Essen, Nordrhein-Westfalen

mormon deutsch elfrieda maria weidauerMein Name ist Elfrieda Maria Weidauer, geborene Böhmer. Ich bin das zweite Kind meiner Eltern, Heinrich Ludwig Böhmer und Anna Johanna Sophie Brulsiek. Von meiner Mutter erfuhr ich, dass ich am 11. Mai 1930 an einem Sonntag, vormittags 10.00 Uhr, in Essen-Steele geboren wurde! Bald danach zogen meine Eltern nach Essen-Kray. Wir wohnten an einem kleinen Hügel, er hieß Mechtenberg. Wir hatten Schweine, zwei Ziegen, Kaninchen, Hühner und Tauben. Im Sommer stellte meine Mutter eine Badewanne mit Wasser auf die Wiese im Garten. Das Wasser erwärmte sich während des Tages, so dass wir des Abends darin baden konnten. Es war ein ruhiger, erholsamer Ort.

Mein älterer Bruder Willi war 13 Monate älter als ich. Als ich 8 Jahre alt war, kam mein Bruder Kurt zur Welt. Damals half ich schon meiner Mutter die Treppe sauber halten, indem ich sie putzte. Überhaupt wurde ich zu vielen Arbeiten herangezogen, insbesondere während der Erntezeit im Garten.

Als ich 9 Jahre alt war, am 1. September 1939 brach der Krieg aus. Ich erfuhr es, als ich einkaufen im Konsum war. Ein Nachbarsjunge und ich waren sehr erschrocken und unterhielten uns darüber, was wohl alles passieren wird. Wir gingen zusammen nach Hause. Tatsächlich kamen fast täglich neue Nachrichten und allmählich erlebten wir den Bombenkrieg. Wir hatten entweder einen Luftschutzkeller oder gingen in den Bunker, wenn der Sirene-Alarm tönte. Oftmals gingen wir zweimal in der Nacht in diesen Keller, hörten die Kanonen der Flak detonieren in der Luft, um die Flugzeuge abzuschießen, die ihre Bomben auf wichtige Fabrikgebäude oder Militäranlagen fallen ließen. Da auf der anderen Seite des Mechtenberges tatsächlich eine Flak-Stellung war, die von den Bomben getroffen werden sollte, um sie zu vernichten, fielen viele Bomben auf den Mechtenberg und Umgebung.

Auf unser Haus fiel einmal eine Brandbombe, die sich zum Glück nicht entzündete. Jedoch gab es immer viele Schäden durch die Detonation anderer Bomben im Umkreis. Die Dachziegel fielen vom Dach, Fenster gingen kaputt und durch die Bombensplitter wurden die Wände beschädigt. Es gab Risse und Löcher in dem Mauerwerk. Einmal kam ein Bombensplitter durch das Küchenfenster bis zum Schlafzimmer und blieb im Kleiderschrank stecken. Jede Familie musste ihre Fenster abdichten, so dass kein Licht nach draußen fiel. Wir hatten Blendläden, die mit Teerpappe gespannt wurden und somit alles abdunkelten. Auf dem Treppenabsatz stand ein Eimer mit Sand zum Löschen bei Brand.

Unter diesen Umständen riet die Regierung, dass die Kinder aus den Gefahrenzonen evakuiert werden sollten. Wir wohnten in einem solchen Gebiet – Essen und alle Städte des Ruhrgebietes gehörten dazu. Krupp hatte damals die Waffenproduktion und das wollte man zerstören. So gab es eine Kinder-Land-Verschickung KLV genannt. Ich fuhr dann 1941 im März bis Dezember 1941 in die Slowakei, Hohe Tatra, mit vielen anderen Schülern aus Essen. Meine Eltern schrieben mir regelmäßig, auch die zurückgebliebenen Lehrer. Viele Landgebiete nahmen Frauen und Kinder in ihre Häuser und größeren Wohnungen auf. Viele Väter waren im Krieg und oftmals wurden die eigenen Wohnungen zerstört in der Heimat bei Bombenangriffen. Bei einigen war der Ehemann und Vater an der Front gefallen.

