Ludwigsburg-Eglosheim, Württemberg,
Mein Name ist Hermann Weber. Geboren bin ich am 28. Mai 1919 in Ludwigsburg-Eglosheim. Mein heißt Vater Hermann, und die Mutter Emma, geborene Walter. Von den Großeltern väterlicherseits, da kannte ich nur noch die Großmutter. Sie hat ihre letzten Jahre bei uns in Eglosheim verbracht, dadurch ist es mir bekannt und sie ist dann mit fünfundachtzig Jahren verstorben in 1936.
Als Schuljunge habe ich sie Tag und Nacht mit betreut. Wenn sie nachts Schwierigkeiten hatte, hatte sie mit dem Löffel an die Wand geklopft, was ich in meinem Zimmer gehört habe, dann ging ich zu ihr hinüber und habe sie dann mit versorgt. Die Großeltern mütterlicherseits, habe ich auch noch gekannt.
Mein Großvater hieß Albert Mahl, die Großmutter eine geborenen Walter. Ich habe noch drei Geschwister, zwei Brüder (Kurt und Ewald) und eine Schwester (Ilse). Mein Bruder Ewald ist inzwischen verstorben. In der Schule ist alles gut gegangen. Mein Vater hat sogar erreicht, dass er uns auf die Oberrealschule nach Ludwigsburg schicken konnte. Das Gymnasium war für jene, die Ärzte oder Apotheker werden wollten, die Oberrealschule war gleichgestellt, aber nur für die Wirtschaft. Ich habe dann später auch die Lehre abgetreten.
Unsere Jugend, die Kindheit, war eine sehr harte Zeit. Im Laufe der Zeit hat sich, auf Grund der Wirtschaftslage in den Amerikanischen Staaten, in den USA, 1929, hat sich das katastrophal bei uns damals ausgewirkt. Wir hatten 6,8 Millionen Arbeitslose, die Zahl weiß ich noch heute ganz genau, und mein Vater hatte das Glück, dass er in der Woche noch einen Tag arbeiten durfte. Sein Verdienst war damals 46.- DM. Dann kam das Jahr 1932. In unsren Schulferien sind wir immer zu den Ährenlesen gegangen, auf den großen Domänen Monrepo und Wilhelmshof.
Und dann die politische Lage, die habe ich voll mitbekommen. Die Parteien haben immer wieder einen anderen Reichskanzler berufen und bestellt. Der letzte, den ich vom Namen noch kenne war Brüning. Der Bundespräsident war damals Hindenburg. Er hat dann, Januar 1933, Adolf Hitler als Reichskanzler berufen. Ich höre heute noch die damaligen Eltern, wie auch mein Vater: „Sie haben alle versagt, wenn er nichts taugt, ist er gleich wieder weg!“ Was hat Adolf Hitler gemacht als er Kanzler war? Alle anderen Parteien waren sofort verboten und die Diktatur war da. Das ging so weit. Mein Vater war so lange er gelebt hat Sozialdemokrat, das weiß ich. Er hat auch uns so belehrt. Als wir an der Oberrealschule waren, wenn der Feiertag, von der NSDAP aus war, musste man in Uniform erscheinen, mein Vater und wir hatten keine, mein Vater konnte sie nicht kaufen. Dann wurde er auf das Rektorrat bestellt und ihm wurde gesagt, warum er die Uniform für uns nicht kauft, wir müssten doch in der Hitlerjugend sein. Er sagte: „Ich habe kein Geld, für meine drei Jungen, das geht nicht!“. Dann bekamen wir von der Partei das Geld für die Uniformen. „Haben Sie etwas dagegen, wenn Ihre Jungen in der Hitlerjugend sind?“ Na, was hätte er sagen sollen? Hätte er nein gesagt, dann wäre er im KZ gelandet, sofort. Entweder Ja oder Konzentrationsleger. Ich war wohl in der Hitlerjugend aber nicht in der Partei, auch meine Brüder und mein Vater nicht, aber er hatte das Glück, dass er schwer kriegsbeschädigt war, darum ist ihm nachgesehen worden, dass er nicht in der Partei war Das ging alles so weit gut. Jemandem, der diese Zeit im damaligen Deutschen Reich nicht miterlebt hat und nicht gewusst hat, wie es gehandhabt wird – das kann man sich gar nicht vorstellen.
