Freiberg, Sachsen

mormon deutsch dorothea margarethe roscherIch bin Dorothea Margarethe Roscher geboren am 7. Februar 1932 in Freiberg an der Pegnitz, in Sachsen. Mein Vater ist Wilhelm Friedrich Henkel und meine Mutter ist Margarethe Magdalene Roscher Henkel

Die Gemeinde Freiberg, in der ich groß geworden bin, ist 1894 gegründet worden mit ein oder zwei Geschwistern und dann hat sie sich aufgebaut; ich weiß, dass wir zuletzt über 200 eingetragene Mitglieder waren, aber die Anwesenheit, war vielleicht bei 40 %. Wir hatten in der Gemeinde drei Familien, die drei, sieben, acht und sechs Kindern hatten, da waren auch andere große Familien dabei.

Meine Eltern sind 1924 zur Kirche gekommen, meine Mutter mit ihren Eltern in Annaberg. Mein Vater im Jahr 1926. Er kam nach Freiberg zu seinem Onkel, der ihn zur Kirche gebracht hatte. Als Pfadfinder in der Kirche sagt man: mit dem Fahrrad nach Annaberg – da ist meine Mutter geboren. Sie haben sich verliebt, verlobt und geheiratet und sind nach Freiberg gezogen.

In Freiberg waren beide Eltern sehr, sehr aktiv. Mein Vater hat im Gemeindefortbildungsverein gearbeitet und viel gemacht. Sie haben Theaterstücke aufgeführt. Er war Gemeindesekretär, später auch Gemeindepräsident. Er wurde aber dann im Januar 1940 eingezogen zur Wehrmacht. Er hatte zur gleichen Zeit einen Missionsruf in der Tasche. Aber der Missionspräsident sagte. “Du musst dich dem Staate fügen„ Und so ging er zur Wehrmacht, und kam im November 1947 zurück, nachdem er drei Jahre in französischer Gefangenschaft war.

In der Zeit, wo mein Vater nicht da war, war auch meine Mutter sehr aktiv im Frauenhilfsverein, sie war de Distriktspräsidentin. Sie musste öfters über Nacht und an Sonntagen kleine Gemeinden besuchen und wir hatten dann als Kinder, ich hatte zwei Schwestern, immer Babysitter, von lieben Schwestern in der Gemeinde, oder wir hatten Schwester Fleischer, deren Mann auch im Kriege war. Wir hatten jedes Jahr in der Marienstrasse 4, da war das Gemeindeheim, indem ich groß geworden bin, dort waren wir immer sehr aktiv.

Es gab bei uns einen ganz guten Primarverein. Leiter des Primarvereins waren Bruder und Schwester Flescher, Alfred und Emma. Sie haben uns Kindern sogar das Notenspielen beigebracht. Wir hatten sogar einen kleinen Flötenchor und hatten damit de Gemeinde erfreut. Ich habe meine Flöte noch. Sie ist jetzt 64 Jahre alt. Ich hab sie noch.

Dann haben wir als Gemeinde auch jedes Jahr Gemeindeausflüge gemacht. Die Mütter mit ihren Kinderwagen haben losgeschoben und dann sind wir gelaufen eine Stunde oder länger, um zu einem Gasthof zu kommen. Sie haben das Essen mitgebracht und die Kinder konnten dort spielen. Und das haben wir immer durchgeführt, fast jedes Jahr. Das war eine schöne Zeit.

Unsere Gemeinde hatte immer viele Kinder und wir hatten auch eine gute Sonntagsschule. Es war sehr schön. Dann hatten wir eine Zeit, während des Krieges, wo wir keine Versammlungen abhalten konnten, für vier Wochen, und ich wusste erste nicht richtig, aber es ist mir wieder eingefallen. Weil die Kirche aus Amerika kam. Da hat man das wahrscheinlich einfach erst richtig untersucht und wir hatten für vier Wochen keine Versammlungen abhalten. Danach waren wir alle wieder gemeinsam. Vorher mussten wir unsere Versammlungen zu Hause abhalten. Ich war dann für ein paar Jahre tätig als Sekretärin in der Sonntagsschule. Das war alles während des Krieges. Wir haben einen schönen Gemeindeausflugort auch gehabt, der hieß Karlsruhe. Dort waren wir viele Male zusammen, da waren viele Familien, wir haben Spiele gemacht und das getan, solange es ging.

Nachdem der Krieg zu Ende war, das war am 8. Mai 1945, da wurde die Sache etwas anders. Die Regierung hat mehr Kontrolle ausgeübt. Sie hatten oftmals Spione gehabt, die die Versammlungen besuchten, um herauszufinden, was da los war. Wir mussten aus den Büchern ausnehmen, was mit Amerika zusammenhing, Im Anfang der Bücher, ich kann mich nicht mehr erinnern, auch schweizerische Mission und alles, mussten wir aus den Büchern ausstreichen. Das hat etwas mit der Regierung zu tun, weil die Kirche aus Amerika kam.

