Rotacker, Liestal, Kanton Basel-Landschaft
Ich heiße Alice Roffler und bin 1904 in Rotacker geboren. Als ich 4 Jahre alt war, sind wir nach Dänikon gezogen. Ich war die Jüngste und hatte eine schöne Kindheit. Mein Vater heißt Traugott und meine Mutter Karoline Morach. Meine Mutter wurde 78 und mein Vater 84 Jahre alt. Mein Vater war nicht im Krieg. Er war im Militärdienst. Ich habe meinen Mann 1927 geheiratet. Mein Mann heißt Heinrich und starb 1975. Als er starb, war er 74 Jahre alt. Wir waren 44 Jahre lang verheiratet. Wir hatten einen Sohn, der am 11. Juli 2008 (also in diesem Jahr) verstorben ist. Mein Sohn hat eine große Familie. Er hat sieben Kinder und elf Enkelkinder. Er hat sich zusammen mit mir taufen lassen. Das war im Jahre 1951. Er war Hohepriester und in Österreich auf Mission.
Ich habe das Buch Mormon 126 Mal gelesen. Und dann habe ich es nochmals gelesen. Da stand auf der rechten Seite in einem Abschnitt, dass ich auf Erden bleiben kann, bis Jesus Christus wieder kommt. Ich wollte den Abschnitt wieder finden, aber es steht nirgends und ich konnte es nicht mehr finden. Aber für mich ist es klar. Ich weiß, dass ich es gelesen hatte. Ich habe ein starkes Zeugnis von Jesus Christus. Ich weiß, dass er lebt.
In der Kirche diente ich einmal als Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung der Gemeinde. Ich bin dann wegen eines Zeugnisses entlassen worden. Der Himmlische Vater hat mir die Liebe offenbart. Das hat Schwierigkeiten gegeben. Ich habe ein Zeugnis erhalten, über die Frau meines Sohnes. Der Himmlische Vater hat mir die Liebe zwischen den beiden ins Herz gegeben. Nun musste ich das Zeugnis zustande bringen.
Ich habe jede Woche für Helene gefastet. Einmal haben wir die Versammlungen in Bern besucht. Dann habe ich zu Helen gesagt, es werde wissen, dass es die Frau von Heini geben würde. Helene meinte dann sie möchte, dass Heini eine Mission erfülle. Und so musste Heini sofort auf Mission gehen. Danach hatte ich nichts mehr zu tun und sie haben dann später geheiratet.
Eine Zeit lang habe ich die Versammlungen der Gemeinde Basel besucht. Da kam Schwester Stephan aus Salt Lake City, Amerika, nach Basel und gab eine Ansprache. Sie sagte, dass die Frauen das Recht hätten, sich noch mehr Macht und Kraft anzueignen. Die Anstrengung des Einzelnen kommt zur Erhöhung. Gute Frauen und gute Mütter, um die Ungerechtigkeit zu bekämpfen und wieder in Ordnung zu bringen und durch Glauben Krankenheilung zu genießen. Die Engel werden sich kaum zurückziehen, um euch zu dienen. Der Segen wurde reichlich über mich ausgegossen. Konnte es klar verspüren. Es war wunderbar.
Am 14. April 2009 werde ich 105 Jahre alt. Wir werden im Park zu Mittag essen. Einmal, als der Geburtstag am Wochenende war, waren wir 25 Personen. Da dieser Geburtstag auf einen Dienstag fällt, werden wir dieses mal nicht so viele sein. Die Männer arbeiten und die Kinder müssen zur Schule gehen. Ich habe sieben Enkelkinder, wovon noch sechs am Leben sind. Außerdem habe ich elf Urenkelkinder.
Ich war noch nie in den Vereinigten Staaten. Einmal kam der Prophet nach Basel und alle konnten ihn grüßen. Ich glaube, es war Präsident David O’McKay, aber genau kann ich es nicht sagen. Ich habe mich im Jahre 1951 taufen lassen. Während des Krieges hatten wir keine besonderen Schwierigkeiten. In dieser Zeit wurde mein Schwager zu Grabe getragen. Das war in der Zeit, als die Deutschen in die Schweiz einfallen wollten. Ich war besorgt, wieder nach Hause zu kommen. Damals war mein Sohn Heini etwa 12 Jahre alt. Er musste ins Bett und ich war besorgt, heil wieder nach Hause zu kommen. Das war ein schlimmer Tag. Doch zum Glück sind die Deutschen nicht gekommen. Während des Krieges hatten wir genügend zu essen und mussten nie Hunger leiden.
Ich bin nicht durch den Tempel gegangen. Die Kirche hat mich frei gegeben und ich brauche keinen Schein. Das heißt, ich habe den Tempel während der Tage der offenen Türe besucht. Mein Sohn und meine Schwiegertochter haben die Tempelarbeit für mich gemacht. Die sind ja immer im Tempel. Die haben das Werk für mich und meine Nachkommen getan. Aber ich selber bin noch nicht durch den Tempel gegangen. Ich bin freigegeben von der Gemeinde und ich will keinen Schein. Ich brauche den Schein auch nicht. Ich bin würdig wie jedes andere Mitglied. Das weiß ich. Ich habe ein sehr großes Zeugnis vom Himmlischen Vater. Es ist wunderbar zu wissen, dass er lebt und mich liebt.
Ich besuche jeden Sonntag die Abendmahlsversammlung und an jedem Fastsonntag gebe ich Zeugnis. Ich mache immer den Anfang, da ja sonst niemand hoch geht. Ich muss immer zuerst Zeugnis geben. Ich muss es einfach tun. Der Himmlische Vater will es so haben. Ich komme mit dem Tram [Straßenbahn] zur Kirche. Ich bin dankbar, dass ich noch das Tram nehmen kann, obwohl ich sehr schlecht sehe. Ich fehle nie und ich habe den Wunsch, noch bis an mein Lebensende die Abendmahlsversammlung zu besuchen.*