Schwirsen, Cammin, Pommern
Mein Name ist Manfred Heinz Henning Suckow, geboren am 28.6.1928 in Schwirsen [Swierzno], Cammin [Kamień] in Pommern, mein Vater ist Robert Otto Hermann Suckow und meine Mutter Minna Radtke, wir hatten in.Schwirsen eine Gast- und Landwirtschaft, die Poststelle 1 und ebenfalls eine Shell-Tankstelle. Wir wuchsen heran in einer großen Familie, wir waren elf Kinder, einige waren schon aus dem Haus. Wir Kleinen wir mussten schon während der Schulzeit zu Hause mithelfen, wir waren mithelfende Familienangehörige. Das ging so bis zum Kriege. Mein Vater wurde 1939 am 1. September eingezogen, als Leutnant der Reserve und führte eine Fuhrparkschwadron. Meine Mutter leitete dann die Wirtschaft selber mit viel Erfolg.
Ich wurde dann 1941 eingeschult in der Oberschule in Aufbauform in Cammin. Ging zweieinhalb Jahre zur Schule und wurde mit fünfzehneinhalb Jahren am 6. Januar 1944 eingezogen als Luftwaffenhelfer und wurde bei Stettin Prülitzen eingesetzt im Kampf gegen die Bombergeschwader, die über Deutschland kamen. Es waren verschiedene Stationen an denen ich eingesetzt wurde rund um Stettin herum und Ende des Jahres 1944 wurden wir am Flugplatz Tutow im Kreis Demmin eingesetzt als leichter Flakschutz für das dort liegende Kampfgeschwader Immelmann. Ende Januar wurden wir dann von dort an die Ostfront verlegt, wurden zunächst in Kalis in Ostpommern ausgeladen, aber da war der Russe schon längst angekommen, wo wir eingesetzt werden sollten. So wurden wir dann bei Stargard in der Nähe von Großschönfeld eingesetzt, wurden da vom Russen eingekesselt und hatten da das Glück, nach einigen Tagen in der Flucht quer übers Land und durch Wasser und den aufgeweichten Püritzer Weizacker davon zu kommen. Wir wurden ein weiteres Mal, auch noch im Laufe des Winters eingekesselt im Kreis Greifenberg und kamen dann mit einer SS Aufklärungsabteilung an die Oder im Rückzug und mussten das furchtbare Elend erleben, das viele Flüchtlinge dort erlitten, weil die Russen, vor allen über die jungen Frauen herfielen, wie Stalin es befohlen hatte.
Wir kamen über die Oder bei Stepenitz nach Stettin zurück, wurden da dann gesammelt und dann auf Umwegen auf die Insel Wolin transportiert. Da waren wir ein weiteres Mal eingesetzt, wo der Russe uns nach acht Wochen, in dem wir jede Nacht von den Bombern belästigt wurden von elf bis eins, wir wurden von der Insel Wolin heruntergetrieben von den Russen und kamen am 3. Mai 1945 in Swinemünde an und wurden da eingeschifft, wo wir das große Glück hatten, dass unser Schiff von den Bomben nicht getroffen wurde, die die russische Flugzeuge auf die schweren Einheiten auf dem andern Ufer der Swene niederwarfen. Eine Bombe ging bei uns nieder und die ging genau zwischen Kaimauer und Bordwand als Blindgänger ins Wasser. Im Laufe des Nachmittags dieses Tages wurden wir dann in der Pommerschen Bucht zusammengestellt, dieser Geleitzug wurde dann schwer bombardiert und von russischen Bombenflugzeugen. Aber wir hatten Glück, unser Schiff wurde nicht beschädigt. Ein weiteres Schiff, der Hilfskreuzer Orion ging dann mit zweieinhalbtausend Landsern und auch einen ganzen Teil von meinen Freunden, mit denen ich eingezogen war als Luftwaffenhelfer brennend unter, wo sie alle mit verbrannt sind. Mein Wachmeister Krechlau hatte das Glück, und er konnte mir das später erzählen, was da alles Furchtbares passiert war.