Ich kam dann in die Lehre und habe mich auf Buchhaltung spezialisiert. Dann war ein Bekannter meines Vaters, der Herr Hehr, war in Dachau im KZ und ist entlassen worden, weil er auch nicht in der Partei war und ist dann umgepolt worden. Er hat Ja gesagt, ich gehe in die Partei hinein, oder weg vom Fenster. Es gab nur eine Möglichkeit. Dann sagt mein Vater zu mir, der Hehr aus Geisingen, der ist jetzt bei uns in der Firma. Hermann, frag ihn einmal, wie es in Dachau war? Ich ging zu ihm mit einem Gruß von meinem Vater, er möchte gern wissen, wie es in Dachau war. „Schönen Gruß an deinen Vater, ich darf nicht reden, Wenn ich was sage, dann lande ich wieder in Dachau und komm’ nie mehr heraus.“ So war das. Wenn Wahlen waren, 99% haben für Hitler gestimmt, das war schon vorher klar. Die Wahllisten waren da, wenn jemand nein gesagt hat, acht Tage später war er nicht mehr da. Das kann man sich normalerweise nicht vorstellen. Dann kam das Jahr 1938, nach dem Abschluss meiner Lehre, da haben wir die Verkäuferinnenklasse dazu eingeladen und da habe ich meine Frau kennengelernt, das war Liebe auf den ersten Blick. Dann kam das Jahr 1939.
Am Ersten Juni 1939 wurde ich zum Arbeitsdienst einberufen. August 1939 war auf der Baustelle Kriegserklärung und der Weltkrieg hat begonnen. Wir wurden dann beurlaubt, aus dem Grund, so komisch es klingt, es waren keine Waffen und keine Uniformen für uns, so haben sie uns beurlaubt. Und ich wurde einberufen am 1.März 1940 zur Wehrmacht. Wir wurden zur Ausbildung in die Tschechoslowakei verlegt, schwere Maschinengewehrkompanie. Wir wurden ausgebildet und Anfang Mai, als der Frankreichfeldzug begann, wurde ich an die Front abgestellt. Das hieß dann über Holland bis nach Frankreich. Als Frankreich kapituliert hat, waren wir Fußvolk. Die Motorisierten haben einen raschen Vorstoß gemacht mit 80-90 Kilometer und wir mussten zu Fuß hinterher. Unser Tagesmarsch war rund 80-90 Kilometer pro Tag. Wir waren so fertig, wenn Marschpause war, habe ich gar nicht bemerkt, dass ich mich auf einen Ameisenhaufen gelegt habe. Ich bin aber bald munter geworden.