Mein Vater war Bergmann und wurde nicht eingezogen, da die Kohlenförderung wichtig war. Mein Bruder Willi war mit seinem Schuljahrgang in Böhmen und Mähren. Jedenfalls ist es uns beiden erspart geblieben, Nächte im Luftschutzkeller zu verbringen. Mein Bruder Kurt war damals zwischen 3 und 4 Jahre alt.

Ein Bruder und eine Schwester meiner Mutter, Onkel Willi und Tante Frieda, wohnten in Löhne in Westfalen. Sie besaßen jeder ein eigenes Haus. In den Sommerferien fuhr ich zwei- oder dreimal zu Tante Frieda. Es war immer lebhaft und lustig; denn ich hatte noch zwei Vettern, Ewald und Gerhard, und die Cousine Wilfriede. Auch die hatten einen großen Garten und ein Stück Land gepachtet. Im Sommer war immer die Getreideernte, und so kam es, dass ich ebenso half. Ich lernte, wie man Garben von Roggen, Gerste, Hafer oder Weizen zusammengeknüpft und danach zu Hocken aufstellte, bis sie eingefahren wurden. Es gab oftmals viele Disteln in dem Korn und das war nicht so einfach, damit zu arbeiten. Auch lernte ich damals, wie man Rüben hackt, so dass nur eine kräftige Pflanze voll ausreifte, indem sie genügend Platz bekam.

Mein Onkel Willi hatte nur einen Sohn, er hieß Helmut. Wir besuchten ihn und Tante Lenchen oft, denn Onkel Willi war während des Krieges Soldat. Auch mein Onkel Fritz, der Mann von Tante Frieda war Soldat. Meine Verwandten in Löhne waren sehr religiös. Jeden Sonntag fuhren sie mit dem Fahrrad oder gingen zu Fuß ca. 3,5 Kilometer zur Kirche nach Mennighüffen. 1943 besuchte ich sogar die Schule vom 4.Juli bis 9.Sep in Halstern. Ich bekam damals gute Schulnoten.

Die Situation des Krieges hatte sich in meiner Heimatstadt immer mehr verschlechtert. Ganze Straßenzüge wurden durch Bomben zerstört, Schulen und andere wichtige Gebäude ebenso. Ein weiterer Bruder meiner Mutter, Onkel Heinrich und eine Tante Erna, jeweils mit Partnern und Kindern, wohnten noch in Essen-Steele und Essen-Kupferdreh. Zu Tante Erna hatten wir immer ein besonderes, enges Verhältnis. Wir besuchten sie im Sommer oft; denn sie wohnte im Grünen auf einem Berg und hatten einen schönen, großen Garten. Sie waren immer so lieb und gastfreundlich. Mein Onkel Willi, der Mann von Tante Erna, arbeitete auch im Bergbau, er war auch kein Soldat. Meine Vettern hießen Friedhelm, Gerhard und Günther, meine Cousine Christa.

Zu der Familie von Onkel Heinrich hatten wir nicht so eine gute Beziehung, da diese Ehe geschieden war und die Kinder bei der Mutter lebten. Die Eltern- meiner Mutter lebten nicht mehr, als ich geboren wurde. Meine Großmutter war eine Bauerntochter, sie wurde die dritte Frau meines Großvaters. Meine Mutter erzählte mir nur einmal, dass sie an einem Bach gewohnt haben. Zu dem Haus gehörte eine große Wiese, der Bach floss dadurch. Auf der anderen Seite standen Obstbäume. Sie hatten die Toilette draußen; Vieh im Stall, Ziegen, Schweine und Hühner. Der Weg zur Schule wäre nicht weit gewesen und er führte an einer Zeche vorbei und an einer Krautfabrik sowie an einer Gaststätte.