Dann kamen wir über die Ostsee und durch schwere Gewitter nach Kopenhagen, die Dänen hatten logischerweise keinerlei Interesse an uns, die scheuchten uns dann weg und dann hatten die Engländer verfügt, dass wir nach Kiel weiter verschifft werden sollten. In Kiel konnte man uns auch nicht ausladen. Am 13. Mai 1945 kamen wir endlich in Neustadt bei Lübeck an. Wir wurden ausgeladen, ein höherer englischer Offizier kam bei uns aufs Schiff und als er meinen Freund sah, der noch ein bisschen kleiner war als ich, ich war nur 1.54 groß, den sah er an, fasste ihn auf die Schulter und schüttelte nur den Kopf. Der ließ uns alle zusammenrufen und sagte, dass wir weiterhin unseren Offizieren und Unteroffizieren unterstehen, es sind Quartiere für uns überall ausgemacht worden, es wurden Kompanien von 250 Mann zusammengestellt, die jeweils von Offizieren dann geleitet werden, die dabei sind. Jeder leitende Offizier Kompanieführer hatte den Befehl, wo wir untergebracht werden. Wir sind vom Engländer sehr gut versorgt worden, sind dann auf einen Hof in Cismar angelangt und dort verpflegt worden, so wie der Offizier uns das gesagt hat, mit 1060 Kalorien, fünf Biskuits, 250 g Cornedbeef und 30 Gram Butter, das Wasser kriegten wir auf dem Hof. Wir waren auf dieser verhältnismäßig kleinen Landwirtschaft mit tausend Mann. Im Dorf war ein größeres Gut, da lagen 10 000 Mann. Insgesamt waren in diesem Dorf Cismar 40.000 Mann untergebracht. Das war eine schöne Zeit, die wir dort erlebten. Weil wir im Umkreis von fünf Kilometern uns frei bewegen durften. Die Engländer sahen wir kaum, höchstens mit Kolonnen durch Zisma fahren.
Wir hatten einmal das Glück, mein Freund und ich, wie wir an einer Straße langgingen, das oben jemand winkte und dann ließ er einen Gegenstand quer über die Straße auf uns zurutschen. Wir nahmen das sofort auf, die andern Landser kamen auch gleich und wollten das Gleiche, aber sie haben es ja zu uns hingeworfen. Es war eine Büchse Ölsardinen. Natürlich eine Delikatesse in dieser Zeit für uns.
So hatten wir dann nach gut drei Wochen dieses Lager auch überstanden und uns gesagt wurde, wer eine Heimatadresse angeben kann, der kann sich entlassen lassen. Und so haben wir dann gleich geknobelt. Die Heimat in Pommern, da ist keiner mehr. Meine Schwester, die bei meiner Mutter war, die hatte aus Celle geschrieben. Und an dem Tag, wo mein Vater durch unsere Stellung auf Wolin zog, da konnte ich ihm gerade noch die Karte zeigen. Da sagte er, gut, sollten wir rauskommen, dann können wir uns in Celle wieder treffen, wenn es der Himmel will. Ich habe dann meine Adresse in Celle angegeben, aber da ich keine Straße wusste, da habe ich gesagt: „Bahnhofstraße 14, Heimatadresse“. Ich bin dann endlich nach einer Woche Entlassungslager, Entlausung usw. dort angekommen. Da sagte mir einer am Arbeitsamt: „Das ist doch ein Fabrikgebäude.“
Meine Mutter musste, so wie alle Flüchtlingen, sie wollte nicht unter den Russen leben. So ist sie geflüchtet. Nur meine Mutter hatte den großen Fehler begangen, dass sie sich inzwischen eindeutschen hat lassen, und als meine Mutter gehen wollte, war sie war mit einem Polen verheiratet, der sich auch hatte eindeutschen lassen und dann in die Deutsche Wehrmacht eingetreten war. Und als nach drei Wochen die älteste Schwester meiner Mutter traf, da sagt sie, wenn du heute Abend noch mal hin willst, kommt Anna vorbei.“ Tatsächlich ich traf dann Anna, sie freute sie riesig. Und sie sagte, ich hab Mama gleich gesagt: „Bleib hier, die Polen die bringen euch bloß um.
