Blonhofen, Allgäu, Bayern
Mein Name ist Anton Städele. Ich bin am 2. August 1927 in Blonhofen, Bayern geboren. Mein Vater heißt Michael Städele und meine Mutter Anna Karg. Mein Vater war Schreiner, meine Mutter. Hausfrau und Posthalterin in Blonhofen und Zustellerin auch. Ich bin dort in die Schule gegangen und dann habe ich als Postjungbote bei der Post in Kaufbeuren angefangen.
Meine Mutter war sehr klug. Mein Vater war Schreiner. Damals war eine schlechte Zeit. Wenn er einen großen Bau angenommen hat für Fenster und Türen und so weiter, so hat er von vier Uhr früh angefangen zu arbeiten bis oft 22 Uhr. Verdient hat er dabei sehr wenig. Da meine Mutter, die Posthalterin war, täglich zweimal ist Post gekommen, hat sie die Chauffeure gefragt, wie viel Geld sie verdienen. Da hat meine Mutter gesagt, die können das Geld verbrauchen, aber mein Vater, bis er das Glas, die Beschläge und so weiter gekauft und bezahl‘ bis die Bauherrn zahlen, das dauert oft sehr lange.
Dann hat die Zeit angefangen, dass die Kaufhäuser die Möbel und so weiter ausstellen und verkaufen, se dass die Schreinereien nur noch besondere Möbel oder Bauarbeiten machen und die Schreinerei eine ganz andere Struktur bekommt. Das hat meine Mutter vorausgesehen und deshalb hat sie dann gesagt: „Schauen wir, dass du zur Post kommst!“ Jetzt ein wir drei Generationen bei der Post. Meine Mutter und mein Vater, der hat Vertretung gemacht, wenn jemand krank oder im Urlaub war. Dadurch haben beide von der Post eine Rente. Ich war dann mein Leben lang bei der Post. Mir hat es sehr gut gefallen. Jetzt ist die Post nichts mehr. Damals war das eine ganz andere Post. Ich war sehr gern dort.
Als ich noch nicht achtzehn Jahre alt war, gab es Krieg und ich musste einrücken zum Arbeitsdienst in die Tschechei 1944. Im Februar 1945 wurde ich der Wehrmacht unterstellt. Es war schon Rückzug und wir kontrollierten dort eine Straße. Granaten haben eingeschlagen und ich bekam einen Oberschenkel Durchschuss und einen Splitter im linken Oberarm. Anschließend war ich im Lazarett. Die Wunden waren schon fast geheilt. Da hat es geheißen, der Russe ist noch zehn Kilometer weg. Dann war wieder Rückzug zu den Amerikanern, die waren bereits im Bayerischen Wald und ich bin mit dem Lastwagen in diese Gegend gekommen. Da hat es geheißen, die Amerikaner übernehmen uns, aber wir müssen ein paar Tage warten. Da waren tausender Soldaten. Dann haben die Amerikaner uns den Russen ausgeliefert. Wir waren noch bis Ende August in dem Lager in Brunn und sind dann über Ungarn, Rumänien nach Sibirien abtransportiert worden. /Ich war noch nicht ganz achtzehn Jahre alt.
Es hat dort nur Wald gegeben. Man hat dort hauptsächlich nur Schwellen für die Bahn gemacht. Nach eineinhalb Jahren hat es geheißen, wir werden entlassen. Dann sind wir nach Swerdlowsk transportiert worden, in Ural. Dort hat man uns wieder zur Arbeit genommen. Ich war in einem Erzbergwerk, 96 % Erz. Da mussten wir diese Karobki, die Gondeln, diese Brocken, die durch Brecher zerkleinert worden sind, wie die Steine bei der Bahn, so kein sind sie gemacht werden, füllen. Was daneben gefallen ist, musste mit der Schaufel in die Gondeln geschaufelt werden. Weil das Erz so schwer war, war dies eine ganz schwere Arbeit. Wir haben wenig und schlechtes Essen bekommen. Aber die Russen selber haben fast nichts gehabt. Wir waren abgemagert auf Haut und Knochen. Ich war dann auf einem Kommando, da haben wir für die Telefonmasten Löcher graben müssen. Bei einem späteren Kommando, waren wir zu dritt, haben Holz im Wald geholt, umgeschnitten, gesägt und einer hat in einer Bibliothek den Ofen geheizt. Das war noch ein gutes Kommando.