Als meine Mutter meinen Vater kennengelernt hatte, wollte meine Großmutter nicht, dass sie ihn heiratete. Da war aber meine Urgroßmutter zu Besuch gekommen, die hatte aber zugestimmt und so haben meine Eltern geheiratet. Die Großeltern meines Vaters kamen aus Ostpreußen, sie wohnten in Gelsenkirchen-Rotthausen. Mein Vater hatte noch vier lebende Brüder und eine Schwester, die ich kennengelernt habe. Sie wohnten alle in der Nähe meiner Großeltern. Nur Onkel Fritz wohnte in Bottrop. Es gibt einige Vettern und Cousinen aus dieser Verwandtschaft. Als junges Mädchen haben wir oft Kontakt zueinander gehabt. Mit meiner Cousine Friedgard habe ich viel Freizeit verbracht, als ich 16 und 17 Jahre alt war, und schon früher.

Meine Großeltern waren auch sehr religiös. Auf ihrer Fensterbank hatten sie immer eine dicke Bibel liegen. Unter dieser Fensterbank gab es eine breite hohe Fußbank, auf die wir uns als Kinder setzten. Es gab dort strenge Sitten, kein Herumlaufen, geschweige laut werden. Kinder sprachen nie, wenn Erwachsene sich unterhielten. Aber einmal nahm mein Großvater die Bibel und las mir daraus vor. Meine Großmutter sagte: „Sie versteht es doch noch nicht.“ Mein Großvater hingegen war anderer Ansicht, er verspürte wahrscheinlich schon damals, dass ich empfänglich für die Heilige Schrift war. Ich bin froh, dass für sie die Arbeit im Tempel gemacht wurde, ebenso für bereits verstorbene Onkel und Tanten.

Um nochmals kurz auf das Kriegsgeschehen zurückzukommen, möchte ich nur erwähnen, dass ich nachdem ich 1944 wieder in Essen war und mein 8. Schuljahr vollendet hatte, für ein Jahr in das Landjahrlager Mohrkirch-Osterholz nach Schleswig- Holstein kam. Jedes Mädchen musste, nachdem es 14 Jahre alt war, ein Pflichtjahr absolvieren, um in Geschäften, Betrieben oder Haushalten einen Beitrag in der Form von Arbeit zu leisten. Der Kriegszustand erforderte es einfach so. Gute Schülerinnen wurden zusammengefasst, sie kamen in ein Lager und wurden zu den Bauern geschickt. Ich kam zu einer Familie Jessen, sie hatten die Post zu betreuen. Dort arbeitete ich im Haushalt und bei den Bauern im Ernteeinsatz. Ein ganzes Jahr war ich von zu Hause fort. Ich lernte dort Disziplin, mich in der Gruppe unterzuordnen, Kameradschaft und erhielt Belehrungen in der Hauswirtschaft, Erdkunde, Musik und Politik. Anfang Mai 1945 durfte ich, kurz vor Kriegsende, nach Löhne zu meiner Mutter, die dort evakuiert war. Nach ein paar Tagen, am 5. Mai, war der Krieg zu Ende.

Meine Tante wohnte an der Straße, die nach Minden führt, dort kamen alle amerikanischen Panzer, die noch bewaffnet waren, vorbei. Von weitem hörte man das Dröhnen auf dem Asphalt. Wir gingen aus Angst in den Keller, aber die Amerikaner taten uns nichts. Sie durchsuchten jedes Haus nach Soldaten, um diese gefangen zu nehmen.

Einige Wochen danach kaufte meine Mutter einen Kinderwagen, sie bepackte ihn mit unseren Habseligkeiten. Ein Gespann brachte uns zum Bahnhof nach Löhne. Von dort fuhren wir bis nach Hamm. So wie es in meiner Erinnerung ist, war es ein Güterzug, der viele solcher Flüchtlinge geladen hatte. Von Hamm mussten wir dann über die Landstraße zu Fuß mit allem Gepäck nach Bochum­Langendreher. Als wir dort ankamen, konnten wir bis Essen-Kray-Süd fahren und von dort kamen wir gut nach Hause. Natürlich waren wir froh, wieder zu Hause zu sein. Mein Vater hatte das Kriegsende in Essen mit allen letzten Kämpfen erlebt. Essen war ziemlich zerstört – alles sah so kaputt aus.