Ich war in dem Sommer auf verschiedenen Höfen im Raum Celle und war tätig in der Landwirtschaft und habe dann Ende Oktober von meiner Tante erfahren, dass mein Vater inzwischen geschrieben hatte und zwar aus Lale bei Schuppenstedt im Braunschweigschen. Da habe ich dann erst einmal bei meinem Bauern weiter gearbeitet, aber weil der so grob zu mir war, da habe ich dann nach zwei Wochen gekündigt und bin dann zurück nach Celle und habe mich dort über die Bahn nach Braunschweig begeben, das war schwierig, weil alles zerstört war und vor allen Brückenkaputt waren. Die Fahrt war umständlich von Celle über Braunschweig nach Schottenstedt. Wir sind gar nicht so weit gekommen, weil ich unterwegs den vierzehnjährigen Sohn des Gärtners traf im Güterwagen, mit dem wir mitfuhren über Wolfenbüttel nach Schottenstedt und wir kamen ins Gespräch und da sagte er: “Wenn ihr mitmachen wollt, die stehen hier dauernd auf der Strecke, dann gehen wir zu Fuß, quer feldein. Es war gerade Rübenzeit und die Rübenäcker waren überall frei, man konnte da querbeet einfach durch die Landschaft gehen. Da sind wir dann
Wir kamen im Laufe des Abends am 26. Oktober 1945 in Weiler an und ich fragte mich dann durch zu dem Landwirt Otto Schragel, bei dem mein Vater einquartiert war als Kriegsgefangener Hauptmann, immer noch. Wie ich dann auf den Hausstein oben kam, da kam mir eine Frau entgegen und da sagte ich „Guten Abend, mein Name ist Manfred Suckow, mein Vater, Hauptmann Suckow, soll hier bei Ihnen einquartiert sein!“ „Ja, gut, einen Moment, guten Abend erst mal, Herr Suckow, kommen Sie bitte einmal, Ihr Sohn ist hier!“. Dann kam mein Vater heraus, wir konnten uns begrüßen. Der Bauer sagte;“ Ja, wenn du arbeiten willst, wenn du arbeitswillig bist, dann kannst du hier bei mir bleiben und Arbeit bekommen!“. So war ich bei meinem Vater gelandet und habe in der Landwirtschaft gearbeitet. Mein Vater wurde im Lauf der nächsten Zeit bald aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und irgendwann zum Jahresende bekamen wir Bescheid von meiner Mutter, die inzwischen in Mecklenburg angekommen war zu Menger und da denn von den russischen Truppen überrascht wurden.
Sie hatten beantragt zur Familienzusammenführung, was Engländer, Amerikaner und Russen vereinbart hatten, dass die Familien zusammengeführt werden, hier in den Westen zu dürfen. Wir sollten schnellstens eine Zuzugsgenehmigung besorgen, Das hatten wir auch gemacht. Die kam aber nicht rechtzeitig an, da hat meine Mutter mit meinen Geschwistern beschlossen, mit dem letzten Zug aus der Ostzone raus zu fahren. Da kamen sie denn eines Abends in Schottstedt bei strömendem Regen am Bahnhof an, das waren sieben Kilometer von unserm Dorf weg und wie denn abends im Dunkeln der Ortsdiener vorbeikam: „Herr Suckow, Ihre Familie ist auf dem Bahnhof, sie sollen sie abholen!“ Mein Vater schaltete gar nicht aber der Bauer: „Manfred geh rüber zu Heinrich Habes, das war der Gespannführer, er soll die Pferde anspannen und du schmeißt Stroh auf den Gummiwagen und die Plane darüber, fahrt ihr und holt sie ab!“.
Mit so schweren, kaltblütigen Ackergäulen ist das natürlich mindestens zwei Stunden sieben Kilometer dort hin zu fahren, denn die traben ja nicht, die gehen nur. So waren wir gute zwei Stunden später, es war ja schon Abend, wir hatten ja nur eine Stalllaterne und wir fuhren über Dörfer nach Schottstedt. Das war eine Riesenfreude, wie ich da vorne reinkomme auf den Bahnhof, wie meine Geschwister, vor allen die jüngeren auf mich losstürmten, diese Freude kann man nicht beschreiben. Einfach großartig.