Das letzte Kommando war auf einer Kolchose. Da haben wir pro Person dreiunddreißig Sotki mähen müssen. Einer hat immer die Sensen scharf gemacht. Dreiunddreißig Sotki, das sind einhundert Meter lang und dreiunddreißig Meter breit. Wir haben auch Erbsen gemäht. Wenn wir am Ende waren, haben wir schnell Erbsen gepult und gegessen. Die Erbsen haben uns für die Gesundheit sehr, sehr geholfen. Später, im Herbst mussten wir Getreide schaufeln. Dabei haben wir rohes Getreide geknappert. Die Erbsen und der Weizen haben uns sehr geholfen.
Im September 1949 bin ich aus russischer Gefangenschaft entlassen worden. Nach der Gefangenschaft konnte ich wieder bei der Post in Kaufbeuren anfangen. Ich war bis zur Pensionierung bei der Post.
Ich habe noch zwei Brüder, die sind jünger, der eine fünf Jahre und der andere zehn Jahre jünger. Ich war der Älteste. Mein Sohn ist auch bei der Post. Er hat hier Abitur gemacht und hat als Inspektor angefangen. Er hat guten Fortschritt gemacht mit Computer usw. Er ist schnell befördert worden und musste dann immer wieder nach Köln zur Verwaltung fahren. Vor zwei Jahren hat die Post gesagt, diese Fahrten können wir nicht mehr bezahlen. Jetzt ist mein Sohn mit seiner Frau in Köln und arbeitet dort. Er hat zwei Kinder, einen Sohn und ein Mädchen. Der Enkelsohn ist hier und arbeitet in Kempten und die Tochter ist in letzter Zeit mit noch Köln und macht dort eine Ausbildung.
Meine Frau habe ich durch die Post kennengelernt. Sie war in Buchloe bei der Telefonstation. Da hat man noch mit Stöpseln vermittelt. Ich war dann auch am Schalter in Kaufbeuren und habe die Telefonleitungen vermittelt und so habe ich meine Frau kennengelernt. Wir haben dann geheiratet und waren 17 Jahre verheiratet.
Ich war katholisch, war gläubig und bin sonntags immer in die katholische Kirche gegangen. Dann sind die Missionare von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gekommen und haben uns besucht. Ich hatte kein Interesse. Sie sind dann wiedergekommen und haben das Bush Mormon dagelassen. Ich habe das Buch Mormon gelesen. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich habe das Buch Normen als das Wort Gottes anerkannt. Sie haben mir danach bald das Buch lehre und Bündnisse gegeben. Das war sehr interessant, muss ich sagen. Ich hatte dann sehr bald einen Traum. Ich habe geträumt, ich gehe zur Quelle des Lebens und dann bin ich aufgewacht. Aber Träume sind Schäume, hat man immer gesagt, was soll ich da anfangen? Ich habe dann auch unsere jetzige Kirche besucht und mir hat es schon sehr gut gefallen. Dann hat sich geistig nichts getan.
Ich bin inner mit dem Fahrrad an dem Gemeindehaus vorbeigefahren zur Arbeit. Dann habe ich gesagt, wenn da die wiederhergestellte Kirche ist, wenn der Prophet ein Prophet Gottes ist und wenn ich zu der Kirche soll, dann müssen mir die Missionare noch Vormittag über den Weg laufen. Dann habe loh mir so überlegt, war das etwas Dummes, was ich da eingegangen bin und habe vergessen. Vormittag um elf Uhr sagt meine Arbeitskollegin, sie muss in einem Buch über Sozialbetreuung nachschauen und dieses Buch ist in der Personalstelle in einem anderen Haus. Ich habe gesagt: „Ich habe gerade Zeit, ich hole ihnen dieses Bush“. Ich ging dorthin und auf dem Rückweg habe ich die Missionare getroffen. Dann natürlich ist das Zufall oder ist das echt? Ich war so hin- und hergerissen. Daraufhin habe ich nochmals zwei Verträge mit Christus gemacht und die sind auch in Erfüllung gegangen. Dann habe ich mir gesagt, das kann nicht Zufall gewesen sein!
