Lautschen, Heidekrug, Ostpreußen

mormon deutsch dieter schmidtMein Name ist Dieter Schmidt, ich bin geboren in Ostpreußen, im dortigen Memelland, in Lautschen Kreis Heidekrug am 25. Januar 1940. Meine Eltern waren Herbert August Schmidt, meine Mutter Anna Maria Schavenings. Ich habe einen Bruder, der eineinhalb Jahre älter ist als ich, er heißt Günther Schmidt, er befindet sich im Ruhestand, war Mathematikprofesser am Gymnasium

1944 bedingt durch Kriegseinwirkung im Dezember, weil die Russen schon nahe der Stadt Heidkrug gekommen waren, verließen meine Mutter und ihre Schwester fluchtartig ihre Heimat. Die erste Teilstrecke wurde auf einem Leiterwagen zurückgelegt, meine Tante hatte einen Bauernhof und wir fuhren während des kalten Winters, es herrschten Temperaturen von minus zwanzig Grad und mehr, auf einem offenen Leiterwagen bis nach Labiau. Dort angekommen, es war wohl Mitte Januar, immer noch eisig, wollten wir zuerst, mit einem Schiff, vielleicht war es auch die Gustloff, nach Holstein oder in eines der skandinavischen Länder fahren. Aber bedingt durch Krankheit meiner Mutter, hat sich das verschoben, so dass wir den Zug nahmen. Es war ein Güterzug, in dem Tiere transportiert wurden, Schweine Rinder. Jeder Güterwagen war voll belegt mit cirka 75 Personen, im Wesentlichen Frauen, Kinder und Alte. Tagsüber wurde der Zug stillgelegt in einem Wald, damit Tiefflieger den Zug nicht sehen und beschießen konnten. In diese Zeit fiel auch mein Geburtstag der 25. Januar. Mein großes Geburtstagsgeschenk war ein Stück Kommisbrot. Das ist viereckiges Schwarzbrot im Querschnitt. Ein alter Mann gab mir ein Stück von 8-10 Zentimeter Länge, so dass meine Mutter, mein Bruder und ich davon essen konnten.

Die Fahrt führte dann weiter bis nach Lübeck. Da wurde dann ein Personenzug genommen, der uns nach Apenrade brachte. Wir sind Anfang Februar in Apenrade angekommen und wohnten bei einer Frau Hansen, eine sehr liebe Frau circa drei Monate, also bis zum Ende des Krieges, bis zum Mai. Als der Krieg verloren war, wurden alle da befindlichen Deutschen zusammengefasst in Lagern und so kamen wir nach Ochsbøl in ein Lager mit circa dreißigtausend Flüchtlingen.

Die Verpflegung war nicht sehr gut. Das ist klar, ein so kleines Volk kann nicht plötzlich so viele Leute ernähren. Die ersten Jahre in Dänemark waren sehr beschwerlich. Als Kind empfand man das nicht so sehr. Man ging dort in die Schule. Wir haben gerne die Schule besucht. Man wohnte in Baracken. Jede Baracke hatte Zimmer, die etwa zwanzig Leute aufnehmen mussten .Geheizt wurde mit einem kleinen Ofen in diesem Zimmer. Meine Mutter wurde dann gerufen, in der Lagerkommandantur die Protokolle zu schreiben und wurde dann auch Heimleiterin in einem Jugendheim, Dadurch hatten wir die Möglichkeit ein eigenes Zimmer zu haben, in dem meine Mutter, mein Bruder und ich lebte. Wir sind aber abgeteilt von einem anderen Zimmer durch eine dünne Holzwand. Meine Mutter hat uns am Abend immer aus der Bibel vorgelesen. Da fragte der Zimmernachbar, ein Mann, warum sie nicht weiter lesen würde. Also hatte er immer mitgehört. In Oxbøl blieben wir bis zum November 1948. Hatten verwandte in Amerika, der Martin Mikeleit war vor vielen Jahren nach Amerika gegangen. Er hatte auch die Bürgschaft bereitgestellt und alle Papiere. Aber meine Mutter wollte noch nicht, weil sie immer noch auf ihren Mann, meinen Vater, wartete. Leider vergeblich. mein Vater ist im Krieg vermisst. Man weiß nicht, was mit ihm geschehen ist. Man weiß nur, dass er in den letzten Kriegstagen in Ostpreußen war und da wurden fast alle Deutschen Wehrmacht Streitkräfte niedergemacht.