Wir lebten dann eine Weile bei dem Bauern auf dem Hof als Familie und arbeiteten da alle. Dann kam eine befreundete Witwe immer wieder von ihrem Hof herüber, sie hatte schon vorher Kontakt mit meinem Vater und sind dann auch einmal ins Gespräch gekommen und dann hat sie spaßeshalber meinem Vater schon einmal angeboten gehabt: „Herr Suckow, Sie sind doch Landwirt gewesen, Sie könnten doch auch meinen Hof übernehmen, damit er wieder in eine Hand kommt, jetzt ist er an drei Bauern verpachtet!“ „Ja, Ja“, hat mein Vater gesagt: „Können wir machen!“. Meine Mutter war nicht so sehr begeistert. Mein Vater hat denn zugeschlagen, wie die Frau Gebensleben wieder einmal herüber kam. „Herr Suckow. Jetzt meinen wir es aber ernst, ist das wirklich ernst auch von Ihrer Seite, dass Sie den Hof übernehmen wollen?“ „Ja, Ja“, sagt er, „Können wir machen!“ Und so sind wir am ersten März 1947 auf den Hof gezogen. Wir lebten dann natürlich in einer grausamen Enge, weil in dem kleinen Haus, wo Frau Gebensleben und ihrer Tochter und Schwiegersohn auch weiter dort lebten und sie mussten sich auch einschränken, wobei die beiden Jäger noch dazu kamen. Aber wir merkten das nicht, wir waren diese Enge ja gewohnt und gaben uns damit zufrieden, dass wir am eigenen Hof wohnten.
Das Frühjahr wurde noch sehr, sehr schwer, weil wir wenig zu essen hatten und so gut wie keine Früchte einlagern konnten. So mussten wir zusehen, wie wir uns denn furch die Zeit durchschlugen. Wir haben dann alles überstanden. Bis zum Sommer hatten wir eingesät und gepflanzt und so hatten wir den ab 1947 eigene Ernten. Ich war dann bei meinem Vater bis 1949. Dann bin ich für ein Jahr in die Heide gegangen zu einem Bauern nach Waldsrode, in der Gegend von Fallingbostel Das war auch für mich eine angenehme Zeit, wieder auf einem andern Betrieb zu arbeiten. Danach bin ich wieder zu meinem Vater zurückgegangen, weil meine Mutter der Meinung war, es ist niemand da, weder mein Vater noch meine Geschwister, die da richtig organisieren können. So begab ich mich dann leider wieder zurück, anstatt meine eigene Ausbildung in Angriff zu nehmen.
Ich war ja einundzwanzig Jahre, da hatte ich meine eigene Ausbildung in Angriff nehmen müssen. Das habe ich nicht getan, habe bis 1953 bei meinem Vater weiter gearbeitet mit einigen Brüdern. Mein Bruder Günther war dann schon 1952 in die Landwirtschaftslehre gegangen. Ich habe dann den Winter 1952/53 die Landwirtschaftsschule im Wintersemester gemacht und bin dann für sieben Monate bei einem andern Bauern in der Lehre gewesen, um mich vorzubereiten auf die landwirtschaftliche Gehilfenprüfung, die ich dann 1954 im Raum Salzgitter dann bestanden habe, mit meinem Bruder Günther zusammen. Ich war dann noch bis 1954 bei meinem Vater und mein Bruder Günther kam dann wieder zurück und arbeitete ein Jahr als Verwalter bei der Mutter eines Schulkameraden, um mich langsam auf die Meisterprüfung vorzubereiten. Nach einem Jahr ging ich wieder zu meinem Vater zurück, weil mein Bruder es so nicht schaffen konnte, Da haben wir noch ein Jahr bei meinem Vater gearbeitet, dann hat er den Hof aufgegeben und wir sind dann aus der Landwirtschaft herausgegangen.
Ich bin dann auf Umwegen nach Wolfsburg gekommen. Mein Bruder Wolfgang war schon in Wolfsburg, obwohl er früher Zollinspektor war ist er dann doch ins Volkswagen-Werk gegangen, weil er für seine Familie sorgen musste. Ich bin dann zu ihm gezogen und bin dann auch für zwei einviertel Jahre ins VW-Werk gegangen, als angelernter Gießer.
