Rendsburg, Schleswig-Holstein

mormon deutsch elfriede ruffIch bin Elfriede Ruff, geborene Gens, und bin in Rendsburg geboren. Ich war das 5. Kind in einer Familie mit 9 Kindern. Ich hatte vier ältere Brüder und war das erste Mädchen. Als ich ein Jahr alt war, zogen meine Eltern mit uns aufs Land, weil die Wohnungen in Rendsburg, für große Familien, nicht so reichlich vorhanden waren. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit. Wir haben viel Freiheit auf dem Land gehabt.

Mein Vater hat zu der Zeit, auf einer Bootswerft, in Kiel gearbeitet. Er war Bote dort. Wir haben die ersten Jahre, vor dem Krieg, eine schöne Zeit gehabt. Während des Krieges wurde mein Vater krank. Er bekam ein offenes Bein und Magenprobleme und konnte nicht mehr nach Kiel zur Arbeit fahren. Meine Mutter übernahm den Haushalt und hat als Postfrau gearbeitet. Sie hat die Briefe befördert und hat bei den Bauern als Melkfrau Kühe gemolken.

Wir Kinder haben sehr früh gelernt mit zu arbeiten, um den Lebensunterhalt der großen Familie zu unterstützen. Unsere Schule war 4 km entfernt, sodass wir diese Strecke jeden Tag zu Fuß hin- und zurück laufen mussten. Unsere Schule war in Schülldorf. 1942 wurde ich eingeschult. Es gab noch ein besonderes Erlebnis in dieser Zeit. Auf der halben Strecke zur Schule waren Soldaten in Baracken untergebracht. Die hatten eine Übung mit Gasmasken. Meine Freundin und ich, als sechsjährige, haben uns so doll erschrocken, als wir das sahen. Wir dachten, dass wären Unterirdische und haben ganz laut geschrieen. Dann hat einer der Soldaten die Maske abgenommen, uns getröstet und gesagt:“ Das sind doch nur wir!“ Wir kannten die Männer inzwischen. Das war ein besonderes Erlebnis.

Meine Mutter, obwohl wir zu der Zeit 6 Kinder waren, hat auch für die höheren Soldaten gewaschen, um noch ein bisschen Geld dazu zu verdienen. Mein Vater wurde aus Krankheitsgründen nicht zum Militär eingezogen. Meine Brüder waren zu jung. Meine ältester Bruder ist 1929 geboren, und wir anderen Kinder alle später. Mein jüngster Bruder ist 1949 geboren.

Nachdem der Krieg zu Ende war, kamen sehr viele Flüchtlinge zu uns ins Dorf. Die, die Häuser besaßen, wir wohnten zur Miete, wurden verpflichtet, Räume zu stellen, um für die Leute Unterkünfte zu haben. Unsere Schule fiel für eine kurze Zeit aus, weil auch in der Schule viele Flüchtlinge untergebracht waren. Nachdem die dann eine Wohnung hatten, konnten wir wieder zur Schule. Aber es waren inzwischen so viele Kinder da, dass wir vormittags und nachmittags Schule hatten. Die Jüngeren, wo ich zu gehörte, mussten vormittags in die Schule, und die Größeren kamen zum Teil nachmittags hin. Durch die Flüchtlingskinder waren wir so viele, einheimische Kinder gab es nicht so viele, da reichte der Platz.

Mit 14 Jahren wurde ich in der evangelischen Kirche konfirmiert. Wie es früher so üblich war, ging ich bei einem Bauern in den Haushalt und habe Haushalt gelernt, im Garten gearbeitet und alles, was so anfiel. Das habe ich bis fast zu meinem 18. Geburtstag gemacht. Es war damals schwer einen Lehrplatz zu bekommen.

Dann lernte ich meinen Mann kennen. Er wohnte in Rendsburg. Es war immer noch üblich, dass die Wohnungen vom Wohnungsamt bewirtschaftet wurden. Im Haus meiner Schwiegereltern wurde die Wohnung frei, und mein Schwiegervater sagte: „Wenn Ihr die Wohnung haben wollt, dann müsst Ihr heiraten!“ Man bekam die Wohnung nur, wenn man verheiratet war. Wir kannten uns erst ein halbes Jahr. Doch dann haben wir gesagt, wir mögen uns, wir lieben uns – wir heiraten.

Wir bekamen dann eine 1½ Zimmerwohnung im Haus meiner Schwiegereltern. Die Wohnungen wurden alle an Flüchtlinge vergeben. Wenn Eigentum war, konnte man für Kinder Eigenbedarf anmelden. Man konnte nicht einfach sagen, dass der oder der dort einziehen kann. Das wurde vom Amt vergeben. Weil es meine Schwiegereltern waren, konnten wir da einziehen. Wir haben dann 1955 geheiratet.

1¾ Jahre später, 1956, kam unsere erste Tochter Ellen zur Welt. 1958 wurde unser Sohn Günter geboren. 1963 zogen meine Schwiegereltern nach oben, und wir bekamen die größere Wohnung unten. Drei Jahre später dann wurde unser drittes. Kind Kirsten geboren.

Unsere Kleinste war Baby, da kamen die Missionare das erste Mal an unsere Tür. Ich hatte sie gerade auf dem Wickeltisch und machte sie fertig. Und da habe ich gesagt, das passt gar nicht. Wir haben unsere Kirche, wollen sie auch behalten. Wir waren evangelisch damals. Dann hat es fünf Jahre gedauert, bis die Missionare wieder in unseren Bezirk nach Rendsburg kamen. Das war an einem Sonnabendmittag, und wir sollten am Nachmittag noch irgendwo hin. Ich sagte: „Eigentlich haben wir gar keine Zeit“. Mein Mann war da und sagte: „Lass´ sie doch mal reinkommen und erzählen, was sie zu erzählen haben“. Und so haben wir die Missionare zu uns ins Wohnzimmer geholt, und haben uns angehört, was sie zu erzählen hatten. Dann luden uns die Missionare ein, sonntags in die Kirche zu gehen. Ich sollte Sonntagmorgens aus dem Haus, das ging doch nicht. Ich musste doch zur rechten Zeit Mittag machen. Da sagte mein Mann: „Ich werde mir die Kleine nehmen, und werde mir die Kirche mal ansehen.“ Er kam ganz begeistert von der Kirche zurück und sagte: „Die haben solche schönen Lieder!“ Die Lieder hatten es ihm angetan. Die Kleine war auch ganz begeistert. Die beiden Großen wollten zu der Zeit nichts davon wissen. Unsere Älteste war gerade in dem Monat konfirmiert worden, und Beide waren in der Jugendarbeit der evangelischen Kirche aktiv.

Dann sagte mein Mann: “Du musst unbedingt einmal mitkommen“. Damals gab es noch morgens und nachmittags Versammlungen. Ich sagte: „Nachmittags kann ich auch mit“. Dann bin ich zur Abendmahlsversammlung mitgegangen. Wir haben die Geschwister kennen gelernt, und alle haben uns herzlich aufgenommen.

Dann war im Juni ein Pionierfest in Flensburg. Damals gab es noch die GFV. Danach stand für uns alle fest, dass wir Mitglieder werden wollten. Im September 1971 wurden mein Mann, meine beiden älteren Kinder und ich dann getauft.

Vierzehn Jahre war ich FHV-Leiterin und viele Jahre war ich in der PV tätig. Durch die Familiengründung mit meinem Mann sind wir inzwischen ein Familie von 24 Personen.