Der Krieg mit Frankreich ging zu Ende und da haben wir gedacht, wir werden bald wieder zu Hause sein. Denkste! Wir haben auf der Siegesparade in Paris exerziert, dann kam ein Melder zu dem beauftragten Offizier und er sagte: „Weber, sie müssen sofort auf die Schreibstube.“ Dort habe ich mich gemeldet. Dann ist mir gesagt worden: „Weber, wir haben Ihre Papiere durchgesehen, wir sind verpflichtet, einen Schreiber für das AOK 12‚ abzustellen, können Sie stenographieren?“ „Jawohl, Herr Hauptfeldwebel“. „Können Sie Maschine schreiben?“ „Jawohl, Herr Hauptfeldwebel.“ „Wie ist es mit der französischen Sprache?“ „Sechs Jahre Schulkenntnisse“. „Melden Sie sich um zwölf Uhr beim Battalion. Sie werden versetzt zum AOK- das ist das Armeeoberkommando, das habe ich dann erfahren, wie ich mich beim Batalionskommandeur melden musste und er sagte, machen Sie der Einheit keine Schande, Sie werden jetzt in den Generalstab versetzt, als Schreiber. Um 16 Uhr müssen Sie wieder hier sein, feldmarschmäßig. Dann war ein Gradfahrer da, ich am Sozius hinten drauf. Zwei Stunden später war ich da. Was steht da dran? OQU (Oberquartiermeister) Oberstleutnant im Generalstab Freiherr von Harnstein. Ich habe mich dort gemeldet. Dann sind wir zum Hauptfeldwebel, der uns gefragt hat, ob wir zu Mittag schon gegessen hätten, es ist noch ein zweiter dazu gekommen als Zeichner. Jetzt gehen Sie ins Hotel und warten ab, bis wir Sie rufen. Einen Tag, einen zweiten Tag, am dritten Tag nichts. Dann sag ich: „Du Wolfgang, da stimmt doch was nicht, wir sind zwar in dem Hotel, vielleicht sind die erlegt worden und die haben uns vergessen, dann sind wir womöglich noch fahnenflüchtig?“ Dann sind wir wieder ins Hotel, die waren noch da. Wir haben uns beim Hauptfeldwebel gemeldet und er sagt, wir haben euch nicht vergessen, aber wenn Sie jetzt da sind, melden Sie sich beim Chef, beim OQU. Ich als Sprecher habe angeklopft und dann kam das Preußische „Herein!“ Hoppla, habe ich mir gedacht, ein Preuß, da muss ich aufpassen. Dann bin ich hinein, Tür zu, Haken zusammen, meine Meldung heruntergerasselt, dann hab ich gar nicht gehört. Dann guckt er auf „Endlich mal wieder ein Soldat“. Von dem Tag an, Hab ich Freiherr von Harnstein gewonnen gehabt. Ich saß nachher im Vorzimmer von ihm als Schütze, kein Dienstgrad nichts, ich bin mir vorgekommen, wie ein verkleideter Zivilist. Da hat der Dienstgrad weniger eine Rolle gespielt, man war Mitarbeiter. Ich hab Urlaub bekommen. Inzwischen waren meine Frau und ich verlobt. Ich wurde nicht mehr nach Frankreich zurück, sondern nach Polen, nach Krakau versetzt, mit diesem Schwaben. Das war 1939. Dort in Krakau waren wir kurze Zeit, wir wurden nach Zakopane verlegt und im Dezember 1940 sind wir nach Wien verlegt worden ins Hotel Dianabad. Dort habe ich auch mein Zimmer gehabt, wurde nochmals vereidigt und hatte den Auftrag, den Aufmarschplan für den Balkan zu schreiben.
Inzwischen war schon die Rede vom Russlandfeldzug. Dann war es aus mit dem Glauben, der Krieg geht zu Ende! Schreiben konnte ich meiner Braut nichts davon, sonst wäre ich weg gewesen vom Fenster. Wie ich wieder Urlaub bekommen habe, da habe ich ihr gesagt: „Elfriede, wir haben vor gehabt, erst zum Kriegsende zu heiraten, falls mir was passiert, aber so lange können wir nicht warten.“ Nach meinen damaligen Kenntnissen, meinte ich der Krieg würde wenigstens sechs Jahre dauern. Und ich bin richtig gelegen. Dann wurden wir verlegt, Sylvester 1940 über Ungarn, Bulgarien nach Rumänien. Im Mai nach Griechenland.
Dann kam eines Tages, ich kam mir vor, wie ein verkleideter Zivilist, wie ich schon sagte. Da kam der Führerbefehl, die Jahrgänge 1910 und jünger müssen wieder zur kämpfenden Truppe. Und das ist passiert. Mein Chef hat mich behalten wollen, er hat es gut mit mir gemeint, dann sagt er: „Wissen Sie was. Ich versetze Sie jetzt zur Luftwaffe nach Athen, die müssen nämlich unsere Aufgaben, die wir hier haben übernehmen und Sie arbeiten dort die Leute ein, damit Sie Bescheid wissen!“. Ich habe mich bedankt und der Oberst war natürlich erstaunt, inzwischen war ich Unteroffizier geworden und er sagt: „Weber, ich übernehme Sie zur Luftwaffe. Luftwaffe ist überall Frontgebiet, dann werden Sie gleich Feldwebel, dann kriegt Ihre Frau gleich mehr Geld!“ „Herr Oberst daran kann ich nicht glauben, Generaloberst Förtsch gibt da nicht sein Einverständnis!“. Der Generaloberst Förtsch war nach dem Krieg bei der Bundeswehr der Macher.