Inzwischen war ich dann mit den Missionaren in Kontakt gekommen in Wolfsburg. Wahrscheinlich sollte es so sein, dass mein Vater den Hof aufgab, obwohl er eigentlich für uns aufgebaut war, aber das war wohl vom Vater im Himmel irgendwie gesteuert, dass wir nach Wolfsburg kamen und ich endlich die Kirche fand, nach der ich ja gesucht hatte. Denn ich hatte in Wale schon einmal auf dem Pachtgrund von meinen Eltern meinem Bruder Günther gesagt, „Ich werde einmal aus der evangelischen Kirche austreten und zu einer Kirche gehören, wo ich Priester werde, aber nicht dafür bezahlt werde!“
Mein Bruder hatte Anfang 1944, als ich gerade eingezogen war als Luftwaffenhelfer, hatte einen Kopfschuss bekommen am Ladogasee und er schrieb noch kurz vorher einen Brief. Da war ich regelrecht erschüttert. Er hat mich nie so angeredet, aber plötzlich schrieb er einen Brief:Mein liebster Bruder! Der Brief war unwahrscheinlich gefühlvoll und ich hatte da schon das Gefühl, dass er eine Ahnung hatte, dass sein Leben nicht mehr lange dauern würde. Da war er gerade einundzwanzig Jahre alt. Er hieß Hans Jürgen. Gerade in Schwelen, wie ich dreizehn Jahre war, da war ich hinten auf dem großen Hof bei meinen Eltern und da hatte ich irgendwie eine geistige Anwandlung. Da ging ich in ein Zimmer, das wir Vereinzimmer nannten. Da setzte ich mich aufs Sofa, da hatte ich ganz klar die Eingebung: „Das Leben beginnt nicht mit der Geburt und es endet nicht mit dem Tod!“
Das hat mir der Pastor nicht beigebracht, das haben mir meine Eltern auch nicht gesagt, die nicht kirchlich eingestellt waren, obwohl wir evangelisch waren. Und dieses, was ich schon sagte von meinem Bruder, ich sagte, dass ich einmal Priester werden würde, aber aus der evangelischen Kirche werde ich austreten. In Wolfsberg trafen mich die Missionare. Sie kamen an unsere Wohnung und klingelten. Ich hatte drei Monate vorher Besuch von einem Zeugen Jehova. 1950 wurde ich schon von zwei jungen Männern von den Zeugen Jehovas besucht, aber dann merkte, als ich mich mit ihnen unterhielt, es war nicht das, worauf ich geartet hatte und dieser Zeuge, konnte mich auch nicht überzeugen, dann hatte ich ihm nach dreimaligem Besuch dafür gedankt, dass er sich so viel Mühe mit mir gemacht hat und sagte ihm dann aber, dass es keinen Zweck mehr hat, dass er wieder kommt, wir kommen nicht zusammen.
Und dann kamen Anfang Januar 1959 Bruder Matern, der jetzt Missionspräsident in der Schweiz ist und sein Mitarbeiter Bruder Leonhard. Wie ich dann aufmachte: „Guten Abend, wir sind Missionare der Kirche Jesu Christi, das ist Bruder Leonhard, ich heiße Matern, wir hätten uns gerne mit Ihnen unterhalten.“ Dann sagte ich: „Auf Euch habe ich schon lange gewartet, aber heute am Abend passt es nicht, kommt bitte am Samstag, da habe ich frei, jetzt mach ich mich gerade fertig für die Nachtschicht im VW-Werk, aber lasst die Bücher weg, da habe ich erst einmal genug davon, weil der Zeuge mich immer so behämmern wollte!“ Sie kamen und brachten auch die Bücher nicht mit, bis auf das Buch Mormon, das in der Revolvertasche war. Dann unterhielten wir uns eine ganze Weile, zwei Brüder von mir waren mit dabei, meine damalige Verlobte auch, zum Schluss holte er das Buch raus und legte es auf den Tisch. Ich wollte ihn schon ausschimpfen, da sagte er: „Wir haben keine Bücher mitgebracht aber dies ist ein ganz anderes Buch, das ist das Buch Mormon, eine zweite Heilige Schrift, die dürfen Sie da behalten, sie können sie käuflich erwerben, kostet zwei Mark, sie können sie auch so da behalten.“ „Wo versammeln Sie sich?“ „Am Bahnhof“.