Ich bin dann eines Nachmittags in Bett gelegen, habe gebetet und gelesen und dann habe ich den Heiligen Geist verspürt und viel Liebe und Freude empfangen, und des war so wunderbar. Ich habe geweint vor Freude. Dann habe ich die Missionare angerufen und habe gesagt: „Ich lasse mich taufen!“ Ich bin dann am 29. Juni 1975 getauft worden. In dieser Zeit hat es geheißen, der Prophet Kimball kommt nach Dortmund und spricht in der Westfalenhalle. Und ich habe gesagt: „Den Mann muss ich sehen!“ Ich bin dann mit der Schwester Siegmund, die hier auch eine alte Schwester ist, mit dem Zug nach Dortmund gefahren. Als der Prophet zu sprechen angefangen hat, habe ich ein Zeugnis bekommen. „Der Mann ist ein Prophet!“ Diese Zeugnisse kann mir niemand nehmen, die sind so stark. Auch jetzt freue ich mich sehr und ich bin dem Herrn sehr dankbar für diese Zeugnisse und die geben Kraft, Liebe und Freude. Das ist das Wunderbare, die Zeugnisse.
Meine Ehefrau wollte nicht, dass ich zu der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gehen sollte. Aber ich hatte zwei so gute Zeugnisse und war so begeistert. Wir hatten damals noch vormittags und nachmittags Kirche. Da hat meine Frau gesagt, „Ja, was kann ich mit dir noch anfangen, am Samstag, wenn ich frei habe, muss ich kochen und putzen und an Sonntag, wenn man einmal spazieren fahren wollte, da bist du in der Kirche den ganzen Tag!“ Meine Frau hat mich dann einmal gefragt, ob ich schon getauft bin? Das erste Mal noch nicht. Als sie später das zweite Mal gefragt hat, da habe ich gesagt „Ja“ Seit dem wollte sie von mir nichts mehr wissen. Sie hat dann extra geschlafen im Dachbodenzimmer. Das ist eine Zeit lang gegangen, dann war nichts mehr. Wir haben uns nicht gestritten, aber Arbeitskolleginnen von ihr, die haben gesagt, du wirst doch nicht auch zu der Kirche gehen und so weiter. Sie hat sich dann geschämt, dass ich bei der Kirche bin. Zum Schluss ist es dann zur Scheidung gekommen.
Die Tante von ihr, die hat meine Frau damals aufgezogen, weil ihre Mutter früh gestorben ist. Die Tante ist in Rente gegangen und hat hier in Kaufbeuren gewohnt. Sie war allein und hat dann meine Frau zu sich gezogen. Die haben miteinander harmoniert. Am Anfang bin ich nach der Kirche hingegangen, aber später dann hat man mich nicht mehr wollen und es kam die Scheidung.
Ich war dann 13 Jahre allein und hatte kein Interesse mehr, noch einmal zu heiraten Nach 13 Jahren war ich auf der Rehabilitation nach einer Hüftoperation. Dort habe ich eine Witwe kennengelernt und dann haben wir schnell geheiratet. Ich war damals noch nicht ganz fünfundsechzig. Wenn man vor fünfundsechzig heiratet, dann bekommt meine Frau nach meinem Tode die Witwenbezüge. Wenn ich später heirate, dann bekommt sie nur Unterhaltsgeld
Meine erste Ehefrau und ich sind nicht im Streit auseinandergegangen. Wir treffen uns manchmal beim Sohn, wenn er am Wochenende von Köln hierherkommt, weil die Wohnung da mit meinen Enkeln ist. Meine erste Frau kommt sogar manchmal uns zu besuchen. Sie versteht sich mit meiner zweiten Frau sehr gut. Meine jetzige Ehefrau ist an der Makulakrankheit erkrankt. Sie sieht fast nichts mehr. Vor acht Wochen hat man bei ihr noch Krebs festgestellt. Van hat ihr die linke Brust weggemacht und einen Knoten im Arm. Das ist eigentlich ganz gut verheilt. Sie hatte im Krankenhaus keinen Appetit und nur eine Suppe gegessen. Dabei ist sie von Kräften gekommen. Jetzt hat sie wieder sehr guten Appetit, isst wieder normal und es geht aufwärts. Jetzt versucht man diesen Krebs durch Tabletten zum Stillstand zu bringen.