Ich bemühte, mich so schnell wie möglich, eine Ausbildung zu erlangen. Mein Bruder wurde Maurer, ein gefragter Beruf; denn alles musste wieder aufgebaut werden. Er machte seine Meisterprüfung und wurde Bauleiter. Ich muss erwähnen, dass ich einen guten Volksschul-Abschluss hatte. Nach dem Krieg war der Lehrermangel so gravierend, dass man Männer und Frauen mit einem Volksschul-Abschluss innerhalb von 2 bis 3 Jahren für einen Lehrer für die ersten Klassen der Volksschule heranbildete. Viele junge und auch ältere Lehrer waren im Krieg geblieben. Es fehlte überall das Personal.

Meine Lehrerin, Fräulein Knaab, hatte auch einmal mit meiner Mutter gesprochen, ob ich nicht auch meine Begabung für eine weiterführende Schule nutzen könnte. Jedoch waren meine Eltern arm, und zu dieser Zeit musste man die Schule, alle Bücher, die Fahrkarte, selber bezahlen. Sie wollten es dann eher für einen Jungen investieren, meinen Bruder Willi.

In Essen gab es eine Firma Loosen. Sie verkauften Bekleidung, Kurzwaren, Gardinen, Teppiche und vieles mehr. Hier bekam ich 1946 die Chance, einen Test zu machen in einem Unterrichtsraum der Firma. 48 junge Leute waren dort und 8 wollten sie ausbilden. Ich wurde aufgrund meiner Antworten angenommen. So wie ich mich erinnere, war es eine Kettenaufgabe im Kopfrechnen, die ich schnell gelöst hatte. Ich bekam den Lehrvertrag vom 15. April 1946 bis 15. April 1949. Ich kam in die Gardinen- und Dekorations-Abteilung. Ich lernte dort den Umgang mit Kunden, bekam Unterricht in Warenkunde im Hause und besuchte drei Jahre die Berufsschule in Essen-West. Hier wurde das Kaufmännische, die Buchführung, Kalkulationsrechnen, Schriftwechsel, auch Warenkunde und Herstellung vermittelt. Ich habe nach drei Jahren meine Prüfung in dem Fach Raumgestaltung bestanden. Diese Prüfung war vor der IHK Essen 1949.

Im November 1947 starb mein Vater. Er hatte einen Darmverschluss, wurde operiert und ist aus seiner Narkose nicht mehr richtig zu sich gekommen. Man hatte wohl zu spät erkannt, woher die argen Schmerzen im Leib kamen. So wie ich mich erinnere, hat er sich eine Woche damit herumgequält. Am Tage der Operation kam jemand vorbei, ich weiß nicht mehr wer es war, jedenfalls wurde gesagt, dass es schlecht um ihn stände, wir sollten vorbeikommen. Einer von uns lief damals noch schnell zu meinem Onkel Alfred, damit er auch mitkomme. Jedenfalls waren wir im Krankenhaus, um uns von ihm zu verabschieden. Ich sagte Papa und er sagte zu mir: „Elfriede, ich habe es nicht so gemeint!“ Hier hat er sich tatsächlich am Sterbebett für eine Situation entschuldigt, die sich am Essenstisch zwischen ihm und mir einmal ereignet hatte. Ich muss ihm wohl etwas Komisches gesagt haben, und er wollte es nicht dulden und mich dafür strafen. Ich stand schnell auf vom Tisch und meine Mutter schützte mich. Ich weiß nicht genau, wie es weiterging, jedenfalls hat ihm dies alles Leid getan. Ich weinte natürlich, als er das sagte und alles war in Ordnung. Wir sind nach Hause gefahren, und in der Nacht schlug eine Blendlade heftig zu. Wir wurden wach; denn es gab keinen Wind. Meine Mutter sagte: „Jetzt ist Papa gestorben.“ Er hat sich auf diese Weise noch einmal bemerkbar gemacht, und sich verabschiedet.