Da waren da so drei vier Frauen vielleicht, die Missionare und zwei kleine Jungs. Da bin ich hingegangen. Es war nur ein kleines Zimmerchen, was sie da gemietet hatten. Da bin ich jeden Sonntag hingegangen. Bin auch zu den Distriktkonferenzen mitgefahren. Im Frühjahr, wie ich dann Richtung Porschestraße mit der Schwester Krause einmal ging, auf dem Rückweg nach Hause, sagte Sie: „Herr Suckow, Sie haben hier genau das gefunden, was Sie gesucht haben!“. „Das weiß ich nicht.“ „Ja, doch ganz sicher, Sie werden sich der Kirche anschließen, ich habe lange gesucht, war in verschiedenen Kirchen, hier habe ich das gefunden, was ich gesucht habe!“. Die Frau hat Tränen in den Augen gehabt. Bis September habe ich gebraucht, immer wieder kamen die Missionare. Wir haben uns aber nur so unterhalten und meist habe ich gesprochen. Aber dann baten sie mich einmal, ich sollte beten. Aber das war eine große Anstrengung. Ich konnte nicht beten. Dann haben sie erst gebetet, erst der eine, dann der andere und dann sollte ich. Ich habe mir fürchterlich einen angebrochen. Aber sie waren damit zufrieden „Gut, machen Sie weiter so“.
Im September hatte ich die Überlegung, ich hatte da ein Jogabuch, was ich gerade las. Es war sehr schön geschrieben. Dann kam mir der Gedanke, „Ja, die Lehre ist fast genau so, wie dies hier, nur eines kriegst du bei Joga nicht, die Taufe zur Vergebung der Sünden und dass die Hände aufgelegt werden zur Spendung des Heiligen Geistes“. Oh, da muss ich mich taufen lassen. Aber ich war zu feige, das den Missionaren zu sagen. Nach zwei Monaten im November, Familie Marbach war an dem Wochenende gerade getauft worden, Präsident Robins war wohl da als Missionspräsident, da hatten wir in Braunschweig den Grün-Gold-Ball und am Sonntag war Konferenz. Nach dieser Konferenz haben sie die Frauen aus Wolfsburg zum Busbahnhof gebracht und auf dem Rückweg sagt Bruder David Schmidt zu mir: „Bruder Suckow, ich denke es ist Zeit, dass Sie sich taufen lassen!“ Ich wurde wütend, ich wollte ihn richtig zusammenstauchen. „Warum wirst du denn wütend, du hast dich doch vor zwei Monaten entschlossen dich taufen zu lassen, warst nur zu feige, mir das zu sagen!“. Und jetzt wirst Du wütend!“. „Herr Schmidt, ich glaube, Sie haben recht, wann wollen wir es machen?“. „Gut, kommen Sie am Donnerstag zu uns, dann wissen Sie Bescheid, wie das abläuft“.
So hatten sie einen Termin geschaffen, das war Mitte November. Am 20. Dezember war dann der Termin in Braunschweig im Haus der Gesundheit, da wurde ich getauft und auch konfirmiert. Dann bin ich in der Kirche tätig gewesen. Nach einem halben Jahr erklärten mir die Missionare, es waren Bruder Hansen, glaube ich, Bruder Schulze. Wir werden demnächst Unterstützung haben durch einen jungen Mann, dass wir nicht alle Arbeit selber machen müssen. Oh, sage ich, das ist ja prima für Euch, dann seid ihr entlassen!“. Ja,. Ist der schon in Wolfsburg? Ja, der ist schon in Wolfsburg. Da müsste ich ihn doch kennen“ „Ja, den kennen Sie sicher!“ „Wie heißt er?“ „Manfred Suckow!“ „Nein, das geht nicht, das geht nicht!“ „Doch, Sie werden bei uns Sonntagsschullehrer!“. Kaum war ich Sonntagschullehrer war das Jugendlager in Lenzer Strand, auch in der Nähe von Zisma, wo ich als Kriegsgefangener gelegen hatte, drei Wochen, da hat mich Bruder Sifke beauftragt schriftlich, ich sollte ein Thema geben, bei den größeren Jugendlichen über das Thema Glück. Eine Katastrophe. Ich war das gar nicht gewohnt, vor einer so großen Versammlung das Thema geben zu können. Und da waren einige Athleten, wie der Dieter Bernd usw., die mich regelrecht fertig gemacht haben.