Aber ich wurde versetzt. Dann kam ich zur Gebirgsjägerdivision, dann wurde ich Oberjäger- so heißt dort der Unteroffizier. Dann kam ich wieder nach Griechenland. Dann war ich also bei der kämpfenden Truppe, Gebirgseinsatz. Griechenland ist ja gebirgig. Von Saloniki nach Kalamata zu Fuß wieder nach Saloniki und hinunter nach Lamia und dann war ich in Mitrovitza am Peloponnes, da wurde ich auf den Stützpunkt eingeteilt mit meinen Leuten. Das war dann 1944, dort habe ich Stellungsbau. durchgeführt und die Bewohner mussten im Stellungsbau arbeiten. Natürlich konnte ich mich in der Zwischenzeit mit der griechischen Bevölkerung verständigen. Wenn die Zivilisten Schmerzen hatten, Herr Hermann, mit dem Vornamen hat man mich genannt, die mussten im Lager wohnen und sie sagten: „Jetzt kommt Sonntag, können wir nicht zu unseren Familien gehen?“ Das ist untersagt, aber ich will einmal mit dem Kommandanten reden. „Die griechischen Männer wollen über das Wochenende zu ihren Familien? „Wir behalten drei da und wenn einer am Montag fehlt, werden die drei erschossen!“. Das hätten wir nie gemacht, wir hatten das nur als Druckmittel verwendet. Und siehe da, als es Sonntagabend war, haben wir unseren Augen nicht getraut, kamen die ganzen Männer mit ihren Familien und haben sie abgeliefert, damit den drei nichts passiert. Da kam einmal eine Mutter mit dem Kind, das hatte Mittelohrentzündung, ob ich nicht mit dem Arzt sprechen könnte, dass er nach dem Jungen schaut. Das haben wir gemacht und er hat dem Buben geholfen. Einpaar Tage darauf kam ein Grieche mit seinem Sohn und sagt: „Wir haben über zweihundert Schafe und wir sind jetzt auf dem Berg, da unten haben sie kein Futter, und inzwischen kam der Befehl, die Schäfer mussten mit ihren Tieren von den Bergen herunter, wegen der Partisanen. Was sollten wir machen?“ Dann haben wir auch wieder das auf die eigene Kappe genommen und haben gesagt, die sollen bleiben. Dann war ich wieder beim Pfarrer, weil in Griechenland es üblich, ist denn der Pfarrer das größere Gewicht, als der Bürgermeister hat. Das ist heute noch so. Unser Hauptmann hat gesagt, Weber kommen Sie mit, ich verstehe kein Wort griechisch. Ich sollte übersetzten. Ich habe es so gesagt, wie ich es mit meinen Worten sagen konnte. Wir waren dienstlich, im April 1944 wieder einmal beim Pfarrer, und da ist es Nacht geworden. Dann sagt er zu mir: „Hermann, Ihr werdet im August von hier abgezogen nach Belgrad, aber es kommt von Euch keiner nach Hause, Ich sage Dir, bleib hier, Dir passiert nichts!“ „Ich bleib da, erstens, bin ich fahnenflüchtig, zweitens kommen Partisanen und drehen mir den Hals um!“ „Nein, Dir passiert nichts!“
Es ist Nacht geworden, jetzt muss ich auf den Stützpunkt und er sagt: „Nimm mein Pferd!“ Das war ein Schimmel und wenn die Partisanen kommen, dann war das der Pfarrer. So bin ich wieder an meinen Stützpunkt gekommen, ohne dass mir was passiert ist. Acht Tage später, meine anderen Unteroffiziere, die haben gesagt, wir sind heute wieder beschossen worden, furchtbar. Wenn ich draußen bin ist alles ruhig, ich werde nie beschossen! Jetzt ist einer krank geworden und ich musste für den einspringen, es war ein anderer Tag. Wo sind denn alle, ich sehe ja gar keinen, waren die alle unten im Stellungsgraben. Da ruft einer: „Komm schnell herunter!“. Ich bekam richtig eine MG-Salve oben drüber. Jetzt haben die Partisanen genau gewusst, wenn ich Dienst hab, das ist unglaublich.
