Hermsdorf, Waldenburg, Schlesien
Mein Name ist Rudolf Ernst Steiner. Ich stamme von guten Eltern ab und komme aus Hermsdorf, Kreis Waldenburg in Schlesien. Wir kommen aus einer guten evangelischen Gemeinde und haben zwar nicht regelmäßig, aber doch oft den Gottesdienst besucht. Als wir nach den vielen Kriegswirren hier ankamen, war es so, dass wir in der zugehörigen Kirchengemeinde nicht aufgenommen wurden. Nach drei, vier Besuchen haben wir diese Kirche nicht mehr aufgesucht.
Angefangen hat alles in Hermsdorf, Kreis Waldenburg. Ich bin der älteste Sohn meiner Eltern, Helmut Ernst Steiner und Selma Martha Poguntke. Mein Vater war bei der Bahn beschäftigt und im Zusammenhang mit dieser Beschäftigung wurde er, wie das in der damaligen Kriegszeit war, nach Osten, in den sogenannten Wartegau, versetzt, wo er seinen Dienst verrichtete. Die Familie wohnte auch dort, in Hochwiesen, in der heutigen Kreis Jarotschin. Dort wurden wir von den Kriegswirren überrascht. Der Bahnhof lag außerhalb und die sogenannte Evakuierung der Bevölkerung vor der russischen Front ging an uns vorbei. Wir hatten nichts davon erfahren und waren überrascht, als der Ort menschenleer war.
Da mein Vater bei der Bahn war, konnte er einen zwar völlig überfüllten Lazarettzug anhalten, um seine Familie vor der Front zu retten. Wir wollten nach Hause fahren, nach Waldenburg, wo mein Vater herstammte. Zwei Stationen vor unserem Ziel traf mein Vater einen ehemaligen Kollegen und der fragte: „Was willst du hier? Deine Mutter wird heute beerdigt“. So hat mein Vater die Familie, seine Frau und die drei Jungs, seinem Bahnkollegen überlassen, um zur Beerdigung seiner Mutter per Anhalter zu trampen.
Wir konnten dann die kleine Wohnung meiner verstorbenen Großmutter nutzen, bis wir dort auch wieder raus mussten und mit unbekanntem Ziel flüchteten. Bei dieser Bahnfahrt wurden wir von Tieffliegern angegriffen.
Wir haben dann in Bensen, Kreis Tetschen-Bodenbach, heute Benešov nad Ploučnicí in der Tschechischen Republik, Station gemacht. Wir haben erst einmal den Transport verlassen und sind in einem Haus untergekommen. Den Einmarsch der Roten Armee, der Russen, haben wir dort erlebt. Für unsere Familie war es wieder ein glücklicher Umstand, dass in diesem Haus, in dem wir unterkamen, Tschechen wohnten. Richtige, echte Tschechen. Die Frauen haben über Nacht aus Bett-Inletts eine tschechische Fahne genäht, das blaue Dreieck und rot/weiß. Der Besitz einer solchen Fahne war strafbar. Deshalb haben sie die Fahne in der Nacht noch schnell genäht und neben die weiße Fahne, die Pflicht war, gehängt. Das bedeutete, dass dieses Haus weder geplündert, noch irgendwie anders belästigt werden durfte.
Als Kriegsende war, hießt es: „Der Krieg ist zu Ende, heim ins Reich, wieder nach Hause!“ Das Ziel war immer wieder, nach Hause, nach Schlesien. Es wurden Transporte zusammengestellt, auch wieder ein Bahntransport. Dieser wurde mehrfach unterbrochen und ging dann bis Görlitz. Dort war Schluss, weil die Brücken gesprengt waren. Wir sind dann zu Fuß von Görlitz bis in den Kreis Brieg, wo meine Mutter herstammte, gelaufen. Wir waren ca. acht Wochen unterwegs. Auf diesem Marsch sind natürlich viele, viele Dinge passiert, die heute vielleicht unglaublich erscheinen.