Die Nachkriegszeit war ohnehin nicht rosig für uns. Wir waren im Aufbau, Trümmer wurden weggeräumt. Was noch zu reparieren ging, wurde in Ordnung gebracht. Wir waren froh, dass wir unseren Garten hatten; denn es gab immer zu essen. Auch die Verwandten aus Amerika schickten uns in Abständen Pakete. Die Schwester meiner Großmutter war nach Amerika ausgewandert. Es kamen sehr viele Kleidungsstücke aus Amerika, die ich getragen habe; denn es gab auch damals Bezugsscheine für Kleidung. Alles war bis zur Währungsreform rationiert und knapp. Bis dahin gab es die Reichsmark RM, dann die DM. Von diesem Zeitpunkt an ging alles aufwärts.

Während meiner Zeit bei der Firma Loosen lernte ich eine Frau kennen, deren Sohn mir ein Paddelboot verkaufte. Es lag am Baldeney See, es war ein starres Boot, aber gut erhalten. Ich habe viel Freizeit an dem See verbracht. Auch war ich eine Zeitlang im Ruderclub am Baldeney-See. Mittwochnachmittag waren die Geschäfte geschlossen, und ich hatte dann eine Gelegenheit zum See zu fahren.

An einem solchen Mittwoch war ich mit zwei anderen Mädchen dort. Auf der Rückreise lernte ich [meinen Mann] Armin kennen, im Zug von Essen nach Gelsenkirchen. Es war im Sommer 1953. Armin stand am Fenster eines Abteils und als ich sah, dass es völlig leer war, stiegen Edith, Marianne und ich dort ein. Edith war meine Schwägerin und Marianne eine Arbeitskollegin. Wir unterhielten uns ungezwungen und lustig. Jedenfalls fragte er mich, ob ich Essen gut kennen würde. Ich sagte: „Ja“, und er fragte weiter, ob der Zug in dem wir waren, Anschluss nach Wanne-Eickel hätte. Er fuhr noch weiter. So erzählte ich ihm, dass ich nur eine Station fahre und üblicherweise immer mit einem früheren Zug fahre. Dann fragte er mich, ob ich ihm die Stadt zeigen wolle. Seit dem Tag stand er immer an der Sperre und wartete in Essen auf mich.

Wir sahen uns oft in dieser Zeit des Kennenlernens. Wenn ich zur Arbeit fuhr und er hatte Nachtschicht, holte er mich von zu Hause ab, fuhr mit nach Essen, ging bis zur Firma Loosen mit, und erst dann fuhr er nach Castrop-Rauxel nach Hause. Auf diese Weise sahen wir uns oft, tagtäglich. Er hatte immer tolle Ideen, es war eine schöne Zeit. Ich muss noch einen Gedanken niederschreiben, der für mich wichtig ist. Als er im Zug beim ersten Sehen neben mir saß, schaute ich ihn an, blitzartig kam mir der Gedanke, „den kennst du“. Es war eine Inspiration, ich hatte vorher noch nie so etwas erlebt. Jedenfalls haben wir uns 1954 verlobt. Wir heirateten wir am 25. Januar 1955 und zogen nach Castrop-Rauxel.

Im gleichen Jahr wurde uns ein Sohn Uwe geboren, der nur zwei Tage lebte. Er war etliche Wochen zu früh geboren. Ein Jahr später wurde Heiko geboren am 23. August 1956. Wir waren glücklich über dieses Kind. Zwei Jahre später bekamen wir eine Zweizimmerwohnung in Unterspredey. Hier wurde Uwe Armin geboren am 10. März 1959. Im selben Jahr zogen wir nach Köln an den Rhein. Armin hatte schon einige Monate bei Ford gearbeitet und wir bekamen eine neue Dreizimmer Wohnung in Köln-Riehl.