Nach 1945 ging die Kirche weiter. Wir mussten alle für die einzelnen Versammlungen, die wir abhalten wollten, vorher anmelden. Jeden Monat musste angemeldet werden früher. Wir durften keine [ausländischen] Missionare haben, das war verboten. Als 1939 der Krieg begann, mussten alle Missionare weg, nach Amerika zurück und es gab keine. Keine Missionare durften missionieren gehen.

Dann kam de schlechte Zeit von 1946/47. Das waren schlimme Jahre, wo es viel Hunger gab und die Geschwister auch fliehen mussten aus Deutschland, manche Gegenden mehr als andere. Wir hatten auch Flüchtlinge auch, die aus Oststaaten, Ostpreußen usw. kamen und sich bei uns niederließen für kurze Zeit und dann weitergingen nach Westdeutschland. Die Kirche hat versucht den Mitgliedern zu helfen. Sie haben uns Lebensmittel und Kleidung geschickt. Davon hat der Staat natürlich einen großen Teil behalten. Entweder die Hälfte oder zwei Drittel, ich weiß nicht mehr genau. Trotzdem haben wir Mitglieder alle zu essen bekommen. Die Dosen war für uns ein Himmelreich. Eine Dose Pfirsiche, eine Dose Büchsenmilch, eine Dose gehacktes Fleisch, das haben wir gegessen, das war für uns ein Himmelreich. Wir haben uns gefreut. Alles hat wunderbar geholfen. Die Kirche hat alles versucht. Aber der Staat hat auch seinen Anteil daran gehabt.

Nach 1947/48 wurde es etwas besser. Wir haben dann in der Kirche diese großen Treffen gehabt. Ich bin nach Berlin zum Völkersee. Bruder Alma Sommer war der leitende Beamte von der Kirche [in Deutschland]. Wir hatten eine wunderbare Zeit. Wir hatten vier Sonderzüge von der Kirche, die nach Berlin fuhren, von den Distrikten und Gemeinden, alle Mitglieder, die konnten, sind gefahren. Als wir zurückkamen, hatten wir Missionare auch unseren eigenen Reihen in Deutschland. Wir hatten ein Missionarspaar bei uns, Bruder Winter und Bruder Fidl für eine Zeit.

In der Zeit 1948/49 hatten wir sogar ein großes Kinderfest. Mein Großonkel, der meinen Vater zur Kirche gebracht hat, war selbst nicht sehr aktiv. Aber er war Bürgermeister an unserem Ort und als solcher hat er versucht selbst etwas zu tun in unserem Ort und hat ein großes Kinderfest veranstaltet, indem er etwas auch herangeschafft hat zum essen. Zwar haben wir da zum ersten Mal wieder nach langer Zeit für die Kinder die Wiener Würstchen bekommen. Ein Kalb haben sie schlachten können und Wiener Würstchen machen. Wir hatten eine wunderschöne Zeit.

Dann ging es so langsam wieder aufwärts in den Gemeinden. Wir hatten einige Brüder, die im Kriege waren, auch in Freiberg, in den Gemeinden, die gefallen sind und daher wurde sie kleiner. Aber trotzdem ist es immer eine aktive Gemeinde gewesen und ist es noch.

Mein Onkel, der mit meinem Vater nach Freiberg kam, ist auch ein Mitglied geworden und hat auch aus Annaberg, seine Frau geholt. Da haben zwei Brüder zwei Schwestern geheiratet. Und der zweite Bruder, der inzwischen gestorben ist, war auch für viele Jahre der Gemeindepräsident.

Die Gemeinde Freiberg war immer eine aktive Gemeinde. Wir haben auch selbst aus unseren Reihen einige Missionare ausgeschickt, von unseren jungen Brüdern. Wir hatten eine gute Jugend und eine der Missionarinnen war auch ich – im Jahre 1952 Dezember bis Juli 1954. Im Jahre 1954 habe ich dann geheiratet und bin nach Annaberg gezogen mit meinem Mann.

Auch diese Gemeinde war immer sehr, sehr aktiv. Eine große Gemeinde mit über 400 Mitgliedern in Annaberg. Es war auch dort immer sehr schön. Wie gesagt, die Kirche als solches, hat während des Krieges immer funktioniert bis auf eine kurze Zeit und nach dem Krieg auch. Wir mussten natürlich für alle Veranstaltungen immer die Genehmigung holen. Als Missionare durften wir auch nicht missionieren gehen. Einmal haben sie uns zweimal erwischt; wir haben’s versucht in einer Stadt und uns wurden zur Polizei gebracht. Aber wir haben’s versucht. Dadurch wurde eine Schwester gefunden, die Mitglied der Kirche wurde. Es hatte sich gelohnt.

Und dort in Freiberg habe ich den Grund bekommen für mein Zeugnisse und danach fortgesetzt mit meinem Mann, und wir sind nach Amerika ausgewandert, weil der Herr uns hierher geführt hat. Und wir haben versucht, bis zur heutigen Stunde zu dienen und mitzuarbeiten. Leider hat mein Mann, schon vor 20 Jahren, die Mission auf der anderen Seite angetreten und ich muss alleine weitermachen, solange, bis der Herr mich holt. Aber ich bin dankbar noch immer mitarbeiten zu können, trotz meiner Probleme, oder Prüfungen, die der Herr mir gegeben hat.