Zum Beispiel: Man musste, aufgrund der Sperrstunde, es war ja ein Besatzungsregime, abends zehn Uhr die Straße verlassen haben. Das klappte oft nicht, weil man keine Unterkunft fand. Wir waren zu Fuß unterwegs und auch noch in einer fremden Gegend. Die Häuser und die Bauernhöfe waren alle überfüllt. Die haben ja nicht gerade auf uns gewartet. Immerhin waren wir eine ziemlich große Gruppe, die aus meinen Eltern, uns drei Jungs, einer Tante (Schwester meines Großvaters) und drei Schwestern meiner Mutter (eine davon mit zwei Kindern) bestand. Eine so große Gruppe fand nicht so ohne weiteres eine Unterkunft. So passierte es, dass wir zweiundzwanzig Uhr noch auf der Straße waren. Eine zweirädrige Pferdedroschke mit Überbau mit zwei polnischen Offizieren kam auf uns zu. Sie nahmen direkt Kurs auf uns und hätten uns niedergetrampelt, wenn meine Mutter nicht mit Tieren vertraut gewesen wäre. Sie ist den Pferden in die Zügel gegangen und hat das Gespann angehalten. Die Offiziere waren betrunken und einer zog seinen Revolver. Wir alle haben um Hilfe geschrien. Dadurch kam eine russische Streife, die uns mit Militärgewalt von der Straße geholt hat. Es waren russische Offiziere, die beim nächsten Bauernhof riefen: „Aufmachen, Patrouille – und runter von der Straße“.
Straßensperren wurden errichtet, um die rückkehrenden Deutschen zu kontrollieren. Das machte der Pole. Er kontrollierte, vor allen Dingen Geld und Dokumente. Es war ein Problem, einen Pass zu besitzen, mit einem deutschen Stempel, mit sogenanntem Pleitegeier und Hakenkreuz. Der wurde vernichtet. Mein Vater hat die Unterlagen, die für ihn wichtig erschienen, an den Kinderwagen unten dran genagelt. So haben wir sie gerettet. Diese Kontrollen wurden auch per Flüsterpropaganda bekannt gemacht. Sehr oft wurden Diejenigen, die zu Fuß unterwegs waren, gewarnt: „Dort und dort ist eine Kontrolle“. Diese Kontrollen wurden dann umgangen. Bei den vielen Flüchtlingen wurde ein System entwickelt, dass man vor diesen Kontrollen gewarnt wurde.
Wir sind wieder in den Ort gegangen, aus dem meine Mutter stammte, Löwen, Kreis Brieg, weil mein Großvater dort ein Haus gepachtet hatte. Es war nicht sein Eigentum. Die ganze Familie hatte untereinander ausgemacht, wenn wir uns durch Kriegswirren verlieren, ist das der Sammelpunkt der Familie, das Haus in Löwen, Kreis Brieg. Dort sind wir hingegangen und haben uns mit noch anderen Familienmitgliedern getroffen. Wir haben dann darauf gewartet, dass alles wieder in geordneten Bahnen lief. Das war aber nicht so, sondern die sogenannten deutschen Ostgebiete wurden abgetreten und wir mussten das Land wieder verlassen.
Das ging auch nicht ganz reibungslos, denn durch Mangel und viele andere Dinge gab es 1945 eine Typhus-Epidemie. Diese Epidemie raffte sehr viele Menschen weg, weil keine Medikamente da waren, keine ausreichende Nahrung und die hygienischen Bedingungen auch nicht die Besten waren. Aus unserer Familie starb zuerst die älteste Schwester meiner Mutter, die eigentlich der Dreh- und Angelpunkt für meine Großeltern war. Sie war die älteste Tochter, ihr hatten sie eine Ausbildung ermöglicht und sie hat ihre Schneidermeisterin gemacht. Die ganze Familie orientierte sich an der Ältesten. Alle anderen mussten zurückstehen, damit die Älteste diese Ausbildung haben konnte. Sie starb als Erste an Typhus. Sie hinterließ zwei Kinder. Meine Großmutter, also ihre Mutter, hat das nicht verkraftet. Sie hat sich hingelegt und ist auch gestorben, ohne dass sie ernsthaft erkrankt war. Bei dieser Typhus-Epidemie ist auch mein jüngster Bruder, der noch kein Jahr alt war, gestorben.