Am Ende stand ich da. Das Thema war nach meinem Dafürhalten vollkommen in die Tinte gegangen. Ich habe das Lager überstanden. Ich bin dann nach Hause gekommen, habe meine Arbeit da weitergemacht. Da kam dann einmal eine Schwester aus Celle mit dem Bruder Lüring. Die waren bei uns in der Sonntagsschule und ich gebe das Thema, da stelle ich die Frage, Schwester Kater meldet sich, ich nehme sie dran, drei Sätze und dann hat sie das Thema erledigt. Da habe ich da gestanden. Ich konnte sie nur anlächeln und sagte: „Das haben Sie großartig gemacht, damit ist das Thema heute abgeschlossen!“ Dann haben wir doch noch weiter ausgeführt. Sie hat mir dann am Schluss gesagt, wie wir draußen waren: „Bruder Suckow, Sie haben ein Talent as Lehrer, pflegen Sie das und fördern Sie sich selber in dieser Arbeit!“
Ab 1961 bin ich dann in Braunschweig gewesen. Im Frühjahr1961 habe ich meine erste Frau geheiratet Anneliese Trautmann und bin dann im Herbst 1961 nach Braunschweig gegangen als Krankenpflegeschüler und habe drei Jahre als Krankenpfleger gelernt, während dieser Zeit ist unsere älteste Tochter Manuela geboren. Die Schwester aus Celle hieß von Katterfeld, aber das galt ja nicht mehr. Meine erste Frau war dann auch bereit zur Kirche zu kommen, durch die Missionare Obens und Nabrozki. Sie hatte ihre Schwierigkeiten, Sie war als Kind vergewaltigt worden und dadurch war ihre Seele zerrissen. Die erste Ehe ist kaputt gegangen, weil der Mann dann Gruppensex liebte und da hatte sie keinerlei Interesse dran und hatte sich dann nach dem Tod eines ihrer Kinder in Lüneburg der Kirche angeschlossen, wo ihr Mann nicht so sehr begeistert war, hat sich scheiden lassen, daraufhin haben wir dann geheiratet. 1963 wurde Manuela geboren – unsere älteste Tochter.
1964 hatte ich die Krankenpflegeschule beendet und hatte meine Ausbildung, mein Diplom dann bekommen und hatte da erst aufgehört, weil ich damit meine Familie nicht ernähren konnte, bin dann vorübergehend bei der Firma gewesen, bei der ich in Wolfsburg, Warenspedition Schnelleke, für drei Monate und danach habe ich bei der Firma Schaumann in Pinneberg gearbeitet als Handelsvertreter 25 Jahre. Ab 1974 dann auch wieder in der Krankenpflege gearbeitet. Ich habe beide Aufgaben ausgeführt. Meine Frau war leider inaktiv. Meine Kinder gingen lange Zeit mit zur Kirche. Meine älteste Tochter erklärte, wie sie fünfzehn war, in der Kirche sind nicht ihre Freunde, sondern ihre Feinde, ihre Freunde hatte sie nur in der Gausschule in Braunschweig, infolgedessen geht sie nicht und blieb dann weg. Meine jüngste Tochter hat dann meine Frau auch zu Hause behalten. Die war zehn, die wollte sie mir dann nicht mitgeben, was sie später schwer bereut hat, aber das war dann leider passiert. Und so sind meine beiden Töchter von der Kirche abgekommen. Die älteste ist aus der Kirche ausgetreten, die jüngste ist inaktiv. Ihre erste Ehe ist auch kaputt gegangen. Der Mann war aus dem Osten und hatte keinerlei richtige Beziehung zum Geld, er hat es überall ausgegeben, so dass meine Tochter schwer mitarbeiten musste und das Geld reichte trotzdem nicht. Dann hat sie sich von ihm scheiden lassen. Inzwischen hat sie sich wieder verheiratet mit einem gewissen Stefan Weiss und wohnte in Wolfsburg.