Mit meiner Frau, zu unsrem 60. Geburtstag, haben unsere Kinder uns einen Urlaub geschenkt. Und sie wussten, dass ich gerne einmal nach Griechenland ginge. Sie haben den Flug bezahlt. Wir sind drei Wochen dort gewesen und fuhren die Strecke hinunter zum Peloponnes. Die Tochter vom Bruder meiner Frau war dabei, wir haben sie damals mitgenommen. Wir haben uns einen Wagen gemietet. In Fichtja habe ich gehalten. Da stand noch der Stand, wo sie verkauft haben und ich habe sie mit meinen griechischen Worten begrüßt und habe gesagt, wer ich sei. Die meisten haben mich erkannt und eine Menge Zivilisten standen da. Wo die hergekommen sind, weiß ich nicht, Eine Frau kommt zu mir her und sagt: „Kyre (ist Hermann), ich war mit meinem Sohn, der Mittelohrentzündung hatte, bei Ihnen und sie haben gesorgt, dass der Arzt ihm geholfen hat!“. Das war für mich, das war 1944 und das war 1970. Da kommt ein junger Mann, und hat mich wieder erkannt und sagten zu mir: „Gehen Sie bitte nach Fichtja zum Papas, es ist nicht mehr der alte, aber der junge weiß über Sie genau Bescheid, gehen Sie zu ihm!“. Es tut mir, leid, ich kann nicht, ich muss am anderen tag mein Auto abgeben. Ich wäre zu gerne hingegangen, aber. 1944, im August wurden wir abgezogen, wir marschieren und was ist da los, links und rechts ein Spalier von Zivilisten und plötzlich ein Sprechchor: „Chyrius, Hermann elado.“ Der Kommandant: „Sagen Sie einmal, Weber, Sie müssen eine gute Verbindung gehabt haben bei den Zivilisten!“. Ich bin gut ausgekommen mit ihnen.
Das, was der Pfarrer mir gesagt hat, auf den Tag genau stimmte, dass wir abgezogen wurden. Wir kamen nach Belgrad und wurden dann dort zum Brückenkopfbilden eingesetzt. Das war am 14. Oktober 1944. Am 18. Oktober kam der Großangriff von den Russen und dann waren wir abends noch ungefähr 120 Mann von 1500, dann waren wir noch sechzig Mann, wir sollten uns nach Semlin durchschlagen, dann waren wir noch sieben Mann und dann sagte ich, solange es Nacht ist, Richtung Semlin marschieren. Ich hatte noch die Generalstabskarte. Bei Nacht gehen und bei Tag verkriechen. Alle waren fertig, wir haben uns in ein Maisfeld hinein gelegt und geschlafen. Dann bin ich ins Maisfeld und spüre plötzlich einen Griff an der rechten Schulter, den spür ich heute noch, aber es war niemand da. Da bin ich langsam hoch, dann sehe ich, wie ungefähr sechshundert Meter rückwärts der Russe. Ich habe dann alle anderen Kameraden aus dem Feld herausholt. Den anderen Kameraden habe ich gesagt: „liegenbleiben!“. Plötzlich ein Schrei: „Stoi!“ „Halt!“ Wir haben uns ins Kleefeld hinein gehaut. Da fallen zwei Schüsse, dann war es ruhig.