Das Problem war dann, dass die beiden Kinder meiner Tante von meiner Mutter übernommen wurden. Sie hatte dann vier Jungs. Es kam eine Situation, die sehr schwierig für die Familie war. Die Polen hatten zu dieser Zeit sogenannte Vergeltungsmaßnahmen beschlossen. Ein ehemaliges deutsches KZ wurde dazu benutzt, den Deutschen etwas heimzuzahlen. Es wurde dort niemand erschossen, es wurde niemand vergast, es wurde niemand erschlagen. Aber das Essen wurde ungefähr drei Wochen lang ohne Salz zubereitet, und dann wurde ein Essen versalzen. Das bedeutete, Ruhr. Von dreitausend Menschen sind siebenhundert übrig geblieben.
Der Ort, in dem wir zu Hause waren, war am 19. Dezember 1945 dran. Als das bekannt wurde, versuchte man natürlich zu fliehen, aber der ganze Ort war hermetisch abgeriegelt, war vom Militär umstellt. Es war unmöglich, rauszukommen. Vier Uhr morgens wurden die Leute aus den Häusern gejagt und dann zu Fuß in dieses KZ getrieben. Wer es nicht schaffte, wurde gleich erschlagen. Das war auch etwas, was man zur ganzen DDR-Zeit niemals hätte sagen dürfen, weil das gefährlich war. Nach meinen Erinnerungen war es das KZ Landsdorf, aber ob der Name wirklich stimmt, will ich heute bezweifeln. Das ist in der Nähe von Brieg.
Am 18. Dezember 1945, also einen Tag vorher, bekamen wir Kinder unsere Pfefferkuchen, die für Weihnachten geplant waren. Das waren die Weihnachtsgeschenke, die wir hatten. Ein großer Pfefferkuchenmann mit buntem Papierbild drauf geklebt, wie es damals üblich war. Das bekamen wir, die Erwachsenen aßen nichts, die weinten nur. Uns Kindern hat man natürlich nicht erzählt, warum. Die Erwachsenen haben in dieser Nacht nicht geschlafen. Es wurde vier Uhr, es wurde viertel fünf, es wurde halb und dreiviertel fünf, es passierte nichts. Fünf Uhr gingen die Ersten wieder zur Arbeit. Das Fenster wurde aufgemacht, um zu sehen, was los war. Es hieß, der Russe habe alles abgeblasen. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass der Russe, die sowjetische Besatzungsmacht, in dieser Nacht das Lager niedergebrannt hat. Die Leute, die da drin waren, wurden raus gejagt, und alle Baracken wurden abgebrannt, damit sie nicht mehr von den Polen benutzt werden konnten. Vielleicht alles auch unter dem Gesichtspunkt, wie meine Familie immer wieder beschützt wurde.
Wir mussten im September 1946 das Land verlassen. Wir wurden ausgewiesen. Das war planmäßig. Es wurden Transporte zusammengestellt und wir kamen in ein Lager nach Freital bei Dresden. Wenn man von Freiberg nach Dresden fährt, kann man durch Freital fahren. Von dort aus wurden wir auf die einzelnen Ortschaften, die soundso viel zu übernehmen hatten, aufgeteilt. Wir kamen nach Lößnitz bei Freiberg, das heute eingemeindet ist. Zwischen dem Tempel und dem ehemaligen Haus des Tempelpräsidenten ist die Grenze zwischen Freiberg und Lößnitz. Wir wurden am anderen Ende von Lößnitz eingewiesen und haben einen „Neustart“ versucht. Das Problem war eigentlich nur, dass sich hier das Leben normalisiert hatte, im Herbst 1946. Es waren eineinhalb Jahre seit Kriegsende vergangen. Wir kamen nun neu dazu. Wir waren Eindringlinge, Fremdlinge. Wir hatten hier keinen guten Start.