Mein Neffe ist in Braunschweig, der älteste Sohn von meinem Bruder Wolfgang, der ebenfalls in Wolfsburg ist und dort lange Zeit die Gemeinde geleitet hat. Meine Eltern nannten mich den Obermormonen, weil ich der erste war, der zur Kirche kam, weil sie meinten ich hätte meine beiden jüngeren Brüder, Wolfgang und Armin überredet, sich der Kirche anzuschließen. Das stimmt aber nicht. Ich habe mich um sie gar nicht gekümmert. Das war Sache der Missionare und mein Bruder Wolfgang wurde am 10. April 1960 getauft und mein Bruder Armin Pfingsten 1960. Leider ist mein Bruder Armin ausgeschlossen. Er hat den Weg zur Kirche nicht wieder zurück geschafft, ob er es schafft, weiß ich nicht. Seine Kinder sind auch alle weg von der Kirche. Er hat ebenso wie mein Bruder Wolfgang vier Söhne und zwei Töchter. Mein Bruder Wolfgang hat natürlich in seiner Familie ein ganz gewaltigen Erfolg. Sein ältester Sohn ist Bischof jetzt in Braunschweig. Seine beiden Söhne waren sehr erfolgreiche Missionare, besonders der jüngere, der Wilhelm Suckow. Sie wohnen in der Nähe von Los Angeles, haben da studiert. Mein Neffe war auch dort als Leitender für VW tätig.
Meine erste Frau ist am 29.Oktober 1990 verstorben. Meine jetzige Frau habe ich am 13. August 1963 im Tempel wieder getroffen. Wir kannten uns von Braunschweig, wir waren auch zusammen im Lager Lenske gewesen. Sie war dann nach ihrer Mission nach Frankfurt gegangen um hier zu arbeiten und sie hat ihre ersten Mann 1965 geheiratet im Tempel in der Schweiz. Die Ehe hat zehn Jahre gehalten, dann ist der Mann weltlich sehr abtrünnig geworden, dann hat sich meine Frau von ihm scheiden lassen. Sie hatte damals vier Kinder. Sie wohnten hier in diesem Haus. Dann ist ihr Mann ausgezogen, die blieb mit den Kindern hier und hat sie hier groß gezogen. Zwei ihrer Söhne gingen dann auf Mission nach England, der älteste und der jüngste. Der zweite Sohn Wolfgang ist inaktiv und die Tochter auch. Aber wir haben gute Beziehungen zu ihnen. Wir hoffen, dass sie wieder zurückkommen Meine Frau heißt Siegrit.
In Braunschweig war ich lange Zeit Sonntagschulleiter und Lehrer in der Evangeliumslehreklasse, bis dann Bruder Rumbach aus Koblenz mich ablösen konnte, nachdem er schon einige Zeit zur Gemeinde Braunschweig gehörte. Ich war dann später in der Ältestenkollegiumspräsidentschaft. Zuletzt war ich Führungssekretär vom Bischof Bergmann, der damals mein Bischof in Braunschweig war, bis Siegrit und ich dann heirateten. Und er meinte zwar, ihr kommt doch hierher, Du hast doch dein Haus hier. Nein, Siegrit hat da unten ihre Kinder und die zwei, die noch in der Schule sind oder studieren und sie selber hat ihre Arbeit, da muss ich schon hinziehen, Außerdem dann die Nähe zum Tempel. Später haben wir das Haus eben verkaufen dürfen.
Hallo Herr Suckow, meine Familie Schlüter, Küger und Krentz kommen auch aus Schwirsen bzw. Parpart, vielleicht kennen Sie die Namen?
Würde mich freuen etwas mehr über Schwirsen und Vorfahren zu erfahren.
Viele Grüße
Gerlinde Heidenreich