1960 am 4. April kamen dann die Missionare zu uns. Als ich sie sah, dachte ich, es seien Vertreter und wollte die Türe nicht öffnen. Als sie aber klingelten, ging ich doch zur Tür. Da kamen zwei nette, freundliche junge Männer. Sie entschuldigten sich, dass sie unsere Zeit unangemeldet in Anspruch nehmen. Sie sagten, dass sie eine Botschaft für uns hätten und ob sie wiederkommen dürften. Sie ließen eine Broschüre über Joseph Smith zurück. Sie beeindruckten uns sehr. Sie strahlten etwas Angenehmes aus. Sie kamen nach zwei Tagen später wieder zu uns, belehrten uns und gaben uns das Buch Mormon, mit dem Hinweis, Gott zu fragen, ob es wahr ist. Sie lasen Moroni 10 die Verse 3-5 vor. Abends setzte ich mich in die Küche und habe gebetet. Ich war alleine, denn Armin war noch zur Arbeit bei Ford. Eigentlich blätterte ich in dem Buch nur um zu sehen, was es beinhaltete. Über jedem Kapital stand ja die Zusammenfassung des Inhaltes. So las ich von Kriegen oder Anderem, was mich nicht interessierte. Als ich das Buch schließen wollte, las ich hinten im 3. Nephi, wie Christus sich den Menschen in Amerika zeigt und zu ihnen spricht. Da kam eine Freude in mein Herz, es erfüllte mich völlig, ich stand auf, denn so etwas hatte ich noch nie erlebt. Aber nun wusste ich, dieses ist die Antwort von Gott auf mein Gebet. Ich schrieb Armin einen Zettel: „lies dieses hier, das Buch ist wahr“. Er ist auf die Rheinwiesen gegangen und hat auch erfahren, dass das Buch Mormon wahr ist. Wir hatten nämlich noch nie gebetet, deshalb war es etwas Besonderes.

Ich wäre gerne bald ein Mitglied dieser Kirche geworden, aber wir brauchten noch Belehrungen. Armin musste das Rauchen aufgeben. Am 11. Mai 1960 war unser Tauftag. Wir wurden im Deutz-Kalker-Bad getauft. Auch noch eine Schwester Hämisch und ein Bruder Weber. Es war ein wunderbarer Tag. Wir bekamen den Heiligen Geist sofort gespendet nach der Taufe.

Wie gesegnet waren wir, als wir aktiv in der Kirche wurden. Die Kinder konnten auch gesegnet werden. Nun hatten wir ein Ziel, ein hohes Ziel in unserem Leben. Am 27.September.1961 wurde unser Sohn Jörg geboren. Wir waren glücklich über unsere drei Söhne. Am 23. Februar 1967 wurde unsere Anja Eva Elfriede geboren, wir haben uns dieses Mädchen von Herzen gewünscht. Überrascht war ich, dass ich mit 43 Jahren unseren Sohn Olaf Samuel am 12. Juni 1973 geboren habe, wir waren so glücklich über dieses Kind. Als er geboren wurde, fragte ich den Vater im Himmel, wie er heißen soll, da kam die Antwort „Samuel“. Doch unser Glück sollte noch größer werden durch unsere Svenja Eva Rebekka, die am 5. November 1976 geboren wurde. Sie wurde mir im Dezember 1975 im Schweizer Tempel verheißen, als Präsident Georg Birsfelder auf mich zu kam und sagte: „Schwester Weidauer, Sie werden Mutter.“ Es ging mir in mein Herz und es würde wahr. Mit 46½ Jahren bekam ich diese Tochter.

Wir sind so reich gesegnet worden, es gibt nichts Größeres als Das Evangelium Jesu Christi. Es erklärt uns den Sinn des Lebens und zeigt uns den Weg zum ewigen Leben. Armin ist schon vor ein paar Jahren aus diesem Leben von uns gegangen. Ich bin dankbar für unsere Kinder und Enkelkinder und ich wünsche von ganzem Herzen, dass auch sie glücklich werden!

Ich habe viele Berufungen in der Kirche gehabt: FHV Leiterin mehrmals, PV Leiterin und Lehrerin, Sonntagsschule Lehrerin, Seminarlehrerin. Von Juni 2001 bis Dezember 2002 war ich Missionarin in der Berlin Mission. Von 1 Februar 2008 bis 24. Januar 2009 als Tempelmissionarin.