Ein Beispiel: In dem Haus, in dem wir eine Wohnung bekamen, gab es in den Bodenkammern von zwei Familien Tische. Wir, mit sieben Personen, drei Erwachsene und vier Kinder, hatten keinen Tisch. Wir bekamen den Tisch nicht einmal leihweise, obwohl wir mit niemandem böse waren. Wir bekamen ihn einfach nicht. Das war unsere Situation. Das erste Geld, oder das letzte Geld, das wir mitgebracht hatten, war ein Fünfzig-Mark-Schein. Als wir im benachbarten Lebensmittelladen kaufen wollten, sagte die Besitzerin: „Das Geld gilt hier nicht. Das ist Territorialgeld“. Wir hatten also nichts. Bevor uns die Wohnung zugewiesen wurde, wurden wir verpflegt. Dann waren wir plötzlich auf und selbst gestellt – und hatten nichts. Der letzte Fünfzig-Mark-Schein war ungültig. Das war unsere Start-Situation.
Die Lebensmittelladen-Besitzerin hatte ihren Mann im Krieg verloren und dadurch Verständnis für diese Dinge. Sie hat erst einmal angeschrieben und hat uns auch später unterstützt. Da war oft etwas eingepackt, das nicht auf der Rechnung stand. Es gab schon Leute, die vernünftig waren. Später hat sich das alles normalisiert. Mein Vater hatte eine Arbeit bekommen und wir konnten existieren.
Dann ging es darum, zu welcher Kirche wir hier gehörten. Wir gehörten zu Tutendorf, ein Nachbarort von Freiberg. Der Weg dorthin war ein Fußmarsch von etwa einer Stunde hin und einer Stunde zurück. Wir wurden dort komisch angeschaut, wie: „Was wollen die hier?“ Nicht einmal der Pfarrer hielt es für notwendig, uns wenigstens „Guten Tag“ zu sagen. Da waren wir drei oder vier Mal und dann nicht mehr.
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage haben wir durch das Spielen der Kinder kennengelernt. Wir haben damals auf der Straße Völkerball oder auch Räuber und Gendarm gespielt. Immer in sehr großen Gruppen. Autos kamen keine auf der Straße, so dass wir sie nutzen konnten. In der Nachbarschaft gab es zwei Mädchen in meinem Alter, eine etwas jünger und eine etwas älter, die spielten Mittwochnachmittags nicht mit. Sie gingen mummeln. Was das auch sein mochte, es war eine abwertende Bezeichnung. Ich wollte wissen, wo sie hingehen. Sie haben es aber nicht verraten. Sie haben gesagt: „Da musst du mitgehen!“ Ich habe mich überwunden und bin mitgegangen, zur Primarvereinigung am Mittwochnachmittag. Die damalige Primarverein-Leiterin, Schwester Emma Fleischer, hatte eine sehr nette Art, auf die Kinder einzuwirken. Sie sagte zu mir: „Wenn du kommst, kannst du auch Flöte spielen lernen. Das lernten wir dann immer am Schluss. Meiner Mutter gefiel es, dass ich Flöte spielen lernte. Sie hat mir eine Flöte gekauft, obwohl das Geld nicht so reichlich war. Damals bekam man eine Flöte für fünfmarkachtzig. Ich bekam eine Blockflöte und konnte zur Primarvereinigung gehen und Flöte spielen lernen. Das war der Anlass, dass die Mutter der beiden Mädchen zu meinen Eltern kam und sie zur Sonntagsschule einlud. So haben wir die Kirche kennengelernt.
Dann ging es darum, sich taufen zu lassen. Mein Vater hat irgendwann einmal den Begriff „Büchsenmitglieder“ gehört. Zu dieser Zeit war das Wohlfahrtswerk wirksam, das heißt, es kamen Lebensmittellieferungen aus dem Wohlfahrtswerk, die an die Mitglieder verteilt wurden. Da gab es natürlich viele, die sich der Kirche anschlossen, um diese Lebensmittellieferungen zu haben, die Büchsenmitglieder. Als mein Vater diesen Begriff gehört hatte, war es aus bei ihm. Er sagte: „Büchsenmitglieder werden wir nicht!“ Das war entschieden. Wir hätten vielleicht ein oder anderthalb Jahre früher getauft werden können, wenn diese „Büchsenmitglieder“ nicht in meines Vaters Kopf rumgespukt hätten.