Wir krochen sachte weiter, so waren wir nur noch fünf. Die Russen haben meinen Hauptfeldwebel und mich auf dem freien Feld gesehen. Wir haben uns aber sofort hingehaut, die anderen zwei hat’s erwischt. Dann sind wir weiter, wieder auf dem Bauch in die Hecke rein. Ich habe mich festgehalten am Boden, damit meine Hände ruhig geblieben sind. Dann sind sie wieder abgezogen. Wieder ist es Nacht geworden. Dann haben wir plötzlich gehört “So lang die Stellung halten, bis die Feldkuchel vorbei ist“. Das ist ein Bayer! Ja aber wie machen wir uns bemerkbar? „Wir sind fünf Mann, Deutsche“. „Aufstehen!“. Das war eine Überwindung. „Herkommen!“ Dann hat er gezählt, fünf, stimmt. „Ihr habt ein Dusel gehabt, das Gewehr war schon entsichert!“. So waren wir von 1500 fünf Mann.
Genau am 20. Oktober 1944, als wir dann wieder uns den Deutschen angeschlossen haben, glaubten wir wieder nach Deutschland zu kommen. Nein, wir mussten wieder runter nach Serbien Midrowiza. Da wurde ich dann wieder einer anderen Einheit Infanteriegeschützzug zugeteilt, als Unteroffizier und dann haben wir dort Stellungskrieg gehabt, gegen die Partisanen. Und dem Tito seine, die waren gut ausgebildet. Dann war das alles so weit in Ordnung. Wir haben angegriffen, wir waren auf einer Grabenbreite von 300 Meter sechs Mann. Ich war dort vorgeschobener Beobachter und da war ein Scharfschütze darauf eingeschossen. “Sie werden auch nicht lang da sein auf dem Beobachterposten.“ Komm, auf Los geht’s, drei Buche gefällt und entsprechende Baumstämme gemacht, Gras drauf, Stroh drauf. Eine dreiviertel Stunde das drauf gehabt ist die Granate drauf, aber durch die Abdeckung ist nichts passiert. Die haben dann noch angegriffen, dem Tito seine, wir haben den Stacheldraht vor der Stellung, den haben sie bereits durchgezwickt. Dann habe ich gesagt, jetzt ist’s egal, jetzt riskiere ich alles. Ich habe das Sperrfeuer abgerufen, eine Gruppe und habe die Entfernung angegeben „Bis auf fünfzig Meter an die eigene Stellung, dass es da einschlägt“. Die Gruppe kommt, es hat gestimmt und dann ging ein Geschrei, ein Gejammer los. Die hat’s erwischt. Dann habe ich die zweite Gruppe abgerufen, fünfzig Meter weiter, dann ging das Geschrei wieder los, dann habe ich die dritte Gruppe abgerufen. Das waren dann insgesamt nur sechs Granaten. Am anderen Tag Kommt ein Anruf, weshalb ich solche Munition vergeudet hätte. „Das ist der Angriff hier, das war Sperrfeuer und sonst gar nichts“. Ein paar Tage drauf kommt der Regimentskommandeur und hat das inspiziert. “Sie haben Sperrfeuer eingefordert, wieso, was ist da los?” Aus der Deckung raus,” Herr Oberst gemeldet, der Scharfschütze ist darauf eingeschossen!“ Ich hab’ nicht einmal ausg’schwätzt gehabt, kommt der erste Schuss herüber. Da ist er aber runter. Dann bekam ich wollinisches Fieber und kam ins Lazarett. Ich habe ich noch das Blatt vom Lazarett in Serbien.
Am 9. Mai habe ich mich mit meinen Leuten dem Amerikaner gestellt. Und wir waren dann keine Kriegsgefangenen mehr, sondern interniert. Deswegen die baldige Entlassung. Ich wurde gefragt, wer eine Landwirtschaft zu Hause hat. Meine Schwiegermutter hatte etwas Landwirtschaft, dadurch konnte ich dann eher heim.