1948 im November sind wir dann nach Rendsburg gezogen. Dort lebte meine Tante, eine weitere Schwester meiner Mutter, die auf eigenen Wegen dorthin gekommen ist, nach dem Kriege. 1955 habe ich dort Kontakt mit den ersten Missionaren in Rendsburg gemacht. Es waren die Missionare Paul E. Young und Griesmaier, das weiß ich noch. Der Young ist mormon deutsch dieter schmidteiner der reichsten Männer, heute, in Nordkalifornien. Der hat 1956 zu Weihnachten, ein Mitglied der Gemeinde geheiratet, sie war in der Schule in der Parallelklasse, die Helga Zander. Helga Zander hatte eine weitere Schwester, die Gisela Zander, die hatte einen Bruder Mayer geheiratet, der im Kirchenerziehungssystem mitgearbeitet hat. Vielleicht kennen Sie Bruder Mayer. Er ist schon gestorben vor einiger Zeit. Ein weiterer Missionar, der mich sehr beeindruckt hat, war der Thomas Rasta. Er ist später Professor für slawische Sprachen gewesen an der BYU. Er war auch in St. Petersburg Missionspräsident. Thomas Rasta wir in einem Monat zu uns kommen, hierher. Thomas Rasha hatte immer ein Wörterbuch bei sich, wenn er etwas nicht wusste, hatte er sofort nachgeschlagen. Und er spricht heute viele Sprachen. Die Versammlungen wurden in Rendsburg in einem Hinterhaus gehalten, am Altstädtermarkt. Da gab es zum Beispiel alte gestandene Mitglieder, ein Ehepaar Lamparsky aus dem Nachbarort, schon über achtzig Jahre alt, die kamen immer, bei jedem Wetter mit dem Fahrrad zur Versammlung gefahren. Gibt’s heute nicht mehr. Und dann hat man Kontakt mit der Gemeinde gehabt. Der Versammlungsort am Altstädter Markt wurde zu klein. Wir hatten und um einen anderen Veranstaltungsort umgesehen in der Arsenalstraße in Rendsburg. Der damalige Gemeindepräsident ein Bruder Ranke, der hat auch eine sehr gute Arbeit gemacht. Der ist auch verwandt mit der Erika, die in Frankfurt lebt, ihr Mann ist da irgendwie Übersetzer.

1957 kam ich dann nach Wuppertal. Die Gemeinde habe ich dort noch nicht besucht, ich kannte nur die Gemeinde in Rendsburg, aber irgendwie habe ich aus dem Telfonverzeichnis dann herausgefunden, wo die Gemeinde ihre Versammlungen abhält, so bin ich dann sporadisch dort einmal hingegangen. 1957 vielleicht einige Male. 1958 habe ich meine spätere Frau zum ersten Mal gesehen. Sie hat im Chor mitgesungen, hat schon mal solo im Chor mitgesungen. Wir saßen öfter einmal nebeneinander in der Gemeinde in der Abendmahlsversammlung. Es war in Dezember 1959. Es sollte ein Weihnachtsspiel stattfinden und die Hauptrolle, der Josef, fiel aus und man fragte mich, ob ich diese Rolle spielen wolle. Meine Reaktion war nein, ich spiele nicht mit, habe ich noch nie gemacht, das kann ich nicht. Meine spätere Frau und zwei weitere Schwestern, die haben mich eine Stunde lang bekniet, bis ich dann sagte: “Ja, ich mach das“. Meine Frau spielte die Hauptrolle, die Maria und ich den Josef. Das Spiel ging über eineinhalb Stunden und es war viel zu lernen und so haben wir zusammengesessen und haben viel, viel gelernt. Das Stück war erfolgreich und drei Wochen später haben wir uns verlobt. Das war 1960 am 17. Januar. Ein Jahr darauf, am 17. Februar haben wir geheiratet, haben seitdem zwei Töchter. Die Silke, geboren 1961, wohnt heute in der Nähe von Kassel, in Dornhagen Fuldbrück und ist mit Bruder Radeke verheiratet, er war Gemeindepräsident von der Gemeinde Kassel vor einigen Jahren, er war auch Missionar in der Schweiz. Die andere Tochter ist mit Bruder Bergmann verheiratet, mit einem ehemaligen Bischof, der Gemeinde Wuppertal.