Als diese Lieferungen 1949 aufhörten, wurden wir getauft. Am 24. September 1949 wurden meine Eltern und ich im Soldatenteich im Wald bei Freiberg getauft. Zu dieser Zeit war es noch so, dass man neunzehn Uhr den Wald verlassen musste. Wir hatten die Taufe für achtzehn Uhr angesetzt, soweit ich mich erinnern kann. Es wurden noch andere getauft, nicht nur wir. Eine Decke wurde mitgebracht und auf einen Baumstumpf gelegt und so wurde gleich der Heilige Geist gespendet. Neunzehn Uhr war nun schon vorbei. Der Förster kam und hat Theater gemacht. Die Brüder hatten ihn beiseite genommen und erklärt, dass wir das noch zu Ende bringen wollen. Unter seiner Aufsicht haben wir den Gottesdienst beenden können, nachdem wir noch ein Lied gesungen hatten. In seiner Begleitung haben wir dann den Wald verlassen. Das war mein Tauftag. Ich war damals zehn Jahre alt. So sind wir Mitglieder geworden.
Wir waren dann mehr oder weniger eine Stütze in der Gemeinde. Mein Vater war zwanzig Jahre lang Gemeindesekretär. Seit wenigen Wochen bin ich in dieser Berufung sein Nachfolger. Wir haben die ganze Entwicklung der Gemeinde in den letzten fünfzig Jahren mitgestaltet. Meine Berufungen waren fast, die es in einer Gemeinde gibt. PV-Lehrer, Gemeindepräsident, Kollegiumspräsident, Hohe Priester-Gruppenleiter, GFV-Leiter, Sonntagsschulleiter, ich war alles, was man sich denken kann. 1982 war ich auch bei der Pfahlgründung dabei.
Das Problem der Stasi wird sehr, sehr hoch gespielt. Das ist ein Politikum, das man heute benutzt, um ein Regime schlecht zu machen, das von der westlichen Welt unerwünscht war. Wir selber hatten überhaupt keine Schwierigkeiten, wenn wir uns korrekt verhalten haben. Es war also eine persönliche Sache. Ich bin immer offen gewesen, ich habe immer gesagt, wer ich bin, wo ich hingehöre, was ich tue und hatte nie Schwierigkeiten. Es gab natürlich Situationen, die kritisch waren, von denen man nicht wusste, wie es ausgeht. Aber es gab auch Situationen, bei denen man eine bestimmte Arbeit nicht machen konnte, wenn man sich offen bekannte.
Ich habe in einem großen Betrieb mit eintausend Beschäftigten gearbeitet und man suchte einen Lehrausbilder. Zu dieser Zeit hatte ich beim Roten Kreuz als Lehrkraft gearbeitet und habe in dem Betrieb mit eintausend Beschäftigten einhundert-achtzig Arzthelfer ausgebildet. Ich war also ein bekannter Mann im Betrieb. Ich habe mich auf diese Stelle beworben. Der Obermeister sagte daraufhin zu mir: „Die Stelle hätten wir ja gar nicht ausschreiben brauchen, wenn wir gewusst hätten, dass sie das interessiert. Sie sind bekannt und wir hätten sie gleich genommen“. Zwei Tage später sagte er: „Herr Steiner, wir können sie nicht nehmen. Irgendetwas mit ihrer Kaderakte ist nicht in Ordnung“. Ich sagte: „Ach, die Kirche“. Jemand, der aktiv in der Kirche war, konnte keine jungen Menschen ausbilden im Sozialismus. Das ging eben nicht. Ansonsten habe ich nie Schwierigkeiten gehabt. Überhaupt nicht.