Ich habe 1941 geheiratet. Da war ich noch beim Stab. Im Februar 1941 habe ich Heiratserlaubnisangefordert. Das muss ich ja. Dann hat mich der Herr Oberstleutnant rufenlassen, „Sie wollen heiraten?“ „Wie alt ist eigentlich Ihre Braut?“. „Die ist drei Wochenjünger wie ich.“ „Jetzt reden wir einmal von Mann zu Mann. Wenn Sie vierzig sind ist ihre Frau auch vierzig!“ “Das stimmt schon, aber das spielt keine Rolle.“ „Ja, aber das geht nicht, Sie können noch nicht heiraten!“. „Wieso, ich bin doch volljährig!“ Beim Militär können Sie erst mit zweiundzwanzig heiraten. „“Im Mai wurde ich zweiundzwanzig. Im nächsten Urlaub, im Juli 1941 haben wir geheiratet.
Zur Kirche kam ich in Ludwigsburg 1963. Ich war krank, weil ich immer wieder Malariafieber bekommen habe und dann kamen zwei Missionare und haben gefragt, ob sie mit mir über das Evangelium reden dürften. „Ja, warum nicht! ”Ich bin evangelisch getauft und konfirmiert. Dann haben sie mir die Lektionen gegeben und fragten mich, ob ich schon etwas von Joseph Smith gehört hätte? Und ich habe sofort „Ja“ gesagt. Die haben sich so gefreut. Aber ich habe den Sänger Josef Schmidt gemeint. Ich hab sofort gemerkt, dass ich den falschen meine. Nach den Lektionen, sagte ich:“ das kenne ich so gut, das sagt mir weiter nichts. Aber Ihr müsst noch etwas haben, wovon wir bis jetzt nicht gesprochen haben!“ „Ja, Lehrer und Bündnisse!“. Das kenne ich nicht, Dann gebt mir das Buch! “Ja, dann gebt mir das Buch, da lese ich drin!“ Das haben wir gemacht. Das war der Bruder Gäbler. Ich bin übrigens ein Cousin zu Schwester Henkel. Dann gab er mir seines. Die haben dann auch bei uns gewohnt. Dann komme ich zum Abschnitt einhundertzweiunddreißig, den habe ich gelesen und sage zu meiner Frau, wenn das, was da drinsteht, in der Kirche üblich ist und das geschieht, dann ist das die richtige Kirche für uns. Das war ausschlaggebend, die ewige Ehe, die Siegelung im Tempel! Wir wurden dann am 28 Dezember 1963 getauft, mit unseren drei Söhnen aber unsere Tochter nicht. Sie war bereits verlobt, die hat im Januar geheiratet, sie hat ihren Bräutigam gefragt, der ist katholisch, nein jetzt hab ich mich schon evangelisch taufen lassen, das kommt nicht in Frage.
Unser Gerhard ist schon zum zweiten Mal Bischof in Ludwigsburg, war schon in der Pfahlpräsidentschaft und seine Söhne, die kennen Sie ja. Ich wurde mit zweiundsiebzig Jahren als Bischof berufen. Ich habe knapp sechs Jahre gedient und war um die achtundsiebzig, als ich entlassen wurde. Damals war Bruder Schwing Pfahlpräsident, und er war auch in Heilbronn in der Priesterschaft Versammlung. Da hat er gesagt: „Bischof stehen Sie einmal auf, jetzt sagen Sie einmal den Herrn, wie alt Sie sind!“. Da war ich sechsundsiebzig.
Sehr geehrter Herr Weber,
Letzte Woche kaufte ich Schirmmütze aus dem zweiten Weltkrieg.
In diesem Schirmmütze steht die name Hermann Weber.
Ich würde wirklich gerne in Kontakt mit dem ursprünglichen Besitzer zu bekommen.
Jetzt weiß ich, dass es viele Menschen mit diesem Namen sind, aber ich wollte es versuchen.
Ich mag einige von Ihnen zu hören.
Entschuldigung für mein schlechtes Deutsch.
Grüße Nick Geerling aus Niederlande.