch.” Er war schon oft mit seinem Bruder bei uns gewesen, viele Heimabende haben wir zusammen mit den Kindern gemacht.

Der Bischof Wolfgang Kindt aus Hamburg, hat das dann richtig schriftlich gemacht und dann ist Manfred zu uns gekommen. Den großen Bruder haben wir gleich auf Mission geschickt. Während dieser Zeit, als ich Soldat war, war Frau Schulze, die Mutter von Michael Schulze, sie ist noch später getauft worden, alleine und sie hatte ein Bett frei und sagte: „Günther, du bist doch Soldat, am Wochenende weißt du nicht wo du hin sollst, komm zu uns!” Und da habe ich dort gewohnt und da habe ich aufgepasst. Der große Bruder, Hagen Schulze, der war ein ständiges Mitglied der Gemeinde, von ihm habe ich so viel gelernt, der hat sich später ausschließen lassen, wegen einer Frauengeschichte. Aber den kleinen Bruder, den Michael habe ich dann sonntags meistens mit in die Gemeinde genommen: „Michael, komm mit!” Der ist dann öfter mitgekommen und dann kommt eine Konferenz und da ist ein Apostel zu Besuch gekommen und da kommt Bruder Freimann zu mir und sagt: „Wir warten alle auf dich, du musst an die Orgel gehen.” Ich war in Uniform, ich war Soldat. „Und anschließend an die Konferenz, möchte der Michael Schulze von Dir getauft werden.” So, ich durfte auch den Michael Schulze taufen. Und als er geheiratet hat, durfte ich auch Zeuge im Tempel sein. Später habe ich gesagt, ich weiß nicht, ob das vielleicht der Grund war, dass ich mehr Menschen das Evangelium bringen konnte, durch die Militärzeit oder ob ich eine andere Mission einmal erfüllen kann, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall, so war die Geschichte. Später habe ich das einmal dem Percy Fetzer erzählt. Sagt er: „Das ist ein Ding, ich habe doch nie jemanden von Mission weggeschickt!” Sag ich: “Ja